Moore factsheet Nach der letzten Eiszeit vor ca. 11.500 Jahren entstanden weltweit Moore. Das sind Ökosysteme, die von einem Überschuss an Regen- oder Grundwasser abhängig sind. Abgestorbene Pflanzenteile werden durch das Wasser vom Sauerstoff abgeschlossen und können so nicht vollständig zersetzt werden – Torf entsteht. Allerdings nur sehr langsam, denn die Torfschicht wächst durchschnittlich um einen Millimeter pro Jahr. Es dauert also rund 100 Jahre, um eine Torfschicht von 10 Zentimetern aufzubauen Das Kohlendioxid (CO2), das die Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen haben, wird nach ihrem Absterben im Torf Das Bundesamt für Naturschutz beschreibt die ökologischen Leistungen von funktionsfähigen, naturnahen Mooren folgendermaßen: Neben ihrer besonderen Bedeutung für die Artenvielfalt fördern sie den saisonalen Wasserrückhalt in der Landschaft, regulieren den Nährstoffhaushalt, puffern das regionale Klima, dienen dem Menschen als Erholungsraum und spielen als Kohlenstoffsenke und -speicher eine wichtige Rolle für den Klimaschutz. In den deutschen Mooren ist genau so viel Kohlenstoff gespeichert wie in den Wäldern, obwohl Moore nur ca. fünf Prozent der Landfläche ausmachen und Wälder etwa 30 Prozent. Insgesamt gibt es schätzungsweise fast 18.000 Quadratkilometer (km2) Moorböden in Deutschland, das entspricht fast der Fläche des Bundeslands Sachsen. Davon sind 3.360 km2 Hochmoore, die vom Regen gespeist werden, und über 10.000 km2 Niedermoore, die vom Grundwasser versorgt werden. In Deutschland liegen etwa 78 Prozent der Moore in der Norddeutschen Tiefebene und 20 Prozent im Alpenvorland. Niedersachsen/Bremen Ackerland: 22% Wald: 15% Moor, Sumpf, ungenutzt: 7% Anderes: 5% Torfabbau: 1% Wasser: 1% Nutzung von Moorböden in Deutschland Da Moore schwer zugänglich sind, wuchs der größte Teil der deutschen Moore bis ins 17. Jahrhundert noch an. Doch seitdem hat sich die Situation rapide geändert. Bis in die 1970er Jahre wurden große Areale für die Landwirtschaft und forstliche Nutzung entwässert. Weit mehr als 90 Prozent der heimischen Moore befinden sich heute nicht mehr in ihrem natürlichen Zustand und sind tot. 4345 Mecklenburg-Vorpommern 2929 Brandenburg/Berlin 2223 Bayern 1650 Schleswig-Holstein/Hamburg 1500 Sachsen-Anhalt Baden-Württemberg 420 400 Sachsen 80 Hessen 25,5 21 Saarland 9 Thüringen 8 Quelle: www.bfn.de/ 14932.html 582 Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Weideland: 49% Quelle: Thünen-Institut (Hrsg.) gebunden. Im Lauf der Jahrtausende sind Moore so zu einem riesigen Kohlenstoffspeicher geworden. Mooranteile in den Bundesländern Landwirtschaftliche Nutzung Ein Moor ist zwar ein Paradies für Vögel und viele andere Tiere, Landwirte aber können die sumpfige Fläche nicht gut bewirtschaften. Deshalb sind die meisten Moore in Deutschland heute trockengelegt und dienen als Acker oder Weidefläche. Mit erheblichen Folgen für das Klima: Aus dem trockenen Torf entweicht Treibhausgas. Drainage zur Entwässerung des Moors Die Treibhausgasemissionen sind vom Wasserstand abhängig. In einem naturnahen Moor liegt der Wasserstand nahe der Bodenoberfläche. Kohlendioxid (CO2) wird gebunden und geringe Mengen an Methan (CH4) werden emittiert. Insgesamt ist die Klimabilanz neutral. Wird der Wasserstand durch Wasserableitungssysteme (so genannte Drainagen) gesenkt, gelangt Luft in den Moorkörper und Bakterien und andere Bodenbewohner beginnen, das pflanzliche Material abzubauen. Große Mengen Kohlenstoff werden dann in die Atmosphäre freigesetzt. Außerdem wird Lachgas (N2O) emittiert, das 300-mal klimaschädlicher ist als CO2. Entwässerte Moore werden so zur Quelle von Treibhausgasen und tragen erheblich zum Klimawandel bei. In Deutschland emittierten die Moorböden 2013 etwa 45 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente, das waren knapp fünf Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen. Moorklimaschutz Sowohl auf internationaler als auch auf europäischer Ebene sollten die Emissionen aus den Moorböden umfassend in die Klimaschutzziele ab 2020 einbezogen werden. Vor allem durch die Erhöhung des Wasserstands können Treibhausgasemissionen aus drainierten Moorflächen verringert werden. Theoretisch besteht in Deutschland langfristig ein Minderungspotential in Höhe von ca. 35 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr, wenn Moore auf naturnahe Wasserstände wieder vernässt würden. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) weist darauf hin, dass die Leistung intakter Moore für den Klimaschutz angemessen honoriert werden soll. Infrage kommen dabei der Ausbau der Finanzierungsmöglichkeiten des Moorschutzes, die Beseitigung von Fehlanreizen, die eine Entwässerung attraktiv machen, und die Honorierung von Nutzungsextensivierung und Pflege renaturierter Moorböden. Der Schutzstatus von Mooren sollte zudem im Natur- und Bodenschutzrecht gerade gegenüber konkurrierenden Nutzungen gestärkt werden. Wichtig ist für den SRU eine Bundesinitiative zum Moorschutz. Das Aktionsprogramm Klimaschutz der Bundesregierung strebt eine Bund-Länder-Zielvereinbarung an. Das kurzfristige Reduktionspotential durch Wasserstandsanhebung schätzen Expertinnen auf 1,5 bis 3,4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente jährlich bis 2020. In den letzten Jahren haben die Anstrengungen auf Länderebene zugenommen: Niedersachsen legte mit dem Programm „Niedersächsische Moorlandschaften“ Eckpunkte für die kommenden Jahre vor, Baden-Württemberg richtete eine Kompetenzstelle Moorschutz ein. Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Schleswig-Holstein gehen neue Wege mit dem Verkauf von MoorFutures, und Bayern plant die Renaturierung von 50 Moorflächen bis 2020. DEHSt-Grafik/Quelle: Bundesamt für Naturschutz (BfN), ZEIT / Vektorelemente: fotolia.de/PureSolution Vom Kohlenstoffspeicher zum Treibhausgasemittenten Die Zukunft der Moore Wegen der großen Menge der Treibhausgasemissionen und den vergleichsweise niedrigen CO2-Vermeidungskosten sowie Synergien mit Biodiversitätszielen und der Wasserrahmenrichtlinie empfiehlt das Thünen-Institut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei dringend die dauerhafte Wiedervernässung landwirtschaftlich genutzter Moore. CO2 CH4 CO2 CH4 CO2 CO2 CH4 CH4 N2O Ein natürliches Moor ist ein Klimaschützer, weil es der Luft Kohlenstoff (CO2) entzieht und diesen im Torf festigt. Auch wenn das Moor gleichzeitig Methan (CH4) ausstößt, ist es klimaneutral. Der Wasserstand ist bei Mooren entscheidend. Ist er zu hoch, bildet sich zu viel Methan, das in die Luft gelangt. Trotz großer Aufnahme von Kohlenstoff, ist ein überstautes Moor ein Emittent. Wird ein zerstörtes Moor renaturiert, gibt es erst einmal Methan ab. Doch nach einigen Jahren nimmt das Moor mehr Kohlenstoff auf als es Kohlendioxid abgibt. Bei einem trockengelegten Moor wird der im Torf gebundene Kohlenstoff zu Kohlendioxid und Lachgas (N2O) abgebaut und gelangt in Verbindung mit Sauerstoff in die Luft. Dieses Moor ist eine große Quelle von Treibhausgasen, trotz der geringen Aufnahme von Methan. DEHSt-Grafik/Quelle: Bundesamt für Naturschutz (BfN), ZEIT / Vektorelemente: fotolia.de/PureSolution Die Universität Greifswald forscht seit einiger Zeit zur Paludikultur, der landwirtschaftlichen Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore. Ein traditionelles Beispiel dafür ist der Anbau von Schilf für Dachreet. Innovative und nachhaltige Nutzungen sind etwa die energetische Verwertung von Niedermoor-Biomasse, die Nutzung von Röhrichten für neue Baustoffe oder die Kultivierung von Torfmoosen als Torfersatz in Substraten für den Gartenbau. Deutsche Emissionshandelsstelle (DEHSt) im Umweltbundesamt Bismarckplatz 1 14193 Berlin www.dehst.de | [email protected] Stand: August 2015
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