BLICKPUNKT Piesteritz

Am 1. Mai 1966 entstand aus einem„Volkseigenen Gut“
die„Zentralstelle für Anwendungsforschung Cunnersdorf“
– heute als Landwirtschaftliche Anwendungsforschung
wichtiger Teil des Forschungsstandortes
Piesteritz mit Labor und
Versuchsfeldern.
Ausgabe Mai 2015
100
BLICKPUNKT
Piesteritz
Es trifft die Falschen
Liebe Mitarbeiterinnen, liebe Mitarbeiter,
mit Knüppeln zwischen den Beinen läuft
es sich schlecht. Das bemerkt auch SKW
Piesteritz. Seit Jahren bemühen wir uns, die
Auswirkungen auf unsere Nachbarschaft
so niedrig wie möglich zu halten. Bei zwei
Millionen Tonnen Güter, die jährlich das
Werk verlassen, kommt der Logistik dabei
eine besondere Bedeutung zu.
Am besten wäre der Transport über die Elbe,
der aber nur sehr eingeschränkt möglich ist.
Bliebe der Güterverkehr per Bahn. Doch bereits seit einem Jahr entwickelt die Verschickung auf Gleisen ein Eigenleben, das mit
dem der launischen Elbe vergleichbar ist.
Die Verlässlichkeit der Deutschen Bahn hat
durch die vielen Streiks der Gewerkschaft
der Lokführer (GdL) schwer gelitten – und
seine Kunden zur Reaktion gezwungen. Nur
wegen der Streiks sahen wir uns genötigt,
auch für den regulären Betrieb vermehrt
andere Partner zu suchen – wohlweislich,
denn nur so konnten wir den Mega-Streik
am Monatsanfang so gut überstehen.
Wenn aber Gewerkschaften ihre Macht
bis zum letzten, bitteren Tropfen ausreizen, werden Unternehmen auch mit der
besten Vorbereitung irgendwann am Ende
sein. Arbeitskämpfe treffen nämlich nicht
die beteiligten Tarifparteien, sondern oft
genug gerade diejenigen, die die Gewerkschaftsmitglieder bezahlen: Die Kunden
der Betriebe. Für die ist es aber gar nicht
entscheidend, wer wen vertreten darf. Sie
wollen die vereinbarte Leistung, sonst wenden sie sich ab. Dann wird es aber schwierig
mit der nächsten Lohnerhöhung. Oben
drauf dürfen in vielen Betrieben die Kollegen
Fehlzeiten ausbaden, wenn die Pendler
nicht rechtzeitig zur Arbeit kommen.
Wie es anders geht, zeigt SKW Piesteritz:
Der Haustarif beschert seit Jahren Sonderzahlungen – ohne, dass darum gestritten
werden muss. Zusatzleistungen wie das Gesundheitszentrum haben nichts mit Druck
von Gewerkschaften zu tun, die nicht immer
zum Wohl aller agiert. Das ist auch beim
Streik der Erzieher zu sehen. Der Betriebskindergarten von SKW Piesteritz bleibt davon
verschont. Auch eine Alternative – zum
Wohle der Mitarbeiter und ihrer Kinder.
Ihr Rüdiger Geserick
Effektiv und sparsamer
Das „Revamp“ soll die Ammoniakanlagen verbessern.
Revamp. „Umgestaltung.“ Was einfach
klingt, wird in den nächsten Jahren die
Investitionen in die Ammoniakanlage 2
bestimmen. Ab 2018 soll sie mehr produzieren und weniger verbrauchen. Rund 56
Millionen Euro könnte das neudeutsch
„Revamp“ genannte Projekt kosten.
„Ziel ist es, nach der Generalreparatur 2017 fertig zu sein“, sagt der Leiter
des Zentralbereiches Technik/Sicherheit,
Matthias Mißling. Dann wird die Anlage
täglich 250 Tonnen mehr Ammoniak produzieren – und gleichzeitig sechs Prozent
weniger Energie benötigen.
Seit 2013 beschäftigt man sich mit dem
Projekt in Piesteritz. Damals hatte die
Konzernschwester in Lovosice Bedarf
für zusätzliche Ammoniaklieferungen
ab 2018 angekündigt. „Die vorhandenen Kapazitäten im Konzern kann
man nicht einfach umverteilen“, sagt
Dr. Bernd Göhrmann, Leiter des Zentralbereiches Produktion/
Medien. „Und eine Verbesserung bringt das
auch nicht.“ Mit dem
Revamp wird die Anlage in Piesteritz deutlich
effizienter. Bislang rangiert sie auf der Rangliste im Mittelfeld vergleichbarer Werke. Mit
sechs Prozent weniger Erdgasverbrauch
– damit könnte eine Kleinstadt versorgt
werden – wird SKW Piesteritz auf der
Liste nach oben klettern. Rang eins wird
es aber nie werden. „Dafür müsste man
die Anlagen neu bauen“, sagt Göhrmann.
In Piesteritz habe man den Kompromiss
zwischen Aufwand und Nutzen gesucht.
Dazu gehört, dass die Hüllen in der Anlage unverändert bleiben. „Wir modernisieren das Innenleben“, so Göhrmann. Und
noch eine zweite Voraussetzung muss
das Revamp erfüllen: „Es dürfen keine
zusätzlichen Stillstände notwendig sein“,
sagt Mißling.
Beides erfüllt das Konzept, das von der
Firma „Ammonia Casale“ erarbeitet wurde. Die Fachleute für „Revamps“ solcher Anlagen hatten schon die Machbarkeitsstudie erstellt und werden
garantieren, dass die erwarteten Effekte auch eintreten. Und sie müssen
bis ins Detail überprüfen, was an anderen Stellen geschieht, wenn man
an einer Schraube dreht. Das gilt
auch für die nachgelagerten Abteilungen. 250 Tonnen pro
Tag wollen schließlich
auch versandt werden.
„Dazu brauchen wir
mehr Personal“, sagt
Göhrmann.
Starke Frühjahrssaison bildet Grundstock
Finanzen. Wetterbedingt hat sich das
Zeitfenster für die Frühjahrsdüngung
stark verkürzt. Trotzdem hat SKW Piesteritz in den ersten vier Monaten des Jahres
412.000 Tonnen Düngemittel verkauft,
drei Prozent mehr als geplant. Der Anteil
der Düngespezialitäten liegt bei über 60
Prozent. Auch im Bereich Industrie- und
Spezialchemikalien sind per April über
400.000 Tonnen Produkt abgesetzt worden. Macht zusammen über 800.000 Ton-
nen. Wie auch in den vorangegangen Jahren bildet eine starke Frühjahrssaison den
Grundstock für das restliche Geschäftsjahr,
denn aufgrund eines sich immer stärker
ändernden Marktumfeldes ist wirtschaftliche Stärke kein Selbstläufer. Mit dem bisher erreichten Ergebnis sind wir auf gutem
Wege, unsere Ziele im Jahr 2015 erfüllen
zu können. Dabei spielt auch Kostenbewusstsein jedes Einzelnen eine große Rolle.
Torsten Klett
IMPRESSUM Herausgeber: Geschäftsführung der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH Redaktion: Eberhard Hinder, Carina Müller-Pflug, Markus Wagner, Barbara Rausch (Druck)
Ingenieurtechnik: selten nur ein
Projekt auf dem Schreibtisch
SER
Gene IE
ration
s
Wech
sel
Personal. “Wenn wir in einer Anlage auf- Wystyrk war und ist
tauchen, dann haben wir die Veränderung für die kompetente Unterim Gepäck“, sind sich die Projektingenieu- stützung dankbar, denn selten liegt nur
re Ludwig Wystyrk und Matthias Maiwald ein Projekt auf dem Schreibtisch. „Das Areinig. Denn ihr Job ist es vorrangig neue beitsaufkommen ist enorm hoch“, sagt der
Anlagen zu planen oder zumindest beste- 63-jährige Wittenberger. Durch die Vielfalt der Projekte könne
hende zu optimieren.
von Routine oder TaLudwig Wystyrk macht
gesgeschäft aber keine
das in dieser Position
Rede sein – auch nach
seit 1976, Matthias
fast 40 Jahren ist jeMaiwald als sein gedes Projekt eine neue
planter Nachfolger seit
Herausforderung. Den
2012. Viel Zeit für ein
HOKO-Tank im Säurelanges Einarbeitungsbereich haben sie zum
procedere gab es da- Ludwig Wystyrk und Matthias Maiwald
Beispiel 2013 gemeinbei nicht. „Ich habe
nach etwa einem halben Jahr meine ers- sam begonnen zu planen. Nun ist er ferten eigenen Projekte übernommen“, sagt tig. In den Anlagen sind sie dabei auf die
Maiwald „und musste dabei auch das ein Ortskenntnis erfahrener Mitarbeiter anoder andere Mal ins kalte Wasser sprin- gewiesen. „Wir versuchen alle Beteiligten
gen.“ Anders war es angesichts der vielen mit ins Boot zu holen“, erzählt Maiwald,
Projekte mit erhöhtem Arbeitsaufwand der täglich nach Berlin pendelt. Wenn die
auch nicht zu organisieren. „Trotzdem ist Bahn nicht gerade wieder streikt, sei das
es sehr wertvoll, einen erfahrenen Kolle- im ICE durchaus ein komfortabler Arbeitsgen im Rücken zu haben, der einem bei weg – mit ein paar Minuten zum AbschalBedarf mit Rat und Tat zur Seite steht“, ten von einem Arbeitstag nach dem man
so der 32-jährige Maschinenbauer weiter. eigentlich nie alles „abhaken“ könne.
Nicht bringen, holen:
Vier Wochen lang
muss Dussmann Essen
für SKW Piesteritz
in Wolfen kochen.
Martina Rauche wird
in nächster Zeit also
einiges zu tragen
haben. Die Küche
in der Kantine wird
ausgiebig saniert.
Foto: Herschelmann
Vier Wochen Essen auf Rädern
Sanierung. Essen auf Rädern: SKW Piesteritz wird im Juli von auswärts mit Essen
versorgt. Weil die Küche saniert werden
muss, kommen die Menüs aus einer anderen Dussmann-Küche. Vom 13. Juli bis
zum 7. August muss mit Einschränkungen
bei der Versorgung gerechnet werden.
„Dussmann wird in dieser Zeit nur zwei
komplette Menüs anbieten“, sagt Günter Hoffmann, Abteilungsleiter Organisation und Dienstleistung. Weil die Küche
in der Kantine Nord wegen Bauarbeiten
komplett gesperrt werden muss, wird
das Essen für SKW Piesteritz in Wolfen
gekocht. Schichtarbeiter werden gesondert mit gekühlten Menüs versorgt. Die
anderen Kantinennutzer werden von der
Umstellung kaum etwas merken. Der
Ausgabe-Bereich bleibt in Nutzung, auch
die Imbissversorgung soll aufrechterhalten
bleiben. Nur ein Teil im hinteren Abschnitt
des Saales wird als Vorbereitungsraum abgetrennt werden. Ursache für den Aufwand ist die Sanierung der Küchenräume.
Die Zwischendecke muss erneuert werden.
Die baufreie Zeit wird dazu genutzt, auch
Lüftung, Fenster, Wände und Böden auf
Vordermann zu bringen. Einfache Schönheitsreparaturen hätten laut Hoffmann
nicht mehr ausgereicht, um den notwendigen hygienischen Standard in der Küche
zu halten.
Einstellungen
Wir begrüßen im Unternehmen:
Bereich Ammoniak:
Uwe Düsedau, Nico Paetzold
Bereich Harnstoff:
Ina Rudnyk
Bahnstreik im Griff
Logistik. Auch den neuesten Bahnstreik
wird SKW Piesteritz gut überstehen. „Es
wird Auswirkungen geben, aber keine
gravierenden“, sagt der zuständige Zentralbereichsleiter Norbert Bökenheide.
Ernährungstipp
Am besten
schmeckt
Gemüse und
Obst aus der
Region, da es
reif geerntet
wird und die Transportwege kurz
sind. Das erste Obst bei uns ist der
Rhabarber, der für Desserts und
Kuchen verwendet wird. Jedoch
sollte er nicht uneingeschränkt
verzehrt werden. Rhabarber enthält
sehr viel Oxalsäure, deren Gehalt in
der Pflanze im Laufe des Frühjahres
zunimmt. Das sollten Menschen mit
Neigung zu Nierensteinen beachten.
Im menschlichen Körper verbindet
sich die Oxalsäure mit dem Calcium
aus der Nahrung oder aus dem Blut.
80 Prozent aller Nierensteine bestehen zum größten Teil aus Calciumoxalat. Deshalb sollte Rhabarber
nur zur Saison bis zum 24. Juni
geerntet und in mäßigen Mengen
gegessen werden. Wer nach dem
Kleinschneiden die Rhabarberstücke
kurz in kochendes Wasser taucht
(blanchiert) und dieses Wasser wegschüttet, kann den Oxalsäuregehalt
verringern. Wird der Rhabarber mit
milchhaltigen Speisen kombiniert,
mildert das die Säure und gleicht
den Calciumspiegel im Körper aus.
Nierensteine können nicht wachsen,
wenn regelmäßig Flüssigkeit aufgenommen wird. Auch wird dadurch
das Risiko, neue Steine zu bilden,
verringert. Die Empfehlung ist,
gleichmäßig über den Tag verteilt
zwei bis drei Liter zu trinken. m.h.