Überleben

Datum: 05.11.2015
Spiel ums
Überleben
Private Banking Steigende Kosten und sinkende Einnahmen setzten
den Vermögensverwaltungsbanken zu. Viele suchen einen Käufer.
LAURA FROMMBERG UND STEFAN EISELIN
Vor sieben Jahren wurde an
Die meisten Institute sind klein
Ausland wurde attraktiver
Die Vermögensverwaltungshäuser beDieser Wandel fordert Opfer. In den
der Schützengasse 30 in letzten sieben Jahren sank die Zahl der finden sich also doppelt unter Druck - ihre
Zürich kräftig gefeiert. Die Schweizer Vermögensverwaltungshäuser Kosten steigen, die Einnahmen sinken.
traditionsreiche Bank Hot- um fast ein Viertel auf nur noch 130. In Neun Institute schrieben seit 2011 durchtinger & Cie. hatte gleich den nächsten Jahren wird sich dieser wegs rote Zahlen. Andere erreichen gerazwei Jubiläen zu begehen: 40 Jahre zuvor Trend noch verschärfen. «30 Prozent der de noch hauchdünne Gewinne. Lange
war die Bankiersdynastie von Paris in ihre restlichen Privatbanken werden ver- kann dies niemand durchalten.
Heimat Schweiz zurückgekehrt. Und 222 schwinden», sagt Christian Hintermann
Vor allem zwei Gruppen von Banken
Jahre zuvor hatte sie in Frankreich mit der vom Beratungsunternehmen KPMG.
Gründung eines Geldhauses den Grund-
Das Bankensterben hat diverse Ursastein zum Aufstieg in die europäische chen. Zum einen steigen InformatikkosFinanzelite gelegt.
ten. Vielen kleineren Instituten fehlt da
Das Jubiläumsjahr war wohl das letzte schlicht das Know-how, und externe Lö-
sorgenfreie für die Hottingers. Die verwal- sungen sind teuer. Zudem wird die Regelteten Vermögen standen rekordhoch. Das dichte in der Branche immer höher und
Netz spannte sich von Zürich über New dadurch aufwendiger. Das erfordert mehr
York, London, Nassau bis nach Toronto. Ressourcen und steigert die Kosten.
Dann kamen der Steuerstreit mit den USA
Zugleich fliessen wegen der Aufhebung
und Deutschland, hausgemachte Proble- des Bankgeheimnisses, des steigenden
me und die Weissgeldstrategie des Bun- Drucks heimischer Steuerämter und Steudes. Die Kundengelder schmolzen. Am 26. eramnestien in vielen umliegenden LänOktober 2015 eröffnete die Finanz- dern Gelder aus der Schweiz ab. «Wenn
marktaufsicht Finma den Konkurs über
ein Kunde aus Deutschland oder einem
die Bank Hottinger.
trifft der Wandel hart. Zum einen sind das
die Schweizer Vertretungen
von ausländischen Geldhäusern. Diese haben sich
per Definition auf Ausland-
kunden festgelegt und ha-
ben daher nun entsprechend grosse Probleme.
Aber auch viele der kleineren Institute haben zu
kämpfen. Und die machen immerhin einen Grossteil der Private-Banking-Welt
der Schweiz aus. Rund 90 Prozent Banken
verwalten weniger als 10 Milliarden Franken an Kundenvermögen. «Viele von ih-
nen sind in der alten Bankenwelt aufgeDer Fall ist nur ein krasses Beispiel anderen Land sein Geld unterbringen wachsen. Eine klare Strategie für die Zuwill, überlegt er, was der Mehrwert ist,
aus einer Branche, die seit Jahren in einer
wenn er es in die Schweiz bringt», so Mar- kunft fehlt ihnen», so PwC-Experte
tiefen Krise steckt. Lange
cel Tschanz von der Beratungsgesellschaft Tschanz. Ein Ausweg ist da oft nur
brauchte es wenig mehr als
PwC. «Und weil sich die Transparenz über noch der Verkauf an einen grossen
eine gute Adresse und einen
das Angebot verschiedener Institute nun Konkurrenten.
guten Ruf, um betuchte Kunerhöht hat, vergleichen die Kunden mehr
den aus aller Welt anzuCredit-Suisse-Chef Tidjane Thiam
als früher.» Im Zweifel würden sie sich
locken. Bankgeheimnis sei
sieht
dieses Umfeld als Chance. Seine
heute oft für ein einheimisches Institut
dank. Heute sind die Vermöentscheiden, weil viele Vorteile der Bank solle zum Konsolidierer werden,
gensveritaltungslcunden
Schweiz nicht mehr gegeben seien. «Die kündigte er kürzlich bei der Präsentation
nicht nur seltener, sondern
Gesetzgebung und Regulierung kennen der neuen Strategie an. Es gebe so viele
auch anspruchsvoller geworden. Zugleich
Banken aus dem eigenen Land oft besser Privatbanken im Land, da müsse man zusind die rechtlichen und technischen Anforderungen gestiegen.
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als solche in der Schweiz.»
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schlagen. Das kann sich durchaus lohnen.
Im Schnitt steigen die Einnahmen pro
Vollzeitangestellten nach einer «signifi-
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kanten» Akquisition gemäss einer Studie zum Verkauf stehen.
von KPMG um 5,1 Prozent.
chen», erklärt Hintermann.
Das Problem: Es gibt viele wenig at- Viele der kleineren Banken seitraktive Bräute. «Wir sehen, dass grosse en schlecht kapitalisiert, hätten
Banken meist nach Instituten mit mindes- ein unfokussiertes Geschäftstens 5, wenn nicht sogar 10 oder 20 Mil- modell und schafften es nicht,
liarden an verwalteten Vermögen su- sich auf das neue Umfeld einzustellen. Viele sehen das aber
Das Spiel um
Deals in der Pipeline
Das Spiel um das Private Banking ist in vollem Gange. Und die
Karten werden laufend neu gemischt. Für KPMG- Experte Hin-
termann ist denn auch klar: «Es
sind bestimmt noch zwei, drei
Deals in der Pipeline für das launicht ein. «Die Erkenntnis, dass fende Jahr.»
man den Turnaround ohne eine Viele Vorteile
klare Strategie nur schwer
schafft, ist bei vielen kleineren der Schweizer
Banken nur bedingt vorhanden», Banken gibt
so Tschanz. Das kann mitunter es heute nicht
böse enden.
die Geldverwalter
Das Übernahmekarussell
dreht sich: Als attraktiv
gelten kleine, solide Vermögensverwaltungshäuser wie die hier gezeigten. Die Auswahl heisst
nicht, dass sie tatsächlich
mehr.
BANKENQUARTETT
BANKENQUARTETT
Rey & Cie.
Privatbank Bellerive
Kundenvermögen
Kundenvermögen (Mrd. Fr.) 4,4*
Bilanzsumme (Mrd. Fr.)
Mitarbeitende
Gründungsjahr
Bilanzsumme
321
Mitarbeitende
15
Gründungsjahr
1989
Gruppe
(Mrd.
(Mrd Fr.)
10,7
512
175*
2010
Mitte
Mitte 2015
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BANKENQUART
Ban k Schweiz
Berenberg Bank
Kundenvermögen (Mrd. Fr.) 6,2
811
Bilanzsumme (Mrd.
(Mrd. Fr.)
Bilanzsumme
84
84
Mitarbeitende
Mitarbeitende
1988
Gründungsjahr
ründungsjahr
BANKENQUARTETT
BANKEN0
Banque
Thaler
Fr.)
(Mrd.
(Mrd
Kundenvermögen Fr.)
(Mrd. Fr)
Bilanzsumme
Mitarbeitende
2,4
400
32
1982
Gründungsjahr
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