Montage: Menschen, eingezwängt in Pappkarton, der Wohn

In Kürze
geöffnet.
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die AGB der CG Car-Garantie Versicherungs-AG. Ausnahmen entnehmen Sie bitte den Garantiebedingungen der CG Car-Garantie Versicherungs-AG. 4 Ein All-in-Leasing Beispiel
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Verbraucher, besteht nach Vertragsschluss ein gesetzliches Widerrufsrecht nach § 495 BGB. 5 Gültig für SF02-SF35. Versicherer: HDI Versicherung AG, HDI-Platz 1, 30659 Hannover,
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Anbieter: Daimler AG, Mercedesstraße 137, 70327 Stuttgart
Das deutsche Nachrichten-Magazin
Schnitt: zeitlos.
Hausmitteilung
Kaufmännische Prozesse: up to date.
Betr.: Titel, IS, Guantanamo
Mit Software von DATEV.
I
n Deutschland werden jeden Tag etwa
725 Wohnungen gebaut. Das ist zwar
mehr als in den Jahren zuvor, genügt aber
bei Weitem nicht, um die Nachfrage zu
befriedigen. Vor allem in den Großstädten
fehlen Unterkünfte, die bezahlbar sind.
Niedrigverdiener, Arbeitslose, Studenten
und Rentner konkurrieren um das Angebot, das durch die Ankunft der Flüchtlinge
noch knapper geworden ist. Titelautor
Alexander Jung hat beobachtet, wie sich
in den Metropolen der Verteilungskonflikt
zuspitzt: „Aus dem Wohnungsmangel ist
echte Wohnungsnot geworden“, so sein
Eindruck. Jung traf Polizisten, die täglich
stundenlang pendeln, weil die Stadt zu
teuer für sie ist. Sozialarbeiter erzählten
ihm von Wut, Verzweiflung und Neid der
Klienten. Und der Mangel an Wohnraum ist nicht das einzige Problem: Wer
endlich eine Wohnung findet, wohnt meist nicht schön, sondern eng. Wie sich
so ein Leben anfühlt, zeigt der SPIEGEL auf vier verschiedenen Titeln, mit
denen diese Ausgabe erscheint.
Seite 10
E
MARIA FECK / DER SPIEGEL
s waren schlichte Fragen, die Katrin Kuntz erneut in den Nordirak geführt
haben. Vor rund 20 Monaten hatte der IS Tausende Jesidinnen verschleppt
und als Sexsklavinnen missbraucht. Es war absehbar, dass bei den Vergewaltigungen Kinder gezeugt werden. Welches Verhältnis haben diese Frauen
zu ihren Babys? Wie verhalten sich die Familien der Frauen? Und wie die jesidische Gesellschaft? Kuntz recherchierte in Flüchtlingslagern im Nordirak, in jesidischen Dörfern, sprach
mit Frauen, die gegen ihren Willen
schwanger geworden waren, mit Ärzten und Therapeuten, die sie nun
betreuen und versuchen, den ungewollten Kindern einen guten Start
ins Leben zu ermöglichen. Warum
viele dieser Kinder zur Adoption freigegeben werden, warum sie niemals
erfahren sollen, wer ihre Mutter, ihr
Kuntz mit jesidischer Mutter
Vater war, erzählt Kuntz ab Seite 86
Für perfekt geschneiderte Kleidung muss man sein
Handwerk verstehen. Genau wie für die Unternehmensführung. Ihr Steuerberater und die kauf-
A
ls Barack Obama wieder einmal ankündigte, das Gefangenenlager in
Guantanamo schließen zu lassen, war Claas Relotius zufällig in Guantanamo
und sah den Präsidenten im Fernsehen. Relotius war nach Kuba gereist, um
besser zu verstehen, wieso ein Inhaftierter, seit 14 Jahren unschuldig eingesperrt
an diesem fürchterlichen Ort, seine Freiheit am Tag seiner Entlassung so sehr
fürchtet, dass er sich ihr verweigert und in seine Zelle zurückkehrt. Mit Mohammed Bwasir selbst konnte Relotius nicht sprechen, aber es gibt Menschen, die
Bwasir eine Stimme geben: sein Anwalt in Atlanta, sein Bruder im Jemen,
frühere Zellennachbarn. Relotius sprach mit ihnen, sah Akten und persönliche
Briefe ein, um Bwasirs Leidensweg nachvollziehen zu können. „Es ist ein
erschütterndes Martyrium, das Bwasir überstanden hat, nur um dann vor der
Freiheit zu kapitulieren“, sagt Relotius.
Seite 44
DER SPIEGEL 15 / 2016
3
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Ende der Unabhängigkeit?
REUTERS
BRANDON CLARK / AP
MARIA FECK / DER SPIEGEL
GETTY IMAGES
Euro In Deutschland steigt die Wut auf die Europäische
Zentralbank. Wegen fehlender Zinsen werfen die Ersparnisse der Bürger kaum noch etwas ab. Die Union fordert
mehr politischen Druck auf EZB-Chef Mario Draghi – auch
aus Angst vor einem weiteren Erstarken der AfD. Seite 24
Kinder des IS
Angriff auf Hollywood
Zu Hause in der Hölle
Terrorismus Die Kämpfer des „Islamischen Staates“ zwingen ihre Sexsklavinnen
zu verhüten, um sie verfügbar zu halten.
Trotzdem werden viele der gefangen
genommenen Frauen von ihren Peinigern
schwanger. Was aber geschieht mit den
ungewollten Babys? Seite 86
Netzwelt Den Fernseher einschalten, um
eine Serie zu sehen? Ins Kino gehen für
einen guten Film? Die Streaming-Dienste
von Netflix und Amazon verändern unseren
Kulturkonsum. Längst schon setzen sie
auch auf eigene Produktionen und bedrohen
so das alte Studiosystem. Seite 116
Menschenrechte Seit 2002 sitzt Mohammed
Bwasir, ein junger Mann aus dem Jemen,
unschuldig in Guantanamo. Er wird gefoltert und jahrelang in Einzelhaft gehalten.
Doch am Tag, als er freigelassen werden
soll, weigert er sich zu gehen und zieht das
Gefängnis der Freiheit vor. Seite 44
4
Titelbild: Montagen: DER SPIEGEL; Fotos: Getty images (14), DDP, (1), istock (1)
In diesem Heft
Fußball Der kommende DFB-Präsident
Ausland
Leitartikel Merkel, Erdoğan und die Freiheit
Japans Regierung verärgert junge Wähler /
Pakistan stärkt Frauenrechte
Korruption Die Panama-Enthüllungen
und ihre Folgen in Russland und
der Ukraine
Medienunternehmer Alexander Lebedew
über Präsident Putin und
dessen vermeintlichen Reichtum
Migration Die erste Woche des TürkeiAbkommens offenbart die Schwächen
der Vereinbarung
Analyse Das Nein der Niederländer
zum Ukraine-Abkommen
ist ein Rückschlag für Europa
Terrorismus Die Kinder des „Islamischen
Staates“ – was geschieht mit den Babys
der versklavten Jesidinnen?
Global Village Ein polnischer Millionär lässt
das jüdische Viertel seiner Heimatstadt
wieder aufbauen
der Kunst
6
Meinung Kolumne: Der schwarze Kanal /
So gesehen: Wer spricht für Helmut Kohl?
8
Merkel und Seehofer auf Versöhnungskurs /
SPD will Flughafenkontrollen wieder
verstaatlichen / Rekordumsatz beim
Glücksspiel
20
Euro In der Großen Koalition wächst der
Unmut über EZB-Chef Mario Draghi
24
Diplomatie Wie das Kanzleramt im Fall
Böhmermann agierte
28
Union CDU-Vize Armin Laschet erklärt,
warum die CSU falschliegt
30
CSU Das peinliche Gerangel um die
Seehofer-Nachfolge in Bayern
31
Hauptstadt Hinter dem Berliner Ku’dammKarree steht eine mysteriöse Briefkastenfirma in Panama
32
Verleger Friede Springers
besonderes Verhältnis zu Angela Merkel
und deren Ehemann
34
Justiz Was trieb Frank S. zur Messerattacke
auf die Kölner Politikerin Henriette Reker? 36
Bildung Abitur, und was dann? Warum
Schulabgänger nicht mehr wissen, was sie
tun sollen
38
Nachruf Hans-Dietrich Genscher (1927–2016) 125
Gesellschaft
Früher war alles schlechter: Die Waschmaschine – die beste Feministin aller Zeiten /
Warum leben Zugschaffner gefährlich?
42
Ein Video und seine Geschichte Wie ein
Seeadler Drohnen aus dem Verkehr zieht 43
Menschenrechte Nach 14 Jahren
unschuldig in Guantanamo fürchtet ein
Häftling nur noch eines – die Freiheit
44
Kolumne Leitkultur
51
Wirtschaft
Niki Lauda gibt Air Berlin keine Chance
mehr / Staatsverschuldung sinkt unter
60 Prozent / Audi-Manager demonstriert
gegen brasilianische Regierung
Logistik Düstere Aussichten für den
Hamburger Hafen
Steueroasen Warum die Politik das
Geschäft mit Briefkastenfirmen
nicht austrocknet
Affären Finanzminister Wolfgang Schäuble
und die versteckten Transaktionen der
Bundesdruckerei
Geldanlage Früher bekämpfte Alfred Platow
den Kapitalismus, heute verkauft
er ökologisch korrekte Investmentfonds
Handel Die Media-Saturn-Tochter
Redcoon ist in Warenschiebereien und
Steuerbetrug verstrickt
52
54
58
61
64
66
Sport
Bill May, bester Synchronschwimmer
der Welt, darf in Rio nicht im Duett
antreten / Trotz Transparenzoffensive
bleiben die Honorare der Spielerberater
im Profifußball undurchsichtig
67
72
PETER SCHINZLER / DER SPIEGEL
Deutschland
68
76
78
Leonardo Patterson
81
82
84
Er lebt in München und
handelt mit antiker Kunst,
vieles stammt aus Raubgrabungen in Mittelamerika.
Jetzt redet der Costa Ricaner
zum ersten Mal über
die dunkle Seite seines
Geschäfts. Seite 110
86
91
NICOLE MASKUS-TRIPPEL / DER SPIEGEL
es für Normalverdiener zu wenig
bezahlbare Wohnungen – die Flüchtlingskrise
verschärft das Problem zusätzlich
10
Reinhard Grindel ist Profiteur der
Sommermärchen-Affäre
Betrug Warum es Whistleblower im Sport
so schwer haben
Immobilien In deutschen Großstädten gibt
Wissenschaft
In einem Bonner Museumsgarten haben
Biologen eine bislang unbekannte
Mückenart entdeckt / Warnung vor Impfgegnerfilm / Kommentar: Der Frust der
Elektroautofahrer
92
Hirnforschung Wie frei ist der Mensch in
seinen Entscheidungen?
94
Luftfahrt Deutsche Ingenieure bauen
selbstfliegendes Propellerflugzeug für
jedermann
97
Geschichte Schon in der Antike machten
Piraten die Meere unsicher
98
Tiere DNA-Detektive sollen die
Verursacher von Hundehaufen überführen 101
Kultur
Neuverfilmung des legendären Zeichentrickmusicals „Das Dschungelbuch“ / BayreuthRegisseur Uwe Eric Laufenberg über
die Burkas in seiner kommenden „Parsifal“Inszenierung / Kolumne: Zur Zeit
102
Kunst Die Enttarnung des anonymen
Graffiti-Künstlers Banksy
104
Debatte Der Philosoph Slavoj Žižek über
die Panama Papers
108
Raubkunst Ein Händler aus
Costa Rica gibt Einblick in das lukrative
Geschäft mit Antiken
110
Der Syrer Eine Kolumne von Nather
Henafe Alali
115
Netzwelt Netflix und Amazon attackieren
Hollywood
116
Kinokritik „Hardcore“ – ein Actionfilm
aus der Ego-Shooter-Perspektive
122
Bestseller
Impressum, Leserservice
Personalien
Briefe
Hohlspiegel / Rückspiegel
121
124
126
128
130
Wegweiser für Informanten: www.spiegel.de/investigativ
Johanna Preilowski
Sie hatte bis zum Abitur einen Alltag nach festem
Schema. Dann folgte statt
Freude über die neue Freiheit
die große Leere. Preilowski
wusste nicht, wie es weitergehen sollte – wie viele ihrer
Generation. Seite 38
MARCIN KALINSKI / LAIF
Titel
Slavoj ŽiŽek
Er schreibt viel und schnell.
Ein Buch des slowenischen
Philosophen über Hegel
kommt auf mehr als 1400 Seiten. Für diese Ausgabe
verfasste er einen Essay über
die Panama Papers. Titel:
„Finanz-Porno“. Seite 108
DER SPIEGEL 15 / 2016
5
Das deutsche Nachrichten-Magazin
Leitartikel
Staatsaffäre Böhmermann
Angela Merkel ist der türkische Präsident wichtiger als die Freiheit der Kunst.
D
NEO MAGAZIN ROYALE / ZDF
ie Kanzlerin ist nicht bekannt dafür, ohne Not das Kurt Beck mit der Zeile „Knallt die Bestie ab“ auf dem Titel
Wort zu ergreifen. Jedenfalls öffentlich. Oft schweigt zeigte, lebt davon, das zu tun, was eigentlich nicht geht.
Satire, die nur Beifall findet, und Kunst, die nur gefällt,
sie sich auch da aus, wo man sich ein deutliches Statement wünschen würde. Etwa als der türkische Präsident Recep verkommen zur puren Ornamentik. Was natürlich nicht heißt,
Tayyip Erdoğan die Löschung eines harmlosen Beitrags in dass jeder Tabubruch Sinn ergibt. Nur: Die Debatte darüber
der Satiresendung „extra 3“ verlangte, durch den er sich ver- führt eine offene Gesellschaft von ganz allein. Der Staat sollte
unglimpft sah. Tagelang war von der Bundesregierung nichts sich da heraushalten. Im Zweifel mögen sich Gerichte damit
zu vernehmen, bis sich eine Sprecherin dazu herabließ, eher beschäftigen, nicht aber die Kanzlerin. Es gibt keinen Bedarf
für Kunstzensuren von der Regierungschefin.
halbherzig die Pressefreiheit zu verteidigen.
Um Kunst nämlich geht es in diesem Fall. Und die Freiheit
Von der Kanzlerin selbst: kein Wort.
In Ordnung war das schon da nicht. Doch was ein paar der Kunst geht weiter als die Freiheit der Presse. Ein LeitTage später folgte, macht das merkelsche Schweigen zum artikel, der unter dem Vorwand, Schmähkritik zu erklären,
Skandal. Da testete ZDF-Moderator Jan Böhmermann in ei- ähnliche Formulierungen enthielte wie Böhmermanns Genem weit weniger harmlosen Beitrag beherzt die Grenzen der dicht, wäre rechtlich heikler. Was die Presse darf, ist in
Gesetzen geregelt. Was Kunst
Satire. Im gespielten Bemühen,
darf, darf kein Gesetz regeln.
Erdoğan den Unterschied zwiErst wenn ein anderer Verfasschen erlaubter Satire und versungswert in Gefahr gerät,
botener Schmähkritik zu erläukommt die Freiheit der Kunst
tern, verlas er ein Gedicht, das
an ihre Grenzen.
eine einzige Ansammlung herabUnd natürlich war Böhmerwürdigender Formulierungen
manns Beitrag keine Schmähwar. Es war eine Provokation,
kritik, sondern das Spiel mit ihr.
die den Zuschauer durchaus amUnd dieses Spiel geschah nicht
bivalent zurückließ. Darf da eiaus purer Lust, Erdoğan zu
ner einfach dichten: „Am liebsbeleidigen. Bei Satire entscheiten mag er Ziegen ficken und
det immer der Kontext, und
Minderheiten unterdrücken“?
den hatte Erdoğan selbst geDas ZDF entfernte den Beisetzt, als er sich gegen die
trag aus seiner Internetmedia„extra 3“-Satire wehrte. Erthek. Es gab Protest gegen die
doğan hatte den Satirikern die
Löschung. Doch viele MenWaffen gezeigt, die er in der
schen empfanden BöhmerTürkei gegen unliebsame Kritimanns Werk auch als verunker einsetzt und die er wohl
glückt. Irritiert machte sich die
auch gegen deutsche Satiriker
Republik daran, über die Grengern einsetzen würde: Einzen von Satire zu diskutieren.
schüchterung und UnterdrüÜber guten Geschmack. Über
Moderator Böhmermann
ckung. Böhmermann hielt dadie Freiheit der Kunst.
Da trat Merkels Regierungssprecher Steffen Seibert auf den gegen, indem er ihm schlicht die stärkste Waffe der Kunst
Plan. Ohne gefragt worden zu sein, erläuterte er, dass die Kanz- zeigte. Dass sie an die Grenze gehen darf.
Eigentlich sollte man stolz sein, in einem Land zu leben,
lerin den böhmermannschen Beitrag missbillige und sie diese
Haltung dem türkischen Ministerpräsidenten in einem Telefo- das der Freiheit der Kunst diesen Rang einräumt. Stattdessen
nat mitgeteilt habe (siehe Seite 28). Die Kanzlerin, die sich ein wird der Fall behandelt, als ginge es um eine Staatsaffäre.
paar Tage zuvor kaum dazu hatte aufraffen wollen, die Presse- Nicht nur die Kanzlerin schaltet sich ein. Das Auswärtige
freiheit zu verteidigen, schwang sich nun zur obersten Richterin Amt prüft, ob sich der Moderator der Beleidigung eines ausvon Kunst und Satire auf; mutmaßlich, um der türkischen Re- ländischen Staatsoberhaupts nach Paragraf 103 des Strafgierung, von deren Kooperationsbereitschaft Merkels Kanzler- gesetzbuches schuldig gemacht hat, und findet: ja, er hat.
Schließlich ermittelt die Staatsanwaltschaft. Das ist nur noch
schaft in diesen Wochen abhängt, gefällig zu sein.
Doch die Freiheit der Satire ist nichts wert, wenn sie nicht lächerlich. Der ganze Paragraf 103 gehört abgeschafft.
in dem Moment geschützt wird, in dem es wehtut. Die SatiBöhmermann brauchte nur wenige Fernsehminuten, um das
riker von „Charlie Hebdo“, mit denen sich nach dem Anschlag Selbstverständnis einer ganzen Republik zu irritieren. Um sie
auf die Redaktion die halbe Welt solidarisierte, weil sie für aus der selbstgefälligen Haltung zu reißen, Freiheit wäre nur
diese Freiheit standen, waren und sind gewiss keine gemüt- anderswo gefährdet und nur anderswo würde sie als Zumutung
lichen Feierabendhumoristen. Die deutsche „Titanic“, die den empfunden. Dabei erträgt es offenbar nicht mal die Kanzlerin,
Papst mit Urinfleck auf dem Gewand oder „Problembär“ wenn Freiheit anfängt wehzutun.
Markus Brauck
6
DER SPIEGEL 15 / 2016
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