Sünden vergeben

 Sünden vergeben Hebräerbrief Kapitel 4, Verse 14-­‐16 Predigt von Pfarrerin Theresa Rieder 14. Februar 2016 Alte reformierte Kirche Pfarrerin Theresa Rieder Im Baurenacker 9, 8902 Urdorf, 043 540 74 94, theresa.rieder@kirche-­‐urdorf.ch
BILD zur Predigt Vergeben befreit von Gott/Jesus zum Mensch und von Mensch zu Mensch -­‐2-­‐ Sünden vergeben LESUNG: Hebräerbrief Kapitel 4, Verse 14-­‐16 Jesus, der grosse Hohe Priester 14
Da wir nun einen grossen Hohen Priester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns am Bekenntnis festhalten. 15
Wir haben nicht einen Hohen Priester, der nicht mit uns zu leiden vermöchte in unserer Schwachheit, sondern einen, der in allem auf gleiche Weise versucht worden ist, aber ohne Sünde. 16
Lasst uns also freimütig hintreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden und uns so geholfen werde zur rechten Zeit. Wort der Heiligen Schrift. Notiz zu Sünde: Gott nimmt uns für Erwachsene, wir dürfen selber wählen und entscheiden und dabei Fehler machen. Gott hasst wohl die Sünden, aber Gott liebt die Sünder – er vergibt uns unsere Fehler und Schwächen, nachdem wir sie eingesehen haben. Sünden vergeben -­‐3-­‐ Predigt zum Thema „Sünden vergeben“ Inhalt 1. Sündenvergebung. Biblische Einführung ............................................. 5 Durch Christi Opfer sind wir gerettet .......................................................... 5 2. Ohne Sünde keine Vergebung. Fragen. ............................................... 6 Wir nehmen die Bibel zur Hand .................................................................. 6 3. Sünde in der Bibel. Definitionen .......................................................... 6 Verletzung von Beziehungen und Menschen .............................................. 6 4. Wie verzeiht Gott. Gedankenspiel ...................................................... 7 Fehler einsehen und bereuen ..................................................................... 7 5. Vergebung geht über den Tod hinaus. Erläuterung ............................ 9 Christi Opfertod .......................................................................................... 9 6. Vergeben ist etwas Göttliches. Bibel ................................................. 10 Jeder Mensch kann vergeben ................................................................... 10 7. Vergeben in Gottes Gegenwart. Handlungsanweisung ..................... 11 Der Name Gottes ist voller Kraft .............................................................. 11 Segen ........................................................................................................ 13 -­‐4-­‐ Sünden vergeben 1. Sündenvergebung. Biblische Einführung Durch Christi Opfer sind wir gerettet Liebe Gemeinde, Jesus versteht, wie wir Menschen leben (müssen), denn selber hat er unmenschliche Schmerzen ertragen. Uns zum Vorbild hat er nicht vom Glauben an den Vater und an das Himmelreich Gottes abge-­‐
lassen, auch nicht sterbend am Kreuz. Tröstend sprach er dem Verbrecher am Kreuz Vergebung zu, als dieser ihn bat denk an mich, wenn du in dein Reich kommst – […] Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein. (Lukas 23, 42f) Für unsere Sündenvergebung ist Jesus am Kreuz gestorben! Wie Jesus können auch wir in das Reich Gottes gelangen. Schmerzen und Tod gelten nicht mehr als Strafe Gottes, vielmehr gehören sie zum W e g zu Gott, zum ewigen Vater, zum Himmelreich, zum Paradies. Der Verfasser des Hebräerbriefes schuf ein „Mahnschreiben“ an Christen, die in Gefahr waren, vom Glauben abzufallen. Der Hebräer-­‐
brief zeigt auf, dass sich die Kraft des Glaubens bewähren kann: nicht nur in der wohlbehüteten Geborgenheit der Gemeinschaft, sondern auch im Schmerz. Im Mittelpunkt steht die Aussage über Jesus als den allein würdigen Hohepriester auf diesem W e g : Jesus hat durch das Opfer seines Lebens eine umfassende Erlösung bewirkt und tritt vor Gott als unser Fürsprecher ein: Schmerz und Tod haben nicht mehr das letzte Wort, sondern Jesus hat die Erde und den Himmel durchschritten, er ist auferstanden, er ist unser Fürsprecher vor Gott, dem richterlichen Vater, der uns gnädig unsere Sünden vergibt . . . wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Sünden vergeben -­‐5-­‐ 2. Ohne Sünde keine Vergebung. Fragen. Wir nehmen die Bibel zur Hand Liebe Gemeinde, ohne Sünden braucht es keine Vergebung. Aber was ist Sünde? Menschliches Fehlverhalten – das, was die Bibel Sünde nennt, hat unzählige Namen, zum Beispiel häusliche Gewalt, Diebstahl, Betrug, Täuschung, Misshandlung, Mord. Die Liste ist hier nicht zu Ende, doch alle menschlichen Fehlverhalten machen die Vergebung notwendig. Und wer vergibt – Gott, das Opfer oder beide? Braucht es Reue, um zu vergeben? Was steht in der Bibel zur „Sünde“ ? 3. Sünde in der Bibel. Definitionen Verletzung von Beziehungen und Menschen Jede Ungerechtigkeit ist Sünde (1. Johannes 5, 17). Sünde ist das Gegenteil von Gerechtigkeit, oder gegen das gerichtet, was Gott tun würde, wenn er hier als Mensch lebte. Johannes lehrt auch: Sünde ist das, was dem Gesetz nicht entspricht (1. Johannes 3, 4). Wenn Menschen gesetzwidrig handeln, dann sündigen sie gegen Gott oder gegen Mitmenschen, oft beides zugleich. Sünde, von ihrer Definition her gesehen, verletzt Beziehungen und Menschen. Im Römerbrief erläutert der Apostel Paulus, was die grösste menschenmögliche Sünde ist. Es ist, wenn Menschen sich selber als Gott wähnen: wenn es Männern und Frauen nichts bedeutete, Gott erkannt zu haben (Römerbrief 1, 28). Das Resultat dieser beschädigten Beziehung ist, dass Gott keine andere Wahl hatte, als diese Menschen ... der Haltlosigkeit preiszugeben. Die Weigerung vieler Menschen, Gottes Existenz anzuerkennen, führt nach Paulus’ weiterer Erklärung zu einem Denken, das schliesslich ein -­‐6-­‐ Sünden vergeben Unvermögen nach sich zieht, Richtig und Falsch im göttlichen Sinne zu unterscheiden und zu einer Unfähigkeit, den selbstsüchtigen Zwängen der menschlichen Natur zu widerstehen. Unter gewissen Bedingungen bringt dies Verhaltensweisen hervor, ausgeführt von Leuten, die voll von Ungerechtigkeit, Schlechtigkeit, Habgier, Bosheit, Neid, Mord, Hader, List und Niedertracht ... sind. Diese Menschen werden beschrieben als: Verleumder, Gottesverächter, Frevler, Angeber, Prahler, erfinderisch im Bösen, den Eltern ungehorsam, gedankenlos, treulos, lieblos, ohne Erbarmen. (Römerbrief 1, 28-­‐31) Diese Beispiele zeigen das Brechen des Gesetzes in zwei Richtungen – gegen Gott und gegen die Menschen. Sünde ist also jedes Verhalten, das darin resultiert, dass man das göttliche Gesetz übertritt – sei es in Bezug auf Gott oder die Mitmenschen. Die schlimmste Sünde ist aber, Gott nicht zu erkennen – oder andersrum gesagt, zu meinen, ich selber hätte alles im Griff und könnte reden und richten über Gut und Böse, wie das nur Gott tun kann. „Selbstvergottung“ ist ein wirklich grosser Fehler, der leider immer wieder passiert. 4. Wie verzeiht Gott. Gedankenspiel Fehler einsehen und bereuen Machen wir ein Gedankenspiel von einem Menschen, der sich eine Tat lang, vielleicht ein paar Monate lang, für Gott hielt: Es ist als Beispiel ein Mörder, der im Gefängnis sitzt und seine Tat bereut; wird Gott ihm vergeben? Liebe Gemeinde, Gott würde diese grösste aller Sünden, einem anderen Menschen das Leben nehmen, die Selbstvergottung – selber über Leben und Tod entscheiden -­‐ vielleicht verzeihen, denn Gott ist Sünden vergeben -­‐7-­‐ gross, gütig, verständnisvoll, Gott liebt seine Menschen. Aber Gott verlangt etwas dafür: Gott verlangt von uns auch zu vergeben …wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Der Mörder in unserem Beispiel, der Gott um Vergebung bittet, ist aufgefordert, auch zu vergeben. Bloss: Wem soll er vergeben? Vielleicht der Gesellschaft, die er jahrelang insgeheim beschuldigt hat, dass er so geworden ist, wie er [oder sie] ist. Vielleicht seinen Eltern, die er womöglich nie gekannt hat? Vielleicht einem Freund, der ihn in die kriminelle Welt hineingezogen hat? Vielleicht einer verstorbenen Person, verzeihen für eine längst vergangene Gemeinheit? Vielleicht Gott immer wieder aufs Neue um Kraft bitten, die es braucht, um zu verzeihen? Vergeben – wem und wie? Haben wir nicht alle in unserer Vergangenheit Menschen, die wir insgeheim für ihr Nicht-­‐Perfektsein angeklagt haben? Dabei wissen wir doch, dass kein Mensch auf der Erde lebt, der perfekt ist. Fehlerlos ist nur Gott. Vergeben: den Fehlern der Eltern, den Fehlern der Lehrer, den Fehlern der Pfarrerin, den Fehlern der Freunde und so weiter. Und haben wir alles, das uns bewusst ist, verziehen, so haben wir doch auch vieles vergessen. Manchmal erinnert uns ein Traum an längst Vergessenes – dann erneut wollen wir Gott bitten, dass er uns -­‐8-­‐ Sünden vergeben das Vergessene auch verzeiht, wie auch wir die Vergesslichkeit anderer verzeihen. Und wenn Sie mit sich ganz im Reinen sind? Dann beten wir füreinander, für alle unsere Lieben, dass sie die göttliche Kraft bekommen, zu verzeihen, denn, Vergeben ist etwas Göttliches. Gott vergibt, auch wenn im Römerbrief in aller Strenge eine Strafe für Sünden verhängt wird: Der Sünde Sold ist Tod. (Römer 6, 23) 5. Vergebung geht über den Tod hinaus. Erläuterung Christi Opfertod Tod als der Sünde Sold verstehe ich als eine Art sozialen Tod, nicht den körperlichen Tod, den wir gottgegeben alle sowieso einmal sterben. Tod als der Sünde Sold bedeutet, dass Menschen jemanden aus ihrem Leben ausschliessen, die Beziehung abbrechen und sagen: Mit diesem Menschen will ich nichts mehr zu tun haben. An die Beerdigung dieses Menschen gehe ich einfach nicht. An diesen Menschen will ich auch nach seinem Tod nicht denken. Das ist ein Ausschluss aus der Gemeinschaft (sozialer Tod) zu Lebzeiten und nach dem Tod (kein Gedenken). Diesen Tod aller Beziehungen -­‐ das will niemand! Darum richten wir unser Herz auf Jesus Christus, der als freiwilliges Opfer die Strafe für alle Sünder leistet. Paulus erklärt dies der Gemeinde in Rom: Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren (Römer 5, 8). Er starb, um die Menschheit wiederherzustellen, um Versöhnung mit Gott, dem Vater, zu ermöglichen, indem er die Todesstrafe auf sich nahm und dadurch das „Sündenkonto“ tilgte, das einer Beziehung im Wege stand. Sünden vergeben -­‐9-­‐ So gewährt uns unser menschenfreundlicher verzeihender und treuer Gott seine Gnade in Christi Opfertod. Da gibt es aber etwas, das zur Gnade dazu gehört: Gott vergibt uns unsere Schuld, …wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. 6. Vergeben ist etwas Göttliches. Bibel Jeder Mensch kann vergeben Die Bibel spricht mancherorts von Vergebung, die wir anderen gewähren. So sagt Jesus: Wenn dein Bruder [das gilt ebenso für die Schwester] sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er sich ändert, vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir schuldig wird und siebenmal zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben. (Lukas 17, 3-­‐4) Für Petrus ergab sich aus dem, was Jesus gesagt hatte, eine Frage: Herr, wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal? Jesus sprach zu ihm: Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal. (Matthäus 18, Verse 21-­‐22) Einige Menschen sagen: „Ich vergebe, aber ich werde nie vergessen!“ Das heisst, sie vergeben nicht, sondern hegen weiterhin böse Gefühle. Wenn Gott im Gegensatz dazu vergibt, ist das Konto tatsächlich bereinigt. So spricht der Herr: kommt denn und lasst uns miteinander richten. Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiss werden, und wenn sie rot ist wie Scharlach, soll sie doch wie Wolle werden (Jesaja 1, 18). Und weiter: So fern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsre Übertretungen von uns sein (Psalm 103, 12). Jeder muss vergeben und vergessen, wenn eine reuevolle Einstellung vorliegt. -­‐10-­‐ Sünden vergeben Was passiert aber, wenn es keine Anzeichen von Reue gibt? Dann ist das immer noch kein Grund, gegen jemanden Groll zu hegen. Du sollst deinen Bruder nicht hassen in deinem Herzen, sondern du sollst deinen Nächsten zurechtweisen, damit du nicht seinetwegen Schuld auf dich lädst. Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr (3. Mose 19, 17-­‐18). Das Ziel ist Versöhnung, aber wenn dies nicht möglich ist, muss die Bereitschaft, zu vergeben, trotzdem erhalten bleiben. Es gibt in der biblischen Ethik keine Entschuldigung dafür, anderen gegenüber nicht eine zur Vergebung bereite Haltung beizubehalten. 7. Vergeben in Gottes Gegenwart. Handlungsanweisung Der Name Gottes ist voller Kraft Jedes Mal, wenn wir das Unser Vater beten, lehrt uns Jesus, regelmässig um Gottes Vergebung zu bitten; und ich/du/Sie vergebe jedem Menschen, gegen den ich einen Grund zur Klage habe. Ich sage in meiner Vorstellung zu einem Menschen: „Ich vergebe dir von ganzem Herzen im Namen Jesu Christi, ebenso wie Gott mir vergibt.“ Lassen Sie mich abschliessend eine indische Geschichte erzählen von einem König, der seinen Bruder ermordet hatte, es bereute und dann zu einem heiligmässigen Einsiedler ging, um Busse zu tun und Vergebung zu erlangen. Der Einsiedler war nicht zuhause, als der König ankam. Ein Schüler des Einsiedlers gab dem König eine Busse. Er sagte: „Wiederhole den Namen Gottes dreimal, und alle deine Sünden sind dir vergeben.“ Als der Einsiedler zurückkehrte und hörte, was der Schüler gesagt hatte, war er aufgebracht. Er sagte zu seinem Schüler: „Weisst du nicht, dass du nur einmal den Namen Gottes liebevoll auszusprechen Sünden vergeben -­‐11-­‐ brauchst, um die Sünden eines ganzen Königreiches abzuwaschen? Wie konntest du es wagen, dem König zu sagen, Gottes Namen dreimal zu wiederholen? Glaubst du denn gar nicht an die Kraft von Gottes Namen? Was sagt uns die Geschichte? Sie sagt zu uns: Geheiligt werde Dein Name. Beten wir darum zu Gott und wiederholen den Namen Jesus langsam und liebevoll, unterbrechen uns dabei von Zeit zu Zeit und lassen uns von Gottes Gegenwart erfüllen. … denn Sein ist das Reich, und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit, AMEN. -­‐12-­‐ Sünden vergeben Segen Segen aus dem Römerbrief 1,7 an alle, die von Gott geliebt und zu Heiligen berufen sind: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Amen. Bibeltext: Zürcher Bibel Bildnachweis: Cartoon von Werner Tiki Küstenmacher, Cartoonist und evang. Theologe (lizenziert von Verlag für die deutsche Wirtschaft AG) Aufbereitung für Druck und Web: Daniel Suter Sünden vergeben -­‐13-­‐