3. Seilhaftung und Seilreibung Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung 17.08.15 TM 1 5.3-1 3. Seilhaftung und Seilreibung 17.08.15 3.1 Haften 3.2 Gleiten Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-2 17.08.15 3.1 Haften ● Bei einer feststehenden Rolle gilt: – Wenn die Rolle glatt ist, müssen beide Massen gleich groß sein. – Wenn die Rolle rau ist, können die Massen in gewissen Grenzen unterschiedlich sein. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung g m1 m2 TM 1 5.3-3 17.08.15 3.1 Haften ● Aufgabenstellung: S2 – An einem Seilende greift die Kraft S1 an. – Wie groß darf die am anderen Seilende angreifende Kraft S2 höchstens sein? – Gegeben: φ S1 ● – Das Seil haftet auf der feststehenden Rolle. Prof. Dr. Wandinger – S1 , φ, μ0 Gesucht: ● 5. Haftung und Reibung S2max TM 1 5.3-4 17.08.15 3.1 Haften – Gleichgewicht am Seilabschnitt: y αB O M ∑ =0 : αB r S B −r S A−∫ r h d α=0 SB αA hdα ndα ∑α F y=0 : α h cos (α)d α ∫α n sin (α) d α−∫ α α αB α αA O Prof. Dr. Wandinger SA r αA B B A A +S B cos (α B )−S A cos (α A)=0 x 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-5 17.08.15 3.1 Haften – Berechnung der Differenzen durch Integrale ergibt: αB O M ∑ =0 → r ∫ αA αB ∑ F y=0 → ∫ α A – [ ( dS −h d α=0 dα ) ] d n sin (α)−h cos (α)+ ( S cos (α) ) d α=0 dα Damit die Integrale für beliebige Intervalle null sind, muss gelten: dS dS −h=0 → h= dα dα dS n sin (α)−h cos (α)+ cos (α)−S sin (α)=0 dα Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-6 17.08.15 3.1 Haften – Einsetzen der ersten in die zweite Gleichung ergibt: ( n−S ) sin (α)=0 → n=S – Die Haftbedingung lautet: h<μ 0 n dS 1 dS <μ 0 S → <μ 0 dα S dα – Daraus folgt: – Integration über das gesamte Seil ergibt: α2 S2 S2 1 dS dS ∫α S d α d α=∫ S <μ 0 ( α2 −α1 ) → ln S <μ 0 ( α 2−α1 ) 1 S 1 Prof. Dr. Wandinger 1 5. Haftung und Reibung ( ) TM 1 5.3-7 17.08.15 3.1 Haften – Mit φ = α2 – α1 lautet die Haftbedingung für das Seil: S 2< S 1 e μ0 ϕ – Diese Ungleichung wird als Eytelweinsche Seilgleichung bezeichnet. – Bemerkungen: ● ● ● Der Winkel φ muss im Bogenmaß eingegeben werden. Die Kraft S2 greift auf der Seite an, nach der sich das Seil bewegt, wenn die maximale Haftkraft überschritten wird. μ ϕ Für S 2 <S 2 max =S 1 e bleibt das Seil in Ruhe. Prof. Dr. Wandinger 0 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-8 17.08.15 3.1 Haften ● Beispiel: Seil um Poller – Gegeben: ● ● F Schiff ● FS – 2 Umschlingungen entsprechen 720° Haftungskoeffizient μ0 = 0,3 Gesucht: ● Prof. Dr. Wandinger Kraft F 5. Haftung und Reibung Kraft FS , mit der das Schiff maximal ziehen darf, damit die Kraft F nicht überschritten wird TM 1 5.3-9 17.08.15 3.1 Haften – Bei Überschreiten der Kraft setzt sich das Seil in Richtung Schiff in Bewegung. – Daher lautet die Haftbedingung: F s < F Smax =F e – Zahlenwert: ϕ=720 °⋅ π =4 π 180 ° μ0 ϕ F Smax =F e 0,3⋅4 π=43,38 F Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-10 17.08.15 3.1 Haften ● Beispiel: Riementrieb – – Durch einen Riemen wird ein Moment von der Scheibe B auf die Scheibe A übertragen. MB φA A rA B MA φB rB Gegeben: ● ● ● Vorspannung S0 Radius rA und Umschlingungswinkel φA – Gesucht: ● Haftungskoeffizient μ0 Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung Maximales Moment MA , bei dem der Riemen noch nicht rutscht TM 1 5.3-11 17.08.15 3.1 Haften – Da der Haftungskoeffizient für beide Scheiben gleich ist, tritt wegen φA < φB Gleiten zuerst bei Scheibe A auf. – Gleichgewicht: S1 A M ∑ =0 : M A−r A ( S 1 −S 2 )=0 → M A=r A ( S 1−S 2 ) – Haftbedingung: – Vorspannung: ● Es gilt: Prof. Dr. Wandinger S 1< S 2 e μ0 ϕ A φA A rA MA S2 S 1 + S 2 S 1 −S 2 S 1 + S 2 S 1 −S 2 S 1= + , S 2= − 2 2 2 2 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-12 17.08.15 3.1 Haften ● ● – Mit 1 1 S 0 = ( S 1 + S 2 ) , Δ S= ( S 1−S 2 ) 2 2 folgt: S 1 =S 0 +Δ S , S 2 =S 0 −Δ S Die Kraft S0 ist gleich der Kraft, die im Riemen auftritt, wenn kein Moment übertragen wird. Sie entspricht der Vorspannung. Einsetzen in die Haftbedingung ergibt: S 0 + Δ S < ( S 0 −Δ S ) e Prof. Dr. Wandinger μ0 ϕ A 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-13 17.08.15 3.1 Haften – Daraus kann die Änderung ΔS der Seilkraft bestimmt werden: μ ϕ μ0 ϕA e −1 μ ϕ μ ϕ S 0 =S 0 tanh ( 1+e ) Δ S = ( e −1 ) S 0 → Δ S < μ ϕ e +1 2 0 – A 0 0 A 0 A ) Mit S 1−S 2 =2 Δ S folgt für das Moment: μ0 ϕ A M A=2 r A Δ S <2 r A S 0 tanh 2 ( – ( A ) Durch Verwendung eines Keilriemens lässt sich erreichen, dass der Wert des Hyperbeltangens nahezu eins wird. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-14 3.1 Haften Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung 17.08.15 TM 1 5.3-15 17.08.15 3.2 Gleiten ● Gleiten tritt auf, wenn – das Seil über die festgehaltene Rolle rutscht, oder – die Rolle sich gegen das festgehaltene Seil dreht. Seil rutscht: Rolle dreht sich: φ S1 S2 S2 φ S1 Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-16 17.08.15 3.2 Gleiten ● Die Reibungskraft wirkt der Bewegung entgegen. ● Für die Seilkräfte gilt die Eytelweinsche Seilgleichung: S 2 =S 1 e μ ϕ ● Die größere Kraft S2 tritt auf der Seite auf, – nach der das Seil gleitet, bzw. – an der sich die Rolle entgegen der Seilkraft bewegt. Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-17 17.08.15 3.2 Gleiten ● Beispiel: Bandbremse – Gegeben: ● ● φ r F L1 – L Prof. Dr. Wandinger Radius r = 25 cm, Längen L = 1,2 m, L1 = 10 cm, L2 = 40 cm ● Winkel φ = 220° ● Reibungskoeffizient μ = 0,3 Gesucht: ● L2 Kraft F = 100 N Bremsmoment bei Drehung im Uhrzeigersinn und gegen den Uhrzeigersinn 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-18 17.08.15 3.2 Gleiten – Drehung im Uhrzeigersinn: ● Bremsmoment: M A=∑ M =r ( F 1 −F 2 ) A ● Seilgleichung: F 1 =F 2 e μ ϕ Ax ● A F1 Ay r y Damit folgt für das Bremsmoment: M A=r F 2 ( e μ ϕ −1 ) F2 x Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-19 17.08.15 3.2 Gleiten ● Gleichgewicht am Hebel: ∑ M B =0 : L 2 F 2 −L 1 F 1−L F =0 → F 2 ( L 2 −L 1 e μϕ ) =L F L → F 2= μϕ F L 2 −L 1 e ● L1 y Ergebnis: L ( e μ ϕ −1 ) M A1 = μϕ r F L 2 −L 1 e Prof. Dr. Wandinger F1 5. Haftung und Reibung B L2 Bx x F F2 By L TM 1 5.3-20 17.08.15 3.2 Gleiten – Drehung gegen den Uhrzeigersinn: ● Bremsmoment: M A=∑ M =r ( F 1 −F 2 ) A ● Seilgleichung: F 2 =F 1 e μ ϕ Ax ● A F1 Ay r y Damit folgt für das Bremsmoment: M A=r F 1 ( 1−e μ ϕ ) F2 x Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-21 17.08.15 3.2 Gleiten ● Gleichgewicht am Hebel: ∑ M B =0 : L 2 F 2 −L 1 F 1−L F =0 μϕ → F 1 ( L 2 e −L1 ) =L F → F 1= ● L μϕ L 2 e −L 1 F L1 y Ergebnis: μϕ L ( 1−e ) M A2 = rF μϕ L 2 e −L 1 Prof. Dr. Wandinger F1 5. Haftung und Reibung B L2 Bx x F F2 By L TM 1 5.3-22 17.08.15 3.2 Gleiten – Zahlenwerte: ϕ=220 °=220 °⋅ π =3,840 180 ° μϕ e =e 0,3⋅3,84 =3,164 ● Drehung im Uhrzeigersinn: M A1 =776,9 Nm ● Drehung gegen den Uhrzeigersinn: M A 2 =−55,70 Nm Prof. Dr. Wandinger 5. Haftung und Reibung TM 1 5.3-23
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