Im Boden versteckt sich Geschichte. Das archäologische Inventar der Bodenaltertümer in Ennetmoos Noch vor 200 Jahren wurde viel weniger aufgeschrieben als heute. Wenn wir wissen wollen, wie unsere Vorfahren lebten, können oft nur archäologische Quellen Auskunft geben. Um die archäologischen Quellen nicht zu verlieren, haben Kanton und Gemeinde gemeinsam planerische Grundlagen geschaffen. «Archäologie» ist ein griechisches Wort und bedeutet ursprünglich «Altertümerkunde». Heute hat die Archäologie zum Ziel, mit natur- und geisteswissenschaftlichen Methoden Aussagen zur Lebensweise und Kultur unserer Vorfahren zu gewinnen. Das ist vor allem für jene Epochen wichtig, aus denen es keine schriftliche Überlieferung gibt oder in denen die Menschen nur wenig aufgeschrieben haben. Archäologische Zeugnisse im Boden Die archäologischen Altertümer finden sich meist im Boden versteckt. Archäologische Quellen, die das Leben unserer Vorfahren bezeugen, können vielfältig sein: Überreste von Häusern, verlorene oder weggeworfene Alltagsgegenstände und Werkzeuge. Aber auch Jagd- und Kriegswaffen, manchmal sogar Münzen, Kleidungsstücke und sogar Essensreste. Oft bringt nur der Zufall archäologische Altertümer zum Vorschein: Beim Umpflügen eines Feldes oder beim Ausreissen eines Baumstrunkes wird eine verlorene Hellebarde gefunden. Beim Aushub einer Baugrube stösst man auf ein altes Grab oder auf ein Mauerfundament. Archäologische Zeugnisse sind dabei oft gar nicht als solche erkennbar. Die Hellebarde sieht zunächst nur wie ein komischer Erdklumpen aus, das Mauerfundament wirkt vielleicht nicht so alt, wie es ist. Die ältesten heute bekannten archäologischen Funde im Kanton stammen übrigens aus der Pfahlbausiedlung in Kehrsiten, die 2003 entdeckt worden ist. Die Untersuchung hat ergeben, dass diese Siedlung mindestens während der Zeit zwischen 4000 und 3100 v.Chr. – also noch in der Jungsteinzeit – bewohnt war. Inventar der Bodenaltertümer Alle archäologischen Funde sind mit ihrem Fundort in einer Datenbank des Staatsarchivs gespeichert. Sie bildet die Basis für das Inventar der Bodenaltertümer. Wo gehäuft Funde gemacht worden sind, wurden archäologische Zonen in einem Inventar planerisch festgehalten. Das Inventar wurde von der Gemeinde und der Fachstelle für Archäologie gemeinsam erarbeitet. Die archäologischen Zonen im Inventar dienen der Fachstelle und der Gemeinde als «Frühwarnung»: Werden in einem solchen Gebiet Erdarbeiten – etwa Leitungsgräben oder ein Aushub für einen Neubau – geplant, werden die Vorhaben der Fachstelle gemeldet. Diese stellt mit geeigneten Massnahmen sicher, dass wichtige Funde korrekt dokumentiert und geborgen werden. Behördenverbindlich, keine Eigentumsbeschränkung Das Inventar der Bodenaltertümer dient der besseren Planbarkeit von Bauarbeiten. Das Inventar ist behördenverbindlich, d. h. dass Behörden Bauprojekte in den archäologischen Zonen der Fachstelle zu melden haben. Private Eigentümerinnen und Eigentümer sind durch das Inventar in ihren Rechten nicht direkt betroffen. Die archäologischen Zonen sind nicht geschützt, es liegt keine Eigentumsbeschränkung vor. Die Inventare weisen behördenverbindlich diejenigen Gebiete aus, in denen wertvolle archäologische Fundorte zu vermuten sind. Wenn Erdarbeiten in einer Zone früh bekannt sind, können archäologische Abklärungen ohne oder nur mit geringen Bauverzögerungen durchgeführt werden. Private müssen solche Abklärungen und allfällige Rettungsgrabungen zulassen. Dass ein Bauvorhaben nicht ausgeführt werden kann, ist dagegen unwahrscheinlich. Mit der Aufnahme eines Gebiets in das Inventar ist keine Unterschutzstellung beabsichtigt. Die archäologischen Zonen in Ennetmoos In Ennetmoos enthält das Inventar sieben archäologische Zonen. 1. Drachenloch. Die Höhle in der Drachenfluh am Mueterschwandenberg hat eine markante Lage über dem Drachenried, mit prähistorischer Fundschicht aus der Bronzezeit. 2. St. Jakob. Mittelalterliche Kapelle, Friedhof und beigabenloses Gräberfeld. Der älteste bisher belegte Kapellenbau stammt aus dem 13./14. Jahrhundert. Und besass bereits eine bemerkenswerte Grösse. Vorgängerbauten sind nicht auszuschliessen. Die Gräber könnten sowohl zu einem älteren Gräberfeld (evt. frühmittelalterlich) oder auch zu einem frühen Kirchhof gehören, der später aufgehoben wurde. 2013-33 3. Burgruine Rotzberg. Die Burg gilt als eine der frühesten und als die einst wichtigste Burganlage Nidwaldens. Zur im 11./12. Jahrhundert bestehenden Burg liegen keine Schriftquellen vor. Möglicherweise wurde sie durch die Freiherren von Rotenburg errichtet. 4. Allweg, Sandhubel. Im Zusammenhang mit der Herrichtung des Schwingplatzes stiess man in den 1940er Jahren nördlich des Allwegdenkmals auf Gräber. Möglicherweise handelte es sich um ein frühmittelalterliches, beigabenloses Gräberfeld. 5. Allwegkapelle. Gedächtniskapelle von Drachentöter Struthan Winkelried und Arnold Winkelried, ca. 1640. Der Drachenkampf Struthan Winkelried erscheint erstmals in der Etterlin-Chronik 1507; ab 1670 Neubau und „Zusammenlegung“ mit einer ehemaligen Drachenkapelle im Ried. 6. Drachenkapelle im Ried. Unterhalb der Allweghöhe auf dem Ried wurde die Kapelle um 1670 abgebrochen. Die Kapelle wurde 1664 im Andenken an den Drachentöter genannt. 7. Rotzschlucht und Industriegebiet Rotzloch. Industriegebiet am Ausgang der Rotzschlucht an der Mündung des Mehlbaches in den Alpnachersee. Ältestes für Nidwalden nachgewiesenes Industriegebiet mit Mühle, Papierwerktatt (1597), Badhaus. Oeltrotte, Pulvermühle, Sägerei, Gerberei und Eisenschmelze. 1882 wurde die Zementfrabrik Rotzloch errichtet. Nach 1927 wurden Strassenbau- und Natursteinfirmen gegründet, deren grosse Steinbrüche das heutige Bild prägen. Das Inventar und die archäologischen Zonen sind auf dem Portal der GIS Daten AG (www.gisdaten.ch) einsehbar. Weitere Auskünfte können Sie bei der kantonalen Fachstelle für Archäologie einholen. www.archaeologie.nw.ch 2013-33
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