Auslandssemester Lisboa, Portugal (WS 2015/16) Lissabon, Lisbon, Lisboa - Die Hauptstadt Portugals ist eine der schönsten Städte Europas und besticht durch ihren unvergleichlichen Charme sowie die atemberaubende Architektur. Seit über zwei Monaten bin ich nun hier und weiß nur eins: So sehr ich auch deutsche Bäckereien vermisse, so schwer wird es, im Januar die Koffer zu packen und nach Deutschland zurückzukommen. Mitte August ging es vom Frankfurter Flughafen aus los. Natürlich musste es gerade dieses Mal passieren, dass ich so knapp wie noch nie am Flughafen ankam, durch die Kontrolle hetzen musste, um schließlich auf die Minute genau beim Boarding anzukommen. Nach gut drei Stunden Flug wurde ich schließlich stürmisch von meinem Buddy, einer portugiesischen Studentin, begrüßt. Ganz untypisch mit einer engen Umarmung statt der gewöhnlichen Küsschen auf die Wange. Kaum die Koffer abgestellt, zeigte sie mir ein wenig die Stadt und wagte mit mir den ersten Aufstieg zu einem Aussichtspunkt, einem sogenannten Miradouro, von denen es hier einige gibt. Wenn man nicht gerade in Baixa/Chiado, der Unterstadt, ist, ist Lissabon sehr steil und fordert die Beinmuskulatur jeden Tag aufs Neue heraus. Für einen fantastischen Blick über die Stadt ist das kleine Fitnessprogramm auf jeden Fall die Mühe wert. Von diesem anstrengenden Aufstieg ganz hungrig, suchten wir uns etwas zu essen. Typisch portugiesisch gab es Prego, ein Ciabatta ähnliches Brot mit Fleisch in der Mitte, dazu Salat, Pommes und ein Getränk. Ein brechend voller Teller für 6 Euro! Kurz danach fiel ich auch schon völlig kaputt in mein Bett und konnte noch gar nicht begreifen, dass ich hier nun sechs Monate leben würde. Die nächsten Wochen zogen nur so an mir vorbei und bestanden hauptsächlich aus einem Intensivsprachkurs, ganz viel gutem Kaffee (wie werde ich meinen lieben Meio Leite/Cappuccino für 90 Cent vermissen), leckerem Wein und schlechten Cocktails in Bairro Alto sowie Sight Seeing ohne Ende. Ich unternahm jeden Tag so viel mit meinen portugiesischen Freunden, fiel abends todmüde ins Bett und hatte doch jeden Tag etwas anderes sausen lassen müssen. Wer im Sommer nach Lissabon kommt, wird immer das Gefühl haben, etwas zu verpassen, wenn man auch nur eine Minute zu Hause bleibt oder hat sogar das Problem, dass zwei fantastische Dinge zur selben Zeit stattfinden. Fadokonzerte (Fado ist die traditionelle portugiesische Musik und relativ melancholisch, aber wunderschön), Open-Air Festivals, Street Food Markets, Rooftop Parties und gefühlt hunderte Aktivitäten der drei Studentenorganisationen, die diese ausschließlich für die Erasmusstudenten organisieren, geben sich hier die Hand. Da wünschte ich mir nicht zum ersten Mal den Zeitumkehrer von Hermine zu haben, um einfach alles miterleben zu können. Dann kam der Knick. Nach der ersten aufregenden Zeit kommt bei vielen plötzlich der Moment, in dem man genug von allem hat und nach Hause will. Plötzlich hat man genug von der portugiesischen Küche und wünscht sich wieder das Essen aus dem eigenen Land zurück. Man regt sich über die kalte Wohnung ohne Heizung auf oder ist einfach genervt von den dreckigen und heruntergekommenen Straßen. Bei mir kam dieser Moment als mich nach gut vier Wochen ein Virus erwischte. Mit Fieber und Schüttelfrost im Bett liegend wünschte ich mir einfach nur zu Hause bei meiner Mama zu sein, inklusive Hühnersuppe, den richtigen Medikamenten und einer Wärmflasche. Stattdessen quälte ich mich die nächsten zwei Wochen zur Vorlesung (Hallo Anwesenheitspflicht!) und lag den Rest des Tages im Bett. Und verfluchte dieses Lissabon. Doch irgendwann ging auch dieses erste Tief vorbei und seitdem fühle ich mich hier wieder sehr wohl. Ich gehe morgens zur Vorlesung, setze mich nachmittags an den Fluss und genieße den Blick auf die rote Brücke und den prachtvollen Praça do Comércio, schlendere durch Baixa und genieße das genialste Eis überhaupt (Kokosnusseis mit Kokosstückchen!). Ich treffe mich mit meinen Freunden auf einen Kaffee oder auf den ein oder anderen Cocktail in Bairro Alto, erkunde die Stadt und finde jeden Tag etwas Neues, das mich begeistert. Oft fahre ich am Wochenende alleine oder mit Freunden weg und erkunde für wenig Geld das wunderschöne Portugal. Zum Beispiel fahren wir die Küste entlang und genießen bei Cabo da Roca, dem westlichsten (Festland-)Punkt Europas, die Klippen und das Meer. Und einmal fand ich mich nach einem spontanen Spaziergang auf der Burg Castelo de São Jorge wieder und genoss während des Sonnenuntergangs den wohl besten Blick über Lissabon. So anstrengend es auch manchmal ist, weiß ich doch, dass ich mir diese Zeit hier zurück wünschen werde. Wer sein Auslandssemester in Lissabon verbringt, packt mit beiden Händen voll ins Leben. Da vermisse ich unser Pforzelona gleich ein bisschen weniger. Dieser Auslandssemesterbericht von Nastja Lisenko erschien im Marketing Digest (MD) vom Wintersemester 2015/16 – wir danken Frau Lisenko und der Redaktion des MD für die Veröffentlichungsfreigabe.
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