NSA fahndet nach Hackern

Erfolgreiche Hacker
Beamte der US-Regierung blossgestellt
Unbekannte Angreifer haben die Daten von 4 Millionen derzeitigen oder früheren
Angestellten der amerikanischen Bundesbehörden gestohlen. Wie nun bekannt wurde,
durchsucht der Geheimdienst NSA bereits seit Jahren das Internet auch nach Hackern.
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von Beat Ammann, Washington
5.6.2015, 11:11 Uhr
Immer wieder gelingt es Hackern in die IT-Systeme der amerikanischen Verwaltung
einzudringen und Daten zu entwenden. (Bild: Reuters)
Laut amtlichen Angaben haben unbekannte Hacker erneut erfolgreich Daten der
amerikanischen Regierung gestohlen. Dieses Mal hat es das Office of Personnel
Management (OPM) getroffen, eine Behörde, die zentrale Dienstleistungen für
Angestellte der Bundesbehörden erbringt. Laut vorläufigen Erhebungen haben die
Hacker Zugang zu den Daten von rund 4 Millionen Angestellten oder früheren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehabt. Es könnten aber auch mehr sein.
Herzstück der Identität
Die Anzahl der direkt Angestellten der amerikanischen Bundesverwaltung beträgt rund 2,1
Millionen Personen . Dazu zu zählen wären Hunderttausende, die ebenfalls in der
öffentlichen Verwaltung tätig sind, aber rechtlich andere Arbeitsverträge haben oder für
Firmen arbeiten, die von der Regierung ausgelagerte Dienste leisten.
Das OPM ist unter anderem für die Verfahren zuständig, die entscheiden, auf welchem
Niveau Bundesangestellte Zugang zu geheimen Informationen bekommen. Die von der
Behörde gespeicherten Daten umfassen die Sozialversicherungsnummer (SSN ), das
Herzstück einer amerikanischen Identität, das jede und jeder benötigt, um einen
Fahrausweis, einen Job oder die staatliche Pension zu erhalten.
Vom Weissen Haus abwärts
Laut dem «Wall Street Journal» verdächtigen die amerikanischen Behörden Hacker aus
China, hinter den Angriffen zu stehen. Ein Sprecher der chinesischen Botschaft bestritt
nach Angaben des Senders NBC News jedoch eine Verwicklung seines Landes. Es ist
offenbar unklar, ob die Urheber kommerzielle Interessen verfolgen, um ans Geld der
Angestellten zu gelangen, oder ob es sich um einen Akt von Spionage handelt. Erst vor
kurzem musste die Steuerbehörde IRS einräumen, die Daten und Formulare von rund 100
000 Steuerpflichtigen seien per Internet entwendet worden. Die Informationen könnten
unter anderem dazu benutzt werden, um betrügerische Steuerrückforderungen geltend zu
machen.
Über die Jahre sind das Weisse Haus, das Aussen- und Verteidigungsministerium,
militärische Stellen und andere Ämter Opfer erfolgreicher Angriffe von Hackern geworden.
Das OPM bietet den Bundesangestellten, deren Daten gestohlen wurden, gratis
kommerzielle Versicherungen gegen von Hackern verübten Diebstahl an, um die Bankkonti
und Kreditkarten des Personals zu schützen.
NSA fahndet nach Hackern
srs. ·Der amerikanische Abhör-Geheimdienst NSA durchsucht das Internet auch nach
Hinweisen auf Hackerangriffen. Dabei ist die NSA gehalten, nur nach solchen Angreifern
zu suchen, die mit einer ausländischen Regierung in Verbindung stehen könnten. Das
berichten die «New York Times» und das gemeinnützige New Yorker Recherchebüro Pro
Publica auf seiner Website. Sie berufen sich auf Unterlagen aus dem Fundus des
ehemaligen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden.
Ob überhaupt derart gezielt nach Hackern gesucht werden kann, ist umstritten. Oft lassen
sich die Verursacher von digitalen Angriffen nur schwer ausmachen. Ebenso schwer ist es,
die Urheberschaft eines fremden Staats hinter einem solchen Angriff genauer
herauszufinden. Unklar ist in diesem Zusammenhang, nach welchen Kriterien der
Geheimdienst die Daten durchsucht. Der frühere NSA-Chef Keith Alexander soll sich dafür
eingesetzt haben, dass der Geheimdienst auch innerhalb der USA nach solchen Hackern
suchen darf. Dieses Anliegen sei ihm aber verwehrt worden.
Die Suche nach solchen Hackerangriffen soll bereits seit mehreren Jahren laufen. Im Jahr
2012, so berichten die beiden Medien, soll die NSA durch zwei Memos aus dem
amerikanischen Justizministerium ermächtigt worden sein, Datenströme ohne gerichtliche
Genehmigung zu untersuchen, wenn sie von Hackern aus dem Ausland kommen.
Die beiden Medien kritisieren nun auch, dass es keine öffentliche Debatte über diese
Ausweitung der Befugnisse gegeben habe. Sie zitieren einen Experten für Cybersicherheit,
der bestätigt, dass für die Verfolgung von Hackerangriffen normalerweise Polizei und
Ermittlungsbehörden zuständig seien, nicht die Geheimdienste.