Hilfe, heut ist Hilfeplan - Kinder

Informaonsbla der
Kinder- und Jugendland gGmbH, Großobringen
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Inhalt heute
Titelseite:
Hilfe, heut ist Hilfeplan
Seite 2
Elternarbeit versus Arbeit mit Eltern
Seite 4
O wie Ostern
Ausgabe
1/ 2011
Hilfe, heut ist Hilfeplan
Ki Ju La
Im Dorfe 52
99439 Großobringen
Tel.: 03643/48 180
Fax. 03643/48 18 27
Mail: [email protected]
www.kijula.de
Impressum
Herausgeber: Kinder-und Jugendland gGmbH
Auflage:
Redaktion:
60 Stück
Wolfgang Schlenstedt
Realisation: wosch
Druck:
Christophoruswerk Erfurt
Ein Ausruf, den wir nicht selten zu hören bekommen. Aus Sicht unserer
Kinder
eine durchaus verständliche Äußerung. Da sitzt man, nehmen wir mal an als Elfjähriger, in einer Runde von Menschen, die man mehr oder weniger gut kennt. Dann wird
man mit Fragen bombardiert, die man oft gar nicht versteht und sich fragt, was wollen die eigentlich von mir?
Das alles hat mich doch vor Wochen schon mein Betreuer gefragt, als er seinen Bericht über mich fürs
Jugendamt geschrieben hat. Haben die das nicht
gelesen? Außerdem, wer ist die Frau vom Jugendamt überhaupt? Zum letzten Hilfeplan war
jemand ganz anders da. Ich kenn die
doch gar nicht. Die glaubt doch nicht
etwa, dass ich hier Fragen beantworte,
die die gar nichts angehen. Und dann labern die schon ewig über irgendwelche Sachen, die ich eh nicht verstehe. Mein Gott, wie lange hängen wir hier eigentlich schon rum? Ich will nur noch hier
raus.
Sie denken, dieses Bild über ein Hilfeplangespräch ist aber ganz schön schwarz gemalt. Wenn man, wie ich, auf 15 Jahre
Hilfeplanerlebnisse zurückblickt, kommt
man zu dem Ergebnis, man kann nicht alles über einen Kamm scheren, aber
schwarz gemalt ist dieses Bild nicht. Ich bin
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KiJuLaNews
mir auch durchaus der Tatsache bewusst, gerade ein ganz schön heißes Eisen angefasst zu haben. Ich tue es dennoch und ich tue es wie
immer mit dem optimistischen Gedanken vielleicht etwas verändern,
sprich verbessern zu können. Und ich tue es für unsere Mitarbeiter, die
aus so manchem Hilfeplangespräch mehr als frustriert wieder kommen.
Lassen sie mich konkret werden.
Wir denken, dass bei guter Vorbereitung aller Beteiligten, das Zeitlimit
von einer Stunde nicht überschritten werden muss. In einem gut strukturiertem Gespräch, wo jeder weiß, was er erreichen und besprechen will
und muss, kann man in sechzig Minuten gut ans Ziel gelangen. Das ist
eine Zeitschiene mit der auch unsere Kinder gut klar kommen und wo
wir ihnen mal beweisen können, dass wir Erwachsenen nicht nur von
ihnen etwas erwarten, was schwer in der Realität umzusetzen ist.
Elternarbeit versus Arbeit mit den Eltern
Das spannende an der Arbeit mit Menschen ist die permanente Veränderung. So wundert es nicht, wenn auch im Bereich der Jugendhilfe Veränderungen unsere ständigen Begleiter sind. Schon oft war
darüber zu berichten. Gerade in den letzten Wochen und Monaten
waren wir intensiv mit der Problematik beschäftigt, wie sehr sich
unser Verhältnis zu den Eltern der bei uns betreuten Kinder verändert
hat. Es gibt neue Aufträge, Erwartungen, Ansprüche und Aufwendungen, aber auch Situationen, bei denen man als Betreuer des Kindes Gefahr läuft, zwischen die Fronten zu geraten, die die Arbeit am
Kind und mit dem Kind gefährden. Aber der Reihe nach.
Da ist ein Jugendamt X vor dem Hintergrund einer drohenden Gefahrensituation zum Handeln gezwungen. Informationen von Dritten, herangetragen an das Jugendamt, bringt eine dem Amt bisher
unbekannte Familie in den Fokus der Arbeit. Das Amt handelt
schnell, nimmt die gefährdeten Kinder aus der Familie und übergibt
sie der Obhut einer Jugendhilfeeinrichtung. In den weiteren Schritten
geht es nun um Abklärung der aktuellen Situation. Was ist wirklich
passiert, wer ist wie und vor wem zu schützen? Welche Kontakte soll
wer mit wem haben und wie und wo müssen bzw. sollen sie realisiert
werden? Was haben die Kinder erlebt und welche Folgen hat das
für sie? Wie soll mit ihnen worüber gearbeitet werden? Wer ist in diese Arbeit einzubeziehen? Wem müssen sie vorgestellt werden und
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wie komme ich möglichst schnell zu Terminen bei Ärzten und Therapeuten? Wie ist ihr schulischer Stand? Welche Schulform und Klassenstufe
ist angesagt? Welchen Förderbedarf gibt es möglicherweise und wie
gelingt es, das Kind schnell und ohne Stigma in die neue Klasse zu integrieren? Wer setzt sich mit den Eltern auseinander, wenn es um die
Weitergabe von wichtigen und nicht selten unerfreulichen Informationen geht? Wie werden notwendige Unterlagen beschafft, wenn die
Eltern die Mitarbeit verweigern?
Soll es Umgang mit den Eltern und Geschwistern geben? Wer begleitet
den mit welchem Ziel? Nicht selten ist in derartige Prozesse noch ein
Familiengericht involviert. Das Gericht hat an seine oft nur vorläufige
Entscheidung Bedingungen geknüpft, Auflagen erteilt, Einschätzungen
angefordert. Wie und in welchen Abständen soll was dokumentiert und
zugearbeitet werden? Alles Aufgaben und Notwendigkeiten, bei deren Umsetzung das Jugendamt auf die intensive Mitarbeit der Jugendhilfeeinrichtung angewiesen ist, im Umkehrschluss aber auch die Einrichtung auf die Unterstützung des jeweiligen Amtes.
Die beschriebenen Aufwendungen, wobei ich mir ziemlich sicher bin,
nicht wirklich alle erfasst zu haben, eben diese Aufwendungen haben
uns veranlasst, darüber nachzudenken. Der Denkprozess endete mit
dem Ergebnis, künftig zwischen der normalen Elternarbeit, nämlich
dem Informationsaustausch zwischen Einrichtung und Elternhaus zur
aktuellen Lage und Entwicklung des Kindes und der diesbezüglichen
Einbeziehung der Eltern in anstehende Entscheidungen und einer
Arbeit mit den Eltern, gründlicher als bisher zu unterscheiden. Uns ist
klar, dass wir den an uns gestellten Anforderungen gern gerecht werden wollen. Nur wir sind so nah am Kind, um viele offene Fragen beantworten zu können. Unklar ist an dieser Stelle noch unsere rechtliche Situation. Wo hört Hilfe auf und wo fängt Beratung an, was darf ich und
womit überschreite ich meine Kompetenzen mit möglicherweise unabsehbaren Folgen?
Die Beantwortung der Fragen und die intensive Beobachtung und Begleitung der Prozesse zwingen uns aber auch zu Strukturveränderungen. Dazu sind wir gern bereit, sehen eine sinnvolle und verantwortungsbewusste Erfüllung, nur künftig nicht mehr im Rahmen der Regelleistungen angesiedelt.
Darüber wird zu reden sein. Ich bin gespannt auf andere Meinungen
dazu. Über Emailpost freut sich [email protected] .