SIA Projekt im Jugendamt Bergedorf „Wir sind Brückenbauer“ Leben ist mittlerweile kompliziert geworden und mit jeder Menge Risiken behaftet: Ehekrisen, Pubertäts- und Identitätskrisen, Sinnkrisen, das Gefühl, nichts mehr bewirken zu können, weil zu viele Verluste die Kraft und die Lebensfreude rauben Verlust von Gesundheit und Integrität, Verlust der Heimat und der Familie, Verlust von nahen Menschen und guten Freunden, Verlust von Arbeit und vieles mehr. Familien quer durch alle Schichten, Berufe, Nationalitäten und Zusammensetzungen brauchen manchmal Unterstützung, um wieder weiter machen zu können. Früher galt immer der Spruch: Um ein Kind gut groß zu kriegen, braucht es ein ganzes Dorf. Heute sagen wir: Um ein Kind in einer Krisensituation gut groß zu kriegen, braucht es hilfreiche Netzwerke und einen gut aufgestellten Sozialraum. Das SIA Projekt im Jugendamt setzt hier an. Es nimmt die Anliegen seiner Bergedorfer Familien an und ernst, verweist kompetent weiter, gibt Anregungen für zahlreiche Unterstützungsangebote im Sozialraum: Von der Schuldenregulierung über die Sozialberatung bis hin zu Frühen Hilfen, Erziehungstipps und Elterntreffs. Und wenn die Probleme ernster geworden sind, wenn sich Krisen chronifiziert und Konflikte zugespitzt haben, und alle Unterstützungsangebote im Sozialraum nicht mehr ausreichen, bekommen Familien eine/n zuständige/n Berater/in im Jugendamt, der/die sie über ein halbes bis ein Jahr lang eng begleitet und einen Fahrplan mit ihnen erarbeitet. Bindend dabei ist: - - - Es werden alle Beteiligten gehört: Geschieden oder zusammenlebend, Eltern oder Kinder, Schulen oder Kitas, die Nachbarn oder die Jugendlichen selbst. Die Berater/innen reden nicht über jemanden, sondern immer mit den Betreffenden und ggf. holen sie alle an einen Tisch, um Begegnungen wieder möglich zu machen Dann wird die Problemlage recherchiert und analysiert, werden die Anliegen der Betroffenen herausgearbeitet, Hypothesen gebildet und die Gefährdung für das Kind eingeschätzt Im nächsten Schritt erfolgt eine Hilfeplanung und regelmäßige Termine Die können im Jugendamt, bei der Familie zuhause, bei einer anderen Beratungsstelle, in einer Klinik und / oder in einer Jugendeinrichtung stattfinden und sind immer an der Lebenswelt und dem kulturellen Hintergrund der Hilfesuchenden orientiert. Die Mitarbeiter/innen des SIA Projektes im Jugendamt Bergedorf haben sich auf folgende Felder und Themen spezialisiert: - - - - Clearing: Die Berater/innen klären den Hintergrund bei Kindeswohlgefährdung: Was ist vorgefallen, welche Gefährdung besteht konkret, was muss medizinisch abgeklärt und juristisch aufgeklärt werden, wie sieht die Situation und Problemlage der Familie insgesamt aus, gibt es Ressourcen, gibt es eine Mitwirkung, muss das Kind / die Kinder in Obhut genommen oder aus der Familie genommen werden und wie sieht die Perspektive aus? Kurzzeitberatung: Das Projekt unterstützt Familien, die vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen und den äußeren Anforderungen nicht mehr gewachsen sind: Mit ihnen erstellen die Berater/innen Pläne, regeln das Existentielle, setzen da an, wo Schritt für Schritt die Hindernisse aus dem Weg geräumt werden müssen, damit wieder Lebensmut und Selbstwirksamkeit einziehen können: Sie helfen bei Schuldenregulierung, bei der Tagesstruktur, bei der Wohnungssuche, bei ADHS, beim Aufbau von passenden Ordnungssystemen und bei der Kindererziehung und sie gehen die Wege zu den hilfreichen Einrichtungen mit. Kriseninterventionen: Bei psychischen Erkrankungen, bei schweren Lebenskrisen, Krankheit, Tod und bei eskalierten Trennungs- und Scheidungskonflikten, die traumatisierend waren, einen Gewalthintergrund haben, nicht mehr einzufangen sind und / oder sich erst später zeigen, wird mit bestimmten Verfahren wie Aufsuchende Familienberatung oder Mediation die ganze Familie bei der Konfliktregelung unterstützt und zur Lösung der Probleme neben stabilisierenden Methoden auch fachkompetente Ärzte, Psychiater, psych. Psychotherapeut/innen und Selbsthilfegruppen hinzugezogen – letztlich auch um eine Brücke zur medizinischen, therapeutischen oder psychiatrischen Abklärung zu bauen. Familienrat und Coaching von Jugendlichen: Schulabsentismus, psychische Erkrankungen, Suchterkrankungen und Devianz bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen: Die Berater/innen kooperieren mit fachkompetenten Stellen und schauen ganzheitlich auf den Jugendlichen. Mit Familienrat und / oder Coaching der Jugendlichen, die drohen, aus allen Netzen zu fallen, erarbeiten sie eine Lebensperspektive. Selbstverständlich prüfen sie vorher alle anderen Möglichkeiten, die innerhalb der Schule, im Sozialraum oder mit der Jugendberufsagentur zu bewältigen sind. Denn: Das Jugendamt tritt dann ein, wenn etwas festgefahren erscheint. Dann helfen die Berater/innen wieder Bewegung in die Sache zu bringen. Unser Auftrag: Eltern darin zu befähigen, ihre Erziehungsaufgabe ihren Kindern gegenüber wieder soweit wahrnehmen zu können, dass eine akute oder latente Kindeswohlgefährdung abgewendet werden kann. Geeignete und notwendige Hilfen verfügen bzw. dorthin verweisen und diese Hilfen managen. Die Familien, die zu uns kommen, wollen eine ambulante HzE oder ihr Kind fremdunterbringen. Sie hatten bereits Unterstützung im Sozialraum und sind an das Jugendamt zurückverwiesen worden. Sie möchten gerne durch das Jugendamt beraten zu werden. Sie haben vermehrte Meldungen von Kitas, Schulen oder Polizei oder sie sind hoch zerstritten. Es kann sich auch um Jugendliche handeln, die nicht mehr nach Hause wollen, selbstgefährdend sind oder psychisch krank und schon seit längerem der Schule fernbleiben. Die Wege: Sie werden in der Regel von der Erstberatung, von der Kinderschutzkoordinatorin, den Trägern oder aus den Sozialraumprojekten an das Projekt verwiesen. Die Dauer: ein halbes bis längstens ein Jahr.
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