Historischer Kontext

Deutschland unter alliierter Besatzung
Historischer Kontext
Die im Potsdamer Abkommen vereinbarte Aufteilung Deutschlands in Besatzungszonen
sollte eigentlich eine aufeinander abgestimmte Verwaltung ermöglichen. In Wirklichkeit
entwickelten sich die drei Zonen der Westmächte (USA, Großbritannien, Frankreich) von
Beginn an anders als die SBZ (Sowjetische Besatzungszone). Innerhalb der von den
Westmächten besetzten Zonen bestanden allerdings weitere graduelle Unterschiede, da das
von Deutschland während des Zweiten Weltkriegs besetzte Frankreich in seinem
Einflussbereich teilweise mit größerer Härte und starken Ressentiments den „Boches“
gegenübertrat. Die Briten und US-Amerikaner waren hier zurückhaltender, besonders die
USA hatten ja nie unter direkten Angriffen der Wehrmacht gelitten.
In der SBZ zeigte sich schon bald, dass die Sowjetunion die Eintreibung von
Kriegsentschädigungen sehr ernst nahm. Der immense Schaden für die bereits im
Bombenkrieg lädierte ostdeutsche Wirtschaft wirkte sich entsprechend
entwicklungshemmend aus. Das im Westen ab 1948/49 anlaufende „Wirtschaftswunder“
konnte in der Sowjetischen Besatzungszone somit nicht stattfinden, was natürlich auch an
Enteignungen und der bald installierten Planwirtschaft lag. Gleichzeitig wurden schon bald
die Hoffnungen auf einen demokratischen Sozialismus enttäuscht. Die SBZ wurde
systematisch zu einem Satellitenstaat der Sowjetunion geformt, bis Oktober 1949 entstand
die DDR. Der von sowjetischen Truppen niedergeschlagene Aufstand des 17. Juni 1953
sorgte dann nachdrücklich dafür, dass nur noch äußerst linientreue Parteigenossen die
Sowjetarmee als „Friedenstruppe“ und „Schutz“ betrachteten.
Im Westen setzte sich spätestens 1947 die Einsicht durch, dass die mangelhafte
Versorgungslage und die wirtschaftlichen Probleme nur durch eine stärkere Kooperation der
Westzonen und ein stärkeres Vertrauen in die westdeutsche Bevölkerung gelöst werden
können. Die Gründung der Bizone am 1.1.1947 (der die Franzosen erst 1949 beitraten) ging
in diese Richtung. Die über demokratische Wahlen formierten Landtage (von Hessen etc.)
boten bald die Legitimation, um auf westdeutschem Boden einen neuen Staat zu gründen.
Im Mai 1949 entstand schließlich die Bundesrepublik Deutschland. Die Pariser Verträge
(1954) ließen das „Besatzungsstatut“ zu einer Stationierung verbündeter Truppen werden,
wobei eine volle Souveränität der Bundesrepublik formal nach wie vor nicht bestand.
„Gefühlt“ wurde aber nach Gründung der Bundeswehr 1955/56 diese Souveränität für die
meisten Deutschen langsam erreicht.
Deutschland unter alliierter Besatzung
Der 1946/47 beginnende Kalte Krieg wirkte sich für die deutsche Zivilbevölkerung nicht in
direkte Kriegshandlungen aus. Dennoch rief er bedrohliche Situationen wie die BerlinBlockade 1948-49 oder auch den Mauerbau am 13.8.1961 hervor. Die Propaganda von
beiden Seiten – und das jeweilige Verhalten der Besatzungstruppen bzw. der
Repräsentanten derselben – bestimmten oft die Stimmung in Ost- und Westdeutschland.
Bis in die 80er Jahre hinein blieben die westlichen Besatzungstruppen im Alltag der
Deutschen präsent, besonders an den Stationierungsorten. Ressentiments gegenüber den
„Amis“ oder „Tommies“ waren eher selten und entsprangen meist sehr extremen politischen
Richtungen, man denke nur an entsprechende Aktionen der terroristischen RAF gegenüber
US-Stützpunkten (mehr dazu im GdN-Unterrichtspaket „Rote Armee Fraktion“ unter:
http://www.gedaechtnis-der-nation.de/bilden/schulen/Die_Rote_Armee_Fraktion).
Die „Wende“ 1989/90 veränderte die Situation radikal. Nach der Wiedervereinigung wurde
die Sowjetarmee bis 1994 abgezogen und auch der Westen reduzierte seine Truppenpräsenz
drastisch. Im „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ vom 12.9.1990 erreichte Deutschland die volle
Souveränität, die noch im Land verbliebenen Truppen unterlagen künftig dem NATOTruppenstatut. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) bat die einstigen Besatzer sozusagen, als
„Freunde“ im Land zu bleiben!
Im Alltagsleben hatten die Besatzer bis dahin sowieso zahlreiche Spuren hinterlassen. CocaCola, Rock´n´Roll und Baguettes waren für die Deutschen keine Fremdwörter mehr!
Fettdruck: Mit den Schülern zu klärende Begriffe.