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Kupfermail Nr. 130 – 3. Dezember 2015
Die Aurubis Kupfermail informiert Sie monatlich über die Entwicklungen
am Kupfermarkt.
Im Fokus
Der Kupferpreis ist im November zusammen mit anderen Metallpreisen ein weiteres Mal ins
Rutschen geraten. Als Gründe werden vor allem die nachlassenden Nachfrage Chinas bzw.
eine Überproduktion genannt. In China selbst, das nicht nur als Nachfrager, sondern auch
als Metallproduzent über eine herausragende Stellung verfügt, ist es daraufhin zu
Gegenreaktionen gekommen. Ob die Maßnahmen ausreichen werden ist fraglich.
Konjunktur
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In der Konjunkturbetrachtung ist die Aufmerksamkeit vor allem auf die Zinspolitik der USA
und der Euro-Zone gerichtet. In den USA wird noch in diesem Jahr mit einer Zinserhöhung
gerechnet, was als Zeichen der Normalisierung gelten kann. In der Euro-Zone dürfte die EZB
hingegen ihre Anleihenaufkäufe ausweiten und damit ihre Politik des leichten Geldes
verstärken. Die Auswirkungen der Maßnahmen auf unsere Märkte sind noch nicht
abzusehen.
In China ist der offizielle Einkaufsmanagerindex, der die großen staatlichen Unternehmen
abbildet, sank von 49,8 Punkten auf 49,6 Punkte, obwohl eine leichte Zunahme erwartet
worden war. Grund hierfür soll eine schwächere Nachfrage gewesen sein. Der CaixinEinkaufsmanagerindex, der mehr die Situation der privaten Unternehmen zeigt, nahm zwar
im November leicht auf 48,6 von 48,3 Punkten zu, blieb aber seit inzwischen neun Monaten
unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Kupfer kompakt
Am Kupfermarkt wird derzeit oft die Frage gestellt, wie es zu dem Preisrückgang kommen
konnte, und der Blick richtet sich vor allem nach China um Antworten zu finden. Die
nachlassende Wirtschaftsdynamik in China ist keine Neuigkeit, die Stärke des US-Dollar ist
ebenfalls schon länger gegeben. International sollen aber Hedgefonds weiterhin auf der
Verkäuferseite stehen und ihre entsprechenden Positionen ausgebaut haben. Zudem hatten
die auf Kursrückgänge zielenden spekulativen Aktivitäten chinesischer Fonds erneut
Aufmerksamkeit erregt. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Mitglieder des Chinese
Smelter Purchase Teams (CSPT), das für rund 60 % der chinesischen Kupferproduktion
steht, nicht nur Produktionskürzungen beabsichtigen (siehe Produktion), sondern über ihre
Industrievereinigung CNIA auch eine Untersuchung des Hochfrequenzhandels und der
Short-Positionen an der SHFE verlangen. Außerdem sollen sie die Regierung aufgefordert
haben aktive Kupferkäufe für die strategische Reserve zu tätigen. Zudem wollen sie keine
Kapazitätserweiterungen mehr vornehmen, verbunden mit der Hoffnung, dass die
Genehmigung neuer Kupferproduktionen in China unterbleibt.
Es fällt auf, dass die chinesische Kupferindustrie mit diesem Gesamtkatalog an Maßnahmen
und Forderungen keinen Alleingang unternimmt, sondern im Gleichschritt mit anderen
chinesischen Metallindustrien vorgeht. Zweifel bestehen am Markt aber fort. Diese beziehen
sich vor allem darauf, dass es nicht sicher ist, ob die beschlossenen Kürzungspläne auch
durchgehalten werden. Kritische Stimmen verweisen vor allem auf die Priorität sozialer
Stabilität.
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Abseits der tagesaktuellen Entwicklung auf der Produktionsseite standen bei der kürzlich
stattgefundenen CESCO (Center for Copper and Mining Studies)-Woche in Shanghai auch
die Nachfrageperspektiven im Mittelpunkt. Die Tagung hatte mit Medienberichten begonnen,
dass Codelco seine Kathodenprämien für chinesische Käufer von 133 US$/t in diesem Jahr
auf 98 US$/t im Jahr 2016 gesenkt hat. Das Ausmaß der Absenkung überraschte. Die
chinesische Kupfernachfrage in den meisten Bereichen wurde als unbefriedigend
bezeichnet, mit der Ausnahme des Energiesektors und positiverer Signale aus dem
Infrastruktur- und Autosektor. Die Wachstumsprognosen für die chinesische Kupfernachfrage
wurden insgesamt zurückgenommen, fallen aber sehr unterschiedlich aus.
• Preisentwicklung
Kupfer begann den Monat November mit einer LME-Notierung von 5.137,50 US$/t
(Settlement), verlor dann aber rasch an Wert. Nach einer Woche wurde die Marke von 5.000
US$/t unterschritten, am Morgen des 23. November der Dreimonatstermin mit 4.474 US$/t
gehandelt. Die offizielle Settlement-Notierung des Tages lag bei 4.515 US$/t. Dies war der
niedrigste Kupferpreis seit Mai 2009. Die danach einsetzende Erholung blieb moderat, die
Produktionskürzungspläne chinesischer Hütten lösten keine deutlichen Preisreaktionen aus.
Der Schlusskurs des Monats betrug 4.595,50 US$/t. An der Preisstruktur Kassa-Dreimonate
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hat sich gegenüber dem Vormonat nichts verändert. Nach wie vor existiert eine minimale
Backwardation (Kassa-Kurs > Dreimonatskurs).
• Kupferrohstoffe
Am internationalen Markt für Kupferkonzentrate scheint das Ringen von Hütten und Minen
um die Konditionen für Verträge 2016 weiterzugehen. Sowohl Hütten wie Minen
argumentieren mit Produktionskürzungen: Die einen belegen damit eine reduzierte
Konzentratnachfrage, die anderen eine reduzierte Konzentratverfügbarkeit für den Fall, dass
der Kupferpreis weiter fällt. Dem widerspricht die Tatsache, dass 2016 signifikante neue
Konzentratproduktionen, insbesondere in Peru, in Betrieb gehen werden und zu einer weiter
verbesserten Verfügbarkeit beitragen. Wie auch immer dieses Tauziehen ausgehen mag,
darüber, dass die Verhandlungsrunde diesmal langwierig werden könnte, besteht Konsens.
Anfang November hatte Reuters noch davon berichtet, dass für Standardqualitäten im SpotGeschäft ein Level von 108 US$/t und 10,8 cents/lb zu verzeichnen sei.
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Die Verunsicherung am europäischen Altkupfermarkt hat sich mit den weiter gesunkenen
Kupferpreisen nicht gelegt. Die Situation eines unbefriedigenden Angebots mit niedrigen
Raffinierlöhnen hält an.
• Produktion
Zunächst war Ende November nur von einer geplanten Produktionskürzung um 200.000 t
raffiniertes Kupfer die Rede. Dann folgten genauere Angaben. So berichtet die chinesische
Nachrichtenagentur Xinhua, dass zehn große Kupferhütten des Landes im Jahr 2016
350.000 t raffiniertes Kupfer weniger produzieren wollen. Die angekündigte Kürzung macht
4,4 % der chinesischen Jahresproduktion von raffiniertem Kupfer 2014 aus. Das Vorhaben
ist als unmittelbare Reaktion auf die niedrigen Kupferpreise zu sehen. Damit folgen die
Kupferproduzenten, die zugleich zum Chinese Smelter Purchase Team gehören, den
chinesischen Zink- und Nickelproduzenten, die gleiches angekündigt hatten.
• Bestände
Die Kupferbestände bei der LME haben weiter abgenommen. Sie sind im November um
nochmals 23.000 t gefallen und liegen jetzt bei rund 244.000 t. Dies ist eine Entwicklung, die
tendenziell den Rückgang der geplanten Auslieferungen (cancelled warrants) von rund
87.000 t vor einem Monat auf aktuell 35.000 t widerspiegelt. Bei der SHFE kehrte sich die
Entwicklung nach anfänglichem Bestandsaufbau um. Per saldo kam es über den Monat
hinweg trotzdem noch zu einer Zunahme um 7.000 t. Außerhalb der Börsen, im Zollager
Shanghai, sollen die Mengen ebenfalls angestiegen sein und zwar um etwa 40.000 t auf
rund 400.000 t. Weiter aufwärts ging es auch bei der Comex, die einen Bestandszuwachs
von rund 17.000 t verzeichnete. In der Gesamtheit hat sich in der Bestandssituation der
Börsen allerdings keine absolute Veränderung ergeben. Mit rund 496.000 t Kupfer am
Monatsende wurde nahezu exakt die gleiche Menge wie am Monatsanfang erreicht.
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• Produktmärkte
In Europa wird sich mit dem Eintreten in die Vorweihnachtszeit das Produktgeschäft
voraussichtlich weiter reduzieren, aufgrund der in der Verarbeitenden Industrie üblichen
Bestandsreduzierungen zum Stichtag 31. 12. Zudem konzentrieren sich die Aktivitäten
vorwiegend auf die Vertrags-verhandlungen über Jahresverträge 2016.
Die Kapazitätsauslastung in der deutschen Elektroindustrie hat sich zu Beginn des
Schlussquartals 2015 von 83,8 % auf 84,4 % der betriebsüblichen Vollauslastung erhöht.
Gleichzeitig stieg die durchschnittliche Reichweite der Auftragsbestände von 2,6 auf 2,9
Produktionsmonate an. 76 % der Firmen wollen ihren Output in den kommenden drei
Monaten beibehalten, 15 % ihn erhöhen.
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