Gott Dank opfern, Psalm 50,14.15.23

Predigt am 13.09.15 in der EMK Sevelen, Matthias Herrchen
Gott Dank opfern, Psalm 50,14.15.23
Notruf
Wer von uns kennt die Telefonnummer Gottes, eigentlich ist es sogar eine vierstellige
Notrufnummer? - Das ist 50 15, weil in Psalm 50,15 steht: „Rufe mich an in der Not, so will ich dich
erretten, und du sollst mich preisen!“ Diese gewaltige Zusage hat schon vielen von uns in Zeiten der
Not geholfen, weil wir wissen, dass Gott sein Versprechen hält. Er lässt uns nicht hängen, er wird uns
erretten.
Da gab es zum Beispiel ein Erlebnis als ich in der Mission war. Wir waren mit unserem alten Auto
unterwegs auf der einsamen Schotterpiste zwischen Küste und unserem Zuhause im Bergland. Dann
kam eine Gruppe von Jugendlichen auf die Strasse und zwang uns anzuhalten, wir konnten sie ja
schlecht über den Haufen fahren. Aber ich wusste auch, ein Menschenleben gilt nicht viel und ausser
einem Überfall gab es keinen Grund, uns anzuhalten. Ein Stossgebet zum Himmel, ich habe Gott an
Psalm 50,15 erinnert, nur falls er es vergessen haben sollte. Auf einmal sind die finsteren
Jugendlichen völlig fasziniert von der schwarzen Korallenkette, die meine Begleiterin um den Hals
trägt. Alle rennen auf ihre Seite des Autos und ihr wird angst und bange, aber die Strasse ist frei und
ich gebe Gas. Im Rückspiegel sehe ich nur die böse gestikulierenden Jugendlichen. Gott hat sein
Versprechen erfüllt.
Wahrscheinlich könnte jeder von uns, solch eine Geschichte beitragen und deshalb ist uns dieser
Bibelvers so vertraut und so beliebt. Allerdings ist dieser Vers nur eine Halbwahrheit, denn es ist auch
nur ein Halbsatz. Vers 14 ist die erste Hälfte und gleichzeitig die Bedingung, die Gott nennt: „Opfere
Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde, und rufe mich an in der Not, so will ich dich
erretten und du sollst mich preisen.“ Die Verheissung ist immer noch genauso gewaltig, aber es wird
auch klar, dass Gott sich keine bösartigen Schmarotzer erziehen will, die nur dann zu ihm kommen,
wenn sie etwas wollen, oder wenn sie in Not sind und er ihnen wieder einmal aus der Patsche helfen
soll. Gott muss uns auch manchmal daran erinnern, dass er von uns erwartet, dass wir unseren Teil
der Abmachung erfüllen.
Dank opfern
Die Bedingung heisst: Dank opfern! Kennt ihr den Unterschied zwischen einer Kollekte und einem
Opfer? Die deutsche Übersetzung von Kollekte heisst Sammlung, es wird etwas eingesammelt, wofür
es keine Regel gibt. Wenn wir ein Opfer bringen, dann tut es immer weh. Das Opfer fängt da an, wo
wir auf etwas verzichten, was uns viel bedeutet. Oder etwas tun, was wir hassen, aus Liebe zu
jemandem. Das Opfer hört da auf, wo wir unser Leben für jemanden oder etwas geben. Das ist das,
was Jesus für uns getan hat. Das ist der Masstab, wenn wir in Philipper 2 lesen: „Ihr sollt so gesinnt
sein, wie es Jesus Christus war.“ Das Opfer ist das Wesen des christlichen Glaubens. Die Nachfolge
von Jesus funktioniert nicht ohne Opfer.
Als der Prophet Elia sich nicht mehr am Bach Krit verstecken konnte, gibt Gott ihm die Weisung zu
einer armen Witwe zu gehen und ihr zur Last zu fallen. Es gab sicherlich genügend reiche Leute,
denen das gar nicht schwer gefallen wäre, Elia durchzufüttern, aber nur diese Witwe konnte ein
echtes Opfer bringen. Ihr Opfer bestand nicht darin, dass sie Elia etwas zu essen brachte, sondern
dass sie ihm zuerst etwas brachte. Sie hatte nur noch genug zu essen für zwei Personen in einer
Mahlzeit und Elia sagt: „Das ist ok, dann mach erst etwas für mich. Für euch wird es dann noch
reichen.“ Und diese Witwe macht es genauso. Sie hat Vertrauen zu Gott, dass sie nicht zu kurz
kommt. Und sie wurde nicht enttäuscht. Ein Opfer zu bringen heisst: Jesus first – Jesus zuerst! Jesus
bekommt nicht das, was übrig bleibt, sondern das Beste und Meiste, egal ob noch etwas übrig bleibt.
Jesus lässt sich doch nicht lumpen. Er lässt uns bestimmt nicht im Stich. Die Frage ist nicht, ob Jesus
treu ist, sondern ob wir ihm vertrauen. Jesus ist auf unsere Gaben nicht angewiesen. Im Alten
Testament wurde das Dankopfer verbrannt. Gott brauchte es nicht, aber was er braucht ist unser
Vertrauen, unseren Glauben. Wenn wir Danke sagen bis es weh tut, und darauf vertrauen, dass er
uns nicht hängen lässt, dann ist das Nachfolge. Wer immer Angst hat, dass er selber zu kurz kommt,
der wird zum Diener des Teufels.
Gelübde erfüllen
Die zweite Bedingung in Psalm 50 heisst: „Erfülle dem Herrn deine Gelübde!“ Gott nimmt uns ernst.
Wenn wir ihm etwas versprechen, dann erwartet er, dass wir es auch halten. Deshalb ist es gut,
wenn wir uns genau überlegen, was wir ihm versprechen. Oft sagen wir es ja nur so dahin. „Herr
Jesus, wenn ich diesen Test bestehe, dann gehe ich jeden Sonntag in die Kirche.“ „Wenn ich die
Arbeitsstelle bekomme, dann gebe ich dir den Zehnten von allem, was ich verdiene.“ Ich glaube, das
kennen wir alle. Und wenn Gott seinen Teil eingehalten hat, dann sagen wir nur: „Ich habe zwar ein
Versprechen abgegeben, aber jeder kann sich mal versprechen.“ Gott möchte sich auf uns verlassen,
so wie wir uns auf ihn verlassen können.
Aber wir machen mit Gott ja nicht nur solche kleinen Deals zu unserem Vorteil. Viele von uns hatten
Sternstunden in ihrem Leben, wo sie Gott versprochen haben, dass sie ihm ganz zur Verfügung
stehen, dass sie ihr Leben für die Sache Gottes einsetzen wollen. Und dann kam die Karriere, die
Familie, der Wohlstand, die Bequemlichkeit. Aus ganz zur Verfügung wurde halb, ein Viertel. Und
heute bekommt Gott das von uns, was übrig bleibt von unserer Kraft und Zeit, von unseren Gaben
und Fähigkeiten. Aber er wollte uns ganz haben. Wie oft versprechen wir Gott in der Anbetungszeit,
dass wir alles für ihn tun. Und dann kneifen wir schon bei Kleinigkeiten. Es ist wie in mancher Ehe.
Vor der Hochzeit holt der Mann für die Frau die Sterne vom Himmel, nach der Hochzeit nicht einmal
die Kartoffeln aus dem Keller.
Heute ist Erntedankfest. Gott hat sein Versprechen erfüllt. Und wir dürfen darüber nachdenken, ob
wir das, was wir Gott einmal versprochen haben, wirklich eingelöst haben, oder ob es an der Zeit
wäre, jetzt damit anzufangen, heute und nicht morgen. Und wir dürfen unser unendliches Vertrauen
in Gott darin beweisen, dass wir Opfer bringen, Opfer die weh tun oder sogar Opfer, die uns Angst
machen, weil vielleicht nicht mehr genug bleibt. Wir dürfen Gott auf die Probe stellen, allerdings nur
ohne Netz und doppelten Boden. Als meine Kinder klein waren, da sind sie von allem möglichen
heruntergesprungen, direkt in meine Arme. Was meint ihr, wie ich mich gefühlt hätte, wenn sie
vorher noch schnell einen Helm, Knieschoner und einen Minifallschirm angezogen hätten? Wie fühlt
sich Gott, wenn wir ihm nicht restlos vertrauen? Fangen wir doch heute damit an.