Erasmus Erfahrungsbericht ISEG Lissabon Vorbereitung Da ich schon einmal in Lissabon war und mir es da so gut gefallen hat, habe ich mir überlegt mein Erasmus-Semester hier zu verbringen. Meinen Flug habe ich ungefähr zwei Monate im Voraus gebucht und Wohnungen hatte ich mir zwar bereits von Deutschland aus angeguckt, aber noch nichts fest gemacht, da mir das zu unsicher war. Im Nachhinein kann ich sagen, dass man bestimmten Seiten wie Uniplaces schon vertrauen kann, die aber trotzdem manchmal sehr hohe Preise haben. Was ich auf jeden Fall empfehle, ist eine Zusatzversicherung abzuschließen und zu gucken, ob man im Ausland kostenlos Bargeld abheben kann. Ich, für meinen Teil, hatte das nicht gemacht und musste dann feststellen, dass es jedes mal 5€ bei meiner Bank kostet und da man in ganz Portugal immer nur 200€ auf ein Mal anheben kann, wird das auf die Dauer ganz schön teuer. Ich habe dann ein Konto bei der Caixa Geral de Despositos für non-residents eröffnet. Dort braucht man nämlich keine portugiesische Steuernummer, sondern nur die Deutsche. Aber Achtung, je nachdem, wen man grade erwischt, möchten die auch ein Dokument mit der Steuernummer haben. Die ISEG bietet zusammen mit Erasmus Lisboa (EL) einen Willkommenstag mit anschließendem Dinner an, das sehr gut zum Leute kennen lernen ist. Dafür sollte man sich vorher schon anmelden und auch für den Portugiesisch Kurs, denn es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Plätzen. Die UNI mach zusammen mit ESN auch ein BuddyProgramm, das in meinem Fall leider nicht so gut funktioniert hat, da ich meinen Buddy nie gesehen habe. Es gibt verschiedene Erasmus Organisationen in Lissabon die am Anfang zum Beispiel SIM Karten verteilen und Trips nach Porto, zur Algave oder Sintra organisieren. Am besten man guckt schon vorher bei Facebook und sieht sich die Events und Angebote an. Unterkunft Wie schon gesagt, ich habe erst so richtig in Lissabon mit der Wohnungssuche begonnen und nach einigen etwas heruntergekommenen Wohnungen bin ich ein wenig panisch geworden. Teilweise werden den Erasmusstudenten nur die schlechteren Wohnungen angeboten, deswegen einfach am Ball bleiben und nicht verzweifeln! Nach 5 Tagen hatte ich dann meine Wohnung, die etwas weiter von der Uni und dem Zentrum entfernt war. Mein Rat: wenn man vor hat abends viel zu unternehmen, lieber in der Innenstadt eine Wohnung suchen und eventuell etwas mehr bezahlen (Rossio, Resdauradores, Baixa, Alfama, Chiado, Santos, Cais do Sodré, etc.). Im Schnitt liegen die Preise bei 200 bis 350, je nachdem wo sie sich befindet und in was für einem Zustand die Wohnung ist. Wenn man viel mit der Metro oder Bus fahren muss, lohnt sich auf jeden Fall die Monatskarte für ca. 36€, ansonsten kann man auch eine Zappingkarte benutzen und immer wieder Geld drauf laden und damit fahren. In Lissabon hat keine Wohnung eine Zentralheizung. Man sollte sich vorher informieren, ob der Vermieter im Winter einen Heizstrahler oder Heizlüfter zur Verfügung stellt, denn es wird sonst sehr kalt. Man darf sich auch nicht von dem tollen Wetter im Sommer täuschen lassen, denn es gibt auch in der Uni keine Heizung und generell ist es überall etwas kalt im Winter. Studium an der Gasthochschule Das Erasmus-Büro der ISEG ist sehr hilfsbereit und hilft bei allen Fragen weiter. Man kann noch bis zu zwei Wochen nach Uni-Start seine Kurse ändern und somit alles ausprobieren, das sich interessant anhört. ISEG ist eine sehr kleine Uni und alle Vorlesungen finden in nur zwei Gebäuden statt. Zum Lernen stehen der Computer-Raum und die Bibliothek zur Verfügung. Im Unigebäude befinden sich eine Mensa, zwei Imbisse und zwei Restaurants, in denen man günstig essen kann. An der ISEG habe ich fünf Kurse belegt, die alle in englischer Sprache unterrichtet wurden. Es gibt zweimal die Möglichkeit die Prüfung zu schreiben, sollte man beim ersten Versuch durchfallen. Das Notensystem geht von 0-20 Punkte, wobei man mindestens 10 Punkte braucht, um zu bestehen. Den Kurs Sociology habe ich unter anderem belegt und war sehr glücklich mit meiner Wahl. Wir haben viele verschiedene interessante Themen angesprochen, mit denen man als WIWI normalerweise nicht in Kontakt kommt. Wir mussten viele Hausarbeiten als Gruppe abgeben, aber dafür gab es dann am Ende auch keine Klausur. In dem Kurs Business Law hatten wir hauptsächlich portugiesisches Recht mit einfachen Beispielen behandelt. Als Deutscher hat man davon leider eher weniger aber die Vergleiche waren sehr interessant. Hier ein Link zu den englisch-sprachigen Kursen der ISEG: https://aquila5.iseg.ulisboa.pt/aquila/getFile.do?method=getFile&fileId=397073 Man muss sich in der Uni auch darauf einstellen, dass alles etwas länger dauert und die Dozenten gut und gerne zehn bis zwanzig Minuten zu spät kommen. Nach ein paar Wochen weiß man aber schon wo man sich Zeit lassen kann und wo nicht. Der Portugiesisch Kurs ging über 7 Wochen und ist sehr gut, wenn man vorher noch kein Portugiesisch gesprochen hat. Wir waren ca. 16 Leute in einem Kurs und die Lehrerin hat sich sehr bemüht uns neben der Sprache auch etwas über die portugiesische Kultur beizubringen. Leider war der Kurs immer drei Mal in der Woche von 18:30 bis 20:30 und dadurch etwas anstrengend. Die Sprachkurse haben alle Anwesenheitspflicht und auch nur dann kann man den Kurs bestehen. In den anderen Kursen kommt es auf den Dozenten an, aber es ist nicht unüblich, dass notiert wird, wer anwesend ist. Unterrichtet wird in kleinen Klassenräumen und dementsprechend groß ist auch die Anzahl der Studenten in einem Kurs. Generell finde ich die ISEG sehr gut, auch wenn alles etwas kleiner und schulischer ist. Alltag und Freizeit Lissabon ist atemberaubend vielseitig. Einerseits modern und dynamisch, andererseits findet man auch sehr traditionelle Ecken und kann überall die portugiesische Kultur erleben. Geschäfte haben an sieben Tagen der Woche geöffnet und es werden ständig neue Ausstellungen und Events angeboten. In den zahlreichen Kiosks kann man zu nahezu jeder Tages- und Nachtzeit noch einkaufen, aber auch Supermärkte haben bis durchschnittlich 21 Uhr geöffnet. Diese sind im Vergleich zu Deutschland sehr klein und beengt aber die Preise sind im Schnitt die gleichen. Kosmetika sollte man sich aus der Heimat mitbringen, da die Preise schon mal doppelt so hoch sein können. Alles in allem sind die Lebendunterhaltungskosten aber sehr moderat im europäischen Vergleich. Das Nachtleben spielt sich vor allem im Bar-Viertel Bairro Alto ab. Wenn dort dann alles in der Woche um zwei Uhr und am Wochenende um drei Uhr schließt, läuft man runter zur „Pink-Street“ in Cais do Sodré. Warum die so heißt, werdet ihr selber sehen. Dort gibt es dann viele Clubs, genauso wie in Santos, die meist gegen ein Uhr nachts erst öffnen. Portugiesen genießen ihr Dinner meist in Gesellschaft in den zahlreichen Restaurants in Lissabon gegen 21 Uhr. Anschließend beginnt täglich das Nachtleben in Bairro Alto, das sich besonders im Sommer nur draußen abspielt, da die Bars dort sehr klein sind. Ein beliebter Treffpunkt für Erasmus-Studenten ist die sogenannte „Erasmus Corner“. Zum Feiern gehen ist es in Bairro Alto perfekt und sehr sehr günstig, allerdings sollte man sich dort keine Wohnung holen, wenn man nachts auch schlafen möchte. Es gibt unzählig viele Pastelarias (eine Art Konditorei) in Lissabon, die viele leckere Sachen anbieten und auch gar nicht teuer. Der Kaffee ist immer hervorragend und man kann immer wieder neue Leckereien entdecken. Generell kann man viele neue Sachen in der Stadt entdecken und so wird es niemals langweilig. Zum Joggen gehen eignet sich Lissabon nur entlang des Tejos, ansonsten ist es sehr hügelig und macht keinen Spaß. Es gibt zahlreiche Fitnesscenter, wo der Monatspreis bei 25€ los geht. Mein Tipp: wenn man schon die Monatskarte für die Metro hat, kann man auch nach Cidade Universitaria fahren, denn dort ist alles um einiges günstiger und sehr auf Studenten ausgerichtet. Natürlich bietet es sich an, mit dem Zug 25min nach Carcavelos zu fahren und dort ein paar Surfstunden zu nehmen. Mit der Erasmus Life Lisboa Karte (ELL) kostet das dann unter der Woche auch nur noch 10€. ELL, ESN und EL (Erasmus Lisboa) bieten ständig Wochenendtrips in ganz Portugal an, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Man kann aber auch einfach ein Auto mieten und das Land auf eigene Faust erkunden. Ich war mit ein paar Freunden für eine Woche auf Madeira, einer kleinen Insel im Atlantik. Die Natur dort ist wunderschön und unglaublich vielseitig. Ein Flug dorthin bekommt man schon ab ca. 50€ und die Unterkünfte sind auch sehr günstig. Fazit Nach einem halben Jahr Portugal bin ich total begeistert von dem kleinen Land am Rande von Europa. Es hat, entgegen aller Erwartungen, eher wenig mit Spanien gemein und der Vorteil ist, man kann in sechs Monaten tatsächlich den Großteil davon sehen. Die Leute hier sprechen fast alle sehr gut englisch und sind sehr hilfsbereit. Die südländische Mentalität hat mich anfangs noch etwas gestört, aber nach ein paar Wochen merkt man, dass diese auch einige Vorteile mit sich bringt. Die Leute sind viel ruhiger und das färbt nach einer Weile ab. Ich habe hier viele tolle Leute kennen gelernt und Freundschaften fürs Leben gefunden. Mein Fazit ist daher sehr positiv und ich würde es jeder Zeit wieder machen.
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