University of Gothenburg WS 14/15

Erfahrungsbericht University of Gotheburg, School of Business, Economics and Law
Hiermit möchte ich gerne meine Erfahrungen und Erlebnisse der letzten fünf Monate meines
Auslandsaufenthalts und dazugehörigem Studium an der University of Gothenburg, School of
Business, Economics and Law teilen.
Ein Auslandssemester ist ein überwältigendes
Erlebnis. Während dieser Zeit lernt man sehr
viele Leute kennen, muss sich auf diverse
Situationen einstellen und ist schließlich dazu
gezwungen sich tiefer mit sich selbst und
dem eigenen Leben auseinander zu setzen.
Somit hilft es einem generell mehr Klarheit
über seinen zukünftigen Lebensverlauf zu
bekommen.
Ein Auslandssemester geht nicht erst mit dem
Aufenthalt im fremden Land los. Es startet
vielmehr schon während des ungeliebten
Bewerbungsverfahrens. Es sind einige „bürokratische“ Formalitäten zu erledigen und zudem
müssen Fristen beachtet werde. Hier stellte sich das Motivationsschreiben als meine größte
persönliche Hürde heraus. Man wird damit konfrontiert zu beschreiben, warum man selbst die
geeignete Person für diesen Standort ist – das ist das A und O bei diesem Schreiben. Hierzu habe
ich einige Recherchen über das Land, Leute und die Zieluniversität durchgeführt und versucht die
gesammelten Informationen mit mir in Verbindung zu bringen. Dabei habe ich auch versucht mir
schon vorzustellen, wie ich z.B. in meinem Fall mit der geringen Anzahl an Tageslichtstunden und
dem schlechten Wetter im Winter in Schweden umgehen könnte. Insgesamt ist es aber wichtig, dass
man ehrlich und offen mit den Vor- und Nachteilen des Standortes umgeht, wenn man es schafft das
ganze noch charmant zu verpacken und dem ganzen eine persönliche Note gibt, hat man auf jeden
Fall gute Karten ausgewählt zu werden.
Zwei Wochen nachdem ich meine Bewerbungsunterlagen abgegeben habe, bekam ich schon meine
Zusage. Ab diesem Moment stieg meine Aufregung und ich fing an mich über einige Sachen zu
informieren, z.B. wie die Wohnungssituation aussah, welche Kurse ich dann letztendlich tatsächlich
wählen wollte und wie hoch die Lebenserhaltungskosten sind. Ich kann jedem nur empfehlen diese
Angelegenheiten so schnell wie möglich zu erledigen und Klarheit zu schaffen. Zunächst weil dies
den Erasmus-Koordinatoren entgegen kommt und zudem einem selbst das Leben erleichtert, denn
wenn man zu lange damit wartet befindet man sich schon in der Klausurenphase und hat keinen
Nerv mehr für andere Angelegenheiten. Das frühzeitige Organisieren einer Kreditkarte hat sich
zudem für Schweden als sehr hilfreich erwiesen, da man nahezu überall (teilweise sogar nur) mit
Karte bezahlen kann. Mir kam bei den Planungen jedoch die sehr gute Organisation der Universität
Göteborg entgegen. So konnte ich mich auch für einen Wohnheimplatz bewerben und bekam
schnell extra Informationen über das Kurswahlverfahren, die Universität und die Stadt Göteborg
allgemein. Da meine Eltern mit mir nach langer Zeit mal wieder Urlaub machen wollten, habe ich
ihnen vorgeschlagen das in Schweden zu tun. Somit musste ich mir keine Gedanken über die
Anreise, bzw. das Transportieren meiner Kleidung etc. machen.
Erst im Juni bekam ich die Zusage für meinen Wohnheimplatz. Zuvor habe ich mich aber auch bei
diversen Wohnungsvermietungen angemeldet um bei einer Absage schnell handeln zu können, da
gerade die Wohnungssuche im Ballungsraum Göteborg sich als teilweise schwer herausstellen kann.
Ich bin in Kviberg untergekommen, einem modernen Wohnheim welches hohen Wohnkomfort und
Platz, sowie eine voll zufrieden stellende Ausstattung bietet, jedoch aber auch einen stolzen Preis im
Gegensatz zu eher nicht so schönen Wohnheimen aufweist.
Nachdem ich mein Zimmer ende August
bezogen hatte, begann auch schon die
Einführungsphase. Hier haben sich die
„Schweden“ sehr viel Mühe gegeben. Nahezu
zwei Wochen lang hatten wir fast täglich
Veranstaltungen wo man seine schwedischen
„Buddys“ kennenlernen und mit Fragen
löchern konnte. Hier kam man auch in engen
Kontakt mit anderen Austauschstudenten,
sodass man in kürzester Zeit ein
internationales Netzwerk aufbauen konnte.
Ein positiver Nebenaspekt war, dass man die
Stadt kennenlernen konnte. Zudem hatte ich
das Glück einen sehr tollen Spätsommer erwischt zu haben, was die darauf folgenden Regenmonate
nicht ganz so schlimm erschienen ließ. Falls man gutes Wetter erwischt empfehle ich jedem die vor
Göteborg liegenden Inseln (Schären) zu besichtigen bzw. mal einen der nah gelegenen Seen zu
fahren, um schwedisches Sommerflair einzufangen.
Nach der Einführungsphase, also Anfang September, fing der Ernst des Lebens für mich an. Mein
erster Kurs an der Universität begann, jedoch begriff ich schnell warum die Fakultät den Namen
„School of Economics and Law“ besitzt. Im Gegensatz zum Studium an der FU hat man in sehr
überschaubaren Klassen Unterricht, der „Lehrer“ will
engen Kontakt zu seinen Studenten und lernt daher
teilweise auch deren Namen. Es herrscht ein sehr
lockerer Umgang, z.B. die Doktoren und Professoren
wollen alle geduzt werden. Zudem hat man nicht alle
Kurse auf einmal, man hat quasi jeden Monat einen
neuen Kurs, der Stoff wird recht zügig durchgezogen,
jedoch ist das Niveau nicht überfordernd. Mir hat dieses Prinzip gut gefallen, da man gezwungen ist
im Stoff mitzukommen und auch nur eine Klausur auf einmal schreiben muss. Es kommt auch oft
vor, dass die Prüfung aus einem Vortrag oder einer Hausarbeiten besteht.
Göteborg hat für mich im ersten Moment wie eine Großstadt gewirkt. Nach einigen Wochen habe
ich dann aber meine Meinung als Berliner geändert. Man merkt schnell, dass der lohnenswerte
Innenstadtbereich doch recht überschaubar ist. Dennoch kann man seine Freizeit gut verbringen, die
nah angrenzende Inseln und Seen, diverse Sehenswürdigkeiten die man gut mit den öffentlichen
Verkehrsmitteln erreichen kann, sowie das Nachtleben, welches im Verhältnis recht groß und
vielfältig ist, lassen eigentlich keine lange Weile aufkommen. Zudem können alle öffentlichen
Museen von Studenten frei besucht werden. Besonders kann ich das „After-Worken“ empfehlen.
Hier handelt es sich um ein Angebot von Bars bzw. Pubs, welche abends zum Bier ein kostenloses
Buffet anbieten. Falls man auch am Reisen interessiert ist, lohnt es sich Oslo, Stockholm und
Kopenhagen zu besichtigen. Alle Städte sind ca. drei Stunden mit Bus oder Bahn erreichbar.
Weitergehende Trips wie z.B. nach Lappland oder zu großen Fjorden in Norwegen werden zum Teil
von Reisegesellschaften angeboten (so schnell wie möglich buchen!). Ich jedoch habe mich mit
einigen anderen Erasmus-Studenten zusammen getan und wir haben die Reisen günstiger und genau
so gut alleine hin bekommen.
Insgesamt wird einem also während der
kurzen 5 Monate nicht langweilig, was
sich als sehr großer Vorteil von Göteborg
heraus gestellt hat, da es im Oktober und
November wirklich sehr viel regnen kann
und es ziemlich dunkel ist. Leider hatte
ich das Pech in meinen Kursen nur sehr
wenige oder gar keine Schweden
vorzufinden, sodass ich nur Kontakt zu
einheimischen über das Spielen in einer
lokalen Handballmannschaft erreichen
konnte. Jedoch auch hier blieben alle
zumeist
freundlich,
aber
dennoch
distanziert. Insgesamt konnte ich aber
viele neue Freunde finden und habe tolle
Erlebnisse und Events miterleben dürfen, sowie atemberaubende Landschaften erkundigt. Somit
kann ich jedem der Skandinavien mag und Land und Leute näher kennenlernen möchte Göteborg
nur empfehlen. Eine Kleinstadt mit Großstadtflair, im Herzen von Skandinavien.