Jagd

Jagd nach dem Krieg
Heuluftbrücke fürs Rotwild
Die jagdliche Situation in Bayern nach dem Zweiten Weltkrieg war angespannt. Die Besatzungsmacht untersagte den Deutschen den Waffenbesitz, zugleich jagten ihre eigenen Angehörigen in
vielen Revieren. Dann kam es 1952 zu einer bahnbrechenden Versöhnungsgeste.
Fotos: SZ-Foto
Die drei Transportmaschinen vom Typ tag wieder fliegen konnten, transpor- Panzern den Weg zu den Fütterungen
C-47 der amerikanischen Luftwaffe, die tierten sie mehr als 30 Tonnen Heu zu freizuwalzen.
am 15. Februar 1952 vom Fliegerhorst Fütterungsplätzen, die vom Boden aus Das Ausmaß der Hilfsbereitschaft, mit
wegen der starken der die Amerikaner auf eine Anfrage
Fürstenfeldbruck
Der Truppensender
Schneefälle nicht der bayerischen Regierung reagierten,
starteten,
trugen
AFN
rief
zu
beschickt werden überraschte. Die Aktion, für die Anleheine ungewöhnliche
nung an die Berlin-Luftbrücke, „Berkonnten.
Ladung: Heuballen.
Futterspenden auf
Verschiedene Stel- lin Lilft“, der Name. „Hay Lift“, also
Am Ammersee vorbei flogen sie nach Süden, schraubten len des Militärstützpunkts, darunter Heuluftbrücke, gefunden wurde, fand
sich am Staffelsee in die Höhe und er- der Jagdclub und die Kirchengemeinde, ein positives Presseecho. Das Bild der
reichten letztlich ihr Zielgebiet: Rotwild- sammelten Futtermittel. Der amerika- Amerikaner, die „ansonsten bisweilen
in närrisch bunter
Truppenfütterungen in der Jachenau und bei Un- nische
Kleidung in unsesender AFN rief in
terammergau.
„Free
fishing
and
hunting
ren Revieren“ herAls die Maschinen ihre Ladung ab- Bayern stationierte
in Germany“
umknallten, wergeworfen hatten, nahmen sie wieder Einheiten auf, Heu
de freundlicher,
Heimatkurs, um neue Fracht zu laden. zu kaufen und nach
Am nächsten Tag, einem Samstag, ver- Fürstenfeldbruck zu schicken. Förster schlussfolgerte ein Kommentar unter
hinderte schlechtes Wetter die Flüge, in den Alpen berichteten von Angebo- dem Titel „Fliegende Nothelfer“ in der
aber nachdem die Maschinen ab Sonn- ten amerikanischer Offiziere, mit ihren Süddeutschen Zeitung 1952.
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...denn das Rotwild in den Alpen drohte im hohen Schnee zu verhungern.
US-Luftwaffenmaschinen luden Heuballen...
In den Jahren zuvor war das Verhältnis Deutsche staatliche Stellen wie auch zur Jagd ein, im Gegenzug entfiel hier
zwischen amerikanischen Stellen und Persönlichkeiten von DJV und BJV be- schon 1952 – ein Jahr früher als in den
Forstverwaltung wie Jägern eher ange- mühten sich um ein Einlenken der Be- anderen Teilen der amerikanischen Zone
– die „Zwangsbespannt gewesen. Nach dem Ende des satzungsbehörden
Kontakte
jagender
jagung“ der PrivatZweiten Weltkriegs war der Waffenbe- bei Jagd und WafPersönlichkeiten gaben
reviere durch die
sitz für Deutsche untersagt worden. Die fenbesitz für deutBesatzungsmacht.
Amerikaner fürchteten Waffen in Privat- sche Jäger. Doch
den Ausschlag
In diese Zeit des
hand, deshalb machte die Besatzungs- lange zeigt sich die
macht auch für Jäger keine Ausnahme. amerikanische Besatzungsadministra- „Tauwetters“ fiel die Heuluftbrücke. Sie
Das musste der spätere Präsident des tion unnachgiebig. In einer Jagdordnung war ein Zeichen des politischen EntgeBJV, Oskar Kellner, erfahren, als er beim legte sie noch 1950, also nach der Ver- genkommens. Eine große Rolle spielten
amerikanischen Militärgouverneur Lu- abschiedung des bayerischen Jagdge- Kontakte, die jagende Persönlichkeiten
cius Clay nachfragte, wie es mit der Er- setzes, fest, dass „die Vorschriften des seit Jahren aufgebaut hatten. So richtete
laubnis von Waffen für die bayerischen deutschen Jagdrechts auf Besatzungs- die bayerische Regierung das HilfeersuJäger aussähe. Er erhielt zur Antwort, die angehörige nicht anzuwenden sind.“ chen an den amerikanischen Jagdclub in
Zahl von 20.000 Jägern entspräche ja Die bayerischen Jäger mussten dulden, Fürstenfeldbruck. Der begeisterte Jäger
zwei kriegsstarken Infanteriedivisionen: dass amerikanische Jäger weiterhin in Oberst William A. Daniel holte die Zustimmung für den Luftwaffeneinsatz ein
ihren Revieren jagten.
ein zu großes Risiko!
Die USA nahmen die Jagd in Bayern als Die Zeichen der Zeit mit dem sich ver- und steuerte selbst eine der Maschinen.
schärfenden OstRecht des Siegers
West-Gegensatz
gern selbst in AnWaffenamnestie als
und der Westbinspruch. Die Armee
Weihnachtsgeschenk
dung der Bunwarb daheim in den
Sven Riepe
desrepublik ginUSA mit dem Slogan
ist Historiker und
„Free fishing and hunting in Germany“ gen allerdings nicht spurlos vorbei. Als
Mitglied beim
für die Stationierung im besetzten Land „Weihnachtsgeschenk“ erließ die AlliierBayerischen
Jagdschutz- und
und erlegte den Angehörigen der Besat- te Hohe Kommission am 24. Dezember
Jägerverband
zungsmacht hier keinerlei Beschrän- 1951 ein Waffenamnestiegesetz. In BayMünchen e. V..
kungen auf. Selbst die Jagdbeute durf- ern luden BJV-Kreisgruppen Mitglieder
ten sie behalten.
der amerikanischen Rod & Gun Clubs
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