Roboter auf dem Vormarsch – Dienstleistungen ohne Menschen 7. März 2016 Einführung Prof. Dr. Stephan Wirz Wir sind Zeitzeugen eines grossen technologischen Entwicklungssprungs. Unsere Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft befindet sich in einem grundlegenden Wandel. Diese Entwicklung besser zu verstehen, ihre gesellschaftlichen Folgen besser abschätzen zu können und zu überlegen, wie wir diese Entwicklung human verträglich gestalten können, das sind die Ziele dieser heutigen Abendveranstaltung, zu der ich Sie im Namen der Paulus Akademie herzlich begrüsse. „Die Roboter auf dem Vormarsch“ – vielleicht assoziieren Sie mit diesem Titel das Bild einer Armada von anthropomorphen Robotern mit Armen und Beinen, die auf uns zusteuern, freundlich-helfend oder aggressiv-drohend, verspielt oder sachlichnüchtern. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus: Wir begegnen den „intelligenten“ Maschinen nicht „face to face“; sie können fast unsichtbar sein, klein, in verschiedenste Materialien eingearbeitet und doch mit hohem Wirkungsvermögen ausgestattet, das für viele Menschen unfassbar, nicht verstehbar bleibt. Beispiele wie der in ein paar Wochen startende Versuch mit dem selbstfahrenden Postautos in Sion oder das bereits erlebbare Self-Checkout oder Self-Scanning beim Detailhandel machen uns bewusst, dass wir uns mitten in diesem technologischen Veränderungsprozess befinden. Doch können wir uns vorstellen, wie sich, wenn wir das selbstfahrende Postauto als Beispiel nehmen, damit unser Verständnis von Mobilität ändern wird, wie sich das auf unser Mobilitätsverhalten auswirken wird, wie sich die Infrastruktur an diese Entwicklungen anpassen muss und welche Berufe und Dienstleistungen es nach Umsetzung dieser Technologie noch geben bzw. neu geben wird? Noch schwieriger wird es, wenn wir uns abstrakteren Themen wie z. B. der Blockchain-Technologie zuwenden. Hier geht es, wenn ich als Laie auf diesem Gebiet es recht verstanden habe, ganz allgemein darum, dass die Macht und Kontrolle von zentralen Autoritäten oder Intermediären auf die Masse der Anwender und auf Netzwerke übertragen werden kann. Für eine Eigentumsübertragung braucht es dann keinen Notar mehr, sondern das Kollektiv der Nutzer und Netzwerke übernimmt diese Aufgabe. Roboter auf dem Vormarsch – Dienstleistungen ohne Menschen 7. März 2016 Diese Beispiele mögen zeigen, dass sich nicht nur die Technologie ändert, sondern das Zusammenleben der Menschen in der Gesellschaft, vielleicht auch unser Verständnis von Eigentum, Arbeit, Privatsphäre. Was bedeutet diese Entwicklung für uns Kunden, für uns arbeitende Menschen, was heisst das für die jungen Menschen, die sich in der Ausbildung befinden? Es gibt Stimmen, die sagen, jeder zweite Arbeitsplatz im Dienstleistungssektor wird wegfallen. Dieser Technologieschub werde auch von Arbeitsplätzen mit höherer beruflicher Qualifikation nicht halt machen. Wir haben in den letzten Dezennien schon oft gehört, unserer Gesellschaft gehe die Arbeit aus. Und doch ist die Beschäftigtenzahl immer angestiegen. Wie wird es diesmal sein?
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