Gastkommentar von VCI-Präsident Marijn Dekkers zu einer Reform

48 GASTKOMMENTAR
MITTWOCH, 30. MÄRZ 2016, NR. 61
2
Reform statt Reparatur
Die hohen Kosten schaden der Akzeptanz der Energiewende, sieht Marijn Dekkers.
D
träge für Netzstabilisierung und -regelung
an. Um die Stromversorgung abzusichern,
halten wir für viel Geld Reservekraftwerke
im Hintergrund, die bisher kaum benötigt
wurden. Der Ausbau der Leitungsnetze
wird noch teurer als bisher geplant. Der
deutsche Verbraucher zahlt selbst für
Strom, der nicht genutzt wird, wenn erneuerbare Energieanlagen vom Netz abgekoppelt werden oder der produzierte Strom an
das Ausland verschenkt wird.
Mit der 2016 anstehenden Novelle des
EEG will die Bundesregierung zwar dem
Wildwuchs von Windrädern und Solaranlagen in der Landschaft begegnen. Die Vergütung für Strom aus regenerativen Quellen soll nicht mehr politisch festgelegt,
sondern auf Basis von Ausschreibungen ermittelt werden. Ausgeschrieben und damit
künftig gefördert wird so viel Kapazität,
wie die Ausbauziele im EEG vorgeben.
Das ist sinnvoll. Die Kosten des Systems
sinken damit aber nicht zwangsläufig. Der
heilsame Effekt des Wettbewerbs tritt nur
ein, wenn sich genügend Anbieter für die
ausgeschriebene Menge finden.
Das Umlagemodell für die Förderung erneuerbarer Energien hat sich als nicht
nachhaltig erwiesen. Es wird also Zeit für
eine grundlegende Reform des EEG statt
weiterer kleinteiliger Reparaturversuche.
Bereits jetzt sollten die Parteien dringend
Ideen für die kommende Legislaturperiode entwickeln, wie eine stabile Finanzierung aussehen kann.
Die Energiewende soll ja außerhalb
Deutschlands viele Nachahmer finden. Bislang hält sich das Interesse aber in Grenzen. Um doch noch zum Exportschlager
werden zu können, muss sie sozial wie
wirtschaftlich tragfähig gestaltet werden –
und sie darf Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit nicht gefährden.
Handelsblatt [M]
eutschland hat mit der
Energiewende einen Veränderungsprozess in
Gang gesetzt, der in den
Industrieländern seinesgleichen sucht. Der Weg
in eine weitgehend
CO2-freie Energieversorgung der Zukunft
ist richtig und unumkehrbar. Gleichzeitig
ist aber nicht zu übersehen: Das derzeitige
System zur Finanzierung der Energiewende auf Basis des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) steckt in einer Sackgasse.
Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung kommt Ende 2015 zu dem Ergebnis:
„Alle Versuche, durch punktuelle Reformen die mit dem EEG verbundene Kostenexplosion einzudämmen, haben keine entscheidende Kehrtwende eingeleitet.“
Der Kostenschub durch die EEG-Umlage
drückt immer stärker auf die Schultern
der Stromverbraucher. Darunter leiden
Akzeptanz und Rückhalt des Projekts, was
seine Erfolgschancen mindert. Akut betroffen sind neben privaten Haushalten vor allem Industrieunternehmen, die nicht von
der EEG-Umlage befreit sind und die Kosten im internationalen Wettbewerb nicht
weitergeben können. In der Chemie summiert sich die EEG-Belastung auf rund eine Milliarde Euro jährlich, trotz Härtefallregelung für besonders stromintensive Betriebe. Den Großteil bestreiten die 1 500
mittelständischen Unternehmen der Branche, die die volle Umlage zahlen. Die Unterstützung für die Energiewende kehrt
nur zurück, wenn die Preise sinken.
Mit einem dreistelligen Milliardenbetrag
haben die Verbraucher die Entwicklung
immer effizienterer und preiswerterer Solarzellen und Windräder über den Strompreis finanziert. Auf über 120 Milliarden
Euro addiert sich die EEG-Umlage allein
seit dem Jahr 2000. Aber die versprochenen Wohlstandsgewinne für Deutschland
hat das EEG nicht eingefahren. Die wirt-
schaftlichen Früchte der grünen Technologie werden anderswo geerntet. Zum Beispiel in China, das den Markt für die Fertigung von Solarpanels längst beherrscht.
Für so viel Geld hätte Deutschland zudem größere Fortschritte bei seiner Treibhausgasbilanz erwarten dürfen. Das EEG
hat ein mäßiges Preis-Leistungs-Verhältnis,
wie eine Statistik des Bundesumweltministeriums zeigt: Die CO2-Emissionen in der
Energiewirtschaft haben sich von 2009 bis
2014 kaum verändert, obwohl die Erneuerbaren ihren Anteil an der Stromerzeugung
seither verdoppelt und die Umlage auf das
Fünffache in die Höhe getrieben haben.
Auch die Expertenkommission Forschung
und Innovation stellte daher schon 2014
dem EEG ein schlechtes Zeugnis aus.
Außerdem zieht der Aufstieg der Erneuerbaren eine Kaskade kostenträchtiger Probleme nach sich: Um eine sichere Versorgung zu gewährleisten, fallen Milliardenbe-
Der Autor ist Präsident des Verbands der
Chemischen Industrie (VCI). Sie erreichen
ihn unter: [email protected]
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