Das Wilde Moor bei Rendsburg - Landwirtschaftskammer Schleswig

Umwelt
■ BAUERNBLATT l 30. Mai 2015
Moore in Schleswig-Holstein, Moorserie Teil 8
Das Wilde Moor bei Rendsburg
Um entwässerte Moore zu renatugleichzeitig erhöhten Wasserstänrieren, braucht es einen langen
den. Von den 169 Vogelarten zähAtem. Wie es einmal werden soll,
len 54 als Brutvögel, darunter zahlwissen die Akteure meist genau, ob
reiche moortypische Arten. Als
die Anstrengungen von Erfolg geBrutvögel neu hinzugekommen
krönt sind, ist nicht so sicher. Durch
oder stark gefördert sind Graujahrelange Entwässerung hat sich
gans, Krickente, Kranich, Wasserder Torf meist so stark verändert,
ralle, Bekassine, Rotschenkel,
dass er – zumindest in der obersten
Braunkehlchen, Schwarz- und
Schicht – kein Wasser mehr aufBlaukehlchen. Auch während der
nimmt und eine Vernässung
Zugzeiten auftretende Vogelarschwierig wird. Birken stehen am
ten, wie Sing- und Zwergschwan,
Ende der Degenerationsphase und
Saat-, Bless- und Nonnengans und
sind nur sehr schwer zurückzudränKraniche sowie zahlreiche Limikogen. Zu den angedachten Maßnahlen lassen sich im Wilden Moor bemen gibt es unterschiedliche Meiobachten.
nungen. Das Wilde Moor bei Rendsburg ist ein Beispiel dafür, dass es
trotz aller Widrigkeiten und durch
EngagementehrenamtlicherHelfer
Moorentwicklung
braucht
doch gelingen kann, für die eine
Kreativität und Ausdauer. Auch
oder andere seltene Art wieder ei- Ehrenamtliche Helfer beim Bau einer Grabenabdämmung in Handarbeit.
Rückschläge müssen gelegentnen Lebensraum zu schaffen.
lich hingenommen werden. Das
Wasserangebot, andererseits eine verstärkt haben, dass empfindliche
Wilde Moor steht beispielhaft
für all jene Moore, die nur mitDie Bildung des Wilden Moores geringe Nährstoffzufuhr über die Arten wie Glockenheide, Weißes
hilfe einer großen Vielzahl ehsetzte vor 5.700 Jahren während des Luft (NH3) und wenig mobilisierte Schnabelried, Moosbeere und Rosrenamtlicher Helfer renaturiert
Atlantikums, einer nacheiszeitlichen Nährstoffe aus dem Torf. Für die marinheide verschwunden sind. Um
und gepflegt werden. Allen sei
Wärmeperiode, auf einer wasserun- Kraut- und Moosschicht sind viel diese Entwicklung zu stoppen, waren
an dieser Stelle herzlich gedurchlässigen Sandschicht zwischen Licht, geringe Grünbeschattung und sowohl Maßnahmen zur direkten
dankt!
Jevenau und Wehrau ein. In etwa gleichzeitig eine hohe Luftfeuchte Wasserhaltung als auch zur EindämAusführliche
Informationen
5.500 Jahren dehnte es sich auf eine wichtig. Zugleich soll die Landschaft mung des Birkenbewuchses nötig.
zum Thema können der neuen
Größe von rund 900 ha aus. Nach sei- den Lebensansprüchen der Vögel
Broschüre „Moore in Schleswigner Vermessung im Jahr 1806 setzte offener Moore genügen.
Große Vielfalt
Holstein“ entnommen werden.
eine massive Kultivierung ein, die bis
an typischer Moorfauna
Sie ist im Landesamt für Landzum Ende des 19. Jahrhunderts
Birken senken
Seitdem leben dort 26 Libellen-,
wirtschaft, Umwelt und ländmehr als die Hälfte des Moores umden Wasserstand
elf Heuschrecken- und 16 Tagfalliche Räume Schleswig-Holstein
fasste. Nach weiteren Maßnahmen
In nicht renaturierten Bereichen terarten, von den Amphibienarten
(Llur) erhältlich unter
blieben schließlich um 1970 rund
Tel.: 0 43 47-704-230, E-Mail:
300 ha durch Torfstich ausgehöhlte herrschen Birken, Pfeifengras und sind Teichmolch, Erdkröte, Moor-,
[email protected]
und in über 700 Parzellen zerstückel- Adlerfarn vor. In dem 175 ha großen Gras- und Wasserfrosch vertreten.
wiedervernässten Renaturierungs- Auch Reptilienarten wie Waldte Moorfläche übrig.
gebiet haben sich großflächig Woll- eidechse, Blindschleiche, SchlingDr. Kuno Brehm
gras-Torfmoos-Gesellschaften aus- und Ringelnatter sowie Kreuzotter
Schrittweise Vernässung
sind
in
großer
Zahl
vorhanden.
Um
Unabhängiges Kuratorium
gebreitet.
Wasserstandsmessungen
seit 1978
Landschaft Schleswig-Holstein
über 25 Jahre weisen nach, dass auf- den Schlingnatterbestand zu för(UKLSH e.V.)
Infolge der Trockenlegung wan- wachsende Birkenbestände das som- dern, ermöglichen extra installierTel.: 0 43 30-430
delte sich die weithin vorherrschen- merliche Absinken der Wasserstände te Quartiere den Tieren das Ü[email protected]
de Heidevegetation über das Pfei- durch ihre Verdunstung so drastisch leben auch in kalten Wintern bei
fengras zum Birkenwald oder direkt
zu von Adlerfarn dominierten Torfbänken. Die Umwandlung des Offenland-Lebensraums in einen Birkenwald ist als zerstörerisch anzusehen. Das betrifft sowohl jegliche Ansätze von moortypischer Bodenvegetation als auch für von Offenland
abhängigen Wirbeltieren und Insekten. Daher begann das Unabhängige Kuratorium Landschaft Schleswig-Holstein (UKLSH e.V.) ab 1978
mit schrittweisen Maßnahmen, um
das Wilde Moor in seinen Urzustand
zurückzuführen. Diese Renaturierung braucht einerseits ein hohes Schlingnatter.
Zwerg- und Singschwäne.
Fotos: Dr. Kuno Brehm
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