Kupfermail Nr. 129 – 30. Oktober 2015 Die Aurubis Kupfermail informiert Sie monatlich über die Entwicklungen am Kupfermarkt. Im Fokus Nun gehört auch die LME-Woche 2015 der Vergangenheit an. Gebracht hat sie im Hinblick auf höhere Klarheit über die weitere Entwicklung des Kupfermarktes jedoch nicht sehr viel. Zwar haben große Kupferunternehmen ihre Kathodenprämien für Jahresverträge 2016 veröffentlicht und damit zumindest eine Indikation ihrer Erwartungen abgeliefert. Auch haben die Konjunkturabkühlung in China und deutliche Maßnahmen großer Bergbaugesellschaften angesichts gesunkener Rohstoff- und Kupferpreise beachtlichen Eindruck hinterlassen. Analysten sind sich jedoch nicht einig und auch Teilnehmer der LME-Woche zeigten sich in Gesprächen oftmals ohne klare Meinung. 1 Konjunktur Erneut hat China am Kupfermarkt die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, zum einen durch das Unterschreiten der als magisch erklärten Grenze von 7 % Wachstum im dritten Quartal (6,9 %), zum anderen durch die nochmalige Absenkung des Leitzinses um 25 Basispunkte auf 4,35 % und die Reduzierung der Mindestreserveanforderungen von Banken. Dies soll der konjunkturellen Abkühlung entgegenwirken. Weitere Maßnahmen dürften folgen. Mit einer Herabsetzung des Zielwachstums im nächsten Fünfjahresplan wird inzwischen unter Analysten gerechnet. Die Beschlüsse werden Ende Oktober erwartet, Details sollen aber erst im Frühjahr 2016 zur Veröffentlichung anstehen. Konjunkturell gut läuft es in den USA, so dass eine Anhebung der Zinsen dort weiter wahrscheinlich erscheint. Auch in Europa stehen die Zeichen weiterhin auf moderater wirtschaftlicher Erholung. Kupfer kompakt Am Kupfermarkt scheint sich die Stimmung nach der LME-Woche etwas mehr zum Positiven gedreht zu haben, auch wenn dies in der Preisentwicklung noch nicht zu sehen ist. Die International Copper Study Group prognostiziert, dass die Weltkupferbilanz im Jahr 2016 ein kleines Produktionsdefizit für raffiniertes Kupfer aufweisen wird. In China haben die Importe an raffiniertem Kupfer im September ein beachtliches Plus von 22 % erreicht und sind gegenüber dem Vorjahr auf 351.000 t angestiegen. Dies war der höchste Wert seit Januar 2014. Selbst wenn man ihn als Ausnahme sieht, zeigt die Jahresentwicklung für die ersten neun Monate 2015 mit 2,55 Mio. t doch eine Menge, die nur 3,6 % unter der des Vorjahres liegt. Das ist mit 95.000 t, gemessen an der allgemein pessimistisch betrachteten Kupfernachfrage Chinas, nicht viel. Ob dies allein am Kupferbedarf liegen mag, sei dahingestellt, alternativ werden auch noch geringere Schrottimporte und Produktionsreduzierungen bei lokalen Minen und Hütten ins Spiel gebracht. Die hierdurch entstandenen Fehlmengen waren zu ersetzen. So sieht z.B. die China Nonferrous Metals Industry Association (CNMIA) klare Produktionslimitierungen durch den schwachen 2 Kupferpreis und in den nächsten zwei Jahren nur eine geringe Ausweitung der Produktionskapazitäten für raffiniertes Kupfer. Dies gelte auch dann, wenn sich auf der anderen Seite eine Reihe von nationalen Minen in der Entwicklungs- oder Konstruktionsphase befänden. Auf der Bedarfsseite könnten durch die diesjährigen Verzögerungen im Ausbau des chinesischen Stromnetzes Nachholeffekte entstehen. Macquarie Research berichtet davon, dass die Ausgaben in diesem Bereich, der 23 % der chinesischen Kupfernachfrage auf sich vereint, im September um 32 % gegenüber dem Vormonat gestiegen sind. Insgesamt gilt jedoch beim Kupferbedarf, dass die chinesischen Wachstumsraten, in Linie mit dem Wandel zu einer „neuen Normalität“ im Wirtschaftswachstum, nicht mehr so üppig wie in der Vergangenheit ausfallen werden. Dies wird auch von der CNMIA so gesehen. Kaum verändert hat sich im Juli das von der ICSG ermittelte weitgehend ausgewogene Verhältnis zwischen Produktion und Nachfrage von raffiniertem Kupfer am Weltmarkt. Auch für das Gesamtjahr 2015 sieht das Institut einen ausbalancierten Kupfermarkt. In der Prämienlandschaft für Kupferkathoden sind im Oktober mit der Nennung von Jahresprämien erste Marken für 2016 gesetzt worden. Reuters berichtet davon, dass japanische Hütten chinesischen Kupferkäufern eine Prämie von 105 US$/t cif für 2016 angeboten hätten, verglichen mit 115 US$/t im Jahr 2015. Für Europa wurde von Aurubis und dem chilenischen Kupferproduzenten Codelco jeweils eine Prämie von 92 US$/t für Verträge 2016 genannt, eine Absenkung von 18 US$/t für Aurubis und 20 US$/t für Codelco. 3 • Preisentwicklung Die Kupferpreisentwicklung an der LME bot im Oktober kaum Überraschungen. Weder die LME-Woche noch andere Ereignisse im Umfeld des Kupfermarktes riefen größere Kursbewegungen hervor. Insgesamt hielt sich der Preis in einer Bandbreite von 5.100 US$/t bis 5.300 US$/t (LME-Settlement). Im Durchschnitt des Monats wurde ein Wert von etwa 5.230 US$/t erreicht. Damit hat sich weiterhin keine klare Kursrichtung herausbilden können. Auch bei der Backwardation für Drei-Monatstermine, bei der die Kassa-Kurse über den Termin-Kursen liegen, ergaben sich keine größeren Schwankungen. Sie lag im Durchschnitt bei lediglich 10 US$/t. • Kupferrohstoffe Am Konzentratmarkt ist derzeit kaum etwas über Verhandlungen für 2016 in Erfahrung zu bringen. Während auf der Minenseite Produktionskürzungen angekündigt werden, verweisen Schmelzhütten auf anstehende Wartungsstillstände. Aus China berichtet Shanghai Metals Market davon, dass im dritten Quartal chinesische Hütten keine TC/RCs unter 90 US$/t und 9 cents/lb akzeptiert hätten. Außerdem war bekannt geworden, dass das China Smelter Purchasing Team (CSPT) für das vierte Quartal eine Untergrenze von US$ 100/t und 10 cents/lb für Spot-Käufe gesetzt hat. Der Vizepräsident des drittgrößten chinesischen Kupferproduzenten Guansu Jinchuan sieht am globalen Konzentratmarkt für 2016 einen 4 Überschuss von 5 %. Dieser sei hauptsächlich auf eine Stagnation des Kapazitätsausbaus bei chinesischen Hütten zurückzuführen. Am europäischen Altkupfermarkt herrscht eine zwiespältige Atmosphäre. Händler sehen sich aufgrund niedriger Metallpreise mit einer quer über alle Metalle hin gedrückten Lage konfrontiert. Die Verfügbarkeit von Altkupfer ist eingeschränkt. Einerseits gilt dies schon auf der ersten Beschaffungsstufe, also beim einkaufenden Handel, andererseits sind Händler, die noch über Bestände verfügen auch kaum bereit Mengen abzugeben, da keine Klarheit über die Preisentwicklung besteht. • Produktion In Peru nähert sich die zu China Minmetals Corp. gehörende Las Bambas-Mine ihrem Produktionsstart. Dieser ist für das erste Quartal 2016 vorgesehen. Wenn die Mine ihre volle Kapazität erreicht, wird sie eine der größten Kupferminen der Welt sein, mit einer Jahreskapazität von über 2 Millionen t Kupferkonzentrat in den ersten fünf Jahren. Die Kupferproduktion in Peru erreichte im September mit 148.000 t eine Höhe, die um mehr als 40 % über der des Vorjahres lag. Der Anstieg hatte seine Ursache im Output der Antamina-Mine sowie im Produktionsstart bei der Constancia- und der Toromocho-Mine. • Bestände Die Kupferbestände bei der LME sind im Oktober von 320.000 t auf fast 270.000 t gefallen. Rund 87.000 t sind zudem zur Auslieferung angemeldet (cancelled warrants), das sind 32.000 t mehr als noch ein Monat zuvor. Der hier erfolgte Anstieg ist vor allem einem Dispositionsschub am 26. Oktober zuzuschreiben, der die Auslieferung von Mengen quer über Lagerhäuser in Asien, Europa und den USA vorsieht. Allein in Rotterdam wurden knapp über 16.000 t abgerufen, was dort einer Bestandsreduzierung um 37 % entspricht. Nach Angaben des Metal Bulletin vermuten Händler, dass es sich überwiegend um Mengen handelt, die zur Lieferungen nach China vorgesehen sind, was angesichts des dort wachsenden Kaufinteresses und anziehender Prämien keine Überraschung ist. Wenn die Auslieferungen erfolgen, könnten die Kupferbestände bei der LME unter 200.000 t fallen. Bei der Shanghai Futures Exchange sind die eingelagerten Mengen von 155.000 t auf 182.000 t angestiegen, im Zolllager Shanghai soll es wenig Veränderungen gegeben haben, so das dort weiterhin etwa 340.000 t vermutet werden. 5 • Produktmärkte Ungeachtet der negativen Schlagzeilen um VW sind die PKW-Neuzulassungen in der EU im September weiter gestiegen und zwar um 9,8 % gegenüber dem Vorjahr, so der europäische Herstellerverband ACEA. In Italien und Spanien war der Anstieg zweistellig, in Frankreich und Großbritannien lag er bei jeweils rund 9 %. Deutschland verbuchte ein Plus von 4,8 %. In der chinesischen Kabel- und Drahtindustrie zeigen sich nach Angaben von Shanghai Metals Market 27 % der befragten Unternehmen hinsichtlich des Ordereingangs im Oktober optimistisch, 59 % bezeichnen ihn als stabil. In Deutschland haben die Unternehmen der Elektroindustrie nach Angaben des ZVEI ihre Produktionspläne im September wieder heraufgesetzt. 20 % wollen ihren Output in den kommenden drei Monaten erhöhen, 73 % ihn auf dem derzeitigen Niveau belassen. 6
© Copyright 2024 ExpyDoc