„Kollektiver Selbstmord“ – Monika Maron über die Asylpolitik von

„Kollektiver Selbstmord“ –
Monika
Maron
über
die
Asylpolitik von Angela Merkel
Hier ohne weitere Kommentierung einige Zitate aus einem offenen Brief der
Kleistpreisträgerin (der wohl renommiertesten Auszeichnung für Autoren
deutscher Sprache) wie er am 14.1.2016 in der FAZ veröffentlicht wurde:
Schriftstellerin Monika Maron / Foto N24
Wer vor zwei Monaten verlangt hat, was heute Regierungspolitik
ist, war rechtsradikal oder ein Nazi, wenigstens aber Rassist
und Fremdenfeind. Wer vor Masseneinwanderung junger
muslimischer Männer gewarnt hat, war islamophob. Bis heute
wollen uns Leute wie Lamya Kaddor und Ayman Mazyek weismachen,
das abartige Sexualverhalten bestimmter muslimischer Männer
habe nichts mit dem Sittenkodex ihrer Religion, sondern mit
ihrer traurigen Situation in unserem Land zu tun.
Als wäre diese anschwellende Missstimmung nicht Grund zu
allergrößter Sorge, spricht der Entwicklungsminister Müller
von den ersten zehn Prozent der zu erwartenden Einwanderer.
Zudem werden uns für dieses Jahr die nächsten 1,8 Millionen
Flüchtlinge angekündigt. Ich weiß nicht, woran es unseren
Regierenden mehr mangelt: an Phantasie, Mut oder Verstand.
Sie versprechen, in Zukunft kriminelle Ausländer schneller
abzuschieben, wohl wissend, dass auch veränderte Gesetze wenig
Erfolg versprechen, weil wir in Kriegsländer nicht abschieben
dürfen, viele ihre Pässe vernichtet haben oder die
Heimatländer ihre Staatsbürger nicht zurücknehmen und eine
Heerschar deutscher Anwälte darauf wartet, jahrelange Prozesse
um ein Bleiberecht zu führen.
Wie wird das veränderte Deutschland aussehen, auf das Katrin
Göring-Eckardt sich so freut, wenn der Kampf um Arbeitsplätze
und billige Wohnungen erst einmal begonnen hat, wenn
Hunderttausende junge Männer hier keine Frauen finden, wenn
sie überhaupt erleben, dass wenig von dem, was sie für ein
Versprechen hielten, sich erfüllen wird?
Menschen in Not muss geholfen werden. Ich kenne niemanden, der
diesem Satz widersprechen würde. Die Differenzen beginnen beim
Wie. Wie wollen und können wir helfen? „Gemäß heutiger Praxis
wären, gemessen an den hiesigen demokratischen und
ökonomischen Standards, zwei Drittel der Weltbevölkerung in
Deutschland asylberechtigt. Dass unsere Flüchtlingspolitik
einem Denkfehler unterliegt, müsste einem spätestens da
auffallen …“, meint der Philosoph Rüdiger Safranski.
Vor allem aber brauchen wir den politischen Willen,
leichtfertig gebrochenem Recht wieder Geltung zu verschaffen.
Der Parlamentarismus in Deutschland ist lahmgelegt. Wenn die
eigene Partei der Kanzlerin die Gefolgschaft versagt, springt
die Opposition für sie ein. Wir haben Merkel oder Merkel, und
die Grenze bleibt offen.