Erfahrungsbericht zu Erasmussemester in Göteborg (Bachelor Physik, Universität Bremen) Dies ist mein Erfahrungsbericht zu meinem Erasmussemester vom Januar – Juni 2015 an der Universität Göteborg. Ich habe mich für ein Auslandssemester entschieden um das Leben und die Kultur in einem anderen Land, sowie eine andere Universiöt kennenzulernen. Schweden war meine zweite Wahl ,da es dort ein sehr gutes Bildungssystem gibt, viele Veranstaltungen in Englisch abgehalten werden und die Natur mich schon auf vorherigen Reisen dorthin begeisterte. Vorbereitung Die Bewerbung für ein Erasmussemester geht schnell und ist übersichtlich. Da für meinen Erstwunsch (Université de Nantes, Frankreich) noch ein Erasmusvertrag abgeschlossen werden musste hat sich mein Auslandsaufenthalt etwas hinausgezögert und ich bekam erst fast ein Jahr später, im Dezember, eine Absage von der Universität Nantes. Aufgrund der kompetenten und schnellen Organisation von Seiten der Universität Göteborg konnte ich dennoch im Januar ins Ausland starten. Aufgrund dieser Kurzfristigkeit wurde die Planung dann etwas stressig und besonders die Wohnungssuche machte mir Sorgen. Ich habe schließlich noch ein Zimmer im Studentenwohnheim bekommen. In der zweiten Januarwoche ging es dann per Zug nach Göteborg. Es gibt verschiedene Möglichkeiten von Norddeutschland nach Göteborg zu kommen. Während meines Aufenthalts gab es in den Wintermonaten sehr günstige Flüge mit Ryanair von Bremen aus (10€ Flug + 10€ Flughafentransfer nach Göteborg). Die nächstgünstige Möglichkeit besteht meistens im ICE ab Hamburg über Kopenhagen (Sparpreis ca. 40€). Allerdings benötigt man so ca. 10 Stunden für die Fahrt ab Bremen, kommt allerdings in den Genuss von einer kurzen Fährüberfahrt mitsamt Zug. Am Spannensten klang für mich die Reise per Fähre ab Kiel, bei welcher man ca 12 Stunden über Nacht fährt. Aufrgrund der Pflicht eine Kabine zu buchen ist dies allerdings mit die teuerste Möglichkeit. Des Weiteren kann man natürlich mit dem Auto anreisen, wobei man die Wahl zwischen verschiedenen Fährverbindungen zwischen Dänemark und Schweden hat. Die ersten 2 Wochen vom Aufenthalt sind von der Organisation GISA gut durchorganisiert. Es empfiehlt sich spätestens 2 Tage vor Beginn der Univeranstaltungen anzukommen um die vielen Events nutzen zu können und andere internationale Studenten kennenzulernen. Außerdem ist es sinnvoll sich für das Studdy-Buddy Programm anzumelden um einen studentischen Ansprechspartner vor Ort zu haben und eventuell auch ein paar andere Schweden kennenzulernen. Allerdings scheint es eine Glücksache zu sein ob es zu einem Treffen der Studdy-Buddy-group kommt oder nicht. Mithilfe des International Office in Bremen und meiner Erasmuskoordinatorin Maria Nyman in Göteborg schaffte ich es auch noch mein Learning Agreement zeitig nachzureichen und alle nötigen Informationen zu bekommen. Unterkunft Es gibt verschiedene Möglichkeiten in Göteborg ein Zimmer zu finden. Für die Studentenwohnheime kann man sich auf der Internetseite www.sgsstudentbostädter.se bewerben. Für eine private Unterkunft oder ein zwischengemietetes Zimmer bietet sich die Seite www.blocket.se sowie einige Facebookgruppen an. Ich habe ein Zimmer im Studnetenwohnheim Olofshöjd bekommen, welches mit seinen 1410 Apartements das Größte unter vielen anderen ist. Es liegt einigermaßen zentral mit 10 Minuten Gehweg zum Korsvägen (dort sind unter anderem die Messegebäude, der Freizeitpark Liseberg, sowie eine Haltestelle vom Flughafentransferbus) und 15 Minuten zur Technischen Universität Chalmers, sowie dem ‚Humanisten‘-Teil der Universität Göteborg. Die meisten Apartements haben eine Fläche von 18,5m², ein eigenes Bad und sind möbliert. Die Möbel bestehen aus einem Einzelbett, einem großen und einem kleinen Tisch, einem Regal, einem Hocker, einem Schrank, einem Stuhl, einem Sessel und 3 Lampen. Man teilt sich eine Gemeinschaftsküche mit 3 bzw. 7 weiteren Studenten, was eine gute Möglichkeit bietet andere Studenten kennenzulernen. Ich habe für mein Zimmer ca. 360€ Miete pro Monat bezahlt, welche ich für die 5 Monate Aufenthalt in 2 Raten zu überweisen hatte. Das Studentenwohnheim bietet viele Freizeitmöglichkeiten (Sauna, Tischtennis, Billard, Fitness) sowie die freie Nutzung von Waschmaschinen und Trocknern. Aufgefallen ist mir der gute Service von SGS, welche alle Studentenwohnheime in Göteborg verwaltet. Die Verteilung der Zimmer wird von Studenten durchgeführt und bei meinem Fragen vor meiner Anreise wurde mir auch am Wochenende schnell weitergeholfen. Des Weiteren genügte eine kurze Notiz um am nächsten Tag einen Handwerker vor der Tür stehen zu haben. Außerdem kommt alle 2 Wochen jemand zum Reinigen des Bodens und der freien Oberflächen in der Küche. Studium Die Physik Veranstaltungen der Universität Göteborg finden in Kooperation mit der Technischen Universität Chalmers statt. Dies führte dazu, dass alle meine gewählten PhysikMasterkurse an der Chalmers stattfanden. Da auch viele Unis direkte Erasmusverträge mit der Chalmers haben und die Uni ihr eigenes Willkommensprogramm für die Studenten organisiert kannte ich bei Beginn der Vorlesungen noch keinen meiner Kommiliotonen. Die Anzahl der Teilnehmer ist aber meistens nicht so groß was dazu führt, dass man schnell die anderen internationalen Studenten kennenlernt. Das Semester ist in 2 Quarter geteilt und ich habe in jedem Quarter 2 Kurse besucht um auf meine von Erasmus gewünschten 30 Creditpoints zu kommen. Des Weiteren wird von der Universität ein kostenloses Sprachkurs für Schwedisch für unterschiedliche Niveaus angeboten. Dieser findet im Pädagogengebäude in der Innenstadt statt und umfasst 10 Einheiten zu je 2 ½ Stunden. Auch für dieses kann man sich über das Internet anmelden und hat die Auswahl zwischen verschiedenen Tagen und Zeiträumen. Am Ende vom Sprachkurs bekommt man ein Zertifikat. Im ersten Quarter habe ich zum Einem den Kurs Surface and Nanophysics gewählt. Die Veranstaltung bestand aus 4-stündigen Blockvorlesungen einmal die Woche und der Vortragende wechselte jede Woche. So bekam man einen guten Einblick in die unterschiedlichen Bereiche des Themengebiets, da jeder Vortragende auch etwas zu seiner Arbeit erzählte. Zu Beginn jeder Blockvorlesung wurde ein 15-minütiges Quiz über die vorhergegangene Veranstaltung geschrieben und am Ende des Kurses in 2er Gruppen ein Vortrag über ein selbstgewähltes Paper gehalten. Beide Teile mussten seperat bestanden werden um den Kurs abzuschließen. Mein zweiter Kurs war eine Abendveranstaltung zum Lernen des C#-Programmieren. Es gab ein paar Vorlesungen zur Einführung in C# und die restliche Zeit des Veranstaltung wurde damit verbracht Programmieraufgaben aus einem Fragenkatalog zu bearbeiten und vorzustellen. Dieser Kurs wurde von vielen besucht um eine Bescheinigung ihrer Programmierkenntnisse zu erhalten. Im zweiten Quarter besuchte ich die Kurse ‚Galaxies and Observational Cosmolgy‘ und ‚Advanced Subatomic Physics‘. Letzterer wurde von dem gleichen deutschen Professor gehalten wie der C#-Kurs und wurde von mehr internationalen als schwedischen Studenten besucht. Um auf genügend Punkte zum Bestehen zu kommen mussten 3 Übungszettel bearbeitet werden und eine mündliche Prüfung abgehalten werden. Der Kurs ‚Galaxies and Observational Cosmolgy‘ hat mir am Besten gefallen, da er für mich eine interessante Einführung in die Astrophysik darstellte. Die Vorlesung wurde von 2 Professoren gemeinsam gestaltet und in den Übungen wurden gemeinsam Aufgaben gerechnet. Hier bestand die Prüfung aus einer Ausarbeitung und einem kurzen Vortrag zu einem Paper und einer 4stündigen Rechenklausur. Allgemein ist mir aufgefallen, dass besonders im Vergleich zu dem Bachelor in Deutschland, von den Studenten erwartet wird viel zu Hause zu arbeiten. Auch in der Uni gibt es viele Möglichkeiten zu arbeiten. So gibt es unter anderem abgetrennte Gruppenarbeitsräume und einen Leisesaal in der Bibliothek. Die Chalmers ist eine private, gut ausgestattete Universität und bietet für ihre Studenten viele Annehmlichkeiten. So gibt es zum Beispiel in jedem Gebäude ein Café mit Kaffee und Kuchen, sowie Mikrowellen zum Erwärmen von mitgebrachtem Essen. Mit der Keycard hat man rund um die Uhr Zugang zur Uni und kann sich in der ‚Kyrka‘ entspannen und Billard spielen und den Pool und die Sauna nutzen. Alltag und Freizeit Allgemein merkt man sehr schnell, dass Schweden ein teures Land ist. Am Sparsamsten lebt man, wenn man regelmäßig bei Lidl einkauft, statt bei schwedischen Supermärkten wie ICA oder Coop, und sich mit Bier mit 3,5% Alkohol zufrieden gibt. Höherprozentiges Bier gibt es nur in Kneipen (3-7€ pro Glas) und im staatlichen Spirituosenladen Systembolaget (günstgster wein ca. 6€) zu kaufen. Auch Clubs sind teuer mit normalerweise ca. 10€ Eintritt. Des Weiteren ist es sehr auffällig, dass Schweden sehr gerne mit Karte bezahlen. Auch für kleine Beträge, wie ein Kaffee für 2€, wird üblicherweise die Karte gezückt. Mit den meisten Kreditkarten aus Deutschland fallen beim Bezahlen auch keine Gebühren an. Angenehm für alle ausländischen Studenten mit keinen glänzenden Schwedischkenntnissen ist das nahezu perfekte Englisch von nahezu allen Schweden. Da die meisten Flme nicht synchronisiert werden, sondern in der Originalsprache mit schwedischen Untertiteln laufen, stellt es auch kein Problem dar ins Kino zu gehen. Von der Universität gibt es kein Semesterticket aber eine Monatskarte für Studenten ist mit ca. 40€ bezahlbar. Sonst bietet es sich an ein Fahrrad zu besorgen. Dies geht am Günstigsten, wenn man von anderen Erasmusstudenten die gerade Göteborg verlassen eins abkauft oder zu der Fahrradwerkstatt in der Nähe vom Hagabion (nettes kleines Kino) geht um sich selbst eins aus alten Fahrradteilen zusammenzubasteln. Die freie Zeit in Göteborg kann man sehr gut in einem der unzähligen Cafés, im Slottkogen oder mit Ausflügen auf die Schären verbringen. Die starke Liebe der Schweden zum Kaffee führt normalerweise zu mindestens einer Kaffeepause am Tag. In den Cafés gibt es außerdem meistens unterschiedliche dünne Kuchen, wie den Kladdkaka (Klebekuchen), kostenloses Wasser und die Möglichkeit den Kaffeebecher so oft nachzufüllen wie man mag. Auch bietet es sich an für ein Wochenende nach Stockholm oder Kopenhagen zu fahren. Wenn man mehr Zeit zur Verfügung hat besteht ab Stockholm die Möglichkeit mit der Fähre nach Helsinki, St.Petersburg und Talinn zu fahren oder im Frühjahr eine Tour nach Lappland zu machen um die Nordlichter zu begutachten. In Göteborg selbst lohnt sich auch ein Besuch des Konzerthuset, der Oper, des Kunstmuseums (fast alle Museen in Göteborg bieten kostenloses Eintritt unter 25 Jahren) oder des Freizeitparks Liseberg. Fazit Zurückblickend war das Semester in Schweden eine tolle Erfahrung. Ich habe viele internationale Freundschaften geschlossen und meine Englischkenntnisse verbessert. Auffallend ist die gute Betreuung der Studenten sowohl an der Universität als auch im Studentenwohnheim. Die große Anzahl an Deutschen in Göteborg, besonders unter den Erasmusstudenten, kann manchmal als nervend empfunden werden aber im Allgemeinen hatte ich eine sehr schöne Zeit und kann jedem ein Auslandssemester in Schweden empfehlen.
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