Handout Webinar "Unterrichtsstörungen"

Persönliche Unterrichtsgestaltung:
Störungen minimieren
Kreative Impulse für den effektiven Umgang mit Unterrichtsstörungen
Frank Jäger
Was sind Unterrichtsstörungen?
Gordon (1994)
Unterrichtsstörungen sind Verhaltensweisen, die der Befriedigung der Bedürfnisse des Lehrers im Wege
stehen oder den Lehrer veranlassen, sich frustriert, besorgt, irritiert oder ärgerlich zu fühlen. Ganz offenbar
verursachen diese Verhaltensweisen den Lehrern ein Problem. Damit der Unterricht fortgesetzt werden kann,
muss der Lehrer jedes dieser Probleme unmittelbar nach Auftreten lösen.
Ortner (2000)
Eine konkrete oder potentielle Unterrichtsstörung umfasst alles, was dazu führen kann, den Prozess oder die
Beziehungsgefüge von Unterrichtssituationen zu unterbrechen. Auf das Verhalten eines Schülers bezogen
betrifft „Stören des Unterrichts“ alle Aktionen und Reaktionen, mit denen dieser sich bewusst über schulische
Normen und Regeln hinwegsetzt. Das Störverhalten richtet sich dabei gegen den Lehrer, die Mitschüler oder
gegen den Unterrichtsverlauf.
Lohmann (2003)
Unterrichtsstörungen sind Ereignisse, die den Lehr – und Lernprozess beeinträchtigen, unterbrechen oder
unmöglich machen, indem sie die Voraussetzungen, unter denen Lehren und Lernen erst stattfinden kann,
teilweise oder ganz außer Kraft setzen.
Winkel (2005)
Eine Unterrichtsstörung liegt dann vor, wenn der Unterricht gestört ist, d.h. wenn das Lehren und Lernen
stockt, aufhört, pervertiert, unerträglich oder inhuman wird.
Weitere Definitionen
Unterrichtsstörungen sind Vorkommnisse, die den Unterrichtsfluss behindern. Sie können in ihrer Ausprägung
unterschiedlich stark ausfallen.
Unterrichtsstörungen können bewusst oder unbewusst von Schülern oder Lehrern ausgehen und das Lehren
und Lernen negativ beeinflussen. Sie werden von jedem anders empfunden.
Was eine Unterrichtsstörung ist und was als Unterrichtsstörung wahrgenommen wird ebenso wie störend sie
empfunden werden, ist also sehr individuell und vielfältig – ähnlich vielfältig sind auch die Ursachen …
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Persönlicher Umgang mit Unterrichtsstörungen
G. Lohmann stellt die These auf: Störungsfreier Unterricht ist eine didaktische Fiktion; d.h. bis zu einem
gewissen Grad sind „Störungen“ normale Begleiterscheinungen von Unterricht („Mit Schülern klarkommen“,
2003, S.15). Für den persönlichen Umgang mit Unterrichtsstörungen schlägt er einen Perspektivenwechsel vor:
Was ist das Gegenteil von ’Unterrichtsstörung’?
„eine Atmosphäre, die das Lehren und Lernen positiv beeinflusst“
Der effektive und gelungene Umgang mit Unterrichtsstörungen beruht darauf, dass sich der Pädagoge eine
passende innere Haltung und eine individuelle Autorität erarbeitet (R. Rohde). Mit einer systemischen
Sichtweise eröffnen sich Einfluss- und Handlungsmöglichkeiten, die sich im Lehrerverhalten ausdrücken und
auf die Beziehungsebene abzielen.
Das Zauberwort für eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung heißt Respekt, wobei es ausdrücklich beidseitig
gemeint ist. Über die Beziehungsebene kann man 98% der Störungen in den Griff kriegen.
Entstehungsfelder von Unterrichtsstörungen
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Schlüsselkompetenz Konfliktfähigkeit
Bei Unterrichtsstörungen geht es um Konflikte zwischen Menschen. Ein bestimmtes Verhalten ist nicht
erwünscht, was häufig zur Ablehnung der gesamten Person führt bzw. so empfunden wird. Damit das nicht
passiert, ist es notwendig, an der Konfliktfähigkeit zu arbeiten, um professionell mit störenden
Unterrichtssituationen - d.h. letztlich mit den Störern - umgehen zu können.
Da das pädagogische Amt „Lehrer/in“ per se sehr konfliktträchtig ist, zählt Konfliktfähigkeit zu den wichtigen
Schlüsselkompetenzen. Die Herausforderung im Umgang mit Konflikten besteht darin, destruktive Aspekte zu
reduzieren bzw. zu verhindern – also z.B. die Ablehnung des Schülers und die daraus resultierende
Aggressionen.
Die Unterscheidung zwischen Persönlichkeit und Verhalten
Wenn Sie Schüler motivieren wollen, dann Loben Sie Verhalten: Nicht: „Du bist toll!“ sondern: „Das hast Du gut
gemacht!“
So verhält es sich auch bei negativer Kritik: Kritisieren sie konkret Verhalten und nicht die Person. Das ist
gemeint, wenn man davon spricht, die Sach- von der Beziehungsebene zu trennen. Dazu bedarf es eines
vielseitigen Instrumentariums, das auf vier verschiedenen Kompetenzen beruht:
Persönliche Ausstrahlung / Wirkung der Körpersprache
Aufrechte Körperhaltung …
… wirkt, weil sie selbstbewusst, aufmerksam und überzeugend wirkt
… wirkt, weil man besser wahrnimmt, was z.B. beim Gegenüber oder in der Klasse passiert
Mimik und Gestik …
… wirkt, weil es das Gesagte untermalt
… wirkt, weil es eine Emotion vermittelt und die Zuhörer in eine bestimmte Stimmung versetzt
Bewegung, Haltung und Stand …
… wirkt, weil Bewegung „Dynamik“ vermittelt und damit Langeweile vorbeugt
… wirkt, weil ein guter Stand Sicherheit und Standfestigkeit bringt
Blickkontakt …
… wirkt, weil er das „Band“ zum Gegenüber, zu meinem Auditorium spannt
… wirkt, weil er Kontakt, Aufmerksamkeit und Interesse an der eigenen Sache signalisiert
„Sich seiner selbst bewusst sein“ heißt authentisch sein:
Wir kommunizieren unser Selbstwertgefühl durch unser Auftreten.
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Frank Jäger
Dipl. Sportlehrer (Dt. Sporthochschule Köln), Kommunikationstrainer, CoActive Coach, Theatermacher, Spiel- und Theaterpädagoge
1997 gründete er GANGART Theater*Event*Training (www.gangarttraining.de) und realisierte unterschiedliche Auftritte in der freien
Theaterszene sowie im Bereich „Unternehmenstheater“ (als Konzeptioner,
Produzent, Regisseur, Schauspieler, Moderator) und leitet Trainings und
Seminare für Manager, Führungskräfte und Mitarbeiter aus
unterschiedlichen Unternehmensbereichen.
In Lehrerfortbildungen und in der Arbeit mit Schülern aller Schulformen und
Altersgruppen fokussiert er die Stärkung und Entwicklung der persönlichen
Kompetenzen
sowie
Methodik
und
Didaktik
alternativer
Unterrichtsmethoden.
Im beruflichen Weiterbildungsbereich war er z.B. in der Ausbildung zum/r Theaterpädagogen/in (BUT) tätig
und qualifiziert die Teilnehmer im Bereich „Gruppen- und Spielanleitung“, „spezielle Zielgruppen- und
Projektarbeit“.
Seine Schwerpunkte: szenische Kommunikation; persönliche Potenzialentwicklung und Teambuilding im
Hinblick auf Auftritt und Präsentation, Kommunikation und Interaktion, Körpersprache und Präsenz,
Improvisation und Inszenierung; theaterpädagogische Theorie und Praxis.
email: [email protected]
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