Quartalsreport Q1 Mai 2015 aus dem Inhalt: Mietpreisbremse – Treibsatz für Immobilienpreise? Unerwünschte Nebenwirkungen Spectrum Capital Partners bietet vermögenden Privatpersonen, Family Offices, Stiftungen und institutionellen Investoren professionelles Vermögensmanagement. Neben der Verwaltung liquiden Vermögens beschäftigen wir uns mit weiteren Anlageformen die für unsere Kunden relevant sind – beispielsweise mit Immobilien. Wir analysieren die Marktentwicklung und schätzen die Auswirkungen von veränderten Rahmenbedingungen ab. Die kürzlich beschlossene Mietpreisbremse stellt eine solche veränderte Rahmenbedingung dar. Unsere Untersuchungen haben ergeben, dass die Mietpreisbremse in Deutschland für Immobilienpreise sehr förderlich sein könnte und untermauern dies am Beispiel Skandinavien, wo es eine lange Historie regulatorischer Eingriffe in den Mietmarkt gibt. land positiv auf die Immobilienpreise auswirken wird. „Paket für bezahlbares Wohnen und Bauen“ Das Angebot sinkt S. 1 Das Angebot sinkt S. 1 Skandinavien hat schon Erfahrungen S. 2 Die Preise steigen S. 2 Auswirkungen auf Bausubstanz und Infrastruktur S. 3 In den Koalitionsverhandlungen von CDU und SPD wurde 2013 das „Paket für bezahlbares Wohnen und Bauen“ diskutiert. Ein Bestandteil dieses Paketes war die sogenannte „Mietpreisbremse“, die im März dieses Jahres von Bundestag und Bundesrat beschlossen wurde. Voraussichtlich am 1. Juni 2015 tritt das Gesetz in Kraft. Ungeachtet der konkreten Ausgestaltung haben wir uns Gedanken über die mittel- und langfristigen Auswirkungen einer Mietpreisbremse auf die Immobilienpreise in Deutschland gemacht. Das Ergebnis unserer Analyse vorab: Erfahrungen mit regulierten Mietpreisen in anderen Ländern legen nahe, dass sich die Mietpreisbremse auch in Deutsch1 Regulatorische Eingriffe = unerwünschte Nebenwirkungen Wir sehen politisch motivierte regulatorische Eingriffe in die (Immobilien)Märkte kritisch. Es geht dabei meist nicht um sinnvolle Regulierung die Missstände beseitigt, sondern um die Beruhigung der eigenen politischen Klientel. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die erwünschten Effekte oft ausbleiben und/oder andere unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Einen (un) erwünschten Effekt der Regulierung mit einer Mietpreisbremse (je nach Sichtweise) sehen wir in mittel- und insbesondere langfristig ansteigenden Immobilienpreisen und einem schrumpfenden Mietmarkt. Eine Mietpreisbremse hat zunächst negative Effekte auf die ohnehin niedrigen Renditen für Immobilieninvestoren. Zudem stellt sie eine zusätzliche bürokratische Hürde dar. Dies trägt vermutlich zu weiter sinkender privater Bautätigkeit bei, welche die Nachfrage schon heute nicht decken kann. Die negativen Folgen mangelnder Bautätigkeit werden besonders in den Ballungsgebieten überdeutlich. Die zusätzliche Verknappung des Mietwohnungsangebotes könnte aus unserer Sicht mittel- und langfristig einen zusätzlichen Preisschub bei Immobilien zur Folge haben. Erfahrungen mit regulierten Mietpreisen in anderen Ländern legen genau diese Schlussfolgerung nahe. Mai 2015 Auch die Skandinavier wollten „mehr Gerechtigkeit am Wohnungsmarkt!“ Die Preise steigen Tatsächlich haben sich die Preise für Wohnimmobilien in Schweden seit 2000 mehr als verdoppelt (Quelle: IPD Sweden Residential Capital Growth Index). Ein Grund für diesen Preisanstieg ist sicher die künstliche Verknappung des Angebotes durch staatliche Regulierung, aber auch die relativ niedrigen Zinsen (Ø ca. 3.8%) und ein solides Wirtschaftswachstum (Øca. 2% p.a.) im gleichen Zeitraum (Quelle: Bloomberg). Schwedens Immobilienmarkt ist bereits u.a. durch eine Mietpreisbremse reguliert. Das hat dort teils zu sehr langen Wartezeiten (ca. 15 Jahre) für staatliche und auch anderweitig zur Verfügung gestellte Mietwohnungen geführt. Der private Mietwohnungsmarkt ist in den Ballungsgebieten praktisch nicht mehr existent. Dabei ist das schwedische Modell (stabile Mieten durch Mietpreisregulierung, soziales Wohnen, fest verankerte Mieterrechte) in Summe genau das, was die politischen Kräfte in Deutschland ebenfalls anstreben: „Mehr Gerechtigkeit am Wohnungsmarkt!“ Allerdings steht der Preisanstieg für Wohnimmobilien in keinem gesunden Verhältnis zum Wirtschaftswachstum. Studien schwedischer Universitäten und des liberalen „Reforminstitutet“ legen nahe, dass der Preisanstieg ohne die staatliche Regulierung um ca. 30% niedriger ausgefallen wäre. Dass aber Schweden genau damit schlechte Erfahrungen macht, bestätigen sogar die Mieteranwälte: “Es ist mir wirklich unangenehm, das so zu sagen, aber mal ehrlich: Was soll am schwedischen Modell noch gerecht sein? … In vier Jahren wird es in der Innenstadt (Anm.: Stockholms) keine Mietwohnungen mehr geben”, meinen Peder Palmstierna und Per-Ove Brogren, Vertreter des schwedischen Mieterbundes(!). Finnlands Immobilienmarkt wurde von 1970 bis Anfang der 90-er Jahre ebenfalls durch eine Mietpreisbremse reguliert. In diesem Zeitraum ging der Anteil privat vermieteten Wohnraums am gesamten vermieteten Wohnraum um 50% zurück. Gleichzeitig verdoppelten sich die Immobilienpreise bis Ende der 80-er Jahre (Quelle: Finland Statistics). Aufgrund der Regulierung des Mietmarktes stehen der Masse der Mietsuchenden in Schweden einfach nicht mehr genügend freie Mietwohnungen gegenüber. Viele Wohnungssuchende sehen sich gezwungen, eine Immobilie zu kaufen, was die Preise für Bestandsimmobilien nach oben getrieben hat und - bei gleichbleibender Regulierung - weiter nach oben treiben wird. Die Mietpreisbremse wurde in Finnland Anfang der 90er Jahre schrittweise wieder aufgehoben. Zunächst für Neubauten (1990) und dann für Bestandsimmobilien (1995). Im Anschluss stieg der Anteil privat vermieteten Wohnraums am gesamten vermieteten Wohnraum wieder um 38% an und verharrt seitdem in etwa auf diesem Niveau (Quelle: Finland Statistics). Gleichzeitig haben sich in Folge der Deregulierung in den Jahren zwischen 1995 und 2000 die Neubaugenehmigungen Finnlands verdoppelt. Die Preise für Wohnimmobilien sind seitdem (2000-2015) nur um ca. 8% gestiegen (Quellen: Bloomberg, IPD Finland Residential Capital Growth Index). Der Effekt einer Mietpreisbremse wird dadurch am Beispiel Finnland deutlich: Der Anteil privat vermieteten Wohnraums sinkt aufgrund der verschlechterten Renditesituation für Immobilieninvestoren. Das Angebot an staatlich bzw. anderweitig zur Verfügung gestelltem Wohnraum kann die Nachfrage nicht abdecken. In Folge steigen die Immobilienpreise. Wird Abbildung: Immobilienpreise: IPDSweden Residential Capital Growth Index; Swap: 10 Jahre SEK Interbanken-Zinssatz (Swap); BIP: Schweden SA; Quellen: Bloomberg, IPD Quartalsreport Q1 2 die Regulierung zurückgenommen steigen die Investitionen des privaten Sektors wieder und der Preisanstieg wird somit gedämpft. sitive Seiten. Noch besser für alle Beteiligten wäre es indessen, man würde vom diesem Markteingriff ganz die Finger lassen! Fazit: Die deutsche Wirtschaft wächst und die Zinsen sind extrem niedrig. Der Mietmarkt in den Ballungs räumen ist jetzt schon sehr angespannt. Die Einführung einer Mietpreisbremse wird diese Situation zusätzlich verschärfen. Mieter könnten gezwungen sein zu Käufern zu werden. In welchem Ausmaß das geschehen wird ist nur schwer abschätzbar, positive Effekte auf die Immobilienpreise sind aber mittel- und langfristig äußerst wahrscheinlich. Deutschland steigt ein – während Schweden schon wieder zurückrudert? Eine Studie des schwedischen Immobilienverbandes „Fastighetsägarna“ (08/13) beschäftigt sich mit der Mietpreisbremse und meint, dass davon vor allem „gutsituierte Personen profitieren, die bereits ein Zuhause haben“. Das schwedische Amt für Wohnungswesen „Boverket“ schätzt in einem Bericht vom November 2013 den jährlichen Wohlfahrtsverlust durch die Wohnraumnot auf ca. 1,1 Mrd. € und macht u.a. die Mietpreisbremse dafür verantwortlich. Eine Lockerung oder Aufhebung der Mietpreisbremse könnte die Reaktion darauf sein. Interessant: Auswirkungen auf Bausubstanz und Infrastruktur Neben steigenden Immobilienpreisen haben Mietpreisbremsen weitere negative Folgen: 1. Auf die Bausubstanz, weil den steigenden Kosten für Instandhaltung nicht genügend Einnahmen gegenüber stehen. 2. Auf die Verkehrsinfrastruktur, weil Mieter (bspw. bei einem Jobwechsel) keine neue Mietwohnung finden und deshalb lange Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen. Der Verkehr nimmt zu, Straßen und öffentliche Verkehrsmittel müssen zusätzlich ausgebaut werden um mit der Entwicklung Schritt halten zu können. Am Ende das Gegenteil erreicht Eine Mietpreisbremse sollte eigentlich sicherstellen, dass Wohnraum bezahlbar bleibt und die Verteilung von Vermögen gerechter gestalten. Dieser Effekt wird wohl nicht erzielt. Im Gegenteil, das ausbleibende Angebot wird zu höheren Immobilienpreisen führen und weitere negative Effekte haben. Mietpreisbremsen werden sich jedenfalls mittel- bis langfristig vor allem für Investoren, die bereits Immobilienbestände besitzen, positiv auswirken. Insofern hat die Mietpreisbremse für Immobilienbesitzer auch po- 3 Mai 2015 Über uns Spectrum Capital Partners bietet vermögenden Privatanlegern, Unternehmen, Stiftungen und insti tutionellen Investoren professionelles Vermögensmanagement. Das Kapital der Spectrum Capital Partners GmbH liegt zu 100% in den Händen des Managements und der Mitarbeiter. Unser Tun ist ausschließlich den Zielen unserer Mandanten verpflichtet. Wir handeln in jeder Hinsicht nachvollziehbar und folgen kon sequent den individuellen Anforderungen unserer Kunden. Wir stehen für ein aktives, regelbasiertes und quantitativ gesteuertes Anlagemanagement. Unser Vor gehen ist wissenschaftlich fundiert und prognosefrei. Die Risikokontrolle hat bei der Umsetzung unserer Ver mögensstrategien eine ebenso große Bedeutung wie das Ziel, nachhaltig attraktive Renditen zu erreichen. Wir sind unabhängig – Interessenkonflikte vermeiden wir. Daher vereinnahmen wir keinerlei Provisionen von Dritten (z.B. Bestandsprovisionen von externen Fonds). Drittprovisionen werden grundsätzlich unseren Mandanten gutgeschrieben. Verwaltungsgebühren und erfolgsabhängige Gebühren stehen bei Spectrum in einem ausgewogenen Verhältnis. Damit ist eine Interessengleichheit zwischen uns und unseren Anlegern gewährleistet. Spectrum Capital Partners GmbH Widenmayerstraße 34 D-80538 München Tel: +49 89 540 47 41-0 Fax: +49 89 540 47 41-20 Mail: [email protected] Web: www.spectrum-capital.de Geschäftsführung: Jens Stiepel Amtsgericht München, HRB Nr. 185907 Rechtliche Hinweise: Dieses Dokument wird nur zu Informationszwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung zur Verfügung gestellt. 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