Es geht voran

Helaba Volkswirtschaft/Research
WOCHENAUSBLICK
22. April 2016
Es geht voran
REDAKTION
Dr. Stefan Mitropoulos
Tel.: 0 69/91 32-46 19
[email protected]
HERAUSGEBER
Dr. Gertrud R. Traud
Chefvolkswirt/
Leitung Research
Helaba
Landesbank
Hessen-Thüringen
MAIN TOWER
Neue Mainzer Str. 52-58
60311 Frankfurt am Main
Telefon: 0 69/91 32-20 24
Telefax: 0 69/91 32-22 44
1 Die Woche im Überblick............................................................................................................. 1
1.1 Chart der Woche .................................................................................................................... 1
1.2 Wochen-Quartals-Tangente ................................................................................................... 2
1.3 Finanzmarktkalender KW 17 mit Prognosen .......................................................................... 3
2 Im Fokus...................................................................................................................................... 4
2.1 EZB im Verteidigungsmodus .................................................................................................. 4
2.2 Deutschland: Vorerst schlechtere Arbeitsmarktzahlen ........................................................... 5
3 Charttechnik ............................................................................................................................... 6
4 Prognosetabelle ......................................................................................................................... 7
1
Die Woche im Überblick
1.1 Chart der Woche
Christian Apelt, CFA
Tel.: 0 69/91 32-47 26
Wahlkampf um „Brexit“-Abstimmung gewinnt an Fahrt
Szenarien für das britische EU-Referendum
„Should the United Kingdom
remain a member of the European Union
or leave the European Union?“
„Leave“
Die Publikation ist mit größter
Sorgfalt bearbeitet worden.
Sie enthält jedoch lediglich
unverbindliche Analysen und
Prognosen zu den gegenwärtigen und zukünftigen
Marktverhältnissen. Die Angaben beruhen auf Quellen,
die wir für zuverlässig halten,
für deren Richtigkeit, Vollständigkeit oder Aktualität wir
aber keine Gewähr übernehmen können. Sämtliche in
dieser Publikation getroffenen Angaben dienen der Information. Sie dürfen nicht
als Angebot oder Empfehlung für Anlageentscheidungen verstanden werden.
Kompromiss
Konflikt
Rosinenpicker
25 %
10 %
5%
„Remain“
60 %
Quelle: Helaba Volkswirtschaft/Research
Die Kampagnen für das britische EU-Referendum am 23. Juni kommen allmählich ins Rollen. So
häufen sich u.a. Studien, in denen die wirtschaftlichen Konsequenzen eines britischen EU-Austritts
abgeschätzt werden. Grundsätzlich sollten diese Schätzungen mit einer gewissen Vorsicht und
z.T. auch als Wahlkampf betrachtet werden. Sollten die Briten tatsächlich „Nein“ zur EU sagen,
werden wohl vor allem die Finanzmärkte kräftig reagieren. Die damit einhergehende Unsicherheit
dürfte aber auch die britische Konjunktur beeinträchtigen. Entscheidend würde aber der Ausgang
der bis zu zweijährigen Verhandlungen über ein „Scheidungsabkommen“ sein. Sollten sich beide
Parteien dann doch kompromissbereit zeigen, wären die wirtschaftlichen Folgekosten weniger
dramatisch. Nur bei einer fehlenden Einigung wären die Nachwehen erheblich. Das mit 60 %
wahrscheinlichste Szenario ist aus unserer Sicht jedoch weiterhin ein Verbleib in der EU. Die Umfragen zeigen einen geringen Vorsprung der EU-Befürworter, die Buchmacher gehen von einer
Wahrscheinlichkeit gut zwei Dritteln aus. Genaueres hierzu auch in unserer Publikation
„Großbritannien: Sein oder Nichtsein in der EU“ vom 16. März 2016.
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1
W OCHENAUSBLICK
Claudia Windt
Tel.: 0 69/91 32-25 00
1.2 Wochen-Quartals-Tangente
Die Stimmung hat gedreht – es geht voran! In der abgelaufenen Handelswoche markierten wichtige Aktienbarometer neue Jahreshochs, der deutsche Leitindex DAX hat sich dabei oberhalb der
Marke von 10.000 Punkten festsetzen können. Selbst wenn zum Wochenausklang die Kurse im
Verbund mit dem Ölpreis etwas nachgeben, so scheint die Wende erfolgt. Dies lässt sich ebenso
am Rentenmarkt ablesen. Kannte die Verzinsung für deutsche und US-Staatsanleihen bis zuletzt
nur den Rückwärtsgang, so entfernen diese sich – wenn auch sehr langsam – von ihren Jahrestiefstständen. Unterstützend wirkten die jüngsten Äußerungen von EZB-Chef Mario Draghi (S. 4).
Er dämpfte die Erwartungen der Marktteilnehmer, dass die EZB über die bereits beschlossenen
Maßnahmen hinaus kurzfristig nochmals nachlegen müsse. Insbesondere das „Helikoptergeld“
dürfte erst einmal vom Tisch sein. Der Euro wie auch 10-jährige Staatsanleihen dies- und jenseits
des Atlantiks verbuchten im Wochenverlauf moderate Kursverluste. Nun hängt es an der USNoten-bank, ob sich diese Tendenz an den Renten- und Devisenmärkten fortsetzen kann.
Es ist längst ausgemachte Sache, dass die Fed in der Berichtswoche ihre Zinsen nicht erhöht. Sie
reagiert damit unter anderem auf das schwache Wirtschaftswachstum zu Jahresbeginn. So dürfte
das US-BIP in den ersten drei Monaten um lediglich knapp 1 % Jahresrate expandiert haben, nach
ebenfalls mäßigen 1,4 % im Schlussquartal 2015. Obwohl der US-Arbeitsmarkt sich äußerst robust
präsentiert und damit keine Indikation für einen Einbruch der Wirtschaft liefert, gibt die 6-monatige
Schwächephase Anlass zur Sorge. Dies zeigt sich insbesondere in einer rückläufigen Industrieproduktion, so dass die Fed nun den Außenwert des US-Dollar kritisch beobachtet. Allerdings
mehren sich die Anzeichen, dass das BIP in den Frühlingsmonaten wieder an Dynamik gewonnen
hat. Insbesondere die Trendwende bei den Einkaufsmanagerindizes unterstreicht diese Erwartung.
Folglich dürfte die Fed in den kommenden Monaten ihren Zinserhöhungskurs wieder aufnehmen.
Ob es allerdings in der Berichtswoche für ein klares Bekenntnis im Kommuniqué ausreicht, darf
bezweifelt werden. Schließlich gibt es für die Notenbank keinen Grund, in die Offensive zu gehen.
Der Juni ist als nächster Termin für eine Zinsanhebung weiter im Spiel. Jedoch könnte in der Handelswoche das Pendel noch einmal zum Euro schwenken. Erstmals legt das europäische Statistikamt eine vorläufige Schnellschätzung des BIP für das erste Quartal vor. Sie sollte deutlich besser
ausfallen als in den USA. Auch der erwartete leichte Anstieg des ifo-Geschäftsklimaindex könnte
den jüngsten DAX-Anstieg untermauern.
Finanzmarktrückblick und -prognosen
Veränderung seit...
31.12.2015 14.04.2016
aktueller
Stand*
jeweils gg. Euro, %
jeweils gg. Euro
Q2/2016
Q3/2016
Q4/2016
US-Dollar
-3,8
-0,3
1,13
1,15
1,10
1,05
Japanischer Yen
5,6
-0,6
124
129
130
131
Britisches Pfund
-6,5
0,9
0,79
0,75
0,73
0,70
Schweizer Franken
-1,2
-0,9
1,10
1,10
1,10
1,10
in Bp
3M Euribor
3M USD Libor
%
-12
0
-0,25
-0,25
-0,25
-0,25
2
0
0,64
0,90
1,10
1,40
10 jähr. Bundesanleihen
-39
7
0,24
0,40
0,50
0,80
10 jähr. Swapsatz
-37
5
0,63
0,75
0,85
0,85
10 jähr. US-Treasuries
-41
7
1,86
2,00
2,30
2,70
10.700
11.200
12.000
40
47
48
1.150
1.250
1.200
%
DAX
-2,9
Index
3,4
10.436
%
Brentöl $/B
19,4
1,6
45
Gold $/U
17,6
1,6
1.248
*Schlusskurse vom 21.04.2016
Bei Prognoseänderungen sind die vorherigen Werte in Klammern gesetzt
Quellen: Bloomberg, Helaba Volkswirtschaft/Research
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2
W OCHENAUSBLICK
1.3 Finanzmarktkalender KW 17 mit Prognosen
Zeit
Land
Periode
Indikator
HelabaBloom berg
Vorperiode
Prognose Consensus
Montag, 25.04.2016
10:00
DE
Apr
ifo-Geschäftsklima
106,9
107,0
106,7
16:00
US
Mrz
Neubauverkäufe, Tsd. (JR)
520
520
512
Dienstag, 26.04.2016
14:30
US
Mrz
Auftragseingang langlebige Güter,
% m/m
3,0
1,9
-3,0
16:00
US
Apr
Verbrauchervertrauen (CB); Index
95,0
95,6
96,2
Mai
GfK-Konsumklima, Index
9,6
9,5
9,4
5,0
4,9
k.A.
k.A.
4,9
5,0
Mittw och, 27.04.2016
08:00
DE
10:00
EZ
Mrz
Geldmenge M3
% 3 mma
% y/y
10:30
UK
Q1
BIP 1. Schätzung, % q/q
0,4
0,4
0,6
FOMC-Zinsentscheidung, %
(oberer Wert der Bandbreite)
0,5
0,5
0,5
20:00
US
Donnerstag, 28.04.2016
11:00
EZ
Apr
EU-Kommission; Saldo:
Industrievertrauen
Konsumentenvertrauen
-4,0
-9,5
-4,0
k.A.
-4,2
-9,7
14:00
DE
Apr
Verbraucherpreise
% m/m
% y/y
-0,1
0,2
-0,1
0,2
0,8
0,3
14:30
US
Q1
BIP (1. Schätzung), % q/q (JR)
0,8
0,7
1,4
23. Apr
Erstanträge auf
Arbeitslosenunterstützung, Tsd
260
k.A.
247
14:30
US
Freitag, 29.04.2016
09:55
DE
Apr
Arbeitslose s.b.; gg. Vm. in Tsd.
0,0
2,0
0,0
09:55
DE
Apr
Arbeitslosenquote; n.s.a./s.a., %
6,3 / 6,2
k.A. / 6,2
6,5 / 6,2
11:00
EZ
Q1
BIP, Vorläufige Schnellschätzung,
% q/q
0,4
0,4
0,3
11:00
EZ
Apr
Konsumentenpreise
Frühschätzung
% m/m
% y/y
0,4
0,1
k.A.
0,1
1,2
0,1
0,3
1,1
k.A.
1,0
1,5
1,0
11:00
EZ
Apr
Konsumentenpreise Kernrate
Frühschätzung
% m/m
% y/y
11:00
EZ
Mrz
Arbeitslosenquote; %
10,3
10,3
10,3
14:30
US
Q1
Arbeitskostenindex
% q/q
0,6
0,6
0,6
14:30
US
Mrz
Persönliche Einkommen, % m/m
0,3
0,3
0,2
14:30
US
Mrz
Persönliche Ausgaben, % m/m
0,2
0,2
0,1
0,0
0,8
0,7
0,8
-0,1
1,0
14:30
US
Mrz
Deflator privater Konsum
% m/m
% y/y
14:30
US
Mrz
Kerndeflator privater Konsum
% m/m
% y/y
0,1
1,6
0,1
1,5
0,1
1,7
15:45
US
Apr
Einkaufsmanagerindex Chicago
51,0
53,0
53,6
DE
Mrz
Importpreise
% m/m
% y/y
0,4
-6,2
0,3
-6,3
-0,6
-5,7
DE
Mrz
Einzelhandelsumsatz
% m/m, real s.a.
% y/y, real s.a.
0,3
2,3
0,3
k.A.
-0,3
1,6
im Laufe der Woche
Quellen: B lo o mberg, Helaba Vo lkswirtschaft/Research
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W OCHENAUSBLICK
2
Ulf Krauss
Tel.: 0 69/91 32-47 28
Im Fokus
2.1 EZB im Verteidigungsmodus
Mario Draghi war in seiner Pressekonferenz vor allem damit beschäftigt, keinen Zweifel an der
Unabhängigkeit der EZB aufkommen zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit, dass politischer Druck
kurzfristig etwas an der Geldpolitik ändert, ist sehr gering. Eine Einflussnahme ist vielmehr erst
bei einer Neubestellung des EZB-Präsidenten möglich. Inzwischen wächst die Gefahr, dass sich
bei der EZB eine „jetzt erst recht-Mentalität“ einstellt.
Anlagenotstand
wird zementiert
Die jüngste Sitzung des EZB-Rats war aus Anlegersicht eher ein Non-Event. Der Bund-Future lag
vor und nach den Beschlüssen bzw. Pressekonferenz auf dem gleichen Niveau. Mit größerem
Interesse dürften die Anleger und Emittenten am Markt für Unternehmensanleihen die zeitgleich
veröffentlichten Modalitäten des neuen „Corporate Sector Purchase Programme“ (CSPP) zur
Kenntnis genommen haben. Das im Juni 2016 startende Programm wird von sechs nationalen
Notenbanken durchgeführt. Ziel der Ankäufe sowohl am Primär- als auch am Sekundärmarkt sind
Unternehmensanleihen praktisch aller Laufzeitenbereiche von Nichtbanken von bis zu 70 % des
ausstehenden Volumens. Dieser geplante Eingriff ist erheblich und dürfte spürbare Auswirkungen
auf die Marktliquidität haben. Eine weitere Zuspitzung des Anlagenotstandes ist absehbar.
Das beherrschende Thema bei der EZB-Pressekonferenz waren die jüngsten Unstimmigkeiten
zwischen deutschen Regierungsvertretern und der EZB-Spitze über die Ausgestaltung der Geldpolitik. Wie nicht anders zu erwarten, pochte Mario Draghi auf die Unabhängigkeit der EZB und verteidigte die extreme Geldpolitik mit den bisherigen „Erfolgen“ sowie dem Hinweis, wir würden mehr
oder weniger in einer Deflation und ausgeprägten Wachstumsschwäche stecken, hätte die EZB
nicht so entschlossen gehandelt. Der Gegenbeweis lässt sich nicht führen, es sei denn man hätte
eine Zeitmaschine und könnte die geldpolitische Vergangenheit ändern. Diejenigen, die mit dem
Erreichten noch nicht zufrieden sind, bittet er um Geduld, damit die Maßnahmen ihre ganze Wirkung entfalten können. Dann – und dieses Versprechen hat er auch schon früher gegeben – könnten die Renditen auch wieder steigen. Ohnehin sieht er keine Verantwortung der EZB für das niedrige Zinsniveau, sondern dieses vielmehr als Konsequenz der Inflations- und Konjunkturentwicklung. Dass das massive Anleiheankaufprogramm und ein negativer Einlagensatz kaum Effekte auf
das Zinsniveau haben sollen, erscheint allerdings wenig plausibel. Des Weiteren verteidigte Draghi
die EZB mit dem Hinweis auf die ebenso extreme Geldpolitik der anderen Notenbanken. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass die EZB als erste große Notenbank die Kombination von Negativzins und Anleihekäufen ausprobiert, etwas wovor die Fed und die Bank of England – wohl aus
guten Gründen – zurückgeschreckt sind. Dass kleinere Notenbanken aufgrund ökonomischer
Abhängigkeiten gezwungen sind, die Zinsabwärtsspirale mitzugehen, sollte nicht unerwähnt bleiben.
EZB pocht
auf Mandat
Letztlich tangiert die Diskussion über Fluch oder Segen der Geldpolitik die EZB nicht wirklich. Für
die „Nörgler“ hat die EZB eine ganz einfache Version zu Hand: Wir folgen nur dem Vertrag und
erfüllen unser Mandat die Preisstabilität zu gewährleisten. Das Inflationsziel hat die EZB schon
lange bei unter 2 % festgesetzt, allerdings mit dem entscheidend gewordenen Zusatz, die Teuerung solle nun mittelfristig nahe 2 % liegen. Auf diesem Passus beruft sich Mario Draghi, um entscheidende Koordinaten der Geldpolitik sowie des gesamten ökonomischen Zusammenlebens
spürbar zu verändern. Vielleicht wiederholt er deshalb das Inflationsziel „below but close to 2 %“
bei jeder sich bietenden Gelegenheit.
Am Schluss der Pressekonferenz ging Mario Draghi auf die Gefahren ein, wenn die Unabhängigkeit der EZB weiter in Frage gestellt wird. Sollte ihre Glaubwürdigkeit in Mitleidenschaft gezogen
werden, so werden die angestrebten Ziele womöglich nur mit einer Verzögerung erreicht, was eine
noch expansivere Geldpolitik nötig machen würde. Für deutsche Ohren klingt dies fast wie eine
Drohung.
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W OCHENAUSBLICK
Dr. Stefan Mütze
Tel.: 0 69/91 32-38 50
2.2 Deutschland: Vorerst schlechtere Arbeitsmarktzahlen
Die Zahl der Arbeitslosen dürfte im zweiten Halbjahr ansteigen, obwohl die Beschäftigung weiter
zunimmt. Die zeitweise sehr starke Zuwanderung ist der Hauptgrund hierfür.
Wachstumsaussichten
der Weltwirtschaft sollten
sich aufhellen
Wie geht es weiter am deutschen Arbeitsmarkt? Die Frühindikatoren sind nicht einheitlich. Legt
man das Arbeitsmarktbarometer des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zugrunde, muss in den nächsten Monaten mit einer Abschwächung gerechnet werden. Das IABArbeitsmarktbarometer beruht auf einer monatlichen Befragung aller lokalen Arbeitsagenturen zu
der von ihnen erwarteten Arbeitsmarktentwicklung in den nächsten drei Monaten. Der Indikator,
der sich auf die saisonbereinigte Entwicklung der Arbeitslosigkeit bezieht, ist im März leicht unter
den Schwellenwert 100 gefallen. Danach müsste die Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten
leicht ansteigen. Der Stellenindex der Bundesagentur für Arbeit hingegen ist zuletzt zwar nicht
weiter angestiegen, liegt aber weiterhin auf hohem Niveau. Auch das Beschäftigungsbarometer
des ifo-Instituts ist am aktuellen Rand leicht rückläufig. Was sind die Ursachen hierfür? Sicherlich
macht sich die schwierigere konjunkturelle Entwicklung in einigen wichtigen Schwellenländern wie
China im Einstellungsverhalten der Unternehmen bemerkbar. Die deutschen Exporte haben sich
zuletzt nur verhalten entwickelt. In den ersten beiden Monaten lagen sie in nominaler Rechnung
gerade mal kumuliert 1,4 % über ihrem Vorjahresniveau. Diese Schwäche sollte allerdings im
Laufe des Jahres überwunden werden. So dürften Russland und Brasilien allmählich aus ihrer
tiefen Rezession herauskommen. Auch das Wachstumstempo der USA dürfte im weiteren Jahresverlauf zunehmen und die Konjunkturerholung der Eurozone setzt sich fort. Die Einkaufsmanagerindizes für April haben dies bestätigt und das ifo-Geschäftsklima für diesen Monat sollte leicht
steigen.
Geringe Abschwächung am Arbeitsmarkt
Index
Trendwende noch nicht sichtbar
Index
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Mehr Flüchtlinge melden
sich arbeitslos
Tausend gg. Vj.
Quellen: Macrobond, Helaba Volkswirtschaft/Research
Entscheidender für die verhaltenen Arbeitsmarktindikatoren ist aber der Effekt der Flüchtlingszuwanderung. So ist die Arbeitslosigkeit von Personen aus den wichtigsten nicht-europäischen Asylzugangsländern im März 2016 im Vorjahresvergleich um 79 % oder 54.000 gestiegen. Im Vergleich zum Vormonat nahm sie um 12.000 zu. Diese Zahlen werden in den nächsten Monaten
noch höher ausfallen. Damit wird die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl im zweiten Halbjahr leicht
ansteigen. Für April ist bestenfalls mit einer Stagnation im Vormonatsvergleich zu rechnen. Die
Zuwanderung nach Deutschland ist durch die Schließung der Balkanroute zuletzt deutlich gesunken. Selbst wenn man davon ausgeht, dass nun andere Fluchtrouten verstärkt genutzt werden,
dürfte die Zahl der Zuwanderer 2016 bei Weitem nicht mehr die Größenordnung des Vorjahres von
1,1 Millionen erreichen. Dies erleichtert die Integration der Ankommenden in den deutschen Arbeitsmarkt. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland aufgrund der Fluchtbewegungen dürfte
damit ein vorübergehendes Phänomen bleiben. Unsere Prognose geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit ab Sommer ansteigt und im Verlauf von 2017 eine Trendwende zum Besseren eintritt. Unter diesen Voraussetzungen bleibt die jahresdurchschnittliche Quote 2016 bei 6,4 %
(2,8 Millionen) und erreicht 2017 einen Wert von 6,7 % (2,95 Millionen).
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W OCHENAUSBLICK
3
Charttechnik
Bund-Future: In der Korrektur
Widerstände:
163,74
164,00
164,17
MACD
Unterstützungen:
162,26
162,00
161,88
Bund-Future (daily)
Der Bund-Future ist in den letzten Tagen unter Druck gekommen. Begleitet wird diese Korrektur durch sinkende
technische Indikatoren wie MACD, Stochastic und ADX.
Auch der DMI steht auf Verkauf und so spricht einiges für
fortdauernde Kursrisiken. Auch die Tatsache, dass der
Future in der ersten Wochenhälfte unter den im Januar
etablierten Aufwärtstrend bei 163,44 gesunken ist, belastet.
Bei 162,26 lokalisieren wir das 61,8 %-Retracement des
Anstiegs von Anfang März bis Anfang April. Widerstände
finden sich ab 163,74.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)
Euro: Gesamtbild uneinheitlich
Widerstände:
Unterstützungen:
MACD
EUR-USD (daily)
1,1333
1,1240
1,1400
1,1219
1,1469
1,1068
Das technische Bild ist ambivalent, zumal der Euro seit über
einem Jahr in einer breit angelegten Seitwärtsrange handelt
(1,05/08 bis 1,15/17). Während der MACD Kursrisiken offenbart, steht der DMI noch immer im Kauf. Erholungsversuche scheiterten aber im Bereich 1,1461/69 und so kommt
der sekundäre, im November etablierte Aufwärtstrend in
Gefahr. Bei einem Bruch dieser Linie (aktuell um 1,1240)
würde wohl auch das 38,2 %-Retracement bei 1,1219 nicht
ausreichend Halt bieten. Bei 1,1068 finden sich dann der
61,8 %-Level sowie die 100- und 200-Tagelinien.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Ralf Umlauf (Tel.: 069/9132-1891)
DAX: Temporäre Korrektur wahrscheinlich
Widerstände:
10.470
10.537
10.625
Unterstützungen:
10.328
10.281
10.216
Ichimoku
DAX (daily)
Während der letzten zehn Handelstage hat der DAX in der
Spitze rund 1.000 Punkte zugelegt. Entsprechend steil ist
der Anstieg verlaufen. In der Regel wird einer derartigen
Bewegung die Nachhaltigkeit abgesprochen. Dies und der
Fakt, dass gestern auf Tagesbasis ein sogenannter „hanging man“ ausgebildet wurde, lässt die Wahrscheinlichkeit
für eine zumindest temporäre Korrektur größer werden.
Dies würde vor allem der Fall sein, sollte der DAX heute mit
negativen Vorzeichen sowie unterhalb des 61,8 %Retracements (10.393) schließen.
Quellen: Reuters, Helaba Volkswirtschaft/Research
Christian Schmidt (Tel.: 069/9132-2388)
Die Ausführungen auf dieser Seite basieren ausschließlich auf einer charttechnischen Analyse.
Unsere fundamentalen Analysen gehen in diese Betrachtung nicht ein.
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W OCHENAUSBLICK
4
Prognosetabelle
Euroland
Bruttoinlandsprodukt
Verbraucherpreise
reale Veränderung gg. Vorjahr, %
Veränderung gg. Vorjahr, %
2014
2015
2016p
2017p
2014
2015
2016p
2017p
0,9
1,5
1,6
1,6
0,4
0,0
0,5
1,5
Deutschland*
1,6
1,4
1,7
1,5
0,9
0,2
0,7
1,6
Frankreich
0,2
1,2
1,3
1,5
0,6
0,1
0,5
1,5
Italien
-0,3
0,8
1,2
1,5
0,2
0,1
0,4
1,4
Spanien
1,4
3,2
2,5
2,0
-0,2
-0,6
0,1
1,4
Niederlande
1,0
2,0
1,5
2,0
0,3
0,2
0,8
1,3
Österreich
0,4
0,9
1,4
1,5
1,7
0,9
1,2
1,7
Griechenland
0,7
-0,4
0,0
1,5
-1,4
-1,0
0,5
1,0
Portugal
0,9
1,5
1,5
1,8
-0,2
0,5
0,5
1,0
Irland
5,2
7,8
5,0
3,8
0,3
0,0
0,4
1,5
Großbritannien
2,9
2,3
2,2
1,8
1,5
0,1
0,8
2,2
Schw eiz
1,9
0,8
1,2
1,6
-0,1
-1,1
-0,5
0,6
Schw eden
2,3
4,1
3,4
2,6
-0,2
0,0
0,7
1,7
Norw egen
2,2
1,6
1,3
1,8
2,0
2,1
2,5
2,2
Polen
3,3
3,6
3,4
3,3
0,0
-0,9
0,0
2,0
Ungarn
3,7
2,9
2,5
2,5
-0,2
-0,1
1,2
2,5
Tschechien
2,0
4,3
2,4
2,6
0,4
0,3
0,9
1,8
Russland
0,6
-3,7
-1,5
1,5
7,8
15,5
8,5
6,0
USA
2,4
2,4
2,5
2,5
1,6
0,1
1,6
2,5
Japan
-0,1
0,5
0,7
0,5
2,7
0,8
0,4
1,8
Asien ohne Japan
5,7
5,3
5,1
5,0
3,6
2,5
3,0
3,5
China
7,3
6,9
6,5
6,0
2,1
1,5
2,0
2,4
Indien
7,2
7,0
6,8
6,5
6,7
4,9
5,1
5,5
1,3
0,0
0,3
2,0
10,7
13,0
15,0
11,0
0,1
-3,8
-3,0
1,0
6,3
9,0
8,9
6,0
3,2
2,9
3,0
3,2
3,1
2,8
3,2
3,4
Lateinamerika
Brasilien
Welt
p = Prognose; * kalenderbereinigt
Quellen: EIU, Macrobond, Datastream, Helaba Volkswirtschaft/Research
H E L A B A V O L K SW I R T S C H A F T / R E S E A R C H · 2 2 . A P R I L 2 0 1 6 · © H E L A B A
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