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Ausgabe 02/2016
2,00 Euro
Veröffentlichungsdatum
23.03.2016
Rückblick
Die vergangenen Wochen waren von den Entscheidungen
der Notenbanken in der Euro-Zone und den USA geprägt.
Während die Europäische Zentralbank mit einer deutlichen Ausweitung der Anleihekäufe, einem höheren
„Strafzins“ für Bankeinlagen und der Reduzierung des
Hauptrefinanzierungssatzes auf 0,00 % die Erwartungen
der Marktteilnehmer insgesamt übertraf, gab es von Seiten der US-Notenbank (Fed) keine Überraschung. Sie
reduzierte erwartungsgemäß die Anzahl der von ihr in
diesem Jahr beabsichtigten Leitzinsanhebungen von vier
auf zwei. Die Federal Funds Rate dürfte daher am Jahresende 2016 zwischen 0,75 % und 1,00 % liegen. Insgesamt haben die Notenbanken die zuvor stark gewachsene
Verunsicherung wieder eingedämmt. Hilfreich waren
dabei auch die Stabilisierung der Ölpreise sowie solide
US-Konjunkturdaten. Die europäischen Geldmarktsätze
gaben angesichts der noch expansiveren EZB-Politik
weiter nach. Bei den Bundesanleihen weisen nur noch 9und 10-jährige Laufzeiten positive Renditen auf.
Notierungen:
3-Monats-Euribor:
10-Jahres-Rendite, Bund:
Bund-Future:
23.03.16
-0,241 %
0,22 %
162,40
31.12.15
-0,131%
0,63 %
157,92
BUND FUTURE
170
165
160
155
150
145
140
M A M J J A SO N D J F M A M J J A SO N D J F M
BUND-RENDITE 10 JAHRE (%)
2.00
1.50
1.00
0.50
0
M A M J J A SO N D J F M A M J J A SO N D J F M
Ausblick
In konjunktureller Hinsicht zeichnet sich bei der Weltwirtschaft auch in diesem Jahr eine Enttäuschung ab. Da
sowohl die Industrieländer als auch die Schwellenländer
langsamer als gedacht vorankommen, dürfte das globale
Bruttoinlandsprodukt (BIP) erneut lediglich um etwa 3 %
wachsen. In den USA rechnen wir nach dem verhaltenen
Schlussquartal 2015 mit einem soliden Jahresauftakt.
Der konsumgetriebene Aufschwung sollte sich daher
fortsetzen und das US-BIP 2016 um gut 2 % steigen lassen. China wird nach unserer Einschätzung auch in diesem Jahr die befürchtete „harte Landung“ vermeiden
können und ein BIP-Plus von 6,5 % erzielen. In Deutschland und der Euro-Zone dürfte mit 1,6 % bzw. 1,5 % ungefähr das Wachstumstempo des Vorjahres gehalten
werden. Hier machen sich der Aufschwung am Arbeitsmarkt, hohe Reallohnsteigerungen, niedrige Zinsen und
geringe Treibstoffpreise weiterhin positiv bemerkbar.
Der Anstieg der Verbraucherpreise fiel wegen der anhaltend niedrigen Energie- und Treibstoffpreise auch im
Februar deutlich geringer aus als nach dem Saisonmuster
üblich. Damit dürften die Inflationsraten in Deutschland
und der Euro-Zone auch im Gesamtjahr 2016 lediglich
leicht oberhalb der Nulllinie liegen. Der von uns eigentlich schon für Anfang 2016 erwartete Anstieg der Teuerungsraten in den Bereich um 1 % verschiebt sich, bis der
Ölpreis wieder sein Vorjahresniveau erreicht hat.
Durch die Ausweitung der Anleihekäufe der EZB auf Unternehmensanleihen kann die Nachfrage nach Bundesanleihen tendenziell etwas nachlassen. Zudem sollten die
Zinsauftriebskräfte in den USA langsam stärker werden.
Beides zusammen dürfte dazu führen, dass die Rendite
der 10-jährigen Bundesanleihe in der zweiten Jahreshälfte leicht aufschwimmt und am Jahresende oberhalb von
0,5 % liegt.
Haspa ZinsForum
2,00 Euro
Im Blickfeld
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im März beschlossen, ihre geldpolitischen Maßnahmen zu intensivieren.
Beim Anleihekaufprogramm wird das monatliche Volumen von 60 Mrd. EUR auf 80 Mrd. EUR erhöht. Damit
steigt der Gesamtbetrag aller EZB-Käufe bis März 2017
um 240 Mrd. EUR auf nunmehr 1,74 Billionen EUR. Die
Liste der in Frage kommenden Festverzinslichen wird
zudem ab Juni um Unternehmensanleihen erweitert.
Diese müssen auf Euro lauten und mindestens Investment-Qualität haben (Rating AAA bis BBB-). Bei allen
Käufen gilt weiterhin die Regel, dass die EZB keine Rendite akzeptiert, die unterhalb des Einlagesatzes für Banken
liegt. Dieser wurde im März auf minus 0,4 % reduziert. Im
Unterschied zu Staatsanleihen kann sie Unternehmensanleihen auch direkt bei der Emission am Primärmarkt
erwerben. Der bisher stärkste „Zinshammer“ der EZB sind
die vier neuen Langfristtender mit vier Jahren Laufzeit
und negativen Renditen. Mit anderen Worten: Banken
werden belohnt, wenn sie der EZB für vier Jahre Geld
abnehmen. Dies dürfte dazu führen, dass die Renditen im
mittleren Laufzeitsegment zusätzlich gedrückt werden
und die Niedrigzinsphase insgesamt länger anhält als
bisher erwartet wurde.
Fazit: Die EZB möchte mit der Bereitstellung zusätzlicher
Liquidität die Inflationsraten wieder in Richtung des
Zielwertes von knapp 2% treiben. Wir bezweifeln weiterhin die Wirksamkeit der Maßnahmen. Die Verbraucherpreise werden „von selbst“ wieder anziehen, sobald der
Verfall der Energiepreise beendet ist.
Internationale Zinsen
Die jüngsten Beschlüsse der Europäischen Zentralbank
(EZB) unterstreichen einmal mehr, dass sie möglichst
niedrige Renditen bei Staatsanleihen anstrebt. Mit Hilfe
ihrer Anleihekäufe sorgt sie selbst dafür, dass mögliche
Zinsauftriebskräfte keine Chance haben. Bis Ende Februar
2016 erwarb die EZB Anleihen für 601 Mrd. EUR. Davon
entfallen 140 Mrd. EUR auf Deutschland, 112 Mrd. EUR
auf Frankreich, 96 Mrd. EUR auf Italien und 69 Mrd. EUR
auf Spanien. Die niedrigen Zinsen und Renditen sollen
nach den Vorstellungen der Währungshüter die Investitionsnachfrage steigern und dadurch Inflationsimpulse
setzen. Beides ist bisher jedoch kaum feststellbar. Möglicherweise besteht das (unausgesprochene) Hauptmotiv
für niedrige Zinsen darin, die Schuldentragfähigkeit der
Euro-Länder zu verbessern. Dies geschieht indem die
hochverzinslichen Altschuldenberge in neue Anleihen mit
langen Laufzeiten und sehr niedrigen Kupons umgewandelt werden. Da dieser Prozess noch nicht abgeschlossen
ist, dürfte die EZB an ihrer Niedrigzinspolitik festhalten.
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Markttechnik
Der Bund Future markierte zunächst neue Höchststände,
ehe er wegen eines Kontraktwechsels regelrecht abstürzte. Der Aufwärtstrend ist allerdings noch intakt. Das Momentum des Bund Future befindet sich nach dem freien
Fall mittlerweile klar im negativen Bereich. Es spricht für
weiter fallende Notierungen und einen Test der technischen Unterstützungslinie bei etwa 160 Punkten.
Bund Future
170
165
160
155
150
145
140
M A M J J A S O N D J F M AM J
J A SO N D J F M
Momentum des Bund Future
5
0
-5
-10
M A M J J A S O N D J F M AM J
J A SO N D J F M
So
Renditen 10-j. Staatsanleihen (%)
2.50
2.00
SPANIEN
1.50
Sou
IT ALIEN
1.00
DEUT SCHLAND
0.50
0
M
A
M
J
J
A
S
O
N
D
J
F
M