Was zählt, ist das Objekt

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kgal REAL ASSETS 2015 / 16
kgal REAL ASSETS 2015 / 1 6
Was zählt, ist das Objekt
Stadtteil- und Fachmarktzentren entfalten ihre Sogwirkung auf Passanten und
Käufer auch abseits der Top-Einkaufsmeilen. Das macht sie interessant für defensiv
ausgerichtete Investoren – gerade in der andauernden Immobilien-Markthochphase.
Herr Zücker, wie kann man in
der aktuellen Markthochphase
überhaupt noch in Immobilien
investieren?
André Zücker MRICS
Geschäftsführer Real Estate
KGAL Investment Management GmbH & Co. KG
Das Preisniveau ist derzeit in allen Immobilienkategorien sehr hoch.
Doch wer wie die KGAL eine klare, defensive Strategie verfolgt, ist
mehr oder weniger unabhängig von der aktuellen Marktlage. Wir
verstehen uns als „Value Detectives“, konzentrieren uns also auf
Werthaltigkeit von Objekten auf lange Sicht. Natürlich glauben
wir, dass nach fünf Jahren mit immer neuen Preishöchstständen
ein Luftholen des Marktes gesund wäre. Doch wichtiger als die
Spekulation, wann eine Korrektur nun kommt, ist für uns die richtige
Strategie: die Analyse demographischer, gesellschaftlicher und
wirtschaftlicher Entwicklungen und Trends ist dabei der Kern. Es geht
darum zu sehen, wo und wie die Menschen künftig leben, arbeiten
und sich mit den Gütern des täglichen Bedarfs versorgen. Immobilien
werden schließlich für Menschen gebaut. Die richtige Immobilie am
richtigen Ort , das ist der Schlüssel.
Das bringt uns zum Thema
Versorgungszentren,
ein Schwerpunkt in den
Immobilienengagements der
KGAL. Wie haben Sie sich diese
Gewerbeimmobilientypen
erschlossen? SchlieSSlich gibt es
über Stadtteilzentren noch keine
detaillierten Marktinformationen,
zu Fachmarktzentren nur wenige.
Mit dem Thema Versorgungszentren beschäftigen wir uns mittlerweile
seit rund zehn Jahren. Begonnen haben wir unser Engagement 2006
mit Investitionen in Fachmarktzentren im Rahmen des ersten
Österreich-Fonds der KGAL für institutionelle Investoren. Dessen
Portfolio umfasst Büroimmobilien und Fachmarktzentren in
Österreich. Wir stellten damals schnell fest, dass es die Fachmarktzentren sind, die dem Fonds eine besondere Ertragsstabilität geben.
Grund genug, uns weiter mit dem Thema zu beschäftigen und 2013
einen weiteren, reinen Retail-Park-Fonds aufzulegen. In diesen Jahren
haben wir sehr gut gelernt, wie Fachmarktzentren funktionieren und
welche Faktoren entscheidend für eine hohe Wirtschaftlichkeit und
damit stabile Renditen sind.
Und die Stadtteilzentren?
Dieses Know-how war sehr nützlich für die Fokussierung auf
Stadtteilzentren. Bei der Bewertung und dem Management beider
Immobilientypen geht es um die gleichen Faktoren: Schwerpunkt
Grundversorgung, dominante Stellung vor Ort, Mietermix und
Zukunftsfähigkeit. Mittlerweile haben wir mehrere Multi-TenantProjekte als Club Deals realisiert und den institutionellen MixedUse-Fonds STADT MORGEN aufgelegt. Mit dem Projekt „Platzhirsch“
folgt demnächst ein weiterer Portfoliofonds mit ausgewählten
Stadtteil- und Fachmarktzentren.
Stadtteilzentrum Wandsbek, Hamburg
Bleichstraße, Frankfurt
Was ist entscheidend für eine
zukunftsorientierte Entwicklung
von Stadtteilzentren?
nah an den Standort geführt. Und die neue Nordumfahrung sorgt für
eine sehr gute, schnelle Anbindung an die Münchner Innenstadt.
Diese ideale Verkehrs- und ÖPNV-Anbindung schafft eine Lage, die
schwer reproduzierbar ist und damit zum Wettbewerbsvorteil wird.
Lokale Dominanz ist im ländlichen
Raum in Österreich etwas
anderes als in einem Frankfurter
Stadtquartier. Worin bemisst sie
sich bei Stadtteilzentren?
Gleiches gilt übrigens auch für ein Fachmarktzentrum, das mitten
in der grünen Wiese liegt, aber direkt an der Ausfahrt einer viel
befahrenen Autobahn. Solche Objekte sind hoch frequentiert;
ihr verkehrsgünstiger Standort ist „gelernt“ und funktioniert
manchmal schon seit Jahrzehnten. Zusätzlich haben sie oft wegen
baulicher Genehmigungsvorschriften keine Konkurrenz in direkter
Nachbarschaft zu befürchten.
Nehmen wir als Beispiel das Multi-Tenant-Objekt Pasinger Hofgärten
– ein Stadtteilzentrum in München-Pasing. Seine Lage unmittelbar
im Zentrum des Stadtteils und direkt neben dem Bahnhof garantiert
einen konstant großen Strom an Passanten und Besuchern. Weitere
Infrastrukturmaßnahmen haben auch Straßenbahnen und Busse sehr
Hier ist leicht zu sehen, dass man mit den gängigen Lagekategorien
bei Versorgungszentren nicht weit kommt. Und es erklärt die
Notwendigkeit eines Bottom-up-Ansatzes bei der Bewertung der
einzelnen Objekte.
Wir verstehen Stadtteilzentren eindeutig als soziale Räume, in denen
man sich auch begegnen soll. Stadtteilzentren holen den Einzelhandel,
Dienstleister, Büros und öffentliche Einrichtungen nach drinnen unter
ein großes Dach – ganz so, wie es das Konzept der vertikalen Stadt
vorsieht. Damit stützen sie das gesellschaftliche Stadtgefüge, statt
nach draußen zu bauen.
Dieses Verständnis ist auch Ausdruck unseres hohen Anspruchs an die
bauliche Qualität und Architektur der Objekte. Wenn die Menschen
sich hier wohlfühlen sollen, muss nicht nur das Angebot groß und
breit genug sein. Auch die Architektur muss attraktiv sein und zum
Verweilen einladen. Bei Neubauprojekten, wie dem Stadtteilzentrum
in Hamburg-Wandsbek, legen wir deshalb größten Wert auf eine
gleichermaßen moderne wie stimmige Optik und Atmosphäre. Bei
Bestandsobjekten führen wir gezielt wertsteigernde Maßnahmen
durch, wie beispielsweise am Standort Frankfurt Bleichstraße.
Dabei haben wir nicht nur die Besucher im Blick, sondern auch die
Mieter, deren Zufriedenheit eine Voraussetzung für einen hohen
Vermietungsstand und konstanten Cashflow ist.
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