Institut für Analysis Karlsruher Institut für Technologie (KIT) Prof. Dr. Wolfgang Reichel Rand- und Eigenwertprobleme – Sommersemester 2015 Handout zur Funktionalanalysis/Hilberträume Ref.: W. Rudin, Real and Complex Analysis, 3rd Ed., McGraw-Hill, 1987, Chapter 4. Definition F.1 (Beschränkte lineare Operatoren) Seien (X, k·k) und (Y, |||·|||) normierte Räume. Ein linearer Operator A : X → Y heißt beschränkt, falls kAk := |||Ax||| < ∞. x∈X\{0} kxk sup Im Fall Y = R heißen beschränkte lineare Operatoren auch beschränkte lineare Funktionale. Ferner gilt: ein linearer Operator ist stetig genau dann, wenn er beschränkt ist. Definition F.2 (Hilberträume) Sei H ein reeller Vektorraum mit Innenprodukt h·, ·i, d.h. (i) hx, yi = hy, xi für alle x, y ∈ H, (ii) für alle x ∈ H gilt hx, xi ≥ 0 und hx, xi = 0 genau dann wenn x = 0, (iii) hαx + βy, zi = αhx, zi + βhy, zi für alle x, y, z ∈ H und für alle α, β ∈ R. Dann wird durch kxk := p hx, xi eine Norm auf H definiert. Ist H bezüglich dieser Norm vollständig, dann heißt (H, h·, ·i) Hilbertraum. Definition F.3 (Orthogonalität) Sei h·, ·i ein Innenprodukt auf dem reellen Vektorraum H und sei V ⊂ H. (i) x ⊥ y :⇔ hx, yi = 0, (ii) x ⊥ V :⇔ x ⊥ v für alle v ∈ V , (iii) V ⊥ := {x ∈ H : x ⊥ V }. 1 Theorem F.4 (Abstandsminimierer) Sei (H, h·, ·i) ein Hilbertraum und sei V ⊂ H ein abgeschlossener Untervektorraum. Dann gilt: (i) ∀x ∈ H existiert genau ein v0 ∈ V mit kx − v0 k = dist(x, V ) = inf kx − vk. v∈V Außerdem gilt x − v0 ⊥ V . (ii) H = V ⊕ V ⊥ . Theorem F.5 (Riesz’scher Darstellungssatz) Sei (H, h·, ·i) ein reeller Hilbertraum und sei φ : H → R ein beschränktes lineares Funktional. Dann gibt es genau ein Element u ∈ H mit φ(x) = hu, xi für alle x ∈ H. Außerdem gilt: kφk = kuk. Definition F.6 (Separable Räume) Ein Banachraum (X, k · k) heißt separabel, falls es eine abzählbare Menge Z = {z1 , z2 , z3 , . . .} ⊂ X gibt mit Z = X. Beispiele: Lp (Ω), W k,p (Ω) sind separabel, falls 1 ≤ p < ∞. L∞ (Ω), W k,∞ (Ω) sind nicht separabel, falls Ω offen und nichtleer ist. Definition F.7 (Orthonormalsystem) Sei (H, h·, ·i) ein reeller, unendlichdimensionaler Hilbertraum. Eine Menge B = {ui : i ∈ N} ⊂ H heißt Orthonormalsystem, falls gilt hui , uj i = δij ∀i, j ∈ N. Theorem F.8 (Konvergenz der abstrakten Fourier-Reihe) Sei (H, h·, ·i) ein reeller Hilbertraum und sei B = {ui : i ∈ N} ein Orthonormalsystem. Dann ist für jedes u ∈ H die Reihe ∞ X û := hu, ui iui (abstrakte Fourier-Reihe) i=1 konvergent. Definition F.9 (Orthonormalbasis) Sei (H, h·, ·i) ein reeller, unendlichdimensionaler Hilbertraum. Gilt für ein Orthonormalsystem B = {ui : i ∈ N} u= ∞ X hu, ui iui für alle u ∈ H, i=1 dann heißt B Orthonormalbasis. Theorem F.10 (Existenz von Orthonormalbasen) Sei (H, h·, ·i) ein reeller separabler Hilbertraum. Dann besitzt H eine Orthonormalbasis. 2
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