Merkblatt für empirische Dissertationen

INFORMATIONEN ZUR PRÄSENTATION DES EIGENEN
FORSCHUNGSVORHABENS
Peter Ludwig
Vorbereitung der mündlichen Präsentation
Wie Sie Ihre Arbeit präsentieren, ist stark von der individuellen
Thematik abhängig. Folgender Aufbau-Vorschlag dient als grobe
Richtschnur für die Strukturierung Ihrer Präsentation. Je nach
Themenfeld kann es sich empfehlen, mehr oder weniger stark davon
abweichen. Stellen Sie sich in Ihrer gedanklichen Vorbereitung jedoch
auf jeden Fall darauf ein, dass zu den folgenden Bereichen Fragen
gestellt werden. Dabei ist es völlig normal, wenn Sie einzelne Punkte
im Moment nur unvollständig oder lediglich vorläufig unverbindlich
klären können.
Arbeitstitel bzw. das Thema Ihrer Arbeit
Der Arbeitstitel nennt das vorläufige Thema. Oft ist es nützlich, ein
allgemeineres Hauptthema und ein spezifischeres Unterthema zu
verwenden.
Problemstellung
Ähnlich wie zwischen Haupttitel und Untertitel kann man zwischen
der allgemeineren Problemstellung und der spezifischeren
Fragestellung unterscheiden. Die Problemstellung nimmt Bezug auf
die aktuelle wissenschaftliche Diskussion und Literatur zum
gewählten Themenbereich. Nützlich sind hier Hinweise auf die
wichtigsten thematisch einschlägigen Literaturtitel und die
markantesten Thesen und evtl. Gegenthesen, die geeignet erscheinen,
die Problemstellung zu umreißen.
Zentrale Fragestellung
Im Unterschied zur Problemstellung soll die Fragestellung den
persönlich gewählten Untersuchungsschwerpunkt herausarbeiten, dem
man die besondere Aufmerksamkeit in der eigenen Arbeit zuwenden
will. Auf diesen Punkt ist besonderer Wert zu legen. Die Fragestellung
erläutert, welche Fragen durch die Arbeit beantwortet werden sollen.
Die Fragestellung kann dabei durchaus sprachlich in einen Fragesatz
gekleidet sein. Bei der späteren Ausarbeitung des Themas dient sie als
entscheidender Maßstab zur Beurteilung, welche Unterpunkte zur
Beantwortung dieser Frage wichtig sind bzw. welche eher peripheren
Charakter haben und deshalb eher knapp behandelt werden können.
Die Fragestellung umreißt ein konkretes wissenschaftliches
(abstrahierbares) Problem, das durch die Arbeit gelöst oder einer
Lösung näher gebracht werden soll. Von der Fragestellung ausgehend
ist entscheidbar, ob die gewählten empirischen Methoden
zweckdienlich sind. Besondere Beachtung verdienen die Definitionen
der für die Arbeit zentralen Begriffe und gegebenenfalls ihre
Operationalisierung (unabhängige und abhängige Variablen).
Hypothesenbildung
Konkretisiert wird die Fragestellung in der Formulierung von
Hypothesen. Empirisch überprüfbare Hypothesen sind Vermutungen,
Ansichten oder Beschreibungen von Sachverhalten, die auch
sprachlich in Form von faktologischen Aussagesätzen - also nicht in
Frageform - ausgedrückt werden. Mit dem Einsatz von empirischen
Methoden wird der Zweck verfolgt, die von Ihnen oder anderen
Autoren aufgestellten Hypothesen zu bestätigen oder zu wider_legen.
Beispiel:
- Problemstellung: „Kommunikation im Unterricht“
- Fragestellung: „Welche der bekannten Gesprächsführungskonzepte sind in
welchen Situationen im Unterricht und warum brauchbar? (Kritische
Analyse der Möglichkeiten und Grenzen bekannter Modelle und
Konzepte)“
- eine sich daraus ergebende empirisch bearbeitbare Hypothese könnte
lauten: „Als Hilfe zur Bewältigung von Schülerkonflikten ist ein nondirektives, lösungsoffenes Kommunikationsverhalten von Seiten der
Lehrkraft geeigneter als ein stark steuerndes Vorgehen.“
Empirische Methoden
Nach der Darlegung der Fragestellung schlagen Sie empirische
Methoden vor, mit deren Hilfe die Beantwortung der gestellten Fragen
bzw. die Überprüfung der Hypothesen erreicht werden soll. Bei
empirischen Originalarbeiten sollen die Stichprobenauswahl, das
Forschungsdesign (Ablauf der Phasen), die Datenerhebung und analyse skizziert werden und evtl. - soweit schon vorhanden - die
Erhebungsinstrumente.
Erwartbarer wissenschaftlicher Ertrag
Geben Sie grob (spekulativ) an, wie der wissenschaftliche
Erkenntniswert Ihrer Arbeit beispielsweise aussehen könnte: Zu
welchen Resultaten als Quintessenz Ihres Forschungsprozesses könnte
Ihre Arbeit führen? Wie könnte der theoretische und praktische
Nutzen der Resultate aussehen?
Gliederungsentwurf
Ein erster Entwurf einer vorläufigen Gliederung der geplanten Arbeit
(im „Kopf“ oder auf Papier) hilft, die eigenen Überlegungen,
insbesondere die Schwerpunktsetzungen, für andere strukturiert
deutlich werden zu lassen.
Vorarbeiten
Geben Sie Hinweise auf geleistete Vorarbeiten, z.B.
Voruntersuchungen, einschlägige Referate in einem Seminar, bereits
durchgearbeitete Literatur, Praktikumserfahrungen o.ä.
Spezielle (empirische) Probleme
Bedeutsam ist es, dass Sie spezielle (potentielle) empirische Probleme
ansprechen, deren Lösung Sie noch nicht überblicken und für deren
Bewältigung insbesondere die Beratung durch das Kolloquium
gewünscht wird.
Zeitplan
Es soll abgeschätzbar sein, ob die Bearbeitung des gewählten Themas
im Rahmen der zur Verfügung stehenden Zeit realistisch erscheint.
Die Durchführung empirischer Arbeiten ist häufig von etlichen
Unwägbarkeiten abhängig, die den Zeitplan durcheinander wirbeln
können. Planen Sie deswegen Zeitreserven ein, so dass Ihr Vorhaben
auch bei überraschend auftauchenden „Hindernissen“ noch
verwirklicht werden kann.