Kaletsch Bericht Kurs 1 vom 12.09.2015

Beate Kaletsch ∙ hessenARCHÄOLOGIE
Vom Fund zur Zeichnung
Einführung in das Zeichnen
archäologischer Funde 2015 in der Marburger Außenstelle des LfD
Vorab:
Alljährlich bietet die hessenARCHÄOLOGIE Abteilung Landesamt für
Denkmalpflege Hessen ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm für
ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. In diesem Rahmen fand, wie
schon in den Jahren zuvor, auch 2015 wieder ein Zeichenkurs in der
archäologischen Außenstelle des Amtes in Marburg statt. Dabei sollte den
interessierten Teilnehmern die Grundlagen des archäologischen Zeichnens und
damit auch das Lesen von wissenschaftlichen Abbildungen vermittelt werden.
Beim archäologischen Zeichnen von Fundobjekten ist es nicht nur notwendig
deren Formgebung und metrische Dimensionen exakt wiederzugeben, sondern
Material und die technologischen Merkmale der Herstellungsweise zu
dokumentieren. Diesbezüglich wird auf standardisierte Symbole
zurückgegriffen, um den späteren Bearbeitern und Betrachtern der
archäologischen Zeichnungen alle notwendigen Objektinformationen zu liefern.
Die zeichnerische Umsetzung dieser Erfordernisse verlangt sichere
Materialkenntnis und lange Erfahrung mit archäologischen Objekten. Insofern
können die Kurse der hessenARCHÖOLOGIE nur dazu dienen, den
Teilnehmen einen Zugang zu den archäologischen Dokumentationsarbeiten zu
liefern und ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich auch zukünftig weiterzubilden
zu können.
Fundobjekte werden in jeweils notwendigen maßgenauen Ansichten und
Schnitten in einem strengen rechtwinkeligen Schema zueinander dargestellt.
Beschädigungen werden in den Zeichnungen zum besseren Verständnis in
Andeutungen ergänzt. Wichtige Details können hervorgehoben und unwichtige
Merkmale (z.B. natürliche Farbvariationen) vernachlässigt werden. Im
Gegensatz zu Fotos oder Scans bietet eine archäologische Zeichnung eine
wissenschaftlich genaue Objektanalyse und alle relevanten Informationen eines
Fundobjekts für die weitere kulturelle Interpretation.
Der Kurs 2015:
Nach einer Einleitung und der Vorstellung der Teilnehmer begann der Kurs mit
Erklärungen zur Handhabung der Arbeitsgeräte.
Es wurden zunächst einige Abbildungstafeln zur Orientierung und Darstellung
unterschiedlicher Materialien besprochen. Darauf folgten Beispiele zur
zeichnerischen Darstellung von Scherben, etwa, wie und aus welchen Positionen
man Keramikscherben vermisst, wie die Messungen aufs Papier übertragen
werden und wie Schattierungen für eine plastisch wirkende Zeichnung
eingesetzt werden.
An vorbereiteten Zeichnungen wurde das Vermessen und Darstellen von ganzen
Gefäßen erläutert, insbesondere, wie man Verzierungen und Bemalungen
umsetzt und welche Schritte beim Zeichnen von Tüllen, Henkeln, Grapenfüßen
oder Applikationen zu beachten sind. Dabei konnte den Teilnehmern auch der
Unterschied zwischen einer künstlerischen und einer wissenschaftlichen, streng
metrischen Perspektive deutlich gemacht werden.
Die nächste Aufgabe war die zeichnerische Umsetzung von Steinartefakten. Das
betrifft Probleme wie: In welcher Orientierung werden Steinbeile, Schaber,
Stichel oder Faustkeile auf das Papier gebracht? Oder wie werden die
notwendigen technologischen Symbole beim Zeichnen eingesetzt? Wie schafft
man es, Seitenansichten in genau rechtwinkliger Stellung zur Aufsicht des
Fundes zu realisieren? Wie erfolgt eine Vermessung der Details von
Oberflächen und wie kann einer wissenschaftlich korrekten Darstellung
zusätzlich eine räumliche Imagination verliehen werden? Die Fülle dieser
Fragen kann und sollte selbstverständlich nicht nur theoretisch beantwortet,
sondern in praktischen Versuchen von den Kursteilnehmern probiert werden.
So konnten sie endlich damit beginnen, Fundstücke, die sie teilweise selbst
mitbrachten, zeichnerisch zu Papier zu bringen.
Mit Eifer gingen unsere Besucher an die Arbeit. Immer wieder tauchten Fragen
auf. Manchmal musste die Kursleiterin notwendige Zusatzhinweise geben,
manchmal konnten Probleme im Gedankenaustausch der Teilnehmer
untereinander gelöst werden. Und aus dem glühendem Interesse und manch
unerwartetem Talent entstanden nach und nach die ersten guten Resultate. Es
wurde diskutiert, Erfahrungen und Adressen wurden ausgetauscht und zum
Schluss waren alle müde aber auch glücklich, die Gewissheit zu besitzen, dass
die Funde der eigenen Sammlung nun so erfasst , und mit gutem Gewissen den
Wissenschaftlern im Landesamt vorgelegt werden können.
Auch der Kursleiterin selbst gab es ein gutes Gefühl, etwas aus den
Geheimnissen der archäologischen Forschung sinnvoll weitergegeben zu haben
und die nette Gewissheit, dass ihre Arbeit geschätzt wurde, zumal alle
Teilnehmer erfreut wären, bei einer Fortsetzung des Kurses wieder dabei sein
zu dürfen.