Michal Dmitruk Polnischer Ökumenischer Rat Predigt Gustav-Adolf-Werk Fest – Lukas-Ev. 15,1-3; 11b-32 Aufhausen Liebe Brüder und Schwestern ! Das heutige Gleichnis über den „verlorenen Sohn“ aus dem Lukas-Evangelium erinnert uns nicht nur an ein verschwenderisches und eingebildetes Kind, aber vor allem an einen barmherzigen Vater, der voller Weisheit ist. Wir alle erwarten mit Vertrauen und Hoffnung auf seine Barmherzigkeit und die Vergebung der Sünden. Und so ist es wirklich, denn Gott ist barmherzig und liebt alle seine Kinder, sowohl den verlorenen und protzigen Sohn, der einen bedeutenden Teil des väterlichen Hab und Guts vergeudete, als auch den zweiten, der zornig und eifersüchtig war. Nach seiner Rückkehr wäre es dem verlorene Sohn gegönnt, dass er im Hause seines Vaters als Lohnarbeiter sein Leben verdient und langsam wieder zu dem kommt, was er verprasste. So würde die Gerechtigkeit aussehen. Um so mehr, da er seinen Vater durch sein Vorgehen beleidigte. Das musste dem Vater sehr weh getan haben. Das Evangelium zeigt aber den Vater als guten und barmherzigen Menschen. Er ist seiner Vaterschaft treu und begrüßt den Sohn mit Freude, nimmt ihn trotz des zu tadelnden Verhaltens in seinem Hause auf. Der Vater will uns alles vergeben, wünscht sich unsere Rückkehr aus dem Land der Sünde. Jesus Christus sagt uns heute durch die Worte, die wir hören genau, was wir machen müssen, um erneut in die Arme des Vaters aufgenommen zu werden und um sicher zu sein, dass trotz der dunklen und sündigen Vergangenheit, für die wir uns schämen müssen, wir sein geliebtes Kind sind. Was müssen wir also tun? Erst einmal, was auch der Sohn aus dem Gleichnis getan hat, müssen wir unsere Sünde bekennen. Dann müssen wir uns auf den Weg zum Vater begeben, Ihm unsere Sünde bekennen und den Wünsch äußern, erneut in seinem Haus zu leben, sogar wenn man dort als Knecht und nicht als Sohn sein sollte, zum Schluss es zulassen, dass der Vater uns in die Arme nimmt und erneut beschenkt. Man muss vertrauen, dass der Vater uns niemals zu Tagelöhner macht, aber immer unsere Sohnschaft erneuert, uns immer wieder kleidet, einen Fingerreif an die Hand und Schuhe für die Füße gibt. Eine unumgängliche Bedingung der Rückkehr zum Vater ist der Glaube, dass Gott kein strenger Richter ist, sondern ein liebender, guter Vater, der die Sünden vergisst und vergibt. Das reicht aber nicht aus, man muss noch bereuen Sünden begangen zu haben und die Absicht der Besserung bekennen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die notwendige Bedingung der väterlichen Barmherzigkeit die Reue und Bußfertigkeit des ungehorsamen Sohnes ist. Wenn dieser Sohn nicht Armut und Demütigung erlebt und die Änderung des Lebens nicht als notwendig gesehen hätte, wenn er sich selbst nicht für die Rückkehr ins Haus des Vaters entschlossen hätte … so hätte er die Vergebung und Barmherzigkeit des Vaters nicht erfahren können. Brüder und Schwestern! Manchmal kommt es vor, dass sich jemand so verhält, wie der ältere Bruder aus dem heutigen Evangelium. Dann regt sich in unserem Herzen Eifersucht, das derjenige, der sich schlecht verhielt, nicht in die Kirche ging, öffentliche sündigte, jetzt der „barmherzige Vater“ trifft und ihn in sein Heim aufnimmt. Das ist der Teufel, der in uns das Gefühl der Eifersucht aussät. Dabei sagte doch Jesus: „Also wird auch Freude im Himmel sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, die der Buße nicht bedürfen“ (Lk. 15,7). Wir dürfen nicht Anstoß nehmen, wenn wir einen „bekehrten Sünder“ sehen, denn die Ärzte brauchen nicht diejenigen, die gesund sind, sondern diejenigen, die sich schlecht fühlen. So wie Jesus, so dienen auch die Gläubigen und Seelsorger anderen Menschen. Auch Gefangenen, Straftätern, Menschen aus dem kriminellen Milieu, großen Sündern. Indem sie ihnen die gute Botschaft verkündigen, bemühen sie sich jedem zu zeigen, dass es niemals zu spät ist, das sündige Leben aufzugeben und sich zu bekehren. Da Gott uns liebt, so wünscht er sich auch, dass wir uns mit Ihm versöhnen. Liebe Brüder und Schwestern, wir sollten nicht vergessen, dass wir von Gott nicht zum Verderb sondern zum ewigen Leben berufen sind. Daher sollte auch niemand verzweifeln, auch wenn er schwer sündigt. Der barmherzige Gott-Vater ist immer bereit, jeden Sünder in seine Arme zu nehmen, wenn sich dieser dazu entschließt sich an Ihn mit großer Reue zu wenden. Jeder von uns, wenn er in sich die Kraft und den Mut findet, in sich selbst hinein zu sehen, kann sich überzeugen, dass er im Leben oft irrt. Der evangelische „verlorene Sohn“ kommt jedoch zum Vater zurück, wird so für uns ein Beispiel der Möglichkeit einer Rückkehr zu Gott, dem Vater, der barmherzig ist, Nachsehen für unser Vergehen hat und uns mit seiner Liebe beschenkt. Liebe Versammelten! Heute wartet auch der Himmlische Vater, der Gute Hirte auf jedes „verlorene Schaf“. Er schaut um sich, erwartet, Dich schon in der Ferne zu sehen, wenn du zurück kehrst und auf dem Wege überlegst, was du dem Vater sagen wirst. Sage ihm heute, das du sündig bist, sein Hab und Gut vergeudet hast. Und dass du trotzdem zu Ihm zurückkehren willst. Du willst es, nicht nur darum, weil du dich schlecht fühlst, sondern auch darum, weil du weist, dass wenn du fern von Gott bist, Er darunter leidet. Das ist unweigerlich eine christliche Wahrheit und eine Aufgabe eines jeden von uns. Der allmächtige Vater liebt und verzeiht, erwartet von uns nicht nur, dass wir uns unserer schlechten Taten bewusst werden, aber auch diese bereuen. Auf wunderschöne Weise zeigt uns dieses das heutige Gleichnis. Versöhnung, Vergebung – das sind die Wege zu einer Zusammenkunft des Vaters mit dem Sohn, Gottes mit dem Menschen. Das ist ein Anzeichen der freiwilligen Liebe der beiden von ihnen, der Absicht zusammen zu sein, einer großen geistigen und körperlichen Freude. Das Gleichnis über den „verlorenen Sohn“ beschreibt die Geschichte des Niedergangs und Bekehrung des Menschen. Das ist ein bestimmtes Schemata des Weges, den jeder von uns von der Sünde zu Gott durchgeht. Die Geschichte eines Menschen, der sein väterliches Haus verließ und dann zum Vater zurückkehrte wird oft als Evangelium des Evangeliums bezeichnet. Wenn aus allen Evangelien nur das eine Gleichnis geblieben wäre, so würde uns das ausreichen, die unbegrenzte Liebe Gottes zum Menschen zu entdecken. Daher beschreiben viele Exegeten dieses als Gleichnis über den guten vergebenden Vater. Gott will, damit wir immer unser Leben auf ihn ausrichten, alltäglich zu ihm zurückkehren. Daher ist für uns alle das Wichtigste der Glaube, das Gott uns liebt und uns die Sünden erlassen will, damit wir in Seiner Ehre verbleiben können. Amen
© Copyright 2024 ExpyDoc