ERASMUS-Bericht WS 2013/2014 Universität Göteborg, Geowissenschaften Die Vorbereitungen beginnen mit der Entscheidung für ein Auslandssemester. Da ich mich besonders für die skandinavischen Länder interessiere, fiel mir die Wahl für das Gastland Schweden nicht schwer. Bereits im Voraus sollte man mit dem ERASMUS-Beauftragten der Heimhochschule absprechen, welche Kurse man an der möglichen Gasthochschule belegen kann und angerechnet werden. Auf der Internetseite der Universität Göteborg gibt es eine Liste mit englischsprachigen Kursen für alle Fachbereiche. Da diese relativ wenig genaue Informationen bietet, ist es hilfreich den ERASMUS-Beauftragten der Gasthochschule am entsprechenden Fachbereich frühzeitig zu kontaktieren. Meine Kontaktperson am Fachbereich Earth Sciences in Göteborg war sehr hilfsbereit und antwortete schnell, wenn ich irgendwelche Fragen hatte. Es ist durchaus sinnvoll sich früh über Auslands-BAföG und deren Beantragung zu informieren, da die Bearbeitung des Antrags lange dauern kann. Nachdem ich eine Zusage für das ERASMUS Semester erhalten habe, war der Anmeldeprozess an der Universität Göteborg einfach strukturiert. Fristen für die Anmeldung an der Universität, die Kurswahl sowie für die Bewerbung für die Studentenwohnheim bekam ich von meiner Kontaktperson zugeschickt. Es empfehlt sich sehr diese Fristen genau einzuhalten. Die meisten Studenten reisten bereits eine Woche vor offiziellem Beginn an, um die Stadt und andere Studenten kennenzulernen. An dem Samstag, an dem ich angereist bin, bot die GISA (Gothenburg International Student Association) einen pick-up service vom Flughafen und Bahnhof an. Bei der Bewerbung für das Studentenwohnheim kann man drei Wünsche äußern. Mein erster Wunsch war das Studentenwohnheim Olofshöjd. Dieses Wohnheim ist eines der größten und mit ungefähr 420 € pro Monat eines der günstigsten. Man wohnt in einem ca. 18 m² großen Zimmer mit eigenem kleinen Badezimmer. In diesem Zimmer sind die wichtigsten Möbelstücke wie Bett, Schrank und Schreibtisch vorhanden. Häufig lassen die Vormieter nützliche Dinge wie Kissen, Bettdecke und Wäscheeimer da, sodass im besten Fall alles vorhanden ist. Die Küche teilt man sich mit drei oder sieben anderen Studenten. Da es durchaus gut möglich ist, keinen Studentenwohnheimplatz zu bekommen ist es sinnvoll parallel nach privaten Unterkünften im Internet zu suchen. Eine Zu-oder Absage für das Wohnheim bekommt man erst Anfang Juni. Für die Schlüsselübergabe am Anreisetag ist es wichtig einen Beleg für die Überweisung der ersten beiden Mieten mitzubringen. Von der Straßenbahnhaltestelle am Wohnheim gelangt man innerhalb von zehn Minuten sowohl in das Stadtzentrum als auch zum Fachbereich Geowissenschaften. An schönen Tagen kann man auch zu Fuß gehen. Eine Woche vor offiziellem Vorlesungsbeginn bietet die Uni eine Einführungswoche an. Dabei wurden wir von der Stadt Göteborg und der Universität begrüßt. Außerdem bekam jeder Student ein kleines Willkommenspaket mit nützlichen Informationen wie Stadtplan und University Student Guide sowie ein Regenponcho und eine schwedische SIM-Karte. Die Universität Göteborg ist keine Campusuni. Die einzelnen Fakultäten liegen in der ganzen Stadt verteilt. Der Fachbereich Geowissenschaften ist im Vergleich zu den anderen Fachbereichen relativ klein, aber dafür sehr gemütlich. Er hat eine eigene kleine Bibliothek. Mit dem Studentenausweis hat man Zugang zu den Computern in der Bibliothek. Desweiteren bekommt man einen Student account, mit welchem man sich beim Student Portal einloggen kann und Zugang zu GUL, der Lernplattform der Universität, bekommt. Über diese Lernplattform werden Kursmaterialien und Informationen vermittelt. Wie man dieses Konto aktivieren muss, erfährt man bei einer Informationsveranstaltung in der Einführungswoche. In Schweden ist es nicht üblich mittags in einer Mensa zu essen. Stattdessen bringen die Studenten ihr Essen mit und wärmen es in den zahlreich vorhandenen Mikrowellen auf. Ein Semester ist in zwei Perioden eingeteilt. Man kann entweder Kurse wählen, die eine Periode dauern, oder man wählt zwei Kurse, die jeweils nur ein Octile umfassen. Für einen Kurs, der eine Periode dauert, erhält man 15 hec (higher education credits). Für den octileumfassenden Kurs bekommt man dementsprechend 7,5 hec. Ich selbst habe zwei Kurse à 15 hec absolviert. Mein erster Kurs war "Field course in the Subarctic - physical geography and ecology". Dieser beinhaltete eine Exkursion nach Lappland. Sollte man nicht die Möglichkeit haben an diesem Kurs teilzunehmen, empfehle ich entweder privat oder mit der Organisation Scanbalt nach Lappland zu reisen. Die Landschaft ist einzigartig und wenn man Glück hat, kann man Polarlichter sehen. Auch bei meinem zweiten Kurs "Climate Change, a Geographical Perspective" war eine Exkursion mit eingeschlossen. Aufbauend auf diese Exkursionen arbeiteten wir jeweils in Gruppen an Projekten, dessen Ergebnisse am Ende des Kurses vorgestellt werden mussten. Die Lehrmethoden sind abwechslungsreich und insgesamt arbeitet man noch selbstständiger als in Deutschland. Außerdem fand am Ende eine schriftliche Prüfung über die zuvor in Vorlesungen erlernte Theorie statt. Vom Niveau waren die Prüfungen vergleichbar mit den Klausuren in Deutschland. Im Allgemeinen sind die Vorlesungen auf Englisch verständlich und man gewöhnt sich schnell an die Unterrichtssprache. Obwohl die Unterrichtssprache Englisch war, habe ich im Vorfeld und in Göteborg selbst einen Schwedisch-Sprachkurs absolviert. Die Anmeldung für den Sprachkurs in Göteborg lief über die Universität und war im September freigeschaltet. In diesem Kurs lernte man nicht nur die schwedische Sprache, sondern auch etwas über die Kultur und das Land. Außerdem lernte man hier noch weitere Leute kennen. Für mein Semester in Göteborg habe ich kein Konto bei einer schwedischen Bank eröffnet. Allerdings habe ich zuvor eine Kreditkarte beantragt, umso Überweisungen für Freizeitaktivitäten wie Bus- und Bahnfahrten zu bezahlen. Göteborg ist ein guter Ausgangspunkt, um in die skandinavischen Hauptstädte Stockholm, Oslo und Kopenhagen zu reisen. Wenn man früh genug bucht, findet man günstige Angebote der schwedischen Bahn SJ. Eine gute Alternative ist das Busreisen. Mit Busunternehmen wie Nettbus und Bus4you kann man meistens noch günstiger reisen. Es lohnt sich sehr die Städte Stockholm, Kopenhagen und Oslo für ein Wochenende zu besichtigen. Doch auch Göteborg ist eine wunderschöne und gemütliche Stadt. Schwedens zweitgrößte Stadt bietet verschiedene Facetten. Besonders schön ist das Haga, ein kleines Viertel mit vielen Cafés in denen man gut "Fika" machen kann (Kaffee trinken). Der Schärengarten von Göteborg ist ebenfalls eine Besonderheit der Region. Mit dem Straßenbahn- und Busticket kann man auch mit den Schiffen zu den verschiedenen kleinen Inseln fahren. Vor allem im Herbst und Winter lohnt es sich, ein Straßenbahnticket zu besitzen. Ein 90Tage-Ticket kostet ungefähr 125€. Leider gibt es keinen Studentenrabatt. Für Besucher eignet sich das Dreitageticket. Für Sportliebhaber bietet es sich an, sich beim Fysiken anzumelden. Fysiken ist ein Fitnessstudio hauptsächlich für Studenten. Außerdem kann man bei vielen Kursen wie Workout, Yoga etc. und Mannschaftssportarten mitmachen. Besonders Spaß macht Innebandy, die Nationalsportart der Schweden. Ein besonderes Erlebnis ist zudem der Besuch eines Eishockeyspiels der Frölunda Indians im Scandinavium in Göteborg. Insgesamt war das Auslandssemester ein toller Abschnitt des Studiums und man denkt gerne an die Zeit zurück. Man lernt Menschen aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen kennen. Da viele Schweden über sehr gute Englischkenntnisse verfügen, findet man sich schnell zurecht und die Schweden helfen einem gerne. Auch das etwas andere Lehrsystem an den Universitäten in Schweden ist eine Erfahrung wert.
© Copyright 2024 ExpyDoc