am 12.7.2015 Text: Matthäus 28, 16-20 Liebe - Darmstadt

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Predigt zum 6. Sonntag nach Trinitatis (Gemeindefest)
am 12.7.2015
Text: Matthäus 28, 16-20
Liebe Gemeinde,
„das Beste kommt zum Schluss“ – ist für manche Menschen eine gute Regel,
beispielsweise wenn es ums Essen geht: Das zarteste Stück Fleisch, das ich mir für den
letzten Bissen aufhebe, oder auch der leckerste Nachtisch. Bei einem spannenden Film
oder einem guten Buch spielt es auch eine Rolle, ob das Ende den gespannten
Erwartungen genügt. „Das Beste kommt zum Schluss“ – vor ein paar Jahren war das
auch der deutsche Titel eines Kinofilms aus Hollywood – zwei todkranke Männer
erfüllen sich noch einmal Lebensträume – das, was sie schon immer einmal machen
wollten, bevor sie sterben. „Das Beste kommt zum Schluss“ – wäre das auch eine
geeignete Überschrift für die Geschichte von Jesus? Die Evangelien erzählen von
seinem Wirken an den Menschen, überliefern gute Worte und wecken große
Erwartungen, als er schließlich in Jerusalem wie ein König empfangen wird. Danach
aber geht so ziemlich alles schief, was schief gehen kann. Der Zeitpunkt für ein gutes
Ende wurde verpasst – als er verurteilt und schließlich hingerichtet wurde. Kein gutes
Ende wäre jetzt noch denkbar, allenfalls vielleicht ein Hoffnungsfunke wie das leere
Grab, von dem das Markusevangelium erzählt. Doch kann man dabei wirklich stehen
bleiben, dass die Menschen zutiefst erschrocken von diesem Ort fliehen und jetzt gar
nicht mehr wissen, was sie glauben sollen? Matthäus, der die Vorlage des Markus
kannte, belässt es jedenfalls nicht bei diesem Schluss, sondern überliefert die folgenden
Verse, die am Ende seines Evangeliums stehen: Matthäus 28, 18-20
16 Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden
hatte.
17 Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.
18 Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel
und auf Erden.
19 Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des
Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch
alle Tage bis an der Welt Ende.
Herr, schenke uns ein Herz für dein Wort und gib uns ein Wort für unser Herz.
Amen.
„Das Beste kommt zum Schluss“ – diese Worte halten der Vorgabe durchaus stand. Sie
gehören zu den bekanntesten Worten der Bibel und auch zu den meist gelesenen in
unseren Gottesdiensten. Nicht nur heute, sondern immer, wenn wir einen Menschen
taufen, werden diese Verse gelesen und sie erinnern uns an die Grundlage des
Taufgeschehens. Ganz bestimmt wurden diese Worte auch gelesen, als du, liebe Julia,
liebe Emilia, liebe Lilith, liebe Rabea, als du, lieber Tobias, lieber Felix, lieber Julian,
lieber Jay getauft wurdest. Ihr seid unsere neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden –
und wir haben zu Anfang unserer gemeinsamen Zeit, nachgeschaut, wann und wo ihr
getauft wurdet. Niemand aus der Gruppe hatte persönliche Erinnerungen, deshalb haben
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wir dazu eure Taufurkunden gebraucht. Darauf ist vermerkt, wann und wo ihr getauft
wurdet, wie eure Paten heißen und wie euer Taufspruch lautet. Warum haben wir das
gemacht? Den Grund nennt uns der Text, auf den wir gerade gehört haben: Vier
Aufträge bekommen die elf Menschen, die mit dem auferstandenen Jesus auf einen Berg
gegangen waren: Sie sollen hingehen zu den Menschen, sie sollen sie zu Jüngern und
Jüngerinnen Jesu machen, sie sollen sie taufen und lehren. Den Auftrag zur Taufe hat
man an euch acht jungen Menschen bereits erfüllt – wie vermutlich auch bei den meisten
von uns. Von Jesus gehört habt ihr auch inzwischen – im Kindergarten, in der Schule,
vielleicht von euren Eltern und Paten oder in der Kinderkirche – doch soll jetzt in eurem
Konfirmandenjahr noch einmal besondere Gelegenheit sein, seinen Worten und
Gedanken auf die Spur zu kommen. Ihr habt Zeit zu fragen, zu entdecken und zu
bedenken, was der christliche Glaube für euch bedeutet. Am Ende steht dann die
Einsegnung, die Bestätigung eurer Taufe mit der Konfirmation. Wir holen sozusagen
euren Taufunterricht nach – und folgen damit auch dem Auftrag, den Jesus am Ende des
Matthäusevangeliums erteilt: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und
des Heiligen Geistes
und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe „Das Beste kommt zum Schluss“
– das trifft hier besonders zu, denn dieses Ende der Geschichte ist zugleich ein Anfang,
ein Cliffhanger, der nach Fortsetzung schreit. Die elf, die dabei waren, werden
herausgeholt aus ihrer Trauer und bekommen neue Aufgaben. Sie bekommen den
Impuls, den Spuren Jesu zu folgen und sollen dies auch nicht alleine tun: Und siehe, ich
bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Weil dieser Schluss zugleich ein Anfang ist, passt er auch gut zum Start in Eure
Konfirmandenzeit. Doch auch für alle anderen ist das ein guter Text, denn er erinnert
uns an einen wichtigen Punkt unseres Lebens, der bis zum Ende wichtig bleibt – sogar
darüber hinaus. Der Auftrag an die Jünger wird erst nach dem Tod Jesu erteilt, doch in
Galiläa, also der Gegend, wo Jesus überwiegend gelebt und gewirkt hatte. Die Taufe
verbindet uns sowohl mit dem Leben, das Jesus geführt hat – mit seinen Worten, seinen
Heilungen, seinen zeichenhaften Handlungen, als auch mit seinem Tod und seiner
Auferstehung. Sie ist, wie Paulus es gedeutet hat, ein symbolischen Sterben und
Auferstehen mit Jesus. Sie ist eine Brücke zu ihm, der Gott auf einzigartige Weise nahe
war. Wer getauft ist, hat das Ende eigentlich schon vorweggenommen – und trägt
zugleich einen neuen Anfang in sich. Die Taufe war für die Menschen in der Nachfolge
Jesu der Abschluss ihres alten Lebens und der Anfang von etwas völlig Neuem. Sie
wussten sich darin getragen von ihm und seinem Geist, der sie von nun an begleitete –
alle Tage.
Nun ist es eigentlich erzählerisch keine gute Strategie, das Ende vorwegzunehmen. Im
Fall der Taufe aber ist es gut, denn in ihr fallen Anfang und Ende zusammen. Sie ist –
auch wenn wir uns nicht persönlich daran erinnern können – der Anfang, in dem Gott
uns seine Liebe zugesagt hat. Er hat seine Liebe erklärt und sie wurde mit dem Wasser
der Taufe deutlich gemacht. Sie wird Bestand haben über alle Tage unseres Lebens und
bleibt auch gültig über unser Leben hinaus.
„Das Beste kommt zum Schluss“ – im Kinofilm versuchen die beiden kranken Männer,
gespielt von Jack Nicolson und Morgan Freeman, möglichst viele besondere Dinge zu
erleben um dem Leben einen besonderen Abschluss zu geben, vielleicht auch, um nicht
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vergeblich gelebt zu haben. Sie wollen mit einem Fallschirm abspringen, das Taj Mahal
und die Pyramiden sehen, einem fremden Menschen etwas Gutes tun, so sehr zu lachen,
bis man weint, das schönste Mädchen der Welt küssen… Vieles steht auf ihrer LöffelListe, die deshalb so heißt, weil sie vorher nicht den Löffel abgeben wollen.
Sie schaffen eine Menge dieser Ziele, entdecken aber vor allem, dass es die Liebe ist,
auf die es ankommt – schließlich ist es ja auch ein Hollywood-Film…
Was auf unserer Löffel-Liste wohl stehen mag? Was möchtet ihr, liebe Konfis, was
möchten Sie, liebe Gemeinde gerne erlebt haben? Was auch immer es ist, es zählt am
Ende die Liebe und die wurde uns in der Taufe bereits zugesprochen.
Das Beste kommt zum Schluss – aber manchmal steht es schon am Anfang: Auch im
Matthäusevangelium ist das ablesbar, denn der Beiname, den Jesus schon bei seiner
Geburt bekommt, lautet „Immanuel“, also „Gott mit uns“. Eben diese Zusage, dass er
bei uns ist, sind die letzte Worte, die Jesus als Auferstandener spricht. Die Taufe ist der
gute Anfang, den Gott mit uns gemacht hat und wir dürfen uns immer wieder im Leben
darauf beziehen. Martin Luther hat das gemacht, indem er sich immer wieder in
schweren und traurigen Momenten vor Augen hielt „baptizatus sum!“ – ich bin getauft!
Eigentlich kann nichts Schlimmes passieren, das Wesentliche ist bereits geschehen in
meinem Leben, denn Gott hat Ja zu mir gesagt. Dieser Anfang hält auch dem Ende
stand. Er trägt ein Leben lang und sogar drüber hinaus. Schließlich war es der
Auferstandene, der diese Worte gesprochen hat und von ihm kann uns auch der Tod
nicht trennen.
Das Beste kommt zum Schluss – aber wir haben schon einen guten Anfang, der uns mit
Gott und als Gemeinde auch miteinander verbindet.
Amen.