Aktuelle Predigt (lesen) vom 10.07.2016

Apostelgeschichte 2, 41 / „Taufe und Gemeinde“
In den vergangenen Wochen haben wir in unseren Gottesdiensten immer
wieder über die Grundlagen des Glaubens an Jesus nachgedacht:
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„…und wem glaubst Du?“
„…und wer ist Jesus für Dich?“
„Der Unterschied zwischen Religion und dem Evangelium“
„Verloren und wiedergefunden“ / Taufgottesdienst
Am vergangenen Sonntag haben wir drei Menschen auf das Bekenntnis
ihres Glaubens an Jesus Christus getauft. In Anknüpfung daran möchte ich
heute etwas sagen über die Voraussetzung zur Taufe und über die
Konsequenz daraus, nämlich über die Zugehörigkeit zur Gemeinde.
Der Vers, der das alles genau zusammenfasst und ausdrückt, heißt so:
„Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen…und wurden
hinzugefügt…“ Apostelgeschichte 2, 41
Und im selben Kapitel der Vers 47 schließt den Bericht über die
Entstehung der ersten Gemeinde ab mit den Worten:
„Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde (wörtlich „zu demselben Ort“)
hinzu, die gerettet wurden.“ Apostelgeschichte 2, 47
Die Schlüsselworte, auf die es mir heute beim Thema „Taufe und
Gemeinde“ ankommt, sind die Worte: „Annehmen“ und „Hinzugefügt
werden“!
1. „Die nun sein Wort annahmen…“
Die Bibel berichtet uns, dass immer dann Menschen sich taufen ließen,
wenn ihnen das Evangelium von Jesus verkündigt worden war, ihr Herz
davon getroffen wurde und sie sich entschieden hatten, zu glauben und
zu tun, was ihnen verkündigt worden war.
Der „Massentaufe“ nach dem Pfingstgeschehen war die Predigt des
Petrus vorausgegangen.
Und dann heißt es: Apostelgeschichte 2, 37 – 41!
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Ohne Verkündigung und Annahme des Evangeliums gibt es in der Bibel
keine Taufe – auch nicht bei den sogenannten „Haustaufen“.
- Die Taufe im Haus des römischen Hauptmanns Kornelius:
Apostelgeschichte 10, 44 – 48!
- Die Taufe im Haus der Lydia: Apostelgeschichte 16, 14 + 15!
- Die Taufe im Haus des Gefängnisdirektors in Philippi:
Apostelgeschichte 16, 29 – 34!
- Die Taufe im Haus des Krispus in Korinth: Apostelgeschichte 18, 8!
- In 1. Korinther 1, 16 spricht Paulus davon, dass er Stephanas und
sein Haus getauft habe, und im 2. Timotheusbrief lesen wir noch
vom Haus des Onesiphorus.
In Bezug auf diese Taufen ganzer „Häuser“ wird immer wieder behauptet,
da seien doch ganz gewiss auch Säuglinge dabei gewesen und also mit
getauft worden.
Wenn das stimmen sollte, müssten dann nach Aussage des biblischen
Wortes aber
- im Haus des Kornelius auch die Säuglinge das Wort gehört, den
Heiligen Geist empfangen und in Zungen gebetet und Gott
gepriesen haben (Apg. 10, 44 – 48).
- im Haus des Gefängnisdirektors auch die Säuglinge frühmorgens aus
dem Bett geholt worden sein, um das Wort verkündigt zu
bekommen, dann getauft zu werden, danach mit Paulus und Silas zu
frühstücken und sich darüber zu freuen, dass sie zum Glauben an
Gott gekommen sind (Apg. 16, 29 – 34).
- im Haus des Krispus auch die Säuglinge erkennbar zum Glauben
gekommen sein, denn das wird dort besonders und vor allem
betont.
- Nur beim Haus der Lydia wird nicht ausdrücklich betont, dass auch
ihr Haus zum Glauben kam.
Doch davon abzuleiten, dass der extra betonte Glaube der Lydia für
alle anderen in ihrem Haushalt mit galt, ist sehr verwegen und
schlichtweg spekulativ.
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In vielen Taufdiskussionen wird ein völlig falscher Gegensatz aufgebaut:
Da ist von Säuglingstaufe und von Erwachsenentaufe die Rede.
Doch bei der Diskussion um die biblische Taufe geht es nicht darum, wie
alt jemand sein muss, um getauft werden zu können, sondern darum, ob
er glaubt! Wer sich die Taufberichte und den Taufbefehl Jesu ehrlich
anschaut, kann zu keinem anderen Schluss kommen!
Darum verkündigen und praktizieren wir auch keine Erwachsenentaufe,
sondern die Glaubenstaufe – oder noch präziser: die Taufe aufgrund des
Glaubens an Jesus Christus!
Noch ein anderer Zusammenhang kann helfen zu erkennen, wann eine
„Taufe“ auch wirklich eine Taufe ist:
Den Christen in Rom schreibt Paulus in seinem Brief:
„Wisst ihr nicht, dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die
sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die
Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten
durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben
wandeln.“ Römer 6, 3 + 4
Mit Christus gestorben und mit ihm auferstanden sein – das ist die
Beschreibung dessen, was an anderen Stellen mit Abkehr von der Sünde,
Hinkehr zu Gott, Sündenbekenntnis und Sündenvergebung, Empfang des
Heiligen Geistes und Gewissheit des ewigen Lebens ausgeführt wird. Man
nennt es auch die christliche Grunderfahrung oder die geistliche
Wiedergeburt.
Kann (oder besser darf) man all das einem Menschen zusprechen, der
weder verstanden hat, worum es geht, noch daran glaubt, dass es wahr
ist und für ihn gilt?
Mancher sagt: Na ja, das ist doch gerade das Wunderbare an der Gnade
Gottes, dass all das für den „Getauften“ nun bereit liegt – und
irgendwann später kann er es dann im Glauben annehmen und
aktivieren.
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Das hört sich zwar gut an, ist aber falsch. Das Wunderbare an Gottes
Gnade ist nämlich, dass sie für alle Menschen bereit liegt – sogar für nicht
mit Wasser besprengte oder unter Wasser getauchte Nochnichtgläubige.
Woher kommt eigentlich die theologische Anmaßung zu meinen, durch
eine kirchliche Handlung, die man „Taufe“ nennt, einem Menschen etwas
verheißen und zueignen zu können, was ihm im Wort Gottes längst auch
ohne diese Handlung verheißen ist und für ihn bereit liegt?
Sind denn Nicht-getaufte-Säuglinge weniger von Gott geliebt und zum
Glauben an Jesus eingeladen als getaufte?
Die Aussagen der Bibel sind eindeutig: Eine „Taufe“ ist der Gebrauch von
Wasser erst, wenn diese Handlung an einem Menschen vollzogen wird,
der das verkündigte Wort angenommen und den Wunsch, getauft zu
werden, selbst geäußert hat, weil er an Jesus als seinen Retter glaubt!
Und „im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ ist
das Ganze nur, wenn diese Formulierung nicht als Zauberformel benutzt
wird, als könne man über Gottes Segen frei verfügen, sondern wenn im
Hören auf Gott und im Gehorsam ihm gegenüber genau getan wird, was
Gott uns durch Jesus und durch sein Wort vorgegeben und befohlen hat!
Erst dann ist es wirklich „in seinem Namen“!
Für das Miteinander der Kirchen ist es darum geradezu unsere Aufgabe
und geistliche Pflicht, diese Überzeugung mit einzubringen und so unsere
Geschwister herauszufordern, sich immer wieder dem biblischen Wort zu
stellen und zu prüfen, was wirklich im Geiste Jesu ist und was nicht!
Dabei geht es nicht um überhebliche Besserwisserei, sondern um
liebevolle Wahrheit und wahrhaftige Liebe!
Für das seelsorgerliche Begleiten von Menschen sollten wir bedenken,
dass es für manchen, der schon eine kirchliche Vergangenheit hat, ein
schwerwiegender Schritt ist, ein Geschehen, das er vielleicht
jahrzehntelang als Taufe bezeichnet und in seine geistliche Geschichte
eingebaut hat, nun plötzlich noch einmal infrage zu stellen.
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Dazu bedarf es einer tiefen neuen inneren Erkenntnis und Überzeugung
durch das Wort Gottes.
Dazu bedarf es auch einer großen inneren Freiheit und Reife, weil es
möglicherweise bedeutet, sich bewusst gegen das zu stellen, was Eltern,
Lehrer, Seelsorger und Pastoren einem immer wieder als Wahrheit
dargestellt haben, ohne sie deswegen zu verurteilen oder zu missachten.
Als Gemeinde sollten wir darauf achten, dass niemand sich taufen lässt,
nur um dazuzugehören, oder um endlich von uns anerkannt zu werden,
oder um in unserer Gemeinde verantwortlich mitarbeiten zu können.
Das andere gilt allerdings auch: Auch wenn wir eine Gemeinde gläubig
getaufter Christen sind, so muss uns doch bewusst und wichtig sein, dass
wir darüber hinaus verbunden und eins sind mit allen, die an Jesus
Christus als dem Sohn Gottes und unserem Retter glauben – weil nicht die
Taufe uns rettet, sondern allein der Glaube an Jesus!
Jesus hat bei seinem Abschied von den Jüngern nach der Auferstehung
Folgendes gesagt:
„Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. Wer
da glaubt und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht
glaubt, der wird verdammt werden!“ Markus 16, 15 + 16
Darum kann ich gut damit leben,
- dass beim konkreten Gemeindeaufbau und für die Mitgliedschaft
und für die verantwortliche Mitarbeit in dieser Gemeinde hier am
Ort die Glaubenstaufe eine Voraussetzung ist,
- dass wir aber beim Abendmahl auch die übergemeindliche
Dimension betonen und leben, nämlich die Zugehörigkeit zu
Christus und zu seiner weltweiten Gemeinde durch den Glauben!
Um diese beiden Aspekte geht es auch bei dem zweiten Stichwort
„hinzugefügt werden“:
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2. „…und es wurden hinzugefügt…!
Wo hinzugefügt? Zur Gemeinschaft der anderen Glaubenden, zur
Gemeinde, zum Leib Christi – weltweit und unsichtbar, aber auch konkret
und lokal und sichtbar!
Wörtlich steht in Vers 47 nämlich genau das:
„Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde (wörtlich „zu demselben Ort“)
hinzu, die gerettet wurden.“ Apostelgeschichte 2, 47
Es geht um Gemeinde am Ort! In Jerusalem entstand eine neue Gruppe,
eine neue Gemeinschaft, ein Zusammengehören und Zusammenkommen
von über 3000 Menschen, die nun Strukturen entwickeln und Termine
vereinbaren und Verhaltensweisen vereinbaren mussten.
Über diese Gruppe heißt es: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der
Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet!“
Apostelgeschichte 2, 42
Die Gemeinschaft der Jesusnachfolger entwickelte sich. Die Gemeinde
Gottes nahm Gestalt an und wuchs – weit über Jerusalem hinaus.
Gemeinden in aller Welt entstanden, an manchen Orten mehrere – wie in
Rom z.B. oder in Korinth.
In Lübeck auch!
Immer war und ist es letztlich Gott, der hinzufügt – bis heute. Aber dieses
Hinzufügen wurde und wird auch sichtbar darin, dass Menschen sich
verbindlich der Gemeinde Jesu vor Ort anschließen und nun Glauben und
Leben miteinander gestalten!
Worum geht es bei diesem konkreten „hinzugefügt werden zur
Gemeinde“?
1.)Es geht nicht vor allem um Zahlen und Statistiken und Regularien.
Zahlen und Statistiken verführen immer dazu, nach Erfolg oder
Misserfolg, nach Ehre oder Demütigung zu schielen.
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Manche sind dann auf möglichst viele „Kerben im Missionscolt“ aus.
Andere sprechen von Gemeindewachstum und meinen damit nur
wachsende Besucher- oder Mitgliederzahlen. Und je nach Kerben oder
Zahlen ist man dann stolz oder deprimiert.
Doch wenn ein Mensch zum Glauben kommt und zur Gemeinde
hinzugefügt wird und dann auch noch bleibt und wächst, dann sind daran
immer viele Menschen beteiligt – helfend wie hemmend –, vor allem aber
ist es Gottes Wirken.
Wenn im Umfeld einer Gemeinde über längere Zeit keine Menschen zum
Glauben kommen, muss diese Gemeinde sicherlich darüber nachdenken,
woran es liegt – ob sie vielleicht das Leben als Gemeinde in dieser Welt
missverstanden hat als „Leben im Gemeindehaus“.
Und wenn im Umfeld einer Gemeinde Menschen zum Glauben kommen –
wie bei uns zum Beispiel –, dann müssen wir darüber nachdenken, was
Gott uns damit für eine Aufgabe anvertraut und wie es nun gelingen
kann, diese Menschen aufzunehmen, zu integrieren und selbst dabei
geistlich nicht stehenzubleiben.
Es geht bei der Zugehörigkeit zur Gemeinde Jesu nicht vorrangig um eine
formale Mitgliedschaft (von der ich mir dann irgendwelche Rechte ableite
wie Stimmrecht bei Wahlen oder ein Postfach im Foyer oder Zugang zu
Protokollen oder Anspruch auf einen Geburtstagsblumenstrauß ab 75
oder auf einen Kranz von der Gemeinde bei der Beerdigung etc.).
Das sind schlechtestenfalls Verwaltungsangelegenheiten und eine Frage
der Organisation. Sie sind manchmal nötig, mehr aber auch nicht. Darum
gibt es bei uns kaum schriftlich festgehaltene Rechte oder Pflichten –
trotz Verfassung und Wahlordnung.
Und jede Gesellschaftsform erfordert wieder andere organisatorische
Gegebenheiten. Jede Generation findet andere Strukturen hilfreich als die
vorherige Generation. In Jerusalem damals gab es ganz andere Strukturen
als heute.
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Wenn Gott zur Gemeinde am Ort hinzufügt, dann steht Folgendes im
Vordergrund:
2.)Es geht um die Lebensgemeinschaft mit anderen Gläubigen.
- Wir sollen und wollen einander lieben! Schließlich ist die Liebe das
Erkennungszeichen der Jünger Jesu!!
Jesus sagt:
„Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie
ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt. Daran wird
jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe
untereinander habt.“ Johannes 13, 34 + 35
Das heißt: Du musst nicht mit jedem in der Gemeinde befreundet sein,
aber lieben solltest du ihn!
- Wir sollen und wollen einander dienen und uns gegenseitig
unterstützen und ermutigen.
Der Apostel Petrus mahnt:
„Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat als die
guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes!“ 1. Petrus 4, 10
- Wir sollen und wollen miteinander ausgerichtet sein auf das Haupt:
Christus!
Paulus ermutigt:
„Lasst uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen
Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus!“ Epheser 4, 15
Schluss:
„Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen; und an diesem Tage
wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.“ Apostelgeschichte 2, 41
Am vergangenen Sonntag wurden wieder drei Menschen hinzugefügt.
Wie ist es mit Dir?
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Wenn Du das Wort Gottes schon angenommen hast und zu Christus
gehörst, dann lass uns das jetzt miteinander feiern im Abendmahl. Aber
dann bedenke auch, dass Gottes Wort Dich aufruft, Dich taufen zu lassen,
weil Er Dich hinzufügen möchte zu seiner Gemeinde.
Welche Gemeinde ist Deine Gemeinde? Was spricht dagegen, dass es
diese Gemeinde ist oder wird?
Volkmar Glöckner 2016