Die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Albanien

Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung
Die Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit in Albanien als
Prüfstein für die Politik
Tirana, 21. Januar 2016
Elemente für Grußwort
Botschafter Hellmut Hoffmann
Botschaft der Bundesrepublik Deutschland
Anrede,
Gern einige Bemerkungen.
Aufarbeitung kommunistischer Vergangenheit mir wichtiges Anliegen, bereits
verschiedentlich dazu gesprochen.
Abschied Leiter KAS Dr. Schrapel. Dankbar: Hat sich Themas angenommen!
Für Deutsche meines Alters große Generationsthemen:
-
Nazi Gewaltherrschaft 1933-45: Terror nach innen, Entfesselung 2.Weltkrieg,
Vernichtungskrieg, Völkermord - mit Folgen für uns selbst: Zerstörung durch
Bombenkrieg, Vertreibung aus Ostgebieten und Ostmitteleuropa, Teilung
Deutschlands, Integration Flüchtlinge und Vertriebene in Westdeutschland;
-
DDR Diktatur 1949-89/90: Fall Mauer, Wiedervereinigung.
Vielleicht interessengeleitetes Vorurteil studierten Historikers, aber überzeugt: Völker müssen
eigene Geschichte kennen und reflektieren – und zwar nicht nur Heldengeschichte! Nicht nur
Höhen, auch Tiefen!
Ebenso wichtig: Aufbau neuer demokratischer Ordnung setzt Wissen/Kenntnis voraus: z.B.
dürfen Träger der Gewaltherrschaft in zweiter und dritter Reihe nicht unerkannt bleiben, sonst
tauchen sie in öffentlichen Ämtern und Funktionen wieder auf.
Opfern muss Gerechtigkeit widerfahren!
Habe daher mit großem Interesse Diskurs in Albanien beobachtet.
Viele Aufgaben:
-
In Schulen und Medien über kommunistische Vergangenheit sprechen!
Opfer fair behandeln, viele Aspekte: materielle und immaterielle
Kultur des Gedenkens entwickeln – und zwar überparteilich!
2
Bin gespannt: 20.Februar = 25 Jahre Sturz Hodscha Statue. Was werden Regierung, Parteien,
Zivilgesellschaft machen?
Wenn ich es richtig nachgelesen habe: Keine der großen Parteien bzw. ihrer Vorläufer können
beanspruchen, Sturz der Statue unterstützt zu haben.
Aber: Kein Hinderungsgrund heute gemeinsam zu sagen: Herausragender symbolischer Akt –
Zäsur für Wende zum Besseren! Gemeinsamer Tag des Erinnerns! Festakt unter Teilnahme
aller relevanten politischen u. gesellschaftlichen Kräfte läge nahe!
Wichtige Aufgabe ebenfalls: Authentische Orte der Erinnerung erhalten! Im Vordergrund:
Orte, wo Terror und Repression tatsächlich stattgefunden haben.
Herausragend: Arbeitslager Spac! Angeblich fast keiner der führenden Politiker jemals dort
gewesen! Für Außenstehenden schwer verständlich. Mit Respekt zur Kenntnis genommen:
Kürzlicher Besuch von Staatspräsident Nishani.
Aktuell wichtig: gesamtes Gelände, d.h. insb. auch ehemaliges Bergwerk, für Aufbau
Gedenkstätte sichern, d.h. keine Zulassung wirtschaftlicher Aktivitäten.
In jedem Kulturstaat ist Ehrung verdienter Persönlichkeiten wichtig. Dabei beachten:
Leben/Biographien nicht in zwei Teile zerschneiden, vor allem, wenn ein hoch
problematischer Abschnitt nach zu ehrendem Abschnitt liegt. Daher Respekt vor kürzlicher
Entscheidung, in diesem Sinne hochproblematische Ehrungen zurückzunehmen.
Wichtig auch: historische Materialien und Quellen zugänglich machen. Mit Interesse und
Zustimmung daher Öffnung Sigurimi Akten beobachtet, aufbauend auf deutschem Stasi
Unterlagen Gesetz. Hoffnung auf baldige Umsetzung.
Leiter Konrad-Adenauer-Stiftung Dr. Schrapel verlässt Tirana nach 4 Jahren.
Politische Stiftungen = deutsche Spezialität! Können Felder abdecken, die Botschaft schon
aus Kapazitätsgründen nicht oder nicht so intensiv beackern kann, in Albanien z.B.:
-
Kontakt und Arbeit mit Opferverbänden
Aufarbeitung kommunistischer Vergangenheit.
Großer Dank an Dr. Schrapel für sehr fruchtbare Arbeit in diesen und anderen Feldern! Beste
Wünsche!
Willkommen und glückliche Hand für Nachfolger Herrn Glos!
Vielen Dank.