Konstellationen der Souveränität in Europa

Call-for-papers:
Deutsch-französischesGraduierten-Colloquium
10./11.Juni2016,Institutfrançais,Stuttgart
TeilnehmerInnendesöffentlichenProgramms:Prof.Dr.Anne-MarieLeGloannec(Paris),Dr.StefanSeidendorf(DFI),
Prof.Dr.jur.JanBergmannLL.M.eur.(Stuttgart)undDr.AmandaMachin(Friedrichshafen).
DasInternationaleZentrumfürKultur-undTechnikforschung(IZKT)lädtjährlichdeutscheundfranzösischeDoktorandenzu
einem interdisziplinären Forschungskolloquium nach Stuttgart. Die Teilnehmer bewerben sich mit ihrem Lebenslauf und
einemExposéihresBeitrages,derinderRegelausdemDissertationsvorhabenerwächst.ModeratorengebenihnenHilfestellung und schlagen Brücken zwischen den Themen und Ansätzen. Die Reise- und Übernachtungskosten sowie die VerpflegungderTeilnehmerwerdenerstattet.DasThema2016lautet:
KonstellationenderSouveränitätinEuropa
ZudenungelöstenKernfragendereuropäischenIntegrationgehörtderkomplexeZusammenhangvonDemokratieundSouveränität.AlleaktuellenKrisenherde–Währungspolitik,Migrationspolitik,Terrorbekämpfung–
werfen gleichermaßen die Frage auf, wie die Souveränitätsrechte zwischen nationalstaatlichen und europäischenInstitutionenaufgeteiltwerdensollenundkönnen.DienationalistischenundpopulistischenBewegungen
in Ungarn, Frankreich, Polen und vielen anderen europäischen Ländern verlangen ein Primat nationalstaatlicher Souveränität. Indem die EU eine Differenz zwischen nationalstaatlicher Legitimation und europäischer
Souveränitätsausübung institutionalisiert habe, sei nicht nur die Problemlösungskompetenz der EU, sondern
auch ihre demokratische Legitimation zweifelhaft geworden. Das funktionalistische Gegenargument lautet,
dasseuropäischeProblemenurdurchdieEUangemessenbeantwortetkönnen.EineeuropäisierteFinanz-und
Steuerpolitik,einekollektiveÜberwachungderAußengrenzenodereineuropäischerHaftbefehlseiendieeinzig
plausiblen Antworten auf die Herausforderungen der Stunde. Befürworter der europäischen Integration fordern daher eine weitere Vertiefung der Integration – die dann aber auch neue Formen der demokratischen
Legitimationnötigmachenwürde.
Zwischen diesen beiden Positionen spannt sich ein breites Spektrum konkurrierender Ansätze, die allesamt
bemühtsind,dieFragenachderSouveränitätinEuropaneuzubeantworten.Aufgeworfenwerdendabeizum
einendieganzkonkretenFragennachdenMöglichkeitenpolitischenHandelnsaufverschiedenenPolitikfeldern
wiederFinanz-oderderMigrationspolitik.ZugleichsinddieseDebattenjedochnurverständlich,wennmandie
GeschichteunddieImplikationenderentsprechendenGrundbegriffevorAugenhat.SchonderfrüheLiberalismushatdemIdealderVolkssouveränitätdasGebotderRechtsstaatlichkeitalsKorrektivandieSeitegestellt.
Gerade die Einhegung, Teilung und Begrenzung von Souveränität wäre aus dieser Sicht genuin modern. Vor
allem die poststrukturalistischen Autoren haben zudem den Begriff der Souveränität selbst problematisiert.
Ungeteilte,gar„absolute“SouveränitätwarimmerschoneinKonstrukt,keinegelebteWirklichkeit.Könntees
sein,dasssichunsereVorstellungenvonpolitischerSouveränitätindensogenanntenneuenFormendesRegierensfundamentaltransformierenwerden?
GeradediePluralitätderideengeschichtlichenTraditionenundPrägungenhatzudemkonkreteAuswirkungen
aufdieVersucheeinereuropäischenVerständigung.DiedeutscheBegeisterungfürdie„postnationaleKonstellation“ (Habermas) wird von den wenigsten EU-Bürgern geteilt. Frankreich und Großbritannien sind nur die
bedeutendsten, keineswegs die einzigen Beispiele für die historische Erfahrung einer Kongruenz von Nation
undDemokratie.ImAustauschvonPolitikwissenschaftlernundPraktikernwollenwirdenKonstellationender
SouveränitätinEuropanachforschen.DabeisolldieFragenachdemZusammenhangzwischengrundlegenden
konzeptionellenFragenunddenpraktischenAntwortenleitendsein.
DoktorandinnenundDoktorandenwerdengebetenbiszum24.April2016einenThemenvorschlagmiteiner
Zusammenfassungvonmax.zweiSeitensowieeinenLebenslaufeinzureichen.
Dr.FelixHeidenreich
InternationalesZentrumfür
Kultur-undTechnikforschung(IZKT)
UniversitätStuttgart
Geschwister-Scholl-Straße24
D-70174Stuttgart
[email protected]