Resolventen und Generatoren von Feller-Prozessen, Yosida-Approximation und Kolmogorov-Gleichungen Bachelorarbeit im Rahmen des Seminars Wahrscheinlichkeitstheorie Sommersemester 2013 Veranstalter: Prof. Dr. F. Götze, Dr. M. Venker Fakultät für Mathematik Universität Bielefeld vorgelegt von: Sascha Schleef XXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXXX XXXXXXXXXXXXXX Matrikelnummer: XXXXXXX Vorwort Diese Arbeit entstand im Rahmen des Bachelor-Seminars Wahrscheinlichkeitstheorie von Prof. Dr. F. Götze und Dr. M. Venker im Sommersemester 2013 und beruht zum größten Teil auf dem 19. Kapitel des Buches Foundations of Modern Probability [Kal02, S. 370-373] von Olaf Kallenberg. Alle darüber hinaus verwendeten Quellen sind dementsprechend markiert. i Inhaltsverzeichnis Einleitung 1 1 Vorwissen Definition: Übergangsoperator, Halbgruppe . . . . . . . . . . . . . Definition: Feller-Halbgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Definition: pseudo-Poisson-Prozess . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 2 3 4 2 Resolventen und Generatoren von Feller-Halbgruppen 2.1 Die Resolvente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Definition: Resolvente . . . . . . . . . . . . . . . . . Lemma: Resolventengleichung . . . . . . . . . . . . Satz: Resolventen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Der Generator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz: Generator . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lemma: Eindeutigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 6 6 6 8 10 10 11 3 Yosida-Approximation Definition: Yosida-Approximation . . . . . . . . . . . . . . . . . . Lemma: Yosida-Approximation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bemerkung: Ableitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 12 12 13 4 Vorwärts-Rückwärts Gleichungen von Kolmogorov 4.1 Starke Stetigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2 Vorwärts-Rückwärts-Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Satz: Vorwärts-Rückwärts Gleichungen . . . . . . . . . . . . . . . 17 17 17 18 Literaturverzeichnis 22 Eigenständigkeitserklärung 23 ii . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einleitung In dieser Arbeit geht es um eine indirektere Herangehensweise an zeitstetige Markov-Prozesse (Xt )t≥0 als über deren Übergangskerne µt . Im Allgemeinen werden bei Markov-Prozessen deren Übergangskerne µt beziehungsweise Erwartungswerte und Varianzen direkt betrachtet um bestimmte Aussagen über das Verhalten zu treffen. Hier werden jedoch die mit den Übergangskernen korrespondierenden Übergangsoperatoren Tt , welche, operierend auf bestimmten Funktionenräumen dem Erwartungswert des Prozesses entsprechen, betrachtet. Speziell wird die Darstellung des sogenannten Generators untersucht, welcher die infinitesimale Änderung des Übergangsoperators Tt beschreibt und damit auch eine Aussage über die Änderungsrate des zugrundeliegenden Prozesses (Xt )t≥0 enthält. Für bestimmte Funktionen f , die man unter dem Prozess X betrachten möchte, lässt sich diese Änderung also umformen zu der Differentialgleichung ∂ T f = ATt f . Hierdurch und durch die Halbgruppeneigenschaft, welche noch ∂t t eingeführt wird, liegt eine formale Beschreibung der Operatoren durch Tt = etA = P∞ t n n n=0 n! A nahe, da diese gerade obige Differentialgleichung löst. Das Problem besteht folglich darin, dass für diese explizite Darstellung der Generator A beschränkt sein muss. Ein Beispiel dafür ist der pseudo-PoissonProzess (siehe Definition 1.6), welcher einen beschränkten Generator besitzt. Daher geht es in dieser Arbeit darum unter welchen Bedingungen obige Differentialgleichung erfüllt ist und wie der im Allgemeinen unbeschränkte Generator A dann aussieht. Dafür wird eine bestimmte Art von Prozessen - die FellerProzesse - betrachtet, welche der sogenannten Feller-Halbgruppe (siehe Definition 1.5) zugrunde liegen. Letztendlich führen diese Generatoren zu der sogenannten Rückwärtsgleichung von Kolmogorov, welche die anfangs erwähnte Differentialgleichung explizit behandelt. 1 1 Vorwissen Zunächst sollen einige Definitionen erwähnt werden, auf denen diese Arbeit beruht. Sie enthalten zum Teil auch Aussagen für deren Beweis, wenn nicht anders gekennzeichnet, auf den Kallenberg [Kal02] verwiesen wird. Definition 1.1 (Übergangsoperator, Halbgruppe) 1. Sei µ ein Übergangskern auf einem messbaren Raum (S, S), wobei S = B(S). Der zu µ zugehörige Übergangsoperator T ist für beschränkte und messbare Funktionen f : S → R gegeben durch: T f (x) = (T f ) (x) = Z µ(x, dy)f (y) ∀x ∈ S Dieser ist für alle messbaren Funktionen linear und beschränkt. Des weiteren bewirkt T eine positive Kontraktion in dem Sinne, dass aus 0 ≤ f (x) ≤ 1 auch 0 ≤ T f (x) ≤ 1 für alle x folgt. 2. Die Familie (Tt )t≥0 von Operatoren zu den Kernen µt , t ≥ 0 nennt man auch Halbgruppe, wenn T0 = I gilt, wobei I der Identitätsoperator ist, und sie die Halbgruppeneigenschaft erfüllt: Tt+s = Ts ◦ Tt =: Ts Tt (1.1) Bemerkung 1.2 Die Übergangsoperatoren Tt erfüllen genau dann die Halbgruppeneigenschaft (1.1), wenn die dazu korrespondierenden Übergangskerne die Chapman-Kolmogorov Relation µs+t = µs µt erfüllen. 2 1. Vorwissen 3 Definition 1.3 Sei S ein lokal kompakter, separabler, metrischer Raum. Dann ist C0 = C0 (S) die Klasse der stetigen Funktionen auf S, die im unendlichen verschwinden das heißt, für die Funktionen f : S → R gilt f (x) −−−→ 0. x→∞ Insbesondere sind deswegen alle f ∈ C0 beschränkt, da stetige Funktionen auf kompakten Mengen beschränkt sind. Man kann nun C0 zu einem Banachraum erweitern indem man die Supremums-Norm kf k = supx |f (x)| einführt. Lemma 1.4 (Operatornorm) Durch kT k = supkf k≤1 kT f k , f ∈ C0 ist eine Norm auf dem Raum L(C0 , C0 ) der linearen beschränkten Operatoren gegeben, insbesondere also auch auf den Übergangsoperatoren aus Definition 1.1. Bei kf k handelt es sich um die Supremums-Norm aus Definition 1.3. Ohne Beweis gilt folgende Ungleichung für Operatoren T, S und Funktionen f ∈ C0 : kT Sf k ≤ kT k kSk kf k Beweis : Der Beweis ist im Buch Funktionalanalysis [Wer07, S. 46 ff.] von Dirk Werner zu finden. Definition 1.5 (Feller-Halbgruppe) Eine Halbgruppe von positiven Kontraktionsoperatoren Tt auf C0 wird Feller Halbgruppe genannt, wenn sie die folgenden zwei Eigenschaften erfüllt: (F1 ) Tt C0 ⊂ C0 , t ≥ 0 (F2 ) Tt f (x) −−→ f (x), t→0 f ∈ C0 , x ∈ S In Satz 4.1 wird gezeigt, dass die Eigenschaft der starken Stetigkeit (F3 ) Tt f −−→ f, t→0 f ∈ C0 aus (F1 ) und (F2 ), mit Hilfe der Halbgruppeneigenschaft folgt. Gilt zusätzlich die stärkere Bedingung der Norm-Stetigkeit (vergleiche [Wer07, S. 358]) (F′3 ) kTt − Ik −−→ 0, t→0 f ∈ C0 so nennt man die Halbgruppe normstetig. 1. Vorwissen 4 Wie schon in der Einleitung erwähnt, existieren bestimmte Prozesse, welche einen beschränkten Operator besitzen. Einer dieser Prozesse ist der, im Folgenden definierte, pseudo-Poisson-Prozess, auf den später noch einmal eingegangen wird: Definition 1.6 (pseudo-Poisson-Prozess) Sei X = (Xt )t≥0 ein Prozess auf einem messbaren Raum (S, B(S)). X heißt pseudo-Poisson genau dann, wenn es einen zeitdiskreten Markov-Prozess Y auf (S, B(S)) und einen davon unabhängigen Poisson-Prozess P gibt, sodass X = Y ◦ P fast sicher. Bemerkung 1.7 Ohne Beweis sei bemerkt, dass die Halbgruppe eines pseudo-Poisson-Prozesses die Form Tt = eλt(T −I) := etA besitzt [Kal02, S. 369]. Dabei ist T der beschränkte Übergangsoperator des zeitdiskreten Markov-Prozesses Y der zu dem Übergangskern µ korrespondiert und λ die Intensität des PoissonProzesses P . Offensichtlich ist dadurch auch der Generator A beschränkt. Des Weiteren ist diese Halbgruppe normstetig: ∞ X (tA)n tA kTt − Ik = e − I = − I n! n=0∞ ∞ X (tA)n X ktAkn − 1 = ektAk − 1 −−→ 0 = ≤ t→0 n=1 n! n=0 n! 2 Resolventen und Generatoren von Feller-Halbgruppen Wie Eingangs erwähnt ist das Ziel nun, den infinitesimalen Generator A einer beliebigen Feller-Halbgruppe (Tt )t≥0 auf C0 zu konstruieren. Im Allgemeinen muss es keinen beschränkten linearen Operator A geben, der Tt = etA erfüllt. Deshalb wird für einen solchen Generator eine passende Charakterisierung benötigt. Motivation Im Allgemeinen ist die zu untersuchende Abbildung, durch den Wertebereich von f , eine Funktion in mehreren Variablen, also Tt f : R+ × S → R. Zur Motivation wird jedoch zunächst eine reellwertige Funktion p auf R+ mit der Repräsentation pt = eta betrachtet. Dann kann man a aus p durch Differentiation oder Integration zurückgewinnen: eta − e0·a ∂ ta pt − 1 (0) = a = −−→ e t→0 t t ∂t Z ∞ Z ∞ −λt e(a−λ)t dt = (λ − a)−1 , λ > 0 e pt dt = 0 0 Die Darstellung durch Differentiation wird in Kapitel 4.2 noch einmal aufgegriffen. Durch die Integraldarstellung motiviert wird nun folgende Definition eingeführt: 5 2. Resolventen und Generatoren von Feller-Halbgruppen 6 2.1 Die Resolvente Definition 2.1 (Resolvente) Für eine Feller-Halbgruppe (Tt )t≥0 auf C0 und ein beliebiges λ > 0 wird Rλ , definiert als die Laplace-Transformierte: Rλ f = Z ∞ e−λt (Tt f ) dt, f ∈ C0 . 0 Rλ wird Resolvente von (Tt )t≥0 genannt. Man beachte, dass das Integral nur existiert, wenn Tt f (x) beschränkt und rechtsstetig in t ≥ 0 für festes x ∈ S ist. An dieser Stelle wird eine wichtige Gleichung eingeführt, die Resolventengleichung. Diese stellt den Zusammenhang zweier Resolventen mit verschiedenen Parametern µ und λ bezüglich der selben Feller-Halbgruppe (Tt )t≥0 dar. Benötigt wird sie immer wieder in den nachfolgenden Abschnitten. Lemma 2.2 (Resolventengleichung) Seien Rλ , Rµ zwei Resolventen von (Tt )t≥0 zu den Parametern λ, µ > 0. Dann gilt die Resolventengleichung: Rλ − Rµ = (µ − λ)Rµ Rλ = (µ − λ)Rλ Rµ , λ, µ > 0 (2.1) Die letzte Gleichung besagt, dass die Resolventen kommutieren. Die grobe Idee des Beweises ist [Fel71, XIII.8 S. 453] entnommen. Beweis : Es wird im Folgenden die Halbgruppeneigenschaft (1.1) benutzt um durch eine Variablentransformation die Integraldarstellung der Resolvente umzuformen. Dazu sei zunächst angemerkt, dass die Resolvente eine Abbildung Rλ : C0 → C0 ist, da die erste Fellereigenschaft (F1 ) für f ∈ C0 impliziert, dass auch Tt f ∈ C0 für jedes t ist. Mit majorisierter Konvergenz folgt dann auch Rλ f ∈ C0 . Des Weiteren sei daran erinnert, dass f ∈ C0 und somit messbar und beschränkt ist, womit nach Definition 1.1 Tt f messbar und beschränkt ist. Deshalb kann im Folgenden der Satz von Fubini angewendet werden um die Integrationsreihenfolge zu ändern: Z Rλ Rµ f = Rλ (Rµ (f )) = Z Z ∞ −λt e (Tt ) = 0 ∞ e−λt (Tt ) (Rµ f ) dt 0 ∞ e−µs (Ts f ) ds dt 0 2. Resolventen und Generatoren von Feller-Halbgruppen = Z (1.1) = ∞ 0 Z Z ∞ 0 7 ∞ e−λt e−µs (Tt ) (Ts f ) ds dt 0 Z ∞ e−λt−µs (Tt+s f ) ds dt 0 ∞Z x Z 1 1 1 e− 2 (λ+µ)x− 2 (λ−µ)y (Tx f ) dx dy =− 2 0 Z x Z ∞ −x 1 1 − 21 (λ+µ)x =− e− 2 (λ−µ)y dy (Tx f ) dx e 2 0 #x "−x Z ∞ − 12 (λ−µ)y 1 1 −2e =− e− 2 (λ+µ)x (Tx f ) dx 2 0 λ−µ −x Z ∞ 1 1 1 −2 =− e− 2 (λ+µ)x e− 2 (λ−µ)x − e 2 (λ−µ)x (Tx f ) dx 2(λ − µ) 0 Z ∞ Z ∞ 1 1 1 − 12 (λ+µ)x− 21 (λ−µ)x (λ+µ)x+ (λ−µ)x 2 e = (Tx f ) dx − e2 (Tx f ) dx λ−µ 0 0 Z ∞ Z ∞ 1 1 λx µx e (Tx f ) dx − e (Tx f ) dx = (Rµ − Rλ ) = λ−µ µ−λ 0 0 (∗) Die Variablentransformation, die in (*) betrachtet wird ist f (x, y) = s mit der Determinante det(Df (x, y)) = − 12 . t 1 x+y 2 x−y = Für die zweite Aussage benutzt man die erste: (λ − µ)Rµ Rλ = Rµ − Rλ = − (Rλ − Rµ ) = −(µ − λ)Rλ Rµ = (λ − µ)Rλ Rµ Für den Beweis des nachfolgenden Satzes werden zwei wichtige Lemmata benötigt, für deren Beweis auf die angegebenen Quellen verwiesen wird. Lemma 2.3 (Korollar aus dem Satz von Hahn-Banach [Wer07, S. 98]) Sei X ein normierter Raum und U ein abgeschlossener Unterraum. Weiter sei x ∈ X, sodass x ∈ / U . Dann existiert ein ϕ : X → R mit ϕ 6≡ 0 und Lemma 2.4 (Riesz-Markov ) ϕ ≡ 0. U Sei S ein lokalkompakter, seperabler Hausdorffraum. Dann kann jedes lineare Funktional auf Ĉ(S) zu einem eindeutigen (signierten) Radon-Maß auf S erweitert werden. Beweis : Aus [Kal02, S. 36] zusammen mit der Anmerkung [Wer07, S. 89] folgt die Behauptung. 2. Resolventen und Generatoren von Feller-Halbgruppen 8 Mit der Resolventengleichung wurde nun eine Aussage über den Zusammenhang der Resolventen untereinander aufgezeigt. Im Folgenden werden einige Eigenschaften der Resolvente bezüglich ihres Definitionsbereiches und ihres Grenzverhaltens untersucht. Satz 2.5 (Resolventen) Sei (Tt )t≥0 eine Feller-Halbgruppe auf C0 mit Resolvente Rλ , λ > 0. Dann gilt: 1. Die Operatoren λRλ sind injektive (i) Kontraktionen (ii) auf C0 mit: k·k λRλ −−−→ I (iii) λ→∞ 2. Der Bildbereich, D = Rλ C0 , von Rλ ist unabhängig (i) von λ und dicht (ii) in C0 . Beweis : Da Rλ f ∈ C0 kann man die Operatornorm auf λRλ anwenden um die Kontraktionseigenschaft (1.ii) zu beweisen: kλRλ f k ≤ λ Z ∞ e −λt kTt f k dt ≤ λ kf k 0 Z ∞ e−λt dt = kf k 0 Aus der Definition der Operatornorm folgt die Abschätzung kλRλ k ≤ 1 ⇔ kRλ k ≤ λ−1 . Die Resolventengleichung (2.1) zeigt direkt, dass die Operatoren Rλ einen gemeinsamen Bildbereich D haben, da die Linearkombination auf dem gleichen Bereich operiert wie die Verkettung. Aus der Kommutativität folgt dann die Unabhängigkeit des Bildbereiches D von λ. Ebenfalls aus der Kommutativität der Resolvente folgt die Gleichung ! ⇔ (λRλ − I) Rµ = (µRµ − I) Rλ ⇔ λRλ Rµ − Rµ = µRµ Rλ − Rλ λRλ Rµ − µRµ Rλ = Rµ − Rλ ⇔ (λ − µ)Rλ Rµ = Rµ − Rλ . Sei nun f = R1 g, g ∈ C0 . Dann folgt mithilfe einer Approximation auf dem Abschluss D und obiger Identität in (∗) für µ = 1 die Konvergenz von (1.iii): (∗) kλRλ f − f k = k(λRλ − I) R1 gk = k(R1 − I) Rλ gk ≤ λ−1 kR1 − Ik kgk −−−→ 0 λ→∞ 2. Resolventen und Generatoren von Feller-Halbgruppen 9 Dies ist zulässig, da der folgende Abschnitt zeigt, dass D dicht in C0 liegt. Dafür sei Ŝ = S ∪{∆} die Ein-Punkt-Kompaktifizierung von S. Des Weiteren kann jede Funktion f ∈ C0 durch das Setzen von f (∆) = 0 zu einer Funktion auf Ĉ = C(Ŝ) erweitert werden. Wenn nun D 6= C0 gilt, dann existiert nach dem Satz von Hahn-Banach (2.3) ein beschränktes lineares Funktional ϕ 6≡ 0 auf Ĉ, sodass ϕR1 f = 0 für alle f ∈ C0 . Nach Riesz-Markov (2.4) kann man ϕ zu einem beschränkten, signierten Maß auf Ŝ erweitern. Wenn weiter f ∈ C0 ist und die zweite Fellereigenschaft (F2 ) benutzt wird, bekommt man mit majorisierter Konvergenz Z 0 = λϕRλ f = Z Z = ϕ(dx) ϕ(dx) ∞ Z ∞ λe−λt Tt f (x)dt 0 e−s Ts/λ f (x)ds −−−→ ϕf, 0 λ→∞ da Ts/λ f beschränkt ist und Ts/λ f (x) −−−→ f gilt. Das bedeutet, dass ϕ ≡ 0. λ→∞ Dieser Wiederspruch zu Hahn-Banach (2.3) zeigt, dass D dicht in C0 liegt, also (2.ii). Um zu zeigen, dass die Operatoren Rλ injektiv sind (1.i), sei f ∈ C0 mit Rλ0 f = 0 für einige λ0 > 0. Dann folgt aus der Resolventengleichung (2.1) mithilfe von (Rλ − Rλ0 ) f = Rλ f − Rλ0 f = (λ0 − λ) Rλ Rλ0 f = Rλ0 f =0 = Rλ f 0, dass Rλ f = 0 für alle λ > 0. Da λRλ f −−−→ f folgt, dass f ≡ 0. Dies ist die λ→∞ Injektivität von λRλ 2. Resolventen und Generatoren von Feller-Halbgruppen 10 2.2 Der Generator Satz 2.6 (Generator) Sei (Tt )t≥0 eine Feller-Halbgruppe auf C0 mit Resolvente Rλ , λ > 0. Dann gilt: 1. Es existiert ein Operator A auf C0 mit Definitionsbereich D, sodass Rλ−1 = λI − A auf D für jedes λ > 0. 2. Dieser Operator A kommutiert auf D mit jedem Tt . Beweis : 1. Aus dem Satz 2.5 ist bekannt, dass Rλ injektiv ist. Also existiert das Inverse Rλ−1 auf D, womit auch die Existenz von A = λI − Rλ−1 (1) folgt. Multipliziert man nun die Resolventengleichung (2.1) von links mit Rλ−1 und von rechts mit Rµ−1 erhält man auf D die Gleichung Rµ−1 − Rλ−1 = µ − λ ⇔ λ − Rλ−1 = µ − Rµ−1 (2.2) Dies zeigt, dass der Definitionsbereich von A unabhängig von λ ist, da auf beiden Seiten der Gleichung eine gültige Definition von A steht. 2. Zunächst ist anzumerken, dass Tt und Rλ für jedes t, λ > 0 kommutieR∞ R∞ ren, da Rλ Tt f = 0 e−λs Ts Tt f ds = Tt 0 e−λs Ts f ds = Tt Rλ f . Daher folgt: Tt (λI − A)Rλ = Tt = (λI − A)Rλ Tt = (λI − A)Tt Rλ ⇔ (λTt − Tt A) Rλ = (λTt − ATt ) Rλ ⇔ Tt A = ATt Also kommutiert A mit jedem Tt auf D. Der Operator A aus Satz 2.6 heißt Generator der Feller-Halbgruppe (Tt )t≥0 . Wenn man die Rolle des Definitionsbereiches hervorheben will bezeichnet man den Generator von (Tt )t≥0 als (A, D). Eine weitere Charakterisierung von A, die die Bedeutung des infinitesimalen Generators deutlicher macht, folgt aus der Rückwärtsgleichung (4.2) in Kapitel 4. 2. Resolventen und Generatoren von Feller-Halbgruppen 11 Lemma 2.7 (Eindeutigkeit) Eine Feller-Halbgruppe (Tt )t≥0 ist durch ihren Generator (A, D) eindeutig bestimmt. Beweis : Der Operator A bestimmt die Resolvente Rλ = (λI − A)−1 für alle λ > 0 eindeutig. Mit der Eindeutigkeit der Laplace-Transformation bestimmt er auch Tt f sowie das Maß µ auf R+ aus Definition 1.1 für jedes f ∈ C0 und x ∈ S. Da nun Tt f (x) rechtsstetig in t für jedes feste x ist, folgt die Behauptung. 3 Yosida-Approximation Für spätere Zwecke wird zunächst die sogenannte Yosida-Approximation eingeführt. Diese beruht auf der Idee, den im Allgemeinen unbeschränkten Generator A aus dem vorherigen Kapitel, durch beschränkte Operatoren Aλ zu approximieren. Die folgende Definition führt zunächst die formale Approximation ein, während die darauf folgende Proposition einige Approximationsaussagen enthält. Definition 3.1 (Yosida-Approximation) Sei Rλ , λ > 0 die Resolvente einer Feller-Halbgruppe (Tt )t≥0 . Dann nennt man Aλ := λARλ = λ (λRλ − I) , λ>0 (3.1) λ Yosida-Approximation und Ttλ := etA die dazugehörige Halbgruppe. Bemerkung 3.2 Da die Halbgruppe eines pseudo-Poisson-Prozesses die Form Tt = ect(T −I) besitzt (siehe Bemerkung 1.7), handelt es sich bei der Halbgruppe der YosidaApproximation um die eines pseudo-Poisson-Prozesses mit Rate λ und Übergangs-Operator λRλ . Der Generator dieser Halbgruppe ist beschränkt, wodurch die Yosida-Approximation eine Approximation des im Allgemeinen unbeschränkten Generators einer Feller-Halbgruppe durch einen beschränken Operator darstellt. Proposition 3.3 (Yosida-Approximation) Für jedes f ∈ D gilt die Ungleichung Tt f − Ttλ f ≤ t Af − Aλ f , t, λ > 0 (3.2) und es gilt die Konvergenz: Aλ f −−−→ Af . λ→∞ Des Weiteren konvergiert Ttλ f −−−→ Tt f für jedes f ∈ C0 und beschränkte λ→∞ t ≥ 0 gleichmäßig. 12 3. Yosida-Approximation 13 Da sowohl in dem Beweis dieser Proposition als auch in Kapitel 4 der Begriff und λ die Definition der Ableitung der Yosida-Approximation Ttλ := etA benötigt wird, sei dieser hier eingeführt: Lemma 3.4 (Ableitung) Für festes λ > 0 existiert die Ableitung von Ttλ in 0: Thλ − I k·k Thλ − T0λ ∂ λ =: Aλ = T −−→ h→0 h h ∂t t 0 (3.3) Beweis : Um die Konvergenz in (3.4) zu zeigen wird der Prozess Thλ in seine grundlegende Definition umgeformt und die Bestandteile durch die Eigenschaften der Operatornorm in mehreren Schritten abgeschätzt. λ 1 tAλ Th − I λ λ = − A e − I − A h h ! ∞ 1 X n h λ n λ = A −I −A h n=0 n! ! ∞ 1 n X h λ n λ = A −I −A I+ h n! n=1 ∞ X hn−1 λ λ n−1 λ = A A −A n=1 n · (n − 1)! ∞ n−1 X (cn−1 · h) (∗) λ λ n−1 λ A −A = A n=1 (n − 1)! ∞ n X (cn · h)n Aλ − I ≤ Aλ n=0 n! ∞ ∞ (∗∗) λ X λ X hn (cn · h)n λ n Aλ n A ≤ A ≤ A n! n! n=1 n=1 λ = Aλ eh·kA k − 1 −−→ 0 hց0 p An der Stelle (∗) wird die Variable cn−1 = n−1 1/n eingeführt, deren Eigenschaft 0 < cn < 1 in (∗∗) durch die Abschätzung mit 1 genutzt wird. Des Weiteren ist zu beachten, dass es sich bei Aλ um einen beschränkten Operator handelt, weshalb die Konvergenz folgt. 3. Yosida-Approximation 14 Beweis von Lemma 3.3 : Zunächst gilt für jeden kommutierenden KontraktionsOperator B und C und festes f ∈ C0 die Ungleichung kB n f − C n f k ≤ B n−1 + B n−2 C + . . . + C n−1 kBf − Cf k kBk,kCk≤1 ≤ n kBf − Cf k . Nach Satz 2.6 gilt Aλ f = λRλ Af −−−→ Af für jedes f ∈ D. Des Weiteren λ→∞ gilt die Aussage aus Bemerkung 3.4. Werden nun f ∈ C0 und t, λ, µ > 0 fest gelassen, erhält man mit h = t/n → 0 λ λ n µ µ n Tt f − Ttµ f = Tt/n f − Tt/n f ≤ n Thλ f − Th f λ Th f − f Thµ f − f −−→ t Aλ f − Aµ f . = t − h→0 h h Für f ∈ D folgt, dass Ttλ f für λ → ∞ und festes t eine Cauchy-Folge in λ ist. Da D dicht in C0 liegt, gilt mit Hilfe einer geeigneten Approximation gµ := µRµ f −−−→ f, gµ ∈ D durch die Normstetigkeit die gleiche Eigenschaft µ→∞ auch für f ∈ C0 . Der nun gesuchte Limes von Ttλ f , dessen Existenz durch die Cauchykonvergenz gesichert ist, sei zunächst mit T̃t f bezeichnet. Dann erhält man λ λ T f − T̃ f t t ≤ t A f − Af , f ∈ D, t ≥ 0. (3.4) Also gilt für jedes f ∈ D die gleichmäßige Konvergenz von Ttλ f −−−→ T̃t f , λ→∞ für beschränkte t. Dies lässt sich wieder auf alle f ∈ C0 erweitern. Um T̃t f zu bestimmen wird die Gleichheit der Resolventen von T̃t f t≥0 und (Tt )t≥0 gezeigt. Dafür wird zunächst die Aussage benötigt, dass für jedes f ∈ C0 und λ, µ > 0 folgendes gilt Z ∞ 0 e−λt Ttµ µRµ f dt = (λI − Aµ )−1 µRµ f = µ Rν f, λ+µ (3.5) λµ wobei ν = λ+µ . Mithilfe von µRµ − ARµ = (µ − A)Rµ = Rµ−1 Rµ = I folgt die zweite Gleichheit durch nachstehende Äquivalenzumformung, die auf der Darstellung der Resolvente aus Satz 2.6 beruht: 3. Yosida-Approximation ⇔ ⇔ ⇔ 15 ! (λ − Aµ )−1 µRµ = µ (µ − A)−1 = λ+µ µ (µ − A)−1 µ λµ (λ + µ) −A λ+µ µ Rν λ+µ µ Rν λ+µ ! (λ − Aµ ) ! (λ − Aµ ) (ν − A)−1 ! (µ − A) (λ − Aµ ) ! µλ − λA − µAµ + AAµ ! µλ − λA − µµARµ + AµARµ = = ⇔ λµ − (λ + µ)A = ⇔ λµ − λA − µA = ⇔ −µA = ! − µA (µRµ − ARµ ) Wenn nun µ → ∞ bekommt man auch die Konvergenz ν → λ, also auch Rν f → Rλ f . Des Weiteren gilt µ µ µ µ Tt µRµ f − T̃t f = Tt µRµ f − Tt f + Tt − T̃t f = Ttµ (µRµ f − f ) + (Ttµ − T̃t f ) µ µ ≤ kTt k kµRµ f − f k + Tt f − T̃t f −−−→ 0, (3.6) µ→∞ da Ttµ beschränkt ist. Also folgt aus (3.5) mit majorisierter Konvergenz R ∞ −λt e T̃ f dt = R f . Dies bedeutet, dass die Halbgruppen (T ) und T̃ f t λ t t t≥0 0 t≥0 die gleichen Resolventen Rλ besitzen. Daher folgt mit dem Eindeutigkeitslemma 2.7, dass diese übereinstimmen. Ausserdem folgt die Gleichung (3.2) aus (3.4). 3. Yosida-Approximation 16 Bemerkung 3.5 (Beschreibung der Yosida-Approximation Ttλ ) Wie in der Bemerkung anfangs bereits erwähnt, handelt es sich bei der YosidaApproximation Ttλ = etλ(λRλ −I) um den Übergangsoperator eines pseudo Poisson-Prozsesses N = Nt t≥0 . Dies bedeutet, dass sich N fast sicher darstellen lässt durch Nt = M ◦ Pλ,t , t ≥ 0, wobei Pλ ein Poison-Prozess mit Rate λ und M eine zeitdiskrete Markovkette ist, die den Übergangsoperator λRλ besitzt. Da dieser Übergangsoperator eine formale Schreibweise des Erwartungswertes ist, gilt: λ Z ∞ e −λt Tt f (x)dt = λRλ f (x) = Ex (f (M )) = 0 Z α(x, dy)f (y) Setzt man nun die Erwartungswertdefinition für Tt ein erhält man: Z = ∞ λ e 0 Z Z ∞ −λt Z µt (x, dy)f (y)dt = Z α(x, dy)f (y) λe−λt µt (x, dy)dtf (y) 0 = Z E (µY (x, dy)) f (y) Y ist hierbei eine zum Parameter λ exponentialverteilte Zufallsvariable, das heißt Y ∼ Exp(λ). Da Y jedoch die Zeitabstände t des Übergangskernes µt in Exp(λ) verteilte Sprünge umwandelt, liegt die Interpretation nahe, dass ein weiterer, zum Parameter λ verteilter, Poisson-Prozess Pλ′ mit dem ursprünglichen Prozess X = (Xt )t≥0 , zu dem die Übergangskerne µt gehören, verkettet ist. 4 Vorwärts-Rückwärts Gleichungen von Kolmogorov 4.1 Starke Stetigkeit Zunächst wird gezeigt, dass jede Feller-Halbgruppe auch stark stetig ist, also automatisch die Fellereigenschaft (F3 ) aus (F1 ) und (F2 ) folgt. Dies folgt aus den Resultaten des letzten Kapitels. Proposition 4.1 Sei (Tt )t≥0 eine Feller-Halbgruppe mit dem Generator (A, D). Dann ist diese auch stark stetig. Beweis : Die Halbgruppe Ttλ t≥0 ist normstetig in t für jedes λ > 0 (Bemerkung 1.7), da sie ein pseudo-Poisson-Prozess ist. Also folgt die starke Stetigkeit von (Tt )t≥0 mit dem Lemma 3.3 für λ → ∞. 4.2 Vorwärts-Rückwärts-Gleichungen Ein wichtiges Resultat sind nun die abstrakteren Versionen der Vorwärts-Rückwärts Gleichungen von Kolmogorov. Die Rückwärtsgleichung zeigt dann auch, dass die Charakterisierung des Generators aus Satz 2.6 die Differentialgleichung aus der Einleitung erfüllt und somit eine sinnvolle Charakterisierung des Generators A ist. 17 4. Vorwärts-Rückwärts Gleichungen von Kolmogorov 18 Satz 4.2 (Vorwärts-Rückwärts Gleichungen) Sei (Tt )t≥0 eine Feller-Halbgruppe mit Generator (A, D). Dann erfüllt (Tt )t≥0 die Vorwärtsgleichung Tt f − f = Z t Ts Af ds, f ∈ D, t ≥ 0. (4.1) 0 Des Weiteren ist Tt f differenzierbar in t = 0 genau dann, wenn f ∈ D. In diesem Fall gilt dann die Rückwärtsgleichung ∂ (Tt f ) = Tt Af = ATt f, ∂t t ≥ 0. (4.2) Bemerkung 4.3 (Anschauung ) Die Gleichung (4.2) heißt Rückwärtsgleichung, da dort die Änderung des Operators Tt zum Zeitpunkt t betrachtet wird. Es wird also rückwirkend für einen bestimmten Zeitpunkt betrachtet, wie sich der Operator verhält. Die Vorwärtsgleichung (4.1) hingegen betrachtet Tt im gesamten Bereich [0, t] und zerlegt so, vorwärts in der Zeit gerichtet, von 0 an die Funktion Tt f − f . Da die Differenzierbarkeitsaussage (4.2) genau dann gilt, wenn f ∈ D, ist D genau die Menge T f − f h D = f ∈ C0 lim existiert in C0 . h→0 h Dies ist die Definition von D, wie sie, aufgrund der anderen Herangehensweise an den Generator, in vielen Werken (zum Beispiel in [Paz83, S. 1]) zu finden ist. Beweis : Zunächst zur Rückrichtung der Äquivalenzaussage: Es sei auf die Differenzierbarkeitsaussage h−1 Thλ − I −−→ Aλ in Lemma 3.4 hingewiehց0 sen. Benutzt man nun die Halbgruppeneigenschaft indem man von rechts mit Ttλ multipliziert zusammen mit der Stetigkeit von Ttλ , so erhält man etwas allgemeiner die Differenzierbarkeit zu jedem Zeitpunkt t ≥ 0 Thλ − I h ⇔ Ttλ = λ − Ttλ Tt+h h −−→ Aλ Ttλ ∂ λ T = Aλ Ttλ = Ttλ Aλ , ∂t t hց0 t ≥ 0. 4. Vorwärts-Rückwärts Gleichungen von Kolmogorov 19 Dies impliziert weiter Z t 0 t Tsλ Aλ f ds = Tsλ f 0 = Ttλ f − f, f ∈ C0 , t ≥ 0. (4.3) Wenn nun f ∈ D folgt mit Lemma 3.3 die gleichmäßige Konvergenz von λ λ Ts A f − Ts Af ≤ Aλ f − Af + Tsλ Af − Ts Af −−−→ 0 λ→∞ für beschränkte s durch die gleiche Abschätzung wie in (3.6). So folgt dann auch Gleichung (4.1) aus (4.3) für λ → ∞. Mit der starken Stetigkeit von (Tt ) kann man nun (4.1) differenzieren, womit man auch die erste Gleichung aus (4.2) bekommt. Die zweite Gleichung in (4.2) liefert dann die Kommutativität aus Satz 2.6. Für die Hinrichtung wird angenommen, dass h−1 (Th f − f ) −−→ g für ein hց0 beliebiges Paar von Funktionen f, g ∈ C0 gilt. Dann folgt aus der Kommutativität von Tt und Rλ , dass Th − I Th − I f= Rλ f −−→ ARλ f hց0 h h Th − I Th f − f Rλ f = Rλ −−→ Rλ g. hց0 h h Rλ Dies kann man nutzen um f umzuschreiben zu f = (λ − A)Rλ f = λRλ f − ARλ f = Rλ (λf − g) ∈ D. Damit folgt für f ∈ C0 aus der Differenzierbarkeit von Tt in 0, dass f ∈ D. Bemerkung 4.4 Die eindimensionale Differentialgleichung (4.2) auf R+ lässt sich leicht zu einer partiellen Differentialgleichung auf R+ × S erweitern durch ∂ (Tt f ) (x) = Tt Af (x) = ATt f (x), ∂t t ≥ 0. Dies folgt daraus, dass aus der starken Stetigkeit auf C0 die punktweise Stetigkeit in S folgt. 4. Vorwärts-Rückwärts Gleichungen von Kolmogorov 20 Korollar 4.5 (Spezialfall der Rückwärtsgleichung ) Für den Spezialfall, dass (Tt )t≥0 die Halbgruppe eines pseudo-Poisson-Prozesses mit Übergangskern µt und Rate c ist, wird aus der Rückwärtsgleichung (4.2) die partielle Differentialgleichung ∂ Tt f (x) = ∂t Z (Tt f (y) − Tt f (x)) α(x, dy), wobei α der Intensitätskern eines Markov-Sprung-Prozesses ist. Beweis : Die Rückwärtsgleichung (4.2) gilt im Allgemeinen für beliebige FellerProzesse. Im Spezialfall, dass (Tt )t≥0 die Halbgruppe bezüglich eines pseudoPoisson-Prozesses ist, gilt für den Generator A = c(T − I). Dabei gelten die Bezeichnungen aus Bemerkung 1.7. Dies bedeutet für die Rückwärtsgleichung für t ≥ 0, x ∈ S: ∂ Tt f (x) =ATt f (x) = c(T − I)Tt f (x) = c (T Tt f (x) − Tt f (x)) ∂t Z =c Tt f (y)µ(x, dy) − Tt f (x) Z (∗) = (Tt f (y) − Tt f (x)) α(x, dy) Dabei ist α der Intensitätskern eines Markov-Sprung-Prozesses. Für den Beweis des Zusammenhangs des Intensitätskerns α des Markov-Sprung-Prozesses und des Übergangskern µ des zeitdiskreten Markov-Prozesses, welcher in der Gleichungskette in (∗) genutzt wurde, sei auf [Kal02, S. 241] verwiesen. R ∂ Tt f (x) = (Tt f (y) − Tt f (x)) α(x, dy), Die partielle Rückwärtsgleichung ∂t welche Kallenberg in seinem Kapitel Poisson and Pure Jump-Type Markov ” Processes“ [Kal02, Kapitel 12, S. 241 ff.] behandelt, ist also ein Spezialfall der abstrakten Differentialgleichung (4.2). 4. Vorwärts-Rückwärts Gleichungen von Kolmogorov 21 Bemerkung 4.6 (Rückwärtsdifferentiation) Betrachtet man nun nicht einen in der Zeit von 0 vorwärtsgerichteten Prozess, sondern einen von einem festen Zeitpunkt s ≥ 0 rückwärtsgerichteten Prozess, so ist die Frage, wie sich die Rückwärtsgleichung (4.2) bezüglich der Halbgruppe ändert. Dafür sei zunächst angenommen, dass für festes x ∈ S die Umkehrung von Tt f (x) = Ex (f (Xt )) existiert. Diese sei zunächst bezeichnet mit Tt−1 f (x). Dann gilt für 0 ≤ t < s, wobei s fest: ∂ Ts−t−h − Ts−t Ts−t Tt Tt−1 f (x) = lim Tt Tt−1 f (x) h→0 ∂t h Ts−h − Ts −1 Tt f (x) = lim h→0 h Ts − Ts−h −1 Tt f (x) = lim − h→0 h ∂ = − Ts Tt−1 f (x) = −ATs Tt−1 f (x) ∂s = − ATs−t+t Tt−1 f (x) = −ATs−t Tt Tt−1 f (x) =(−A)Ts−t f (x) Da der Generierungs-Operator A die infinitesimale Änderung der Halbgruppe (Tt )t≥0 zu jedem Zeitpunkt t beschreibt, zeigt obige Aussage, dass A auch in der rückwärtsgerichteten Halbgruppe die infinitesimale Änderung angibt. Gleichzeitig ist die Änderung nun zu jedem Zeitpunkt negativ, welches die Rückwärtsbewegung von (Tt )t≥0 anzeigt. Literaturverzeichnis [Fel71] William Feller. An introduction to probability theory and its applications/2. 1971. [Kal02] Olav Kallenberg. Foundations of modern probability. Springer, New York, NY [u.a.], 2002. [Paz83] Amnon Pazy. Semigroups of linear operators and applications to partial differential equations. Applied mathematical sciences ; 44. Springer, 1983. [Wer07] Dirk Werner. Funktionalanalysis. Springer, Berlin [u.a.], 2007. 22 Eigenständigkeitserklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst und keine anderen Hilfsmittel als angegeben verwendet habe. Insbesondere versichere ich, dass ich alle wörtlichen und sinngemäßen Übernahmen aus anderen Werken als solche kenntlich gemacht habe. Ort, Datum Unterschrift (Sascha Schleef) 23
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