Multiple Sklerose: Patienten profitieren von B-Zell-Therapie Die B-Zelle spielt in der Pathophysiologie der Multiplen Sklerose eine zentrale Rolle. Und exakt hier greift der neue humanisierte monoklonale Antikörper Ocrelizumab an. Die Prüfsubstanz richtet sich gezielt gegen CD20-positive B-Zellen und hat in dem umfangreichen Studienprogramm ORCHESTRA überzeugende Resultate geliefert. Sie kommen Patienten mit schubförmiger (relapsing-remitting) Multipler Sklerose (RRMS) und primär progredienter Multipler Sklerose (PPMS) zugute. Wirksamkeit, Sicherheit und Verträglichkeit des neuen Antikörpers wurden in den doppelblinden Double-Dummy-Studien OPERA I und II an 1.656 Patienten mit RRMS unter die Lupe genommen und mit Interferon beta-1a (IFN ß-1a) verglichen. Dazu erhielten die Patienten alle sechs Monate 600 mg Ocrelizumab als intravenöse Infusion oder dreimal wöchentlich IFN ß-1a als subkutane Injektion. Nach 96 Wochen senkte Ocrelizumab die jährliche Schubrate gegenüber der Vergleichssubstanz signifikant um 46% in OPERA I und um 47% in OPERA II. Ebenfalls signifikant reduzierte sich das Risiko des Fortschreitens der Behinderungsprogression nach zwölf bzw. 24 Wochen, und zwar um 43% in OPERA I und um 37% in OPERA II, berichtete Prof. Heinz Wiendl, Münster. Im Vergleich mit der Standardtherapie bildete sich die Zahl der Gadolinium-anreichernden T1-Läsionen um 94% bzw. 95% zurück. Zudem fiel der Verlust an Hirnvolumen unter der Prüfsubstanz um knapp ein Viertel geringer aus. Angesichts der überzeugenden Resultate nimmt Wiendl an, dass sich die RRMS künftig noch besser behandeln lässt. Für Patienten mit PPMS, deren Symptomatik sich ständig verstärkt, existiert bislang keine immunmodulatorische Therapie. Die Ergebnisse der doppelblinden und placebokontrollierten Phase-III-Studie ORATORIO signalisieren jedoch, dass Patienten mit dieser seltenen und schwerwiegenden Form der MS tatsächlich zu helfen sein könnte. Die 732 Teilnehmer erhielten entweder 600 mg Ocrelizumab intravenös oder Placebo. Nach zwölfwöchiger Therapie nahm das Risiko der Behinderungsprogression um 24% und nach 24 Wochen um 25% ab. Unerwünschte Ereignisse zeigten sich unter Verum und Placebo in etwa gleich häufig. Die Zulassung für Ocrelizumab zur RRMS- und PPMSTherapie wird Anfang 2016 weltweit beantragt. Quelle: JournalMED
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