Folien - Institut für deutsche Sprache und Linguistik

Kolloquium Korpuslinguistik
Wissenschaftliche Texte
Anke Lüdeling
Januar 2016
Inhalt & Struktur eines wissenschaftlichen Texts
wissenschaftliches Arbeiten
• bezogen auf ein Phänomen / ein Modell
(Beobachtung, Anfangsverdacht)
• Hintergrund: Behandlung dieses Phänomens in unterschiedlichen Modellen
• Analyse der Beobachtung in einem Modell, ggf. Diskussion unterschiedlicher Modelle
• ggf. Experimente
• ggf. Änderung/Anpassung des Modells
• Mitteilung der Ergebnisse
unterschiedliche Fächer
• haben unterschiedliche Konventionen –
dies gilt auch für die verschiedenen Gebiete innerhalb der Linguistik
• daher sind allgemeine Aussagen zum ‚guten Schreiben‘ nicht immer hilfreich
• hier: linguistische Texte
Ziel
• eine wissenschaftliche Fragestellung angemessen darstellen Redlichkeit
• man muss alle fremden Gedanken kennzeichnen (alles andere ist Betrug)
• wörtliche Zitate, aber auch Übernahme von Gedankengängen
• wichtig sind vollständige Angaben (mit Seitenzahl)
Verständlichkeit
• Fragestellung ist klar formuliert, präzise
• Fragestellung ist gut motiviert (innerhalb eines klar definierten Modells)
• ein Text beantwortet eine Frage, jeder Abschnitt trägt zur Beantwortung dieser Frage bei (und man kann bei jedem Abschnitt sagen, warum man ihn braucht)
• Struktur des Textes ist nachvollziehbar
• Beispiele sind gut gewählt und instruktiv
• Daten sind gut dargestellt (und nachprüfbar)
• Schlussfolgerungen sind klar aus dem vorher Gesagten motiviert
• und wichtig: Grenzen und Probleme werden nicht verschwiegen, sondern immer mitreflektiert
Verständlichkeit
• ein guter Text ist verständlich
• Fragestellung ist klar formuliert, präzise
• Fragestellung ist gut motiviert (innerhalb eines gut definierten Modells)
• ein Text beantwortet eineLesen Sie viel und achten Frage, jeder Abschnitt trägt zur Beantwortung dieser Frage bei (und man kann bei jedem Sie darauf, Abschnitt sagen, warum man ihn braucht)
• Struktur des Textes ist nachvollziehbar
was Ihnen gefällt und • Beispiele sind gut gewählt und instruktiv
was Sie selbst • Daten sind gut dargestellt (und nachprüfbar)
unverständlich finden.
• Schlussfolgerungen sind klar aus dem vorher Gesagten motiviert
• und wichtig: Grenzen und Probleme werden nicht verschwiegen, sondern immer mitreflektiert
Gliederung
• die Gliederung ergibt sich aus der Fragestellung und muss im Text transparent sein – sie kann explizit erläutert werden & im Text durch motivierende Sätze aufgefrischt werden
• es ist gut, wirklich mit der Fragestellung (ruhig als Frage) zu beginnen und nicht mit allgemeinem Blabla
• die Fragestellung muss motiviert werden (innerhalb des Modells), bisherige Aussagen zum dem Thema müssen dargestellt werden (nicht aufzählungsartig, sondern strukturiert)
• Zwischenüberschriften müssen aussagekräftig sein (was kann man mit Überschriften wie Einleitung, Daten, Schluss etc. anfangen? Nix.)
• am Schluss einer Arbeit kann man die Ergebnisse zusammenfassen und noch einmal bewerten
• man kann da auch einen Ausblick geben auf weitere Forschung
Beispiele
• gute Beispiele sind enorm wichtig (es lohnt sich, Zeit in die Suche nach einem guten Beispiel zu stecken – das ist gar nicht einfach) –
oft ist es hilfreich, einen Text mit einem instruktiven Beispiel zu beginnen
gute Beispiele?
• nehmen wir an, wir wollten einen Text über den Erwerb des Kasus im Deutschen als Fremdsprache schreiben – sind die folgenden Beispiele geeignet, um das Problem zu illustrieren?
• Eine junge Frau muss nicht mehr nach dem Heirat zu Hause bleiben.
[fk009_2006_07_L2v2.2]
• Denken Sie an dem Ölbaron vom Anfang. [hu004_2006_09_L2v2.2]
Visualisierung / Abbildungen
• eine gute Visualisierung von quantitativen Daten ist wesentlich
• um bestimmte Phänomene überhaupt zu erkennen
• um die Ergebnisse knapp und deutlich zu präsentieren
• Beispiel: overuse/underuse
Auswertung eines Lernerkorpus
lemma
tot_norm
de
da
en
fr
pl
ru
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Auswertung eines Lernerkorpus: Lerner des Deutschen als Fremdsprache nutzen das Reflexivum zu selten (verglichen mit Muttersprachlern)
lemma
tot_norm
de
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von
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Nummerierung & Referenzierung
• man muss in die Abbildungs‐ oder Tabellenunterschrift genau schreiben, was gezeigt wird (Abkürzungen erläutern), Redundanz zum Text ist nicht problematisch
• alle Beispiele, Abbildungen, Tabellen etc. müssen nummeriert werden und im Text erläutert werden; dabei ist es besser in Abb. 7 zu schreiben als in der nächsten Abbildung
• dabei kann man sich für einen Text überlegen, ob man immer erst erläutert und dann das Beispiel bringt oder umgekehrt
Glossierung
• oft müssen linguistische Daten mit ihren grammatischen Eigenschaften dargestellt werden (das gilt besonders für Daten aus Sprachen, die nicht jedem Leser bekannt sind) – dies nennt man glossieren
• glossieren kann man nicht willkürlich, es gibt dazu einige Konventionen (am wichtigsten die Leipzig Glossing Rules)
Formatierung
• es gibt hier kein absolutes ‚Richtig‘ oder ‚Falsch‘, aber derjenige, der einen wissenschaftlichen Text einfordert, kann Vorgaben machen
• daher: immer genau nachschauen, was verlangt wird
• wenn keine Angaben gemacht werden, kann man sich an allgemeine Gepflogenheiten halten (Übersichtlichkeit, lesbare Schrift(größe), lesbare Abbildungen, Konsistenz etc.)
• wichtig: alle Arbeiten korrekturlesen lassen
Programme zur Erstellung von wissenschaftlichen Texten
Textverarbeitungsprogramme
• es gibt viele Textverarbeitungsprogramme, einige kommerziell, andere frei verfügbar
• wichtig ist, dass Sie ein Programm wählen, in dem Sie
• strukturiert schreiben können (Abschnitte, Kapitel → automatisches Inhaltsverzeichnis)
• Beispiele und Abbildungen automatisch nummerieren lassen können (mit Verweisen im Text)
• eine Referenzliste aus Ihrem Bibliographieprogramm automatisch erzeugen und einfügen können Bibliographieprogramme
• Warum ist es sinnvoll, ein Bibliographieprogramm zu verwenden?
Bibliographieprogramme
• Warum ist es sinnvoll, ein Bibliographieprogramm zu verwenden?
Übersichtlichkeit / Vollständigkeit Trennung von logischer Information und Formatierungsinformation: aus einer Bibliographiedatenbank können beliebig formatierte Referenzlisten erzeugt werden
in Verbindung mit Textverarbeitungsprogrammen: automatische Erstellung von Referenzlisten