Beate Kaletsch ∙ hessenARCHÄOLOGIE Vom Fund zur Zeichnung Einführung in das Zeichnen archäologischer Funde 2015 in der Marburger Außenstelle des LfD Vorab: Alljährlich bietet die hessenARCHÄOLOGIE Abteilung Landesamt für Denkmalpflege Hessen ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. In diesem Rahmen fand, wie schon in den Jahren zuvor, auch 2015 wieder ein Zeichenkurs in der archäologischen Außenstelle des Amtes in Marburg statt. Dabei sollte den interessierten Teilnehmern die Grundlagen des archäologischen Zeichnens und damit auch das Lesen von wissenschaftlichen Abbildungen vermittelt werden. Beim archäologischen Zeichnen von Fundobjekten ist es nicht nur notwendig deren Formgebung und metrische Dimensionen exakt wiederzugeben, sondern Material und die technologischen Merkmale der Herstellungsweise zu dokumentieren. Diesbezüglich wird auf standardisierte Symbole zurückgegriffen, um den späteren Bearbeitern und Betrachtern der archäologischen Zeichnungen alle notwendigen Objektinformationen zu liefern. Die zeichnerische Umsetzung dieser Erfordernisse verlangt sichere Materialkenntnis und lange Erfahrung mit archäologischen Objekten. Insofern können die Kurse der hessenARCHÖOLOGIE nur dazu dienen, den Teilnehmen einen Zugang zu den archäologischen Dokumentationsarbeiten zu liefern und ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich auch zukünftig weiterzubilden zu können. Fundobjekte werden in jeweils notwendigen maßgenauen Ansichten und Schnitten in einem strengen rechtwinkeligen Schema zueinander dargestellt. Beschädigungen werden in den Zeichnungen zum besseren Verständnis in Andeutungen ergänzt. Wichtige Details können hervorgehoben und unwichtige Merkmale (z.B. natürliche Farbvariationen) vernachlässigt werden. Im Gegensatz zu Fotos oder Scans bietet eine archäologische Zeichnung eine wissenschaftlich genaue Objektanalyse und alle relevanten Informationen eines Fundobjekts für die weitere kulturelle Interpretation. Der Kurs 2015: Nach einer Einleitung und der Vorstellung der Teilnehmer begann der Kurs mit Erklärungen zur Handhabung der Arbeitsgeräte. Es wurden zunächst einige Abbildungstafeln zur Orientierung und Darstellung unterschiedlicher Materialien besprochen. Darauf folgten Beispiele zur zeichnerischen Darstellung von Scherben, etwa, wie und aus welchen Positionen man Keramikscherben vermisst, wie die Messungen aufs Papier übertragen werden und wie Schattierungen für eine plastisch wirkende Zeichnung eingesetzt werden. An vorbereiteten Zeichnungen wurde das Vermessen und Darstellen von ganzen Gefäßen erläutert, insbesondere, wie man Verzierungen und Bemalungen umsetzt und welche Schritte beim Zeichnen von Tüllen, Henkeln, Grapenfüßen oder Applikationen zu beachten sind. Dabei konnte den Teilnehmern auch der Unterschied zwischen einer künstlerischen und einer wissenschaftlichen, streng metrischen Perspektive deutlich gemacht werden. Die nächste Aufgabe war die zeichnerische Umsetzung von Steinartefakten. Das betrifft Probleme wie: In welcher Orientierung werden Steinbeile, Schaber, Stichel oder Faustkeile auf das Papier gebracht? Oder wie werden die notwendigen technologischen Symbole beim Zeichnen eingesetzt? Wie schafft man es, Seitenansichten in genau rechtwinkliger Stellung zur Aufsicht des Fundes zu realisieren? Wie erfolgt eine Vermessung der Details von Oberflächen und wie kann einer wissenschaftlich korrekten Darstellung zusätzlich eine räumliche Imagination verliehen werden? Die Fülle dieser Fragen kann und sollte selbstverständlich nicht nur theoretisch beantwortet, sondern in praktischen Versuchen von den Kursteilnehmern probiert werden. So konnten sie endlich damit beginnen, Fundstücke, die sie teilweise selbst mitbrachten, zeichnerisch zu Papier zu bringen. Mit Eifer gingen unsere Besucher an die Arbeit. Immer wieder tauchten Fragen auf. Manchmal musste die Kursleiterin notwendige Zusatzhinweise geben, manchmal konnten Probleme im Gedankenaustausch der Teilnehmer untereinander gelöst werden. Und aus dem glühendem Interesse und manch unerwartetem Talent entstanden nach und nach die ersten guten Resultate. Es wurde diskutiert, Erfahrungen und Adressen wurden ausgetauscht und zum Schluss waren alle müde aber auch glücklich, die Gewissheit zu besitzen, dass die Funde der eigenen Sammlung nun so erfasst , und mit gutem Gewissen den Wissenschaftlern im Landesamt vorgelegt werden können. Auch der Kursleiterin selbst gab es ein gutes Gefühl, etwas aus den Geheimnissen der archäologischen Forschung sinnvoll weitergegeben zu haben und die nette Gewissheit, dass ihre Arbeit geschätzt wurde, zumal alle Teilnehmer erfreut wären, bei einer Fortsetzung des Kurses wieder dabei sein zu dürfen.
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