Skript Kommunikation und Konfliktmanagement 2. Basismodul

Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung
(Berufliche Schulen) Stuttgart
Skript Kommunikation und Konfliktmanagement
2. Basismodul
Erziehen
Beraten
Betreuen
Skript:
Kommunikation und
Konfliktmanagement
Stand: 06.07.2015
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Staatliches Seminar für Didaktik und Lehrerbildung
(Berufliche Schulen) Stuttgart
1. Kommunikation- Umgang mit schwierigen Situationen – Tipps und Tricks für den Ernstfall in
der Praxis
Körpersprache
 sicheres auftreten
 aufrechter Gang, Schultern breit und locker
 zugewandte Körperhaltung
 aufmerksame Haltung
 auf Schüler zugehen
 Fußspitzen zeigen nach außen
Blick
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direktes anschauen des anderen
kein gesenkter Blick
kein diffuser Blick
Blick halten, auch wenn es unangenehm wird
dem anderen mit dem Blick signalisieren, ich sehe dich!
Stimme
 laut, deutlich
 langsam Sprechen, mit Pausen
 gut artikuliert Sprechen

Sprachstil
 klare Anweisungen
 Verzicht auf Füllwörter
Lächeln
 Authentizität
 Gesichtsausdruck stimmt mit Aussage überein
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Gestik
 unterstreicht das Gesagte
Verbal
 ruhig und doch präzise im Ausdruck
 Klare Arbeitsanweisung: Ich hätte gerne, ich möchte u.ä.
 Verständnis sichern: “Ich bin nicht sicher, ob ich dich richtig verstanden habe. Du sagst/du willst..“
 Wiedergabe der gehörten Gefühle: „Das klingst ziemlich frustriert...“
 Aufgreifen körpersprachlicher Andeutungen: “Du guckst verärgert, verzweifelt, geladen ....
 Lenken: „Moment mal- das ist wie ein Auftritt auf der Bühne, so kommen wir nicht weiter.“ „Stop, in diesem
Ton möchte ich nicht weiterreden...“ „ Mir ist wichtig, dass wir in der Pause über den Vorfall sprechen...“
„ Du willst meine Argumente jetzt nicht hören, ich schlage vor....“
„ Habe ich dich richtig verstanden, du meinst, dass...“
„ Wir sollten versuchen mehr Ruhe in die Diskussion zu bringen..“
„ So, wie wir jetzt miteinander reden, kommen wir nicht weiter...“
„Ich würde unser Gespräch gerne zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzten..“
„ Stop, das ist ein Angriff, den ich nicht hinnehmen möchte....“

„ In diesem Falle erübrigt sich eine Diskussion, ich möchte, dass du die Coladose bitte aufhebst und in den
Müll wirfst.“

„ Ich sehe du schreibst ab, wir haben dafür klare Regeln, an die du dich halten musst. Die Konsequenz ist dir
bekannt...“
 „Du schreibst ab, lass das, sonst gibt es eine 6..“
Stand: 06.07.2015
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2. Einige Tipps bei Unterrichtsstörungen
Besonnen handeln und erst mal durchatmen. Zeit schafft Distanz!
Direkte Reaktionen:
 Appellieren
 präzise Aufforderung die Störung zu unterlassen / Körpersprache beachten
 Warnung / Tadel/Strafen
 Ignorieren/ Störungen nicht beachten
 Änderung der Sitzordnung
 humorvolles Abwiegeln, Beruhigen des Schülers/ der Schülerin
 Vertagen in die Pause/ Einzelgespräch
 Benachrichtigung der Eltern/des Rektors/des Klassenlehrers
 Klassenkonferenz /Austausch mit Kollegen
 Loben vor der Klasse – Tadeln und kritisieren unter vier Augen
Didaktisch-methodische Maßnahmen:
 Änderung der Unterrichtsinhalte (stärkere Orientierung an den subjektiven Schülerinteressen)
 Änderung der Methoden, mehr Handlungsorientierung
 Übungsphasen mit hohem Anteil an motorischer Eigentätigkeit der Schüler
 Metakommunikation:
Unterricht über die Störungen/Rollenspiele/Standbilde/Fragebogen
Eigene kritische Reflexion
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Perspektivenwechsel vornehmen/ sich in die Situation der Schüler versetzen
Umdeuten / Problem in neuen Rahmen stellen
Schüler ernst nehmen und wertschätzen
Authentisch sein
Aktives Zuhören, Nachfragen, sich kundig machen
Änderungsehrgeiz bei den Schülern und Schülerinnen anstacheln:
Traust du dir eine Änderung zu? Überschaubare, machbare Ziele mit dem Schüler zusammen formulieren
Störungen nicht persönlich nehmen
Musterunterbrechungen wagen
Selbsterfahrung – sich selbst besser einschätzen lernen
in einer Fallbesprechungsgruppe mitmachen
Zu hohe Ansprüche an sich selbst überprüfen
Humor und Gelassenheit nicht vergessen!!!!!
(Nobody is perfect)
Lösungen verhindern!!
Wie schafft man es unlösbare Situationen zu erzeugen?
Vermeiden Sie es Unterschiede wahr zu nehmen. Gehen Sie davon aus, dass die Störung sich nie verändern wird.
Konzentrieren Sie sich vollständig auf Defizite und Fehler.
Überlegen Sie möglichst nicht, welche Funktion oder welchen Sinn die Störung haben könnte. Gehen Sie davon
aus, dass die Störung aufgrund stabiler Eigenschaften von anderen Personen entsteht.
Vermeiden Sie es mit anderen nach Lösungen zu suchen. Besser ist es mit anderen über die Situation zu
jammern.
Wenn Sie nach Veränderungen suchen, so tun Sie das in Bereichen, die Sie selbst nicht verändern können
(Medien, Familien, Gesellschaft Schulaufsicht…) Suchen Sie immer wieder nach Störungen, suchen Sie nicht nach
Ausnahmen. Ändern Sie nie Ihr Verhalten.
Weiterführende Literatur:
Palmowski, Winfried (2000 Aufl.3): Anders handeln. Lehrerverhalten in Konfliktsituationen. Dortmund.
Schöneich, Sabine (2013): Schwierige Schüler? Weinheim/ Basel.
Stand: 06.07.2015
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Du – Botschaften
Bei dieser Technik vermeidet der Sprecher eine gefühlsmäßige Ich- Aussage zu machen.
Das eigene, innere Erleben wird in eine Botschaft über den anderen gekleidet.
Die Du- Botschaft ist sehr beliebt. Sie hat den „Vorteil“, dass die eigene Innenwelt unkenntlich bleibt und der
andere gerät in große Bedrängnis, wie er die Aussage verstehen soll.
Du – Botschaft:
„Musst du denn immer dazwischenreden? Du solltest mal in einen Diskutier-Kurs gehen.“
Ich- Botschaft:
Wenn ich unterbrochen werde, komme ich aus dem Konzept und das irritiert mich und die Klasse. Daher wünsche
ich mir, dass du….
Ich Botschaften richtig senden:
Verhalten – Effekt – Gefühl – Wunsch
1. Aussage darüber, was das Problem verursacht. Es wird auf ein ganz bestimmtes Verhalten Bezug genommen.
„Wenn“ Sätze „Wenn du dem Sitznachbarn die Arbeitsblätter zerreißt ..“
2. Aussage über konkrete Auswirkungen (Effekt) „…verstößt das gegen unseren Vertrag….“
3. Aussage darüber, inwieweit ich durch das unerwünschte Verhalten des anderen betroffen bin und welche
Gefühle bei mir ausgelöst werden. „…und das ärgert mich….“
4. Aussage darüber, was ich mir wünsche „… ich wünsche mir, dass Unterrichtsmaterialien nicht zerstört werden
und dass du dich am Lernen beteiligst.“
Literatur:
Gordon, Th. (1981): Lehrer-Schuler-Konferenz, Reinbek.
Miller, Reinhold (2004): Das ist ja wieder Typisch. 25 Trainingsbausteine für gelungene Kommunikation in der
Schule: Weinheim/Basel.
Miller, Reinhold (2005): 99 Schritte zum professionellen Lehrer.
Schulz von Thun, F (2001): Miteinander reden 1, Reinbek.
Stand: 06.07.2015
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Mögliche Ursachen von Unterrichtsstörungen:
Bei den Schülern
Langeweile/Spaß an Nebentätigkeiten
Über/Unterforderung
Ermüdung
Konzentrationsprobleme
altersgemäße Entwicklungserscheinung
Neurosen
Krankheiten
Vorurteile gegenüber Schule und Lehrern
keine Berufsperspektive, kein Ausbildungsplatz
Unübersichtlichkeit der Leistungserwartung
Beim Lehrer/ der Lehrerin
fehlendes Durchsetzungsvermögen
Angst vor den Schülern
häufiger Wechsel der Erziehungsgrundsätze
missverständliche Körpersprache
falsche Sozialform
ungeeignete Medien
eigener Disziplinmangel wie das Zuspätkommen oder Bruch von Versprechungen
ungerechte Behandlung von Schülern
Bei der Institution
Lärm auf der Straße/im Gebäude
zu große Klassen
Gruppensituation
ungünstiger Stundenplan
keine Kooperation mit Kollegen
auf Seiten der Eltern/Familie/ Gesellschaft
Konflikte/Familienkonflikte/Beziehungsstörungen
Perspektivlosigkeit der Jugendlichen
Quelle: nach Hilbert Meyer, Unterrichtemethoden II, Praxisband,Berlin,1986
Stand: 06.07.2015
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