Steinhart: Künstliche Engpässe bei ärztlichen Kassen

Ärztekammer für Vorarlberg
Steinhart: Künstliche Engpässe bei ärztlichen Kassen-Leistungen
abschaffen
Kritisch kommentiert der Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte und Vizepräsident
der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Johannes Steinhart, den medial berichteten
Vorstoß von Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser, die Wartezeiten bei MRT- und CTChecks eventuell gesetzlich festzulegen. MRT- und CT-Untersuchungen anbietende Institute
fallen zwar in den Bereich der Wirtschaftskammer und nicht der Ärztekammer, doch müsse
hier generell vor gesundheitspolitischen Fehlentwicklungen gewarnt werden, sagte Steinhart
am Dienstag in einer Aussendung: „Wartezeiten bei niedergelassenen Kassenärzten sind
bewusst durch die Krankenkassen herbeigeführte Rationierungen. Daher ist zur Verkürzung
von Wartezeiten für einen Arzttermin kein neues Gesetz gefragt, sondern die Beendigung
der Einsparungen bei den Patienten. Die Antwort auf gestiegene Patientennachfrage können
nur zusätzliche Investitionen in das Gesundheitssystem und Anreize für niedergelassene
Kassenärzte sein.“
„Um die Wartezeiten auf einen Termin bei einem niedergelassenen Kassenarzt zu verkürzen,
müssen Gesundheitspolitik und Sozialversicherungen nur eine Reihe von Voraussetzungen
schaffen, für die sich die Ärztekammer schon seit langem einsetzt. In erster Linie sind das
österreichweit 1.300 zusätzliche Kassenarztstellen und die Abschaffung von Deckelungen
und Degressionen. Diese Nicht- oder Minderfinanzierung von Leistungen für Patienten ab
dem Erreichen einer bestimmten Menge zwingt Ärzte mit Kassenvertag, diese Leistungen
trotz weiterlaufender Kosten zum Nulltarif anzubieten. Das ist natürlich nicht unbegrenzt
zumutbar und wäre in anderen Branchen wohl unvorstellbar.“ Neue Gesetze könnten
das Problem nicht lösen. Steinhart: „Wir brauchen eine entsprechende Ausstattung
des niedergelassenen Bereichs, um die von den Kassen durch Deckelungen gezielt
herbeigeführten Engpässe zu beseitigen." Diese Form der Rationierung sei medizinisch nicht
begründet, sondern sie verfolge ausschließlich das Ziel des Sparens, so Steinhart. „Das gilt
für den gesamten niedergelassenen kassenärztlichen Bereich.“
Ärztemangel sei heute ein gesamteuropäisches Phänomen, aber während Politiker und
Sozialversicherer in anderen Ländern das Problem anerkennen und nach Lösungen suchen,
werde es in Österreich von vielen politisch Verantwortlichen rundweg verneint. „Unangebracht
sind hier das Verdrängen und Schönreden eines problematischen Zustandes, der durch die
Überalterung der Ärzteschaft von Jahr zu Jahr weiter verschärft wird. Wir brauchen indes
mehr Kassenverträge sowie Rahmenbedingungen, die den Beruf des niedergelassenen
Kassenarztes wieder attraktiver machen“, so Steinhart. Es sollte die Gesundheitspolitik
eigentlich alarmieren, dass es heute in Österreich um 900 Kassenärzte weniger gibt als vor
15 Jahren, und das trotz steigender Bevölkerungszahlen sowie einer immer älteren und
entsprechend betreuungsbedürftigeren Gesellschaft. Der Gesundheitsministerin sei darin
zuzustimmen, dass es hier besonderer neuer Anreize bedürfe.
Dokument erstellt: Freitag, 22.04.2016 23:57:07 Uhr
Seite: 1/1