Richter 11,2940 Das Ziel des Glaubens erreichen Richter: Recht in meinen Augen. Thomas Reiner, 21. Juni 2015, ERKWB Winterthur. Dein Versprechen an Gott „Ich will für immer Christus gehören und für ihn leben!“ versprechen Menschen, die erfahren haben, dass Jesus am Kreuz starb, damit alle ihre Sünden vergeben werden. Es ist überraschend, wie barmherzig der ewige Gott ist. Seine Liebe zu den Menschen ist unfassbar. Wer von dieser Botschaft ergriffen wurde, kann es sich nicht vorstellen, irgendeinmal wieder ohne sie zu leben. Darum versprechen junge Gläubige mit freudigem Herzen: „Herr, dir gehört mein ganzes Leben!“ Jeftah gab Gott ebenfalls ein Versprechen. Er erreichte, was er sich nie erträumt hätte. Weil seine Halbbrüder ihr Erbe nicht mit ihm teilen wollten, jagten sie ihn zur Stadt hinaus. Inzwischen war er nicht nur der Anführer des israelitischen Heeres, sondern auch König seiner Heimatstadt, aus der vertrieben wurde. Einst wurde er von seinen Brüder für nichts geachtet und nun wurde ihm eine grosse Verantwortung übertragen. Jeftah wurde verpflichtet in Gottes Namen gegen die Feinde Israels kämpfen. Bevor der Heerführer seine Mitbürger in den Kampf führte, kam Gottes Geist auf ihn. Mit dieser Ausrüstung wird er seinen Auftrag sicher ausführen können. Jetzt, wo der Sieg zum Greifen nahe war, legte Jeftah ein Gelübde ab. In der Lutherbibel heisst es: „Gibst du die Ammoniter in meine Hand, so soll, was mir aus meiner Haustür entgegengeht, wenn ich von den Ammonitern heil zurückkomme, dem Herrn gehören, und ich will’s als Brandopfer darbringen.“ Wir haben bereits die ganze Geschichte gehört. Die Tochter des Heerführers kam ihm singend entgegen. Versprach er wirklich, einen Menschen auf dem Brandopferaltar darzubringen? Es gibt Einiges, was gegen dieses Verständnis spricht. Zuerst hat Gott Menschenopfer ausdrücklich verboten. Gott sagte im Gesetz, dass ihm das ein Gräuel sei. Wenn Jeftah tatsächlich seine Tochter Richter 11,29-40: Das Ziel des Glaubens erreichen 2 geopfert hätte, müsste man erwarten, dass der Erzähler der Geschichte das Opfer beurteilen würde. Als Gideon einen Priesterschurz machte und das Volk ihn als Götzen anbetete, hiess es, dass das zum Fallstrick für das Volk wurde. Hier fehlt eine solche Bemerkung. Jeftah überliess Gott sein ganzes Haus. Die Bibel berichtet nicht von Zufällen, sondern von Gottes Geschichte mit den Menschen. Es kann nicht sein, dass Gott die Geschicke derart leitet, dass etwas getan werden muss, was ihm ein Gräuel ist. Bestimmt hätte Gott einen Ausweg gezeigt, wie er es bei Isaak tat. An der Stelle des einzigen Sohnes opferte Abraham einen Widder. Später wird gar nicht davon gesprochen, dass Jeftah seine Tochter opferte. Es heisst nur, dass Jeftah an ihr tat, wie er gelobt hatte. Daraufhin wird erwähnt, dass sie nie einen Mann erkannt hatte. Wieso soll nach ihrem Tod noch von ihrer Jungfrauschaft die Rede sein? Warum wollte die Tochter ihre Jungfrauschaft beweinen? Es wäre zu erwarten, dass sie darüber traurig war, bald sterben zu müssen. Davon ist aber nicht die Rede. Nein, ich glaube nicht, dass Jeftah seine Tochter als Brandopfer darbrachte. Das passt weder zu Gottes Gerechtigkeit noch ergibt die Geschichte Sinn. Der hebräische Text des Versprechens sollte anders übersetzt werden: „Wenn du wirklich die Söhne Ammons in meine Hand geben wirst, soll, was aus meiner Haustür mir entgegenkommt, wenn ich in Frieden von den Söhnen Ammons zurückkehre, dem Herrn gehören und ich werde Brandopfer darbringen.“ Jeftah musste nicht erwähnen, welche Brandopfer er darbringen wird. Das Gesetz schreibt vor, welche Tiere als Dankopfer geeignet waren. Aber Jeftah war entsetzt, dass ihm seine Tochter entgegenkam. Als er Gott sein Versprechen gab, dachte er an einen männlichen Diener. Das wird im Text deutlich. Es heisst wörtlich: „Der werde dem Herrn.“ Er nahm also an, dass sein Diener, der ihn von Weitem kommen sieht, sich aufmacht, um ihm seine Waffen und sein Gepäck abzunehmen. Als Zeichen, dass nur Gott gedient werden soll, will er den Diener nicht mehr für sich behalten, sondern in den Dienst seines Gottes übergeben. Ausgerechnet seine Tochter, die er gerne einem Mann übergeben hätte, sollte Gott gehören. Darum wollte die Tochter, deren Namen wir nicht erfahren, zwei Monate ihre Jungfrauschaft beweinen. Sie war traurig darüber, dass sie niemals zu einem Mann gehörte. Es war ihr vergönnt, Kinder zu bekommen. Weil sie das einzige Kind Jeftahs war, blieb sein Name nicht bestehen. In Israel wurde das Erbe weitergegeben. Das Land, das eine Familie ernährt, blieb immer in ihrem Besitz. Das war ein Zeichen des ewigen Lebens. Gott sorgt so für sein Volk, dass es für immer bestehen kann. Was Jeftah erreichte, konnte er an niemanden weitergeben. Aber die Tochter dachte nicht an ihre eigene Familie. Zu oft lesen und verstehen wir die Bibel nur stückweise. Wir überfliegen hier ein Kapitel und dort eine Geschichte und übersehen, dass alles, was in der Bibel be- Richter 11,29-40: Das Ziel des Glaubens erreichen 3 richtet wird, einen Ursprung und ein Ziel hat. Die ersten Menschen wurden aus dem Paradies vertrieben, weil sie Gott und seinem Gebot nicht vertrauten. Gott versprach der Frau, dass einer ihrer Nachkommen die Sünde überwinden wird. Jede Frau, die mit den biblischen Geschichten lebte, hoffte darauf, dass sie den verheissenen Retter zur Welt bringen werde. Diese Hoffnung musste die Tochter aufgeben. Jeftah sprach sein Gelübde nicht unüberlegt. Er erkannte, dass Gott ihn reich beschenkt hatte. Dafür wollte er dankbar sein. Er wollte, dass Israel nicht vergas, dass sein Gott der Heiland ist, der sie aus der Not rettete. Wie ist dieses Versprechen zu beurteilen? Zuerst ist es eine gute Sache. Im Alten Testament war das Ablegen eines Gelübdes und das präzise Einhalten seines Wortes ein Teil der Frömmigkeit. Es gehört selbstverständlich zum Glauben an Christus, aus Dankbarkeit für die Vergebung ein Versprechen abzulegen. „Herr, ich und mein Leben sollen dir ganz gehören!“ sind Worte, die Gott gerne hört. Beteuerungen sind natürlich zu wenig. Kein Dank, kein Opfer, kein Verzicht ist so gross, um das abzuwägen, was der ewige Gott uns gibt. Sein vollkommen gerechter Sohn hat die Strafe für deine Sünde auf sich genommen. Du kannst niemals ein fehlerloses Opfer bringen. Du kannst nicht wissen, ob du dein Versprechen einhalten kannst. Wirst du wirklich ständig Gott dienen und zu seiner Ehre leben, wie du das versprichst, wenn du dich zu ihm hinwendest? Kannst du das Wort erfüllen, das du deinem Erlöser gegeben hast? Gottes Treue für dich Die Frage ist, wie du nach deinem Versprechen weiterleben kannst. Wenn Gott dich nach deinen Zusagen beurteilt, wirst du vor ihm nicht bestehen können. Was sagt der Gerechte zu dir, nachdem du das erste Mal an seiner Güte zweifelst? Wie beurteilt dich Gott, wenn du das erste Mal nach deinem Versprechen sündigst? Wie soll er mit dir umgehen, wenn du seine Hilfe und Gnade verschweigst, um nicht von anderen Menschen verachtet zu werden? Mit einer einzigen Sünde hast du dein Versprechen gebrochen. Der gerechte Gott müsste dich verurteilen, weil du dein Wort ihm gegenüber nicht gehalten hast. Gott ist barmherzig. Er kennt dich und weiss, dass du das Versprechen des Glaubens nicht halten kannst. Darum nimmt er dein Wort nicht nur an, sondern sorgt dafür, dass es in Erfüllung geht. Gott sorgte dafür, dass Jeftahs Gelübde erfüllt wurde. Er wählte die Tochter dazu aus. Ihre Herzenshaltung gefiel Gott. Sie stimmte nicht in die Klage ihres Vaters ein, sondern war bereit, den Weg zu gehen, den Gott sie führt. Darum sagte sie Richter 11,29-40: Das Ziel des Glaubens erreichen 4 zu ihrem Vater: „Tu mit mir, wie dein Mund geredet hat.“ Die Tochter vertraute auf Gottes Güte. Es war ihr wichtig, dass Gott, der ihren Vater diese Worte sagen liess, geehrt wurde. Es war ihr wichtig, dass ihr Vater, der diese Worte sprach, nicht als Lügner dastand. Dafür gab sie sich hin. So kam es, dass sie Gott gehörte. Daran dachten die Frauen Israels an vier Tagen im Jahr. Wörtlich heisst es im letzten Vers: „Die Töchter Israels gingen jährlich hin, zu besingen die Tochter Jeftahs.“ Das Lied, das Jeftahs Tochter einst bei der Rückkehr ihres Vaters anstimmte, wurde weiter gesungen. Die Frauen Israels sangen davon, dass der Herr sich an seinen Feinden rächt. So ging das Gelübde des Gileaditers in Erfüllung. Gott wurde für seine mächtigen Taten geehrt. Diese Verehrung blieb lange bestehen. Die Tochter des Richters ist ein Bild auf Christus hin. Christus ist der Retter, der von Gott dem Vater ausgesucht wurde. Er gefällt Gott, weil er ohne jeden Makel ist. Er führte er unter den Menschen ein vollständig gerechtes Leben. Bevor er am Kreuz starb, zog er sich in einen Garten zurück. Dort dachte er daran, dass er wegen der Sünde der Menschen, von seinem himmlischen Vater getrennt werden wird. Der Schmerz, seinen Zorn statt der ewigen Liebe zu erfahren, ist das Schlimmste, was er auf Erden erleiden musste. Diese Trennung war härter für ihn als alle Schläge, aller Spott und der Tod am Kreuz. Obwohl er das alles wusste, beugte er sich unter den Willen seines Vaters und sagte: „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“ Christus nahm das Gericht für deine Ungerechtigkeit auf sich. Die Strafe, die du verdient hast, weil du dein Versprechen an Gott nicht gehalten hast, hat er bezahlt. Wenn du an Christus glaubst, bezahlt er die Strafe für deine Schuld. Darum nimmt der himmlische Vater dein Wort an. Genau wie in Israel feiern wir vier Feste, um daran zu denken, wie Gott sich an seinen Feinden – an der Sünde – rächt. Weihnachten, Karfreitag, Ostern und Himmelfahrt. Christus, der vollkommen gerechte Mensch, ist in die Welt gekommen. Er nahm deine Strafe auf sich und ist gestorben. Er hat den Tod überwunden, indem er auferstand, und wurde schliesslich vom Vater im Himmel aufgenommen. Dort wird für alle Zeit von seinem Sieg gesungen. Wenn du dank seiner Treue das Ziel des Glaubens erreichen wirst, wirst du in das himmlische Lied einstimmen dürfen. Jesus erzählte ein Gleichnis von einem Mann, der einen Turm bauen wollte. Er sagte, dass ein kluger Bauherr die Kosten überschlage. Bevor der Bau in Angriff genommen wird, muss er sicher sein, ob er das Werk, das er sich vorgenommen hat, auch zu Ende bringen könne. Beschämend ist, wenn ihm das Geld ausgeht, sobald das Fundament gelegt wurde. Dieses Gleichnis sagte er seinen Jüngern und forderte sie auf, die Kosten für die Nachfolge zu überschlagen. Es ist falsch Richter 11,29-40: Das Ziel des Glaubens erreichen 5 zu meinen, wir müssten uns gut überlegen, ob wir das Werk der Nachfolge zu Ende bringen können. Du weisst nicht, welche Situationen in deinem Leben auf dich warten. Wie wir gesehen haben, ist es unmöglich, dafür zu sorgen, dass das Wort, das du heute deinem Gott versprichst, auch wirklich wahr wird. Du verstehst die Aufforderung des Herrn Jesus richtig, wenn du dich fragst, ob du bereit bist, auf seine Treue zu hoffen. Willst du ganz von Gottes Gnade und Treue leben? Das ist ein hoher Preis für uns Menschen, die sich als gerecht erkennen wollen. Gottes Kinder bekennen, dass sie nicht gerecht sind und das Wort, das sie ihrem himmlischen Vater gegeben haben, schon oft gebrochen haben. Trotzdem vertrauen sie darauf, dass sie das Ziel ihres Glaubens erreichen. Sie hoffen nicht, weil sie treu wären, sondern weil ihr Herr bereits vollkommen treu war. Er wird dafür sorgen, dass das Wort, das du dem himmlischen Vater gegeben hast, tatsächlich erfüllt wird. Ihr Kinder, ihr meint vielleicht, dass ihr noch nicht richtig glauben könnt. Ihr seht die Erwachsenen und hört, wie sie beten und von Gott reden. Dabei denkt ihr, dass ihr all das nicht könnt. Aber Gott hört dein Gebet. Wenn du ihm sagst, dass du ihm gehören willst, hört er dich. Gott weiss, was es braucht, damit dein Wunsch erfüllt wird. Ihr Jugendlichen, ihr sucht euren Platz im Leben. Dazu braucht ihr Überzeugungen. Ihr müsst selbst üben, euch Prioritäten für euer Leben zu setzen. Das gehört zum Erwachsenwerden und ist eine gute Sache. Eine Überzeugung solltet ihr allerdings nicht vergessen: Gott erfüllt dein Versprechen. Auf allen Wegen, die du einschlägst, soll sein Wort, seine Treue, seine Gerechtigkeit und seine Barmherzigkeit dich begleiten. Bitte deinen Herrn, dass er dich sicher führt und dich bei ihm behält. Er hört dich und wird sein Versprechen wahr machen, das er dir durch den Glauben gegeben hat: Du gehörst mir. Ihr Erwachsenen, ihr musstet erleben, dass nicht leicht ist, nach seinen Überzeugungen zu leben. Viel Gutes, das ihr euch vorgenommen habt, konntet ihr nicht erreichen. Ihr konntet euren Kindern nicht ein so gutes Vorbild sein, wie ihr euch einst vorgestellt habt. Viel Gutes, das ihr hättet tun können, seit ihr Gott und Menschen schuldig geblieben. Was ist nun mit eurem Versprechen, das ihr Gott einst gegeben habt? Könnt ihr Gott gehören? Ja, denn er ist der Treue, der dein Wort wahr macht. Der Glaube, der das Ziel erreicht, vertraut darauf, dass Gott seinen Plan erfüllt. Er hat sich vorgenommen, Menschen für sich zu gewinnen, damit sie für immer zu ihm gehören. Unser treuer himmlischer Vater gebe dir den Glauben, der darauf vertraut, dass er sein Ziel zu seiner Ehre und deinem Heil erreichen wird. Amen.
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