trakt b - Meißner Kulturverein eV

TRAKT B: TAG DER OFFENEN TÜREN
Eine Ausstellung im historischen Gefängnis Meißen
5. – 27. September 2015
Eröffnung 4. September 2015, ab 17 Uhr
Öffnungszeiten:
jeden Sonntag, sowie am 5., 25., 26.9. 11-18 Uhr
Domplatz 4, auf der Albrechtsburg zu Meißen, 01662 Meißen
Als das Meißner Gefängnis im 19. Jahrhundert offiziell neben den Dom verlegt wurde, mochten sich so
einige gewundert haben. Sollten göttliche und weltliche Rechtsprechung nun Auge in Auge gegenüber
stehen? Oder ging es vielmehr um die Nähe zum Amtsgericht? Sollte so die Kriminalität für die
Stadtbevölkerung sichtbar gemacht werden? Als Repräsentation von Recht, Disziplin und Bestrafung? Wie
funktionierte ein Gefängnis um 1900 und wie funktioniert es im 21. Jahrhundert? Was ist überhaupt
unter einem Gefängnis zu verstehen? Wo fängt es an und wo hört es auf? Und wer sind die Gefangenen
von heute?
Das historische Gefängnis Meißen wirft
unzählige Fragen auf, die sich zuallererst auf
die Geschichte des Gebäudes und seine
Nutzung beziehen. Welche Fragen und
Diskurse das Gefängnis darüber hinaus
hervorbringen kann und – umgekehrt –
welche Fragen und Diskurse es gilt, an das
Gefängnis heranzutragen, ist Gegenstand der
Ausstellung TRAKT B: TAG DER OFFENEN
TÜREN. 14 künstlerische Positionen setzen
sich dafür mit verschiedensten Aspekten des
Dispositivs auseinander. Es geht um Scham
und
Schande, um Sprengstoff und Konzerte,
Nadja Kurz, Wo die Blumen
Marten Schech, Bauforschung,
um Warten, Spielen und Zählen, um
blüh’n, 2012
2014
Schmerz, Reue und Zerbrechlichkeit, um
Suchen und Seilspringen, aber auch um Bauforschung, um heteronormative und politische Ordnungen,
um die Frage, wer und wie hier eigentlich bestraft wird und natürlich um den Schauplatz selbst. Denn das
Meißner Gefängnis soll nicht bloß als Ausstellungsdisplay dienen – ein Anspruch, der durch die auffällige
Architektur auch gar nicht geleistet werden könnte. Vielmehr geht es darum, das Gebäude zu einem
Akteur werden zu
lassen,
der
Bewegung in das
Wechselspiel
zwischen
Kunstwerken
und
Raum bringt und
dadurch
neue
Verhältnisse
und
Konstellationen
schafft.
Plötzlich
Simon Mann, Pippi, 2014
Su-Ran Sichling, Keulen, 2011
werden Simon Manns Helden meiner Jugend – Pippi Langstrumpf und Wilhelm Buschs Max und Moritz –
zu Gefangenen, Melanie Börner und Nadja Kurz‘ Video Faust III – eine Endlosschleife eines auf „Stein“
reduzierten Stein, Schere, Papier – führt die (Un-)Möglichkeit vor, das endlose Warten zu bekämpfen,
ähnlich wie Marie Lynn Speckerts Hypertonie – eine Aneinanderreihung von Blutdruckwerten –, in dem
das Warten mit dem vergehenden Leben in Verbindung gebracht wird.
Marie Lynn Speckert, Hypertonie, 2014
Melanie Börner & Nadja Kurz, Faust III, 2015
Die Ausstellung TRAKT B: TAG DER OFFENEN TÜREN ist der Versuch, den Diskurs um das Meißner
Gefängnis zu aktualisieren – kurz bevor das nächste Kapitel in der Geschichte des Gebäudes ihren Lauf
nehmen wird. Sie ist auch der Versuch, gesellschaftliche und politische Modelle rund um den Knast auf
den Prüfstand zu stellen und herauszufordern. Dabei geht es um nichts weniger als die Frage danach, in
welchen Gefängnissen wir uns eigentlich heute befinden – und wie wir dort hinein geraten sind...