Onkologen und KBV verlangen fairen Wettbewerb mit Kliniken

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Onkologen und KBV verlangen fairen Wettbewerb mit Klinken
Montag, 15. Februar 2016
Berlin – Die niedergelassenen Onkologen fürchten immer mehr Wettbewerbsnachteile im Vergleich zur onkologischen Versorgung in Krankenhäusern. Vor allem die deutlich unterschiedlichen Investitionsbedingungen sowie die Steuerung der Patientenströme vor allem durch private
Klinikbetreiber seien eine Gefahr für die niedergelassenen Fachärzte.
Die Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante Versorgung führe vor allem in den Ballungsgebieten zu einem Verdrängungswettbewerb. „Neben den versorgungsorientierten Anforderungen setzt der Gesetzgeber verstärkt auf eine wettbewerbliche Orientierung der Leistungsanbieter“,
erklärt der Vorsitzende des Berufsverbandes der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen in Deutschland (BNHO), Stephan Schmitz, vor
Journalisten in Berlin. Gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) stellte der BNHO ein Gutachten und Analyse zum Wettbewerb in der ambulanten onkologischen Versorgung vor.
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ASV Onkologie verbessert die Versorgung von Krebspatienten
Im Gutachten, das die DICE Consult aus Düsseldorf für den BNHO erstellt hat, analysieren die Autoren das verstärkte Interesse von Krankenhausbetreibern, an der ambulanten onkologischen Versorgung teilzunehmen: Bei relativ geringen technischen Neuanschaffungen könne die vorhandene Krankenhausinfrastruktur wie Radiologie, Krankenhausapotheke und Labor gut integriert und besser ausgelastet werden. Wettbewerbsvorteil für die Krankenkäuser
Mit diesen Synergien und Quersubventionierungen durch einzelne Abteilungen können niedergelassene Fachärzte in ihrer Praxis nicht kalkulieren. Diese unterschiedlichen Investitionsbedingungen von Krankenhäusern und Fachärzten wird von den Studienautoren kritisch bewertet: Krankenhausbetreiber erhielten durch die Möglichkeiten bei der Patientensteuerung im eigenen Haus sowie der Angebotsausrichtung an Vergütungsund Kostenstrukturen einen deutlichen Wettbewerbsvorteil.
Kooperationsausbau gefordert
Allerdings: „Gerade die Versorgung von Krebspatienten braucht die vorbehaltlose Zusammenarbeit von fachlich hochqualifizierten Ärzten ohne
Rücksicht auf Marktanteile“, sagte BNHO- Vorsitzender Schmitz. Auch die Studienautoren empfehlen einen deutlichen Ausbau der Kooperationsmöglichkeiten zwischen niedergelassenen Fachärzten und Krankenhäusern.
„Wir begrüßen und fördern Projekte der integrierten Versorgung, erarbeiten im Gemeinsamen Bundesausschuss die Vorgaben zur ambulanten
spezialfachärztlichen Versorgung und entwickeln Ideen zu einer sektorübergreifenden und indikationsgesteuerten Bedarfsplanung“, erklärte
KBV-Chef Andreas Gassen bei der Vorstellung der Studie. „Bei all dem muss aber weiterhin der Grundsatz ‚ambulant vor stationär‘ gelten“, so Gassen weiter.
Mit der Studie wollen KBV und BNHO eine Diskussion über eine engere, aber gleichberechtigte Zusammenarbeit von ambulanten und stationären Versorgungsangeboten anstoßen. „Mit diesem Gutachten haben wir die Diagnose angestellt, aber wir wollen noch nicht über die Therapie
sprechen“, so Schmitz.
Niedergelassene forden dieselben Rahmenbedingungen im Wettbewerb wie Krankenhäuser
Auch Mit-Studienautor Justus Haucap sieht die Situation der niedergelassenen Onkologen als eine „Spirale, die die Politik bisher nicht erkannt
hat, die sich aber weiter und weiter nach unten bewegt.“ Dabei seien, so Schmitz und Haucap, nicht nur die privaten Klinikbetreiber am Aufkauf
von Arztsitzen interessiert: Auch das Uniklinikum Heidelberg dränge immer mehr auf den ambulanten Facharztsektor.
„Wir Niedergelassenen scheuen den Wettbewerb nicht, aber man muss uns seitens der Politik die gleichen Möglichkeiten einräumen wie den
Kliniken“, erklärte KBV-Chef Gassen. Die Studie warnt auch davor, dass künftig besonders in den städtischen Regionen das Versorgungsangebot
von niedergelassenen Fachärzten ausgedünnt werden und es zu monopolartigen Strukturen kommen könnte. © bee/aerzteblatt.de
Themen: Ambulante spezialfachärztliche Versorgung
16.02.2016 09:32