Kupfermail Nr. 122 - März 2015 Im Fokus Am Kupfermarkt zeigt sich Bewegung – zumindest an einigen Stellen. Der erwartete generelle Durchbruch, mit neuen Nachfrageimpulsen aus China, ist es jedoch offensichtlich nicht. Die Entwicklung zeigt sich verhalten, ist z.T. spekulativ unterlegt und zeitweise ohne klare Richtung. In den Fokus sind neben Konjunktureinflüssen einmal mehr Produktions- und Bestandsaspekte gerückt. Konjunktur Europa hat sich im März mit guten Wirtschaftsdaten zurückgemeldet. Der MarktEinkaufsmanager-Index für die Privatwirtschaft erhöhte sich um 0,8 auf 54,1 Punkte, was für ein kräftiges Wirtschaftswachstum steht. Dies ist der höchste Wert seit vier Jahren. Positive Beiträge leistete vor allem Deutschland mit seiner steigenden Produktion und zunehmenden Aufträgen. Auch Frankreich verzeichnete noch ein Wachstum. Das EZB-Programm zum Ankauf von Staatsanleihen ist angelaufen, der Euro von 1,40 Dollar vor einem Jahr, auf 1,09 Dollar gesunken, was letztlich der Exportwirtschaft hilft. Zudem ergeben sich aus dem Preisverfall von Rohöl positive Effekte. Als enttäuschend wurden hingegen die jüngsten Konjunkturindikatoren aus China und den USA empfunden. Der vorläufige HSBC Einkaufsmanagerindex für die chinesische Industrie sank von 50,7 im Februar auf 49,2 Punkte, der Auftragseingang in der US-Industrie ist im Februar um 1,4 % zurückgegangen. Kupfer kompakt Das uneinheitliche Konjunkturbild macht es nicht leichter, in der Entwicklung am Kupfermarkt eine klare Richtung zu erkennen. Insbesondere China, wo es am physischen Kupfermarkt nach der Feiertagspause noch immer keine eindeutigen Zeichen einer Erholung gibt, bleibt ein Unsicherheitsfaktor. Der dortige Handel mit Kupfer wird als dünn bezeichnet, das physische Kaufinteresse und die Nachfrage von finanzierungsorientierten Interessenten sind gering. Nur vereinzelt sollen Käufer die Situation nutzen, um niedrigere Kathodenprämien durchzusetzen. Die Kupferbestände im chinesischen Zolllager Shanghai werden nach moderaten Zunahmen bei etwa 600.000 t gesehen, die Einfuhren von raffiniertem Kupfer lagen im Februar mit 211.609 t um 24 % unter dem Vorjahreswert. Die Arbitrage zwischen SHFE und LME ist derzeit nicht förderlich für Importe. Informationen über konjunkturelle Stützungsmaßnahmen dürften zudem bereits in die Preisbildung eingeflossen sein. Wenn auch der Dissens unter Investoren fortbesteht, welche Marktpositionierung im Hinblick auf die Verfassung des physischen Marktes, die richtige ist, scheint die Zuversicht zu überwiegen: An der LME haben die Netto-Einkaufspositionen in den vergangenen Wochen zugenommen. Die so engagierte Fraktion der Marktteilnehmer zählt wohl weiterhin auf eine Belebung der Nachfrage in China, auf Produktionsstörungen (siehe Kupferrohstoffe) und auf eine Jahres-Marktbilanz ohne größere Produktionsüberschüsse. Auch für 2014 hatte sich herausgestellt, dass statt der erwarteten Produktionsüberhänge ein Defizit von 498.000 t raffiniertem Kupfer entstanden ist, wie die jetzt von der ICSG veröffentlichten vorläufigen Daten für das Gesamtjahr 2014 belegen. 1/3 Preisentwicklung LME-Settl. Hoch Tief Durchschnitt März 2015 (bis 27.03.) 6.230 US$/t 5.692 US$/t 5.910 US$/t März 2014 7.102 US$/t 6.434 US$/t 6.668 US$/t Der Kupferpreis an der LME hat sich in den vergangenen Tagen erholt und ist im offiziellen Börsenhandel wieder über 6.100 US$/t gestiegen. Zeitweise wurden außerhalb der offiziellen Börsensitzungen per Drei-Monate sogar Kurse um 6.200 US$/t erreicht. Die Erklärungen hierfür reichten von Nachrichten über ein Erdbeben und Unwetter in der Kupferregion Nordchile bis zu Handelsaktivitäten vor dem Auslaufen von Positionen und schlossen auch die Vorwegnahme einer besser erwarteten Wirtschaftsproduktion in China mit ein. Da der Kupferpreis in einer Woche um über 350 US$/t an Boden gut gemacht hatte, kam es zu Gewinnmitnahmen von Investoren; dennoch konnte sich der Kupferpreis bis zuletzt bei über 6.100 US$/t (Settlement) halten. Kupferrohstoffe Nur wenig Einfluss auf den Markt für Kupferkonzentrate hatte die inzwischen beendete fünftägige Blockade der Zufahrtstrasse zur Grasberg-Mine in Indonesien. Die Konzentratversorgung der chinesischen Hütten erscheint zudem gut, da die Importe Chinas im Januar/Februar um 5,9 % unter denen des Vorjahres lagen. Dennoch soll das China Smelter Purchasing Team für das zweite Quartal 2015 hinsichtlich der TC/RCs eine Untergrenze von 100 bis 105 US$/t und 10 – 10,5 cents/lb genannt haben, nach zuvor 115 US$/t und 11,5 cents/lb. Am 10. März hatte Reuters noch davon berichtet, dass die TC/RCs für sauberes Standardkonzentrat im Spotgeschäft bei 115 US$/t und 11,5 cents/lb angesiedelt seien. Noch unklar sind die Konsequenzen aus dem Umschlag der Wettersituation in Nordchile, dem Hauptförderland für Kupfer. Nachdem die dortige Kupferindustrie bisher unter einer extremen Trockenheit zu leiden hatte, ist es am 25. und 26. März zu Starkregen und Überschwemmungen gekommen. Die Folgen betrafen den gesamten Minenbetrieb inklusive Transport und Energieversorgung. Nach ersten Angaben von Macquarie steht die Region für mehr als 60 % der chilenischen Kupferproduktion. In den meisten Minenbetrieben von Codelco und Antofagasta ist die Produktion jedoch schnell wieder aufgenommen worden. Am europäischen Altkupfermarkt hat der gestiegene Kupferpreis zu einem besseren Angebot und anziehenden Raffinierlöhnen geführt, auch wenn die Preisverbesserung in Euro durch den etwas festeren Euro-Kurs nicht ganz so deutlich ausgefallen ist. Entscheidender für die Aktivitäten des Metallhandels ist es jetzt, ob sich der Kupferpreis nach seinem Anstieg auf dem erreichten Niveau auch stabilisieren kann. 2/3 Produktion Chinas Produktion an raffiniertem Kupfer ist im Januar/Februar auf 1,2 Mio. t gestiegen. Dies ist ein Plus von 15,8 % gegenüber dem Vorjahr und durch den Kapazitätsausbau 2014 begründet. Zudem war die Versorgung mit Kupferkonzentraten gut. Bestände Der Anstieg der Kupferbestände macht seit einigen Tagen Pause. Nachdem bei der LME am 17.03. eine Bestandshöhe von 342.000 t erreicht worden war, sind die täglichen Mengenveränderungen minimal geblieben. Auffällig ist jedoch, dass genau zu diesem Zeitpunkt die zur Auslieferung angemeldeten Mengen (cancelled warrants) in einem Schub von 52.000 t auf rund 99.000 angestiegen sind, d.h. um immerhin 47.000 t. Dies dürfte damit zusammenhängen, dass es aufgrund einer zum 1. April wirksam werdenden neuen Steuer, zum „Delisting“ der LME-Lagerhäuser in Malaysia kommen könnte. Der größte Teil der massiven Auslieferungsorder soll denn auch die malaysischen Lagerhäuser Johor und Port Klang betreffen. Eine Einigung der LME mit der malaysischen Regierung ist allerdings immer noch möglich. Bei der SHFE nahmen die Kupferbestände insgesamt weiter zu. Sie lagen zuletzt bei rund 244.000 t und damit rund 38.000 t über dem Stand vom Monatsanfang. Produktmärkte Der in den USA erneut eingebrachte „Energy Savings and Industrial Competitiveness Act“, der die Energieeffizienz in Gebäuden und bei industriellen Applikationen erhöhen soll, dürfte bei Realisierung seine positive Wirkung auf den US-Kupferbedarf entfalten. Dies hat zwar keine unmittelbare Wirkung, stellt aber, so die Copper Development Association, doch eine Perspektive dar Auch wurde in den USA eine offizielle Initiative bekannt, das staatliche Stromnetz zu revitalisieren. Viel näher am aktuellen Geschehen und konkreter ist Dow Jones. Die Nachrichtenagentur bezeichnet die Kupfernachfrage in Europa als gut, z.B. bei Kupferlegierungsbändern, die zu Steckverbindern für die Autoindustrie und Elektronik weiterverarbeitet werden. Kupfermail 30. März 2015 3/3
© Copyright 2024 ExpyDoc