Erasmuserfahrungsbericht

Erasmuserfahrungsbericht
– Göteborg, WiSe 2015/16 „ACH, SCHWEDEN IST DAS SCHÖNSTE LAND DER WELT “. Wie es einst eine Band
aus Berlin zusammenfasste, so kann ich es heute, nach einem Semester
Aufenthalt in der schwedischen Stadt Göteborg nur bestätigen!
Im Wintersemester 2015/16 verschlug es mich für knapp 4 Monate an die
Westküste Schwedens, in die zweitgrößte Stadt des Landes. Ich studierte dort an
der Universität Göteborg im 5. Bachelorsemester med. Physik.
VORBEREITUNGEN
Bereits ein Jahr vor dem geplanten Aufenthalt informierte ich mich über die Möglichkeiten im Ausland
zu studieren. Mein Zielland stand für mich von vorne herein fest. Es sollte nach Schweden gehen. Das
Land der Elche und Knäckebrote. Da für mein Studienfach medizinische Physik zwei Partneruniversitäten
in Schweden für ein Erasmusstudium zur Verfügung standen, fiel die Wahl sehr leicht mich für ein
solches zu entscheiden. Auch wenn ich mich weit im Voraus bereits darüber informierte, konnte ich zu
diesem Zeitpunkt nicht viel tun. Der erste Schritt ist quasi die Bewerbung, welche bis Ende Januar
eingereicht werden musste, beim Erasmuskoordinator, in meinem Fall Prof. Dr. Heinzel. Nachdem ich
die Bestätigung von ihm erhielt, bewarb ich mich über das Onlineportal der Universität Göteborg für das
nächste Wintersemester. Von der dortigen Erasmuskoordinatorin für das Fach Physik erhielt ich eine
genaue Anleitung, wie das Bewerbungsverfahren abläuft, welches aber sehr einfach war.
UNTERKUNFT
Von ehemaligen Erasmusstudenten in Göteborg
erfuhr ich, dass einem ein Platz im
Studentenwohnheim sehr ans Herz zu legen ist.
So bewarb ich mich direkt nach der Bewerbung an
der
Gastuniversität
bei
den
Studentenwohnheimen. Für Erasmusstudenten
wird dies alles durch die Universität Göteborg
geregelt, über dessen Website auch das
Bewerbungsportal zu finden war. Ich wählte das
Wohnheim Olofshöjd mit höchster Priorität, da es
sowohl eines der günstigsten als auch zentralsten
Wohnheime in Göteborg ist. Ich hatte Glück, dass
ich Anfang Juni eine Zusage für ein Zimmer in
Olofshöjd bekam. Es handelt sich hierbei um einen recht großen Raum mit einem eigenen Badezimmer
und geteilter Küche.
Die Räumlichkeiten sind vollkommen ausreichend und ich fühlte mich sehr schnell wohl. Ich teilte meine
Küche mit weiteren 7 Mitbewohnern unterschiedlichster Herkunft. 7 Küchenmitbewohner mag zunächst
etwas abschreckend klingen, aber dieses stellte sich als kein Problem heraus. Im Gegenteil ich fand in
ihnen stets einen Ansprechpartner und nette Freunde. Wir veranstalteten öfters Küchendinner, wo wir
unser Essen teilten und verschiedene Kulturen kennenlernen konnte. So hatte man nie das Gefühl
alleine zu sein, da man immer jemanden in der Küche getroffen hat.
Auch außerhalb meiner Küche stellte sich Olofshöjd als die perfekte Wahl heraus. Der größte Teil der
Austauschstudenten wohnt in Olofshöjd, so dass man sich immer schnell mit Freunden treffen oder
zusammen kochen konnte. Auch die Universität war mit 15 Minuten Fußweg in naher Umgebung.
Allgemein kommt man von Olofshöjd überall in Göteborg sehr gut hin. Supermärkte und Tramstationen
liegen ebenfalls in nächster Umgebung.
STUDIUM
Ein Semester in Schweden sieht deutlich anders aus als in Deutschland. Das Wintersemester beginnt
bereits im September und endet Mitte Januar. Es ist in zwei Perioden geteilt, die jeweils 2 Monate,
inklusive einer Woche Klausurphase, umfassen. Dementsprechend belegt man innerhalb dieser
‚Periods‘ deutlich weniger Kurse als bei uns. Gerade in meinem Studienfach macht das einen
gravierenden Unterschied. Entgegen der Erwartungen, den kurzen Lernzeitraum auszugleichen, hatte
ich dennoch nicht viele Unterrichtsstunden in der Woche. Es wurde davon ausgegangen, dass sich die
Studenten zusätzlich zu den Vorlesungen und Praktika zuhause den Stoff erarbeiten.
An der Uni Göteborg werden Physik und weitere Naturwissenschaften, wie z.B. Mathematik zusammen
in Kooperation mit der Chalmers University of Technology unterrichtet. Im Bachelor wird hier
vorwiegend auf Schwedisch und im Master komplett auf Englisch gelehrt. Da ich mir, trotz einiger
Schwedisch Kenntnisse es nicht zutraute eine Vorlesung in dieser Sprache zu belegen, wählte ich einige
Master-Kurse. Auch wenn mir einige Vorkenntnisse fehlten, war es trotzdem relativ einfach dem
Unterricht zu folgen, da man Zugang zu sehr viel Lehrmaterialien hatte. Außerdem gab es viele
spannende Praktika, die einem teilweise Einblicke in Bereiche ermöglichten, die ich an meiner
Heimatuniversität nicht bekommen könnte. Die Kursauswahl ist hier sehr groß und kann nach Absprache
auch in anderen Fächern erfolgen. Die Erasmuskoordinatorin der Universität war stets sehr freundlich
und zuverlässig und ich konnte mit ihr bereits im Voraus einen großen Teil meiner Fächerwahl abklären.
Auch Kurswechsel und Abänderungen der belegten Kurse war nach Abklärung mit ihr überhaupt kein
Problem. Die Anerkennung der gewählten Kurse zuhause stellt keinerlei Probleme dar.
Was zunächst sehr ungewohnt für mich war, war der Umgang mit den anderen Studenten. So waren
sehr viele der einheimischen Studenten deutlich älter als ich und (typisch schwedisch) sehr
zurückhaltend (Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel ;-)), was aber auch daran liegen kann, dass ich
als Bachelorstudent natürlich die Ausnahme in den Kursen war, in denen sonst nur Masterstudenten
und Phds sitzen. Allgemein waren aber alle sehr offen einem bei Problemen und Fragen zu helfen.
LEBEN
Freunde zu finden ist in Göteborg nicht schwer. Bereits in den ersten Tagen bei der „Welcome
Week“ lernt man viele nette Menschen aus der ganzen Welt kennen. Man erkundet zusammen die Stadt
oder kocht etwas zusammen. Die zahlreichen Veranstaltungen für internationale Studenten ermöglichen
einem einen leichten Einstieg. Was sehr erschlagend ist, ist die Anzahl an deutschen Studenten. Beinahe
60% der Austauschstudenten kommt aus Deutschland. Das macht es natürlich schwerer neue Kulturen
kennenzulernen und andere Sprachkenntnisse zu verbessern, aber mit ein bisschen Mühe lernt man
auch viele nette Menschen aus anderen Ländern kennen. Der Kontakt zu Einheimischen gestaltete sich
für mich jedoch als schwierig. Schweden gelten allgemein als eher zurückhaltendes Volk und das kann
ich nur bestätigen. Auch die Tatsache, dass in vielen meiner Kurse in der Uni mehr Austauschstudenten
als Schweden waren erleichterte dies nicht.
Was einem das Leben in Schweden enorm erleichtert ist die Tatsache, dass nahezu jeder Schwede
fließend Englisch spricht. Man braucht also nicht gut schwedisch sprechen zu können, um in diesem
Land Anschluss zu finden. Schweden ist jedoch Deutschland gegenüber sehr teuer. Grundnahrungsmittel
wie Fleisch, Brot und Milchprodukte sind teilweise bis zu 30% teurer als bei uns. Dass sollte man vorher
wissen, damit man diesen Kostenfaktor mit einplant. Auch wenn ich diese Tatsache bereits im Voraus
wusste, war es doch überraschend, wie viel teurer ein Lebensmitteleinkauf in Schweden wirklich ist.
FREIZEIT
In Göteborg gibt es zahlreiche Möglichkeiten seine
Freizeit zu gestalten. Sei es eine Fahrradtour zum
schönen Hafen zu unternehmen, sich vom
skandinavischen Stil in der Innenstadt inspirieren zu
lassen oder zum naheliegenden See Delsjön zu
fahren und sich umgeben von wunderschöner Natur
zu entspannen. Auch ist eine Fahrt auf eine der
vielen Schäreninseln vor Göteborg (Fähre ist im
Tramticket enthalten!) sehr zu empfehlen. Hier
landet man in einer anderen Welt. Umgeben von
Meeresbrise und süßen, typisch schwedischen
roten Häusern, kann man hier schöne Spaziergänge
und Wanderungen unternehmen. Die Natur ist hier
einmalig und atemberaubend!
Auch außerhalb Göteborgs gibt es viel zu entdecken. Zum Beispiel ist eine Fahrt nach Norwegen sehr zu
empfehlen. Umgeben von Bergen und wunderschönen Fjords, kann man hier eine wundervolle und
entspannte Zeit verbringen. Große Städte wie Oslo, Malmö und Kopenhagen sind von Göteborg aus per
Bus oder Bahn sehr schnell und preiswert erreichen. Kopenhagen ist auf jeden Fall einen Besuch wert
und bietet sehr viele schöne Ecken und vieles zu entdecken. Ein Besuch der schwedischen Hauptstadt
Stockholm darf natürlich auch nicht fehlen. In der größten Stadt Skandinaviens gibt es eine Menge zu
entdecken, sei es den beeindruckenden Königspalast oder die tolle Altstadt.
Ein Highlight meines Schwedenaufenthalts war eine Fahrt in den hohen Norden
des Landes. Es ging für mich für 6 Tage nach Lappland. Ich buchte eine Tour mit
dem Reiseveranstalter Scanbalt, welcher viele Reisen innerhalb Skandinaviens
für Studenten organisiert. Umgeben von Massen von Schnee und Eis
beeindruckt mal wieder Schwedens unfassbar schöne Natur. Neben
Schneemobilfahren und der Besichtigung des berühmten Eishotels, zähle ich die
Hundeschlittenfahrt zu einem der unvergesslichsten Erlebnisse. Lappland
fasziniert und raubt einem den Atem. Für jeden Erasmusstudenten in Schweden
ein Muss, meiner Meinung nach. Das sind Erlebnisse, an die ich noch in sehr
vielen Jahren zurückdenken werde.
FAZIT
Jetzt im Nachhinein kann ich nur froh sein diesen Aufenthalt erlebt zu haben. Ich würde ihn jederzeit
wieder machen und empfehle jedem Studenten einmal im Leben einen mehrmonatigen Aufenthalt im
Ausland einzuplanen. Man kann davon nur profitieren. Man findet viele neue Freunde, verbessert seine
Sprachkenntnisse und lernt eine andere Kultur und einen anderen Lebensstil kennen. Gerade Göteborg
macht es einem sehr leicht, sich in dieser Stadt wohl zu fühlen und ich bin mir sicher, dass ich nicht das
letzte Mal in dieser Stadt war.
„JAG ÄLSKAR SVERIGE! “
Von Katrin Sachowsky