Rückblick auf das erste Börsenhalbjahr 2016 Die erste Hälfte des Börsenhalbjahres endete wie sie begann: mit Turbulenzen an den Kapitalmärkten. Die Aktienmärkte gaben zu Beginn des Jahres auf breiter Front nach. Die Sorge vor einer globalen Rezession und der weitere Verfall des Ölpreises lösten eine Abwärtsbewegung aus, die bis in den Februar anhielt. Wesentliche Triebfeder für die Eintrübung der Investorenstimmung waren die Wachstumsschwäche in den USA und die aufkeimende Angst, dass eine Bankenschieflage aufgrund der Pleitewelle in der Energieindustrie eine neue Bankenkrise in den USA auslösen könnte. Als dann ein weiterer Produktionsrückgang in den USA in Verbindung mit den massiv gesunkenen Investitionen in neue Ölfelder eine deutliche Erholung des Ölpreises auslöste verflogen diese Befürchtungen. Die Aktienmärkte konnten sich daraufhin von ihren Tiefs lösen und zumindest einen Teil der Kurverluste aufholen. Die führenden Zentralbanken leisteten mit ihren Entscheidungen ebenfalls eine Unterstützung für die Kapitalmärkte. So pausierte die FED nach nur einer Zinserhöhung im Dezember letzten Jahres mit weiteren Zinserhöhungen und setzte die eigenen Prognosen für anstehende Leitzinserhöhungen herab. Seitens der EZB wurde die Geldpolitik noch expansiver gestaltet, indem der Einlagensatz erneut herabgesetzt wurde und das Kaufvolumen von Anleihen von 60 Mrd. EUR auf 80 Mrd. EUR pro Monat erhöht wurde. Den „Schlussakkord“ für das erste Halbjahr setzte der unerwartete Ausgang der Volksbefragung in Großbritannien über den Verbleib in der EU. Die Marktteilnehmer hatten nicht mit einem Votum für den Austritt gerechnet. Dies legen zumindest die kräftigen Verwerfungen an den Kapitalmärkten nach der Bekanntgabe des Ergebnisses nahe. Per Saldo gab es bei der Wertentwicklung regionale Unterschiede. Euroland-Aktien und deutsche Aktien verloren im 1. Halbjahr 2016 rund 10% an Wert, währen der S&P-Index für amerikanische Aktien einen leichten Zugewinn von ca. 2% erzielten. Blickt man auf die Entwicklung der Branchen des Euroland-Aktienmarktes so zeigt sich, dass die Verlierer des letzten Jahres bisher die Gewinner sind. Die Branchen Energie und Rohstoffe liegen mit einem Wertzuwachs von ca. 4,5% an der Spitze. Finanzwerte, insbesondere Banken, bilden mit einem Wertrückgang von bis zu 33% das Schlusslicht. Der Euroland-Rentenmarkt konnte insgesamt als auch über alle Segmente eine sehr positive Wertentwicklung verzeichnen. Die Renditen von Bundesanleihen setzten ihren fallenden Trend fort und erreichten neue historische Tiefststände. Am stärksten sanken die Renditen in den langen Laufzeiten. Die sehr freundliche Entwicklung wurde im Wesentlichen durch die Staatsanleihenkäufe der EZB, dem sinkenden Renditeniveau in den USA und der immer wieder aufkommenden Suche nach sicheren Rentenanlagen befördert. Die Staatsanleihen der Peripherie hatten gegenüber den Staatsanleihen der Kernländer das Nachsehen. Belastungsfaktoren waren hier hauptsächlich die politische Instabilität. Während in Spanien Neuwahlen angesetzt werden mussten, gab es in Portugal mit der dem linken Lager zuzuordnenden Regierung eine teilweise Rücknahme der von der Vorgänger-Regierung eingeleiteten Reformen. Italien leidet weiterhin unter den Problemen der heimischen Banken. In Irland ist eine konservative Minderheitsregierung an der Macht. Dies und die Angst vor einem Brexit führten zu einer schwächeren Wertentwicklung irischer Staatsanleihen. Bei den Unternehmensanleihen war das Bild zweigeteilt. Während bis Anfang März sowohl Anleihen aus dem Finanzbereich als auch Anleihen des Nicht-Finanzbereichs höhere Risikoaufschläge verzeichneten und sich damit relativ schlechter als Staatsanleihen entwickelten, konnten Nicht-Finanzanleihen in einem bis zur Jahresmitte anhaltendem Rückgang der Risikoprämien Finanzanleihen deutlich überflügeln. Auslöser hierfür war die von der EZB beschlossene Ausweitung der Anleihenkäufe auf Unternehmensanleihen, die Nicht-Banken sind. Wie sind die Aussichten für das 2. Halbjahr 2016? Mit dem zu erwartenden Brexit kommt ein neuer bedeutender Einflussfaktor auf die Kapitalmärkte hinzu. Die gestiegene Unsicherheit dürfte die Investitionen in Großbritannien deutlich belasten. Eine Rezession im 3. und 4. Quartal ist nicht auszuschließen. Von Großbritannien gehen wachstumsdämpfende Impulse aus. Diese werden sich am ehesten auf den Euroraum und Deutschland auswirken. Die Folgen für die Wirtschaft in den USA dürften begrenzt sein. In China laufen die fiskalpolitischen Maßnahmen der Regierung aus. Hier könnten wieder die strukturellen Schwächen das Wachstum bremsen. In den Emerging Markets sollte die Stabilisierung der Konjunktur voranschreiten. In diesem Umfeld verschlechterter Wachstumsaussichten sollten die Zentralbanken eher stimulierende Maßnahmen beschließen. Die Bank von England könnte die Zinsen senken und auch das Aufleben des Anleihenkaufprogramms beschließen. In Euroland ist die EZB noch weit von ihrem Ziel einer höheren Inflation entfernt. Auch hier ist mit einer nochmaligen Lockerung der Geldpolitik zu rechnen. Das Potential weiterer Zinserhöhungen in den USA ist zumindest kurzfristig geringer geworden. Die FED wird die Bestätigung einer Zunahme der konjunkturellen Dynamik abwarten, um dann im Spätsommer über einen weiteren Zinsschritt zu entscheiden. Für den Rentenmarkt sind das gute Nachrichten. Das extrem niedrige Zinsniveau wird in Euroland länger Bestand haben. „Schützenhilfe“ bekommt der EuroStaatsanleihenmarkt von einem negativen Nettoangebot bis zum Ende des Sommers die EZB wieder ihre Käufe steigert. Da nur ein leicht geringeres Wachstum und eben keine Rezession zu erwarten ist, sollten Unternehmensanleihen auch weiter in der Gunst der Anleger stehen, zumal hier noch deutlich höhere Renditen zu erzielen sind. Die kontinuierlichen Käufe von Unternehmensanleihen der EZB bieten ebenfalls Unterstützung. Anleihen von Banken bilden hier eine Ausnahme und sollten daher zumindest untergewichtet sein. High Yield-Anleihen profitieren ebenfalls indirekt von den Käufen der EZB. Stabile Emittenten bieten hier die Möglichkeit eine Zusatzperformance zu erwirtschaf- ten. Für den Anleger, der höhere Wertschwankungen akzeptiert, sind Aktien weiterhin eine attraktive Alternative. Dies liegt an der niedrigen historischen Bewertung und hohen relativen Attraktivität zu Renten. Mit einem KGV von 11,4 liegt die Bewertung des Dax deutlich unterhalb seines langfristigen Durchschnitts von ca. 13,2. Die aktuelle Dividendenrendite von 3,1% liegt deutlich über der Rendite von Unternehmensanleihen. Auch im 2. Halbjahr gibt es eine Reihe von Unwägbarkeiten, die zu stärkeren Schwankungen an den Kapitalmärkten führen könnten. An vorderster Front steht hier sicher die Entwicklung in Großbritannien bezüglich der weiteren Umsetzung des Volksentscheids zum Austritt aus der EU. Aber auch die Wiederaufnahme des fallenden Wachstumstrends in China oder geopolitische Ereignisse wie z.B. die anhaltende Rivalität zwischen Iran und Saudi Arabien könnten zu Marktverwerfungen führen. Wir als Vermögensverwalter und als Ihr Berater legen Wert auf eine ausgewogene und krisenresistente Struktur unserer Anlagen. Die sich mit Sicherheit bietenden Chancen nutzen wir, um für Sie über den Kauf unterbewerteter Wertpapiere eine überdurchschnittliche Wertentwicklung zu erzielen. Wir sind uns unserer Verpflichtung und Verantwortung bewusst. Mit freundlichen Grüßen Ihr Thomas Herrmann
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