US-Rezessionsängste belasten globale Aktienmärkte

apoBank Finanzmarktkommentar
Klaus Niedermeier, Finanzanalyst/CEFA; 12. Februar 2016, BO
US-Rezessionsängste belasten globale Aktienmärkte
 Erst Sorgen um China und der Ölpreisverfall, …
 … jetzt Angst vor US-Rezession und Bankenkrise
 Marktreaktion und Kursverfall aus unserer Sicht übertrieben
Die globalen Aktienmärkte sind mit dramatischen Einbrüchen in das Jahr 2016 gestartet. Nachdem zunächst die Wachstumssorgen um die chinesische Wirtschaft und der drastische Ölpreisverfall im Blickpunkt standen, wird mittlerweile über
eine US-Rezession und eine erneute Bankenkrise gesprochen. Zudem zweifeln immer mehr Marktteilnehmer daran, dass die
Notenbanken mit ihrer expansiven Geldpolitik die Kapitalmärkte wieder in ruhigeres Fahrwasser zurückbringen können. Die
nachfolgende Grafik zeigt die Performance ausgewählter Anlageklassen seit Jahresbeginn 2016:
Unternehmensanleihen*
Aktien*
Währungen
ggü. Euro
Staatsanleihen*
Rohstof fe**
20%
10%
0%
-10%
-20%
Kupfer
Öl (Brent)
Gold
Silber
Australischer Dollar
US-Dollar
Britisches Pfund
Yen
Schweizer Franken
Italien
Spanien
UK
Deutschland
EU Sovereign
USA
US High Yield
Euro High Yield
EU IG Fin Corp.
EU IG Non-Fin Corp.
Italien
Tiefststand
US Investment Grade
Dax 30
Nikkei 225
MSCI China
Spanien
Euro Stoxx 50
MDAX
Stoxx 600
Frankreich
S&P 500
Höchststand
MSCI World
Osteuropa
Asien ex. Japan
Lateinamerika
-30%
31.12.2015 - 10.02.2016, Total Return Indizes
Quelle: Datastream / * Lokalwährungen, ** in US-Dollar
Gibt es Hinweise auf eine Rezession in den USA?
Einzelne Indikatoren der US-Wirtschaft haben sich in den vergangenen Monaten zwar verschlechtert, die tragenden Säulen
des Aufschwungs sind allerdings intakt. Wie bereits in der letzten Ausgabe der apoStrategie ausgeführt, hat sich der Arbeitsmarkt in den letzten Monaten anhaltend gut entwickelt. Es konnten zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden und
die Löhne stiegen. Allerdings gibt es auch Sektoren, in den sich die Lage eingetrübt hat. Als Gründe hierfür sind (1) der
starke US-Dollar, der exportabhängigen Branchen belastet, (2) die ohnehin niedrigere Nachfrage aus den Schwellenländern
sowie (3) der Ölpreiseinbruch, der sich negativ auf die Fracking-Industrie und ihre Zulieferer auswirkt, zu nennen. Die Abschwächung der US-Wirtschaft spiegelt sich bislang jedoch überwiegend im verarbeitenden Sektor wider, der Dienstleistungsbereich zeigt sich noch stabil. Wir gehen daher davon aus, dass die Wachstumsdynamik in den USA im laufenden und
im kommenden Jahr nachlassen wird. Jedoch halten wir das Abgleiten in eine Rezession für sehr unwahrscheinlich.
Die hier getroffenen Aussagen beruhen auf Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen,
die wir für zuverlässig halten, aber nicht überprüft haben. Die Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit
der gemachten Angaben ist auf grobes Verschulden begrenzt. Nachdruck nur mit Genehmigung.
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apoBank Finanzmarktkommentar
Klaus Niedermeier, Finanzanalyst/CEFA; 12. Februar 2016, BO
Ist mit einer erneuten Bankenkrise zu rechnen?
Mit einer Sektor-Performance von minus 28 % schnitten die Banken im Stoxx Europe 600 Index innerhalb der letzten drei
Monate am schlechtesten ab. Selbst die arg gebeutelten Unternehmen des Grundstoffsektors schnitten mit einer Performance von knapp -26 % noch besser ab. Was ist geschehen? Die im Rahmen der aktuellen Berichtssaison veröffentlichten
Zahlen deuten bei den meisten Banken auf eine stagnierende Gewinnentwicklung hin. Das Investmentbanking, welches
lange Zeit die Ertragsquelle der dort aktiven Banken war, wirft infolge nachlassender Geschäftsaktivitäten weniger Profit ab.
Die Gewinn- und Verlustrechnungen vieler großer Banken werden durch Strafzahlungen belastet. Die Regulierungsbehörden
stellen immer weitergehende Anforderungen an die Kreditinstitute, was mit steigenden Verwaltungskosten einhergeht.
Zudem wirkt sich das historisch niedrige Zinsniveau negativ auf die Gewinnmargen aus. Infolge des rückläufigen globalen
Wirtschaftswachstums sowie eines Ölpreises, der sich in den letzten achtzehn Monaten mehr als halbiert hat, wird außerdem mit höheren Ausfallraten im Kreditgeschäft gerechnet. Eine Auswertung der UBS zeigt jedoch gut auf, dass gerade hier
die Befürchtungen zu stark ausfallen. Je nach Bank fallen die Risiken, die sich aus der Kreditvergabe an die EnergieIndustrie ergeben, zwar sehr unterschiedlich aus. Innerhalb der untersuchten Gruppe, die mehr als die Hälfte der europäischen Bilanzaktiva umfasst, liegt die Kreditquote allerdings bei niedrigen 3 %.
Quelle: UBS
Fazit: Marktreaktionen sind übertrieben, Volatilität wird aber hoch bleiben
Die Einpreisung eines US-Rezessionsszenario bzw. einer neuerlichen Bankenkrise an den Kapitalmärkten wie zu Zeiten des
Zusammenbruchs der US-Investmentbank Lehman-Brothers halten wird für übertrieben und sehen auf diesem Niveau
Chancen zum schrittweisen Aufbau von Aktienpositionen. Die kräftigen Kursrückgänge haben dazu geführt, dass die Bewertung auf Basis der Gewinnschätzungen für die nächsten 12 Monate beim DAX mit einem KGV von 10,6 und beim Euro Stoxx
50 von 11,7 wieder deutlich attraktiver aussieht. Die durchschnittliche Dividendenrendite für das Geschäftsjahr 2016 liegt
beim DAX aktuell bei 3,6 % und für den Euro Stoxx 50 bei 4,7 %. Ungeachtet dessen sollten sich Investoren darauf einstellen, dass die bereits seit Jahresbeginn zu beobachtende erhöhte Volatilität sich im Jahresverlauf fortsetzen wird.
Die hier getroffenen Aussagen beruhen auf Informationen aus öffentlich zugänglichen Quellen,
die wir für zuverlässig halten, aber nicht überprüft haben. Die Haftung für Richtigkeit und Vollständigkeit
der gemachten Angaben ist auf grobes Verschulden begrenzt. Nachdruck nur mit Genehmigung.
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