16.11.2015 Immobilienaktien Lieber auf die risikoadjustierte Rendite schauen Beim Investieren schielen viele Investoren zu oft nur auf die absolute Performance. Dabei hat der Nobelpreisträger William F. Sharpe bereits 1966 mit der nach ihm benannten Sharpe Ratio darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, auch das eingegangene Risiko zu betrachten. Sehr viel wichtiger als die absolute Rendite ist insbesondere für den risikobewussten Anleger die Kennzahl Sharpe Ratio. Das ist die risikoadjustierte Überrendite zum risikolosen Zins. In die Kennzahl fließt nicht nur die absolute Performance, sondern auch die Volatilität ein. Für risikoaverse Anleger ist daher die Sharpe Ratio der besser geeignete Maßstab. Je höher die Sharpe Ratio, desto besser. Letztlich sagt sie aus, wie viel Rendite der Investor pro Risikoanteil bekommt. Von Thomas Meyer, Vorstand der WERTGRUND Immobilien AG Wer als Anleger das Risiko außer Acht lässt, handelt grob fahrlässig. Beim Blick auf die absolute Rendite (Total Return) lag der DAX in den beiden vergangenen Jahren mit einem Plus von 21,2 Prozent beziehungsweise 14,8 Prozent vor deutschen Wohnimmobilien, die einer Studie von BulwienGesa zufolge ein Plus von 13,3 Prozent beziehungsweise 11,2 Prozent zu verzeichnen hatten. Aktienanleger haben absolut betrachtet alles richtig gemacht. Doch das greift zu kurz. Beim Blick auf die Risikoseite zeigt sich: Während die Performance des DAX in den Jahren 1992 bis 2014 zwischen -26,7 Prozent und 44,5 Prozent schwankte, lag die Spannweite des Total Return von Wohnimmobilien in den 127 größten Städten bei -0,6 Prozent bis 15,4 Prozent. Aktienanlagen schwankten also sehr viel stärker als Wohnimmobilien-Investments. Damit Anleger die absolute Rendite und das eingegangene Risiko abwägen können, gibt es die eingangs erwähnte Sharpe Ratio, also die risikoadjustierte Überrendite zum risikolosen Zins. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen wird als risikoloser Zins betrachtet und beträgt aktuell etwa 0,7 Prozent. Der durchschnittliche Total Return von 1992 bis 2014 lag beim DAX bei 10 Prozent mit einer Volatilität von 20 Prozent und bei deutschen Wohnimmobilien bei 8,1 Prozent mit einer Volatilität von 5 Prozent. Daraus ergibt sich für den DAX eine Sharpe Ratio von 0,47 und für deutsche Wohnimmobilien von 1,48. Noch deutlicher ist das Ergebnis übrigens, wenn der Zeitraum seit Ausbruch der Finanzkrise betrachtet wird. Während sich die Sharpe Ratio des DAX nur leicht auf 0,53 verbessert, liegt die Kennzahl bei Wohnimmobilien bei 3,80. Die Sharpe Ratio für Wohnimmobilien in deutschen B-Städten ist mit 1,52 für den langen Zeitraum und 3,90 für den Zeitraum seit 2009 sogar noch einen Tick besser. Das Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, dass Investoren besser auf die Sharpe Ratio als auf die absolute Rendite schauen sollten. Professionelle Investoren wie Versicherungen und Stiftungen machen dies ohnehin, weil sie verantwortungsvoll mit den Geldern ihrer Kunden umgehen müssen. Aber auch als Privatanleger lohnt der Blick auf diese wichtige Kennzahl.
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